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Robox
WiiWare-Review von Tim Herrmann (mail) | 21.10.2010

Handgezeichnetes 2D ist seit Neuestem wieder mehr als salonfähig. Die 2D-Revolution im Allgemeinen ist auf Nintendos Konsole schon mehr als eindeutig und anhand der Neuerscheinungen mit Gameplay von links nach rechts klar ablesbar. Doch unter Titeln wie Donkey Kong Country Returns oder New Super Mario Bros. Wii gibt es auch zahlreiche Titel, die sich strikt weigern, 3D-Modelle im 2D-Gameplay zu verwenden. A Boy and His Blob beispielsweise vertraute auf comichafte 2D-Animationen im Bilderbuchstil. Und davor schon hatten Wario Land – The Shake Dimension und vor allem Muramasa – The Demon Blade grafisch in ihrer interaktiven und künstlerisch wertvollen Comic-Form überzeugt. Mit Robox erschien nun vor kurzem ein Spiel für WiiWare, das in Spanien entwickelt wurde und durch sein 2D-Gameplay besonders zugängliche, aber trotzdem intensive Spielerfahrungen in schöner handgezeichneter Comic-Umgebung bieten will. Wir betrachten es für euch im WiiWare-Review.

Schön…
Robox dreht sich um einen kleinen Erkundungsroboter, der im wahrsten Sinne des Wortes aus heiterem Himmel auf einen fremden Planeten fällt und diese unbekannten Landschaften fortan erkunden soll. Die Geschichte ist damit abgehandelt. Die Entwickler von DreamBox Games haben ihr Prinzip, ihre Grundidee von Beginn an mit dem Metroid-Franchise verglichen und sich damit selbst eine hohe Messlatte gelegt: Der kleine Roboter sollte mit der Zeit immer neue Fähigkeiten gewinnen und damit wiederum neue Bereiche erschließen können.



Die ersten Spielsekunden stimmen dabei durchaus optimistisch. Denn zumindest auf der optischen Ebene, die ja nunmal das Erste ist, was man sieht, macht Robox einen ordentlichen Eindruck. Die Umgebungen sind bunt und mit satten Farben gestaltet, die Fauna blüht in exotischen Variationen. Und der kleine Roboter bewegt sich mit geschmeidigen Animationen über den Planeten.

Ab und zu gibt es mit dem Grafikstil aber nichtsdestotrotz ein paar Schwierigkeiten: So gibt es auf dem Boden von Zeit zu Zeit stachelige Pflanzen, die den kleinen Robo-Erkunder Energie kosten. Sie heben sich aber so gut wie gar nicht vom Rest der Umgebung ab, sodass ihre Schadhaftigkeit oft erst dann offenbar wird, wenn es schon zu spät ist. Außerdem sehen einige Gegner geradezu wie in die Umgebung hineinkopiert aus. Zwischen ihnen und dem Boden ist manchmal eine merkwürdige Schicht Nichts, was dann nicht besonders authentisch herüberkommt und zusammengewürfelt aussieht.

Alles in allem punktet Robox mit seinem grafischen Stil aber dennoch und hat vielen 08-15-3D-Titeln damit schon von der ersten Sekunde an einiges voraus.

…Aber spielerisch kantig
Wäre da also nicht diese lästige Sache mit dem Gameplay, könnte man Robox schon jetzt als gutes (weil schönes) Spiel abtun. Doch im Zentrum der Bewertung steht nach wie vor die Frage nach dem Spielspaß, nach dem Spieldesign und nach der Funktionalität von Spielprinzip und Steuerung. Schlichtweg: Macht das Spiel Spaß? Und da schneidet der Titel aus Spanien nicht gut ab.

Allem voran geht die Sprungmechanik, in einem zweidimensionalen Action-Platformer natürlich das A und O. Dieses Sprungsystem ist in Robox leider völlig misslungen. Bei Druck auf den Zwei-Knopf springt der Roboter. Und zwar fast immer gleich hoch. Und der Sprung dauert fast immer gleich lang. Zu lang. Eine Anpassung der Sprunghöhe ist zwar durch kürzeren oder längeren Tastendruck möglich, erfordert aber einiges an Fingerspitzengefühl. Ein einfaches Überspringen eines Gegners wird damit zur Tortur, das einfache Passieren einer gefährlichen Pflanze wird zur Tortur, das Ausweichen vor einem Hindernis wird zur Tortur. Und damit wird das halbe Spiel zur Tortur. Dazu kommt auch noch eine völlig missratene Schussmechanik. Der Roboter kann immer nur stur geradeaus schießen. Eine leichte Veränderung des Winkels, um anrasende Gegner auszuschalten, ist nicht möglich.



Kombiniert mit einem gnaden- und kompromisslosen Gesundheitssystem mit lediglich drei Energiebalken wird das Spiel damit schon in der ersten Spielstunde frustrierend. Drei schnell eingefangene unnötige und in jedem anderen Spiel unheimlich leicht zu vermeidende Treffer werfen einen ständig zurück an einen Checkpoint – da hilft es auch nichts, dass die kleinen Speicherpunkte relativ großzügig verteilt sind.

Spielerisch gute Ideen gehen in dieser eckigen, kantigen und schlecht ausgefeilten Fehleransammlung leider unter. Ab und zu verlagert sich das Spielgeschehen z.B. ins Innere des Roboters, wo man kleine Rätsel lösen darf, um neue Funktionen freizuschalten. Mit der Zeit werden diese kurzen Herausforderungen komplexer und zu einem erfrischenden, abwechslungsreichen Spielbestandteil, aber zu oft hat man einfach nicht die Motivation, sich durch die grobschlächtig designten und grob ungefeilten Levels zu kämpfen, so schön sie auch aussehen mögen.

Fazit:
Robox ist ein Spiel mit vielen guten Ideen, das noch dazu grafisch klasse aussieht. Es versucht immer wieder, sich spielerisch abwechslungsreich zu gestalten und zeigt, dass seine Entwickler mit viel Herzblut und Liebe bei der Sache waren. Leider bricht die missglückte Spielbarkeit dem Konzept insgesamt gesehen das Genick. Die Kontrolle des trägen Roboters ist unnötig schwergängig, der Schwierigkeitsgrad besonders am Anfang unfair angesetzt und die Sprung- und Schussmechanik unerträglich zäh, starr und ungenau. So bleibt ein Spiel mit viel Potential, aber leider ebenso vielen Fehlern. Die Entwickler müssen jetzt daraus lernen und ihre Liebe zum Detail beibehalten, dann wird man auch ein richtig gutes Spiel entwickeln können. Zum jetzigen Zeitpunkt ist Robox aber nicht mehr als Durchschnitt, denn auf jede gute Idee folgt ein ärgerlicher Fehler im Feinschliff, der die guten Ansätze wieder ausbügelt.

Von Tim Herrmann
WiiX Wertung: 5/ 10



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