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Max and the Magic Marker
WiiWare-Review von Tim Herrmann (mail) | 24.01.2010
Dänemark war bisher nicht bekannt dafür, ein Videospielmekka zu sein. Umso überraschender war es, dass der dänische Kleinentwickler Press Play mit seiner WiiWare-Neuankündigung Max and the Magic Marker im letzten Sommer gleich für einiges Aufsehen sorgte. Das Konzept, Gegenstände in eine bunte Comic-Welt zu malen, war zwar nicht ganz neu. Interessant sah es aber trotzdem aus, wie sich die Kritzeleien physikalisch korrekt zum Rätsellösen verwenden ließen. Jetzt ist Max and the Magic Marker nach dreimonatiger Verspätung endlich für WiiWare erschienen und wir unterziehen das dänische Abenteuer einem Test.

Frechdax Max
Die erste Frage, die man sich stellen könnte, wäre wohl: Wer ist eigentlich dieser Max, der 20 Prozent des Spielnamens für sich einnimmt? Nun, Max ist ein einfacher kleiner Junge mit viel Fantasie. Vielleicht zu viel Fantasie. So viel Fantasie, dass sie für ihn sogar zur Gefahr wird, als eines Tages durch irgendeinen verrückten Zufall ein magischer Filzstift durch den Briefschlitz flattert, der alle Zeichnungen des kleinen Bengels zum Leben erwachen lässt. Unglücklicherweise lösen sich auch böse Tintenmonster aus ihrem Papiergefängnis und terrorisieren Max auf seiner Reise durch die eigene Fantasiewelt.

Diese Fantasiewelt gibt es grundsätzlich in zwei Modi zu sehen: Zum einen im still stehenden handschriftlichen Krakel-Look eines Sechsjährigen und zum anderen in ausdefinierter 2D Comic-Optik mit simplen, aber schönen und strahlend bunten Hintergründen. Im ersten Modus, den ihr durch gleichzeitigen Druck auf A- und B-Knopf öffnet, steht das Geschehen still und ihr habt alle Zeit der Welt, um mit dem magischen Marker alle möglichen Zeichnungen in die Welt zu setzen, die erst dann zum "Leben" erwachen, wenn ihr wieder in den Standardspielmodus wechselt. Nächste Frage: Warum stand das "Leben" gerade in Anführungszeichen?



Aus Linien werden Gegenstände
Wenn ihr durch Druck auf den A-Knopf in Verbindung mit einem Schwenk der Wii-Remote (oder besser: dem Pointer) eine Linie in die Luft malt, bleibt sie nicht einfach unbeirrt dort stehen, wo sie gezeichnet wurde, sondern richtet sich den Gravitationsgesetzen entsprechend gen Boden. Dagegen kann der fantasievolle Knirps nicht einmal in seiner eigenen, selbst kreierten Welt etwas ausrichten. Die Zeichnungen leben natürlich nicht direkt, sind aber auch keine abstrakten Hilfslinien, sondern haben tatsächlich die Eigenschaften von Gegenständen. Lasst ihr ein rundes Liniengewirr beispielsweise auf eine Wippe fallen, katapultiert dessen Gewicht euch von der anderen Seite der Wippe aus in die Luft. Setzt ihr eine Linie wie einen Hebel an einen runden Stein an, wird der Hebeleffekt ihn mühelos in Bewegung setzen - spätestens wenn ihr auch dort noch mit einem Gewicht nachhelft.

Das hört sich bisher so an, als biete Max and the Magic Marker tatsächlich die utopischen 1001 Möglichkeiten, gespielt zu werden, die Entwickler immer gern anbieten. Ganz so viel Raum für Freiheit und Kreativität bietet das Download-Spiel für 1.000 Punkte dann aber doch nicht. Die Entwickler haben verschiedene Interpretationen von unterschiedlichen Linien und Linientypen eingebaut - zum Beispiel Linien als Schutzdach vor saurem Regen, Linien als Gondeln, Linien als Treppen, Brücken, Steine, Hebel oder Wippen. Darüber hinaus stößt der Titel aber schnell an Grenzen: Seile zum Beispiel können nicht gezeichnet werden, komplexere Gebilde scheitern daran, dass nicht genug Tinte zur Verfügung steht.

Das ist allgemein ein recht unverständlicher Punkt, den man an Max and the Magic Marker kritisieren kann bzw. muss. Über jedes Level sind großzügig Checkpoints verteilt, an denen man neu beginnen kann, wenn Max aus Versehen nach einem Feindtreffer zu Boden geht. Doch an jedem dieser Checkpoints wird stets auch der bisherige Tintenvorrat komplett geleert, den ihr im vorangegangenen Abschnitt gesammelt habt. Tinte steht euch nämlich nicht unendlich zur Verfügung. Dadurch sind dann zunächst wieder nur simple, minimalistische Linien oder einfache Treppengebilde möglich - die Möglichkeit zur Kreativität wird hiermit gezielt unterbunden. Warum lässt man den Spieler nicht einfach über das Level hinweg Tinte sammeln und sammeln, damit er dann immer größere Gebilde zeichnen kann?

Die Physik-Engine im Hintergrund funktioniert dafür die meiste Zeit ziemlich gut, auch wenn natürlich manchmal ärgerliche Missinterpretationen mit Selbstgezeichnetem nicht zu vermeiden sind und Wipp- oder Hebeleffekte schon an kleinen Schnörkeln auftreten, die beim Zeichnen eigentlich gar nicht beabsichtigt waren. Aber das ist nunmal der Nachteil der Wiimote - wie mit einer PC-Maus ist wackelfreies Zeichnen hier nur sehr schwer möglich - eure Treppen werden schief und krumm und eure Brücken manchmal zu steil sein, sodass Max an deren Steigung scheitert und ihr neu zeichnen müsst. Das ist nicht unbedingt Schuld des kleinen, kreativen Spiels - trotzdem kann man sich fragen, ob das Konzept auf dem Nintendo DS mit dem Touchscreen nicht besser aufgehoben gewesen wäre, wo eine direkte Eingabe und ein leichteres Zeichnen von Hand möglich gewesen wäre.



Wiederspielwert und Interaktives
Insgesamt gibt es drei Welten in Max and the Magic Marker (Wiesenlandschaften, Piratenbucht und Chemiefabrik), die jeweils in fünf Level aufgeteilt sind, für die man in etwa je fünf bis zehn Minuten braucht. In ca. zwei bis drei Stunden kann man Max and the Magic Marker also relativ stressfrei durchspielen. Wobei das "stressfrei" sich eher auf die Zeit bezieht. Max and the Magic Marker kann manchmal wegen Schwierigkeiten mit dem Zeichnen und kleineren Ungenauigkeiten in der Steuerung nämlich recht knifflig werden und dem Spieler leichte Aggressionen einflößen, die bei diesem Titel allerdings leider nicht vom Schwierigkeitsgrad herrühren, sondern vom Kreativgameplay, das keinen festen Regeln folgen kann. Schließlich zeichnet der Spieler viele Elemente selbst ins Spiel, die manchmal falsch oder ungenau interpretiert werden.

Ist man einmal mit Max and the Magic Marker durch, gibt es aber noch einiges zu tun: In jedem Level sind Extrapunkte versteckt, die es zu suchen gilt. Manche liegen einfach auf dem Weg, für andere muss man sich in fast unerreichbare Höhen zeichnen, um sie zu erreichen. Darüber hinaus findet man in einigen Levels kleine minispielartige Elemente, in denen man beispielsweise Maulwürfen kleine selbstgemalte Gewichte auf den Kopf fallen lassen muss. Die Levels in Max and the Magic Marker sind dadurch ziemlich lebendig und abwechslungsreich gestaltet und motivieren Fans zum nochmaligen Durchlauf. Diese kleinen Unterbrechungen bilden auch eine nette Abwechslung zum sonstigen Spielgeschehen, das sich vom Grundprinzip her oft wiederholt und schnell nicht mehr so sensationell ist, wie es in Trailern noch aussah.

Fazit:
Max and the Magic Marker ist ein gutes WiiWare-Spiel, in dem viel Herzblut der Entwickler und eine Menge Kreativität steckt. Die Grafiken sind liebevoll gezeichnet, das Gameplay eine gute Idee, die meistens auch gut funktioniert, sich aber nicht selten auch selbst im Weg steht und das Spiel unnötig verkompliziert und erschwert. Max and the Magic Marker ist wegen einiger kleiner Fehler und wegen des recht kleinen Umfangs kein Pflichtkauf wie zum Beispiel World of Goo oder Lost Winds 2, weil sich das Gameplay recht oft wiederholt und deswegen mit der Zeit seinen innovativen Charme verliert (wie übrigens auch der Sound, der sich grundsätzlich nicht schlecht anhört, aber einfach immer in einer Endlosschleife vor sich hin trällert). Max and the Magic Marker ist eine der besseren Kreativentwicklungen auf der Download-Plattform und bekommt deswegen noch eine 8 aus 10. Für einen unterhaltsamen Nachmittag sorgt das Spiel allemal.

Von Tim Herrmann
WiiX Wertung: 8/ 10



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