WiiWare-Review von Lars Peterke () | 02.08.2009
Würde jemand nach einem der schlechtesten Videospiele aller Zeiten fragen, dann wäre eine sichere Antwort wohl „Superman 64“. Worte können nicht beschreiben, wie schlimm dieses Spiel ist. Genau hier kommt dann ein großes Problem für den fleißigen Redakteur auf, der den Titel testet. Was soll man schreiben, wenn man keine Worte findet, um zu beschreiben wie schlimm ein Spiel ist? Was, wenn es prinzipiell reichen würde, wenn man in Arial, Schriftgrad 32 (fett, unterstrichen, kursiv) einfach „Finger weg!“ schreibt? Zeit dieses Problem anzugehen. Denn „PLÄTTCHEN: Twist ‚n‘ Paint“ steht auf dem Prüfstand.
Also, beginnen wir mit den Basics. Das ist der Teil in diesem Review, den sicherlich jeder ohne Probleme verstehen dürfte. „PLÄTTCHEN“ ist ein Puzzle-Spiel des österreichischen Entwicklers BPlus. Zumindest soll es sowas wie ein Puzzle-Spiel sein. Das Prinzip des Spiels ist es, quadratische Felder gleicher Farbe aufzulösen. Hierzu benutzt man die Wii-Fernbedienung, die als Pointer auf den Bildschirm gerichtet wird. Auf dem Bildschirm wird dann eine Art zweifarbiges Rad angezeigt. Nun muss man die Wii-Fernbedienung wie eben dieses Rad drehen, um eine der zwei Farben zu erhalten. Diese kann man dann mit dem A-Knopf auf das gerade anvisierte Quadrat feuern und dieses mit anliegenden Quadraten einfärben bis sie dann irgendwie verschwinden und man irgendwie das Puzzle, Level, oder was auch immer absolviert hat.
Das „irgendwie“ kommt in erster Linie vom Tutorial des Spiels. Das ist nämlich eigentlich nicht vorhanden und besteht nur aus ein paar grob bebilderten Seiten Text, die einem versuchen das Spiel zu erklären, leider jedoch ohne Erfolg. Die Tatsache, dass man noch Gravität, nachrückende Quadrate, Rumble-Effekte und Sonderfelder beachten muss, ist hier der ausschlaggebende Faktor. Blöderweise werden alle diese Faktoren sofort auf den Spieler abgeladen. So erlernt ihr nicht zu Beginn einige Grundlagen, bevor neue Gameplayelemente dazukommen, sondern müsst sofort alles verstanden haben. Dabei ist ergänzend zu erwähnen, das das Drehen der Wii-Fernbedienung nicht gerade perfekt funktioniert, bzw. die Art der Steuerung unglücklich gewählt ist. Gerade bei Puzzles, in denen ihr unter Zeitdruck steht, wird dies zu einem echten Hinderniss. „PLÄTTCHEN: Twist ‚n‘ Paint“ entzieht sich damit also der Goldregel „Einfach zu lernen, schwer zu meistern“, die eigentlich Faustformel für jeden guten Puzzler ist, denke man beispielsweise an „Tetris“ oder „Tetris Attack“.
Jetzt, wo also klargestellt ist, dass dieses Spiel nicht zu verstehen ist, respektive nicht funktioniert, sind auch alle anderen Merkmale des Spiels recht flott abgefrühstückt. Es gibt zwar einige andere Spielmodi, diese bringen einem aber nichts, wenn man diese ebenfalls nicht versteht. Auch die vielen Puzzles (laut dem Hersteller über 500) sind damit nutzlos. Schließlich schafft man nicht einmal das erste. Ebenfalls nett: „PLÄTTCHEN: Twist ‚n‘ Paint“ ist im europäischen WiiWare-Shop 500 Punkte teurer als im amerikanischen Shop. Warum? Na, mal alle raten. Genau: Keine Ahnung! Wegen einem Punkt lohnt sich der Kauf dann fast aber doch: der Story. Die ist so absurd, dass man sich fast schon die Kugel geben will. Zusammengefasst lautet diese ungefähr so:
7 Milliarden Jahre in der Zukunft ist die Sonne an der Spitze ihres Lebens angekommen und scheint hell. Hier werden die „ZeLeLi“ geboren. Diese Zahnräder werden innerhalb der Sonne geboren und schwirren aus um den Samen von Leben und Licht in der Welt zu verbreiten. Doch wo Licht ist, existiert auch Schatten, der diese Kraft für immer versiegeln will. Die „Black Plättchen“ wollen die „ZeLeLi“ absorbieren und ihre Kraft nehmen. Als Mitglied einer Gruppe fortschrittlicher Wesen, die die Erde beschützen, müsst ihr nun eure Fantasie einsetzen um die „Black Plättchen“ zu vernichten und uns alle zu retten.
Es ist uns bei NintendoWiiX sehr wichtig, dass wir an dieser Stelle ganz klar betonen, dass dies unser voller Ernst ist. Diese Storybeschreibung kann in fragwürdiger, englischer Fassung auf der offiziellen Webseite des Spiels nachgelesen werden. An dieser Stelle möchten wir auch noch mal auf den ironischen Satz entschuldigen, der einige Zeilen weiter oben steht. Natürlich sollte man dieses Spiel nicht wegen seiner Story kaufen.
Fazit:
Offenbar bin ich zu dumm für dieses Spiel. So dumm, dass ich es in Großbuchstaben auf meine Stirn tätowieren müsste. Leider bleibt mir die Genialität der Entwickler verschlossen und ich komme nicht hinter das sicherlich bahnbrechende Konzept von „PLÄTTCHEN: Twist ‚n‘ Paint“. Aber Scherz beiseite, Butter bei die Fische: ich bin nicht dumm. Und so toll die dutzenden Features und Modi sich in der Spielbeschreibung anhören, im Endeffekt scheitern sie alle an der nicht optimalen Steuerung, vor Allem aber an der nicht hinreichenden Erklärung. Der Spieler wird so sehr erschlagen, dass es schon fast einem Kunststück gleicht, um nach viel Einarbeitungszeit irgendwann einen Spaßmoment aus dem Titel heraus zu kitzeln. Also Finger weg bitte. Wirklich.
Von Lars Peterke
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