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Final Fantasy Crystal Chronicles: My Life as a King
WiiWare-Review von Andreas Held (mail) | 07.06.2008

Wenn man gerne ein Wii-Spiel mit einem großen Namen veröffentlichen, die A-Teams jedoch lieber an grafisch opulenten Umsetzungen für die HD-Konsolen werkeln lässt, macht man ein Spin-Off. Auf Wii gibt es nach diesem Motto schon eine ganze Reihe guter (Sonic and the Secret Rings) und schlechter (Soul Calibur Legends) Beispiele. Auch Square-Enix kann davon schon länger ein Lied singen; sie sind nämlich verantwortlich für ein durchschnittliches Action-RPG namens Final Fantasy Crystal Chronicles, das hinter seinem Vorbild zurückblieb und die Fans enttäuschte. Trotzdem sind die Crystal Chronicles mittlerweile zu einer echten Spinoff-Serie avanciert, die nun auch noch für WiiWare umgesetzt wurde. Final Fantasy Crystal Chronicles: My Life as a King ist jedoch kein Action-RPG, weshalb wir es hier mit einem Spin-Off eines Spin-Offs zu tun haben.

Wie sieht ein Tag im Leben eines Königs also aus? Nun, zuerst einmal erhaltet ihr von eurer süßen Beraterin alle Informationen über den Vortag: Wie haben sich eure Kämpfer geschlagen, wie viel Geld und Elementite habt ihr verdient (Erklärungen folgen, keine Sorge). Danach geht es daran, neue Missionen an den Anschlagsbrettern in der Stadt zu postieren. Dazu wählt ihr auf der Weltkarte einen der verfügbaren Dungeons aus und entscheidet euch danach für eine Aufgabe, die vom Erforschen bisher unbekannter Gebiete über das Besiegen des dort ansässigen Bosses bis hin zum Bergen eines seltenen Items oder einfach dem Sammeln von Erfahrungspunkten reichen kann. Leider kann man nicht selbst an diesen Missionen teilnehmen, sondern schickt zuvor rekrutierte Abenteurer in die Dungeons - und kann dann schon ein bisschen neidisch werden, wenn man sich die Beschreibungen der einzelnen Dungeons ansieht, seine Fantasie anschmeißt und sich vorstellt, wie die Spielwelt wohl aussehen mag. Danach geht es in die Stadt, wo ihr zunächst mit euren Abenteurern redet und sie (je nach Fähigkeiten und Verfassung) auf die Mission schickt oder doch lieber beschließt, dass sie in weniger gefährlichen Gebieten trainieren oder sich zu Hause ausruhen sollen. Haben alle eine Aufgabe, kümmert ihr euch um den Aufbau der Stadt, wofür ihr das erwähnte Elementite braucht, das eure Gefolgsleute aus den Dungeons bergen. Zunächst einmal braucht ihr Wohnhäuser, damit Steuerzahler und potentielle Abenteurer überhaupt erst zur Verfügung stehen, Läden in denen sich die Einwohner mit Nahrung versorgen können, Parkanlagen und so weiter. Aber auch um eure Kämpfer müsst ihr euch kümmern und Waffen- und Itemläden sowie später Akademieen bauen, an denen sie sich zu Magiern ausbilden lassen und Zauber lernen können. Und auch wenn ihr diese Bauten nicht selbst nutzen könnt, macht es zumindest Spaß zu sehen, wie sich eure Abenteurer als kleine, autonome Intelligenzen in eurer Kreation zurechtfinden, sich selbstständig mit Ausrüstung eindecken und in der Taverne Gruppen bilden, bevor sie die Stadt verlassen. Danach werdet ihr über Einblendungen über die Fortschritte eurer Gefolgsleute auf dem Laufenden gehalten und könnt am nächsten Tag noch mal in Ruhe nachlesen, wer sich gegen welchen Gegner bewähren musste, wer Erfolg hatte und wer sich schon auf dem Hinweg verlaufen hat. Im Prinzip ist My Life as a King das RPG-Äquivalent zu einem Fußballmanager, nur dass ihr hier nicht neue Spieler kauft, das Stadion ausbaut und Trainingspläne erstellt, um eure Mannschaft dann auf's Feld zu schicken, sondern eure Stadt ausbaut und neue Abenteuerer anwerb und lenkt, damit sie sich in den Dungeons bewähren können. Gewürzt ist das Ganze mit ein paar Elementen aus Aufbauspielen wie Theme Park oder Sim City, sodass unterm Strich ein Spiel mit überraschend viel Suchtpotential herauskommt, das durch seine positive Atmosphäre in die schwer zu umschreibende Kategorie "man lächelt, während man es spielt" fällt.



Etwas in die Kritik geraten ist der neue Teil der Crystal Chronicles durch seinen Preis, denn zu den ohnehin schon happigen 1.500 Wii-Points kommt noch eine ganze Stange Download-Content dazu, die den Preis insgesamt über 30€ treibt. Das kann man nun sehen wie man will, Fakt ist aber, dass der Titel auch ohne die Zusatzinhalte voll spielbar ist. Gimmicks wie herunterladbare Kostüme haben ohnehin nur kosmetische Effekte, aber auch die neuen Rassen bieten rein optische Neuerungen, da sie keine Fähigkeiten mitbringen, die andere Charaktere nicht auch erlernen könnten. Was bleibt, sind ein gutes Dutzend neuer Dungeons, die aber auch nichts Neues bieten und, da man sie ohnehin nicht selbst betreten kann, eher witzlos sind. Anstatt also weitere 800 Wii-Points für die Rassen auszugeben, sollte man diese lieber in Lost Winds investieren, wo sie wesentlich besser eingesetzt sind. Dazu sei noch gesagt, dass der Preis von etwa 15€ für die "Core-Version" des Spiels völlig zu rechtfertigen ist. Final Fantasy Crystal Chronicles: My Life as a King sieht (selbst gemessen an Vollpreisspielen) toll aus, hat einen tollen Soundtrack, bietet einen sehr ordentlichen Umfang von ca. 20 Stunden und macht uns letztendlich einfach nur Spaß.

Fazit:
Natürlich kann man immer darüber meckern, dass man die Dungeons nicht selbst betreten kann, aber wenn das nun auch noch möglich wäre, könnte man das Spiel auch gleich zum Vollpreis in den Laden stellen - irgendeinen Grund muss es ja haben, dass der Titel für gut ein Viertel des normalen Verkaufspreises zu haben ist. Vielleicht wird ja sogar genau das passieren, wenn denn endlich mal Final Fantasy Crystal Chronicles: The Crystal Bearers auf den Markt kommt, das schon angekündigt wurde, als die Wii noch Revolution hieß. Ganz unplausibel ist das nicht, denn die Charaktere im Spiel ziehen den König so auffällig oft damit auf, dass er wohl selbst sehr gerne mitkämpfen würde, dass man glauben könnte, dass Square-Enix hier eine gewisse Anfütterungstaktik fährt und darauf hofft, dass alle Spieler, die im WiiWare-Titel ein Verlangen nach der Erforschung der Dungeons aufgebaut haben, am Releasetag des Vollpreisspiels zitternd in den Laden rennen (doch dann kostet es 60€!) Momentan sollten wir uns also einfach zufrieden geben mit dem, was wir haben, und das ist ein Spiel mit einem tollen Preis-Leistungs-Verhältnis, das sich aus den erwähnten Gründen selbst hinter den meisten Vollpreis-Spielen nicht verstecken muss. Uns macht Final Fantasy Crystal Chronicles: My Life as a King jede Menge Spaß!

Von Andreas Held
WiiX Wertung: 9/ 10



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