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You, Me & The Cubes
WiiWare-Review von Tim Herrmann (mail) | 06.10.2009

Seit WarioWare schockt uns wohl nichts mehr. Die Mikrospielsammlung, in der eine Aufgabe darin besteht, innerhalb von fünf Sekunden in der Nase zu popeln, ist vielleicht noch nicht der Gipfel aller Absurditäten aus Japan, aber immerhin ein sehr populäres Beispiel dafür, dass Verrücktes manchmal besser ankommt als der konventionelle Einheitsbrei. So war es auch nur noch eine kleine Überraschung, als Nintendo im Frühjahr eine lokalisierte Umsetzung der damals gerade in Japan erschienenen WiiWare Boku To Kimi To Rittai für Europa ankündigte. Übersetzt heißt der Titel Du, ich und die Würfel, im Englischen also You, Me & The Cubes. Jetzt ist der Titel erschienen und stellt sich unserem Test.

Purzl purzeln über Blöcke
Das erste Einschalten macht schon recht schnell klar, worauf You, Me & The Cubes hinaus will: eine stylische Präsentation. Auf dunklem Hintergrund und vor einer mysteriösen, spacigen Klangkulisse präsentieren sich transparente pastelllilafarbene Töne, die sich abwechseln mit leuchtenden Neon-Blautönen. Drei Möglichkeiten bieten sich im Hauptmenü: Einzelspielermodus, Mehrspielermodus und Tutorial. Bei einem völlig unbekannten Konzept wie You, Me & The Cubes ist es ratsam, sich erst einmal in die Spielmechanik einführen zu lassen.



Nintendo-typisch ist diese Vorstellung sehr ausführlich gehalten, jede noch so kleine Bewegung wird ausgiebig anhand von Beispielen, Videos und exemplarischen Spielsituationen dargestellt. Im Grunde könnte das Spielsystem aber simpler eigentlich nicht sein. Indem ihr die Wii-Remote schüttelt, erzeugt ihr stets zwei Purzl, die immer im Paar von männlich und weiblich auftreten. Purzl, das sind kleine Wesen, die in You, Me & The Cubes keine andere Aufgabe haben, als in Form von wandelnden Gewichten auf komplizierten Blockstrukturen zu wandern und diese entweder im Gleichgewicht zu halten oder aus selbigem herauszubringen.

Mit dem Pointer der Wii-Fernbedienung wählt ihr nun zwei beliebige Stellen auf dem Würfelgebilde aus, auf die die Purzl geworfen werden, und schwingt dann die Wii-Remote zur Platzierung. Sofort reagiert die Physik-Engine auf die neuen Gewichtsverhältnisse und neigt den Würfel entsprechend. Sollte die Balance kippen und der Würfel zu steil im Raum wabern, fallen die Purzl ins unendliche Nichts. Das gibt Zeitabzug – und das ist schlecht, denn jede Stage läuft unter einem Zeitlimit von wenigen Sekunden. Jedes Level in jeder Stufe beginnt mit einem einfachen Sechser-Würfel, auf dem in einer vorgegebenen Zeit eine bestimmte Anzahl von Purzl platziert werden müssen. Ist dies geschafft, setzen sich die bereits platzierten Purzl und bleiben dann am Block kleben. Auf den weiteren Verlauf der Stage haben sie keinen Einfluss mehr. Der Würfel dreht sich nun, ein weiterer wird irgendwo angefügt und das Spielchen geht von vorne los: X Purzl müssen in Y Sekunden auf dem neuen Gebilde platziert werden. Dieses Prozedere wiederholt sich in jeder Stage fünf Mal – so wird jede der sechs Seiten eines Würfels bzw. Würfelkomplexes genutzt. Am Ende wird abgerechnet: Wie viele Purzl haben sich gesetzt und sind nicht dem Abgrund entgegen gesaust?



Simples Prinzip, simpler Umfang
Insgesamt gibt es sechs so genannte Stufen mit je sechs Stages, die von Anfang an verfügbar sind und nicht erst freigeschaltet werden müssen. Jede der sechs Stages besteht wiederum aus sechs zusammenhängenden Teilen, wobei jeder Teil um einen zugefügten Block erweitert wird. Insgesamt kommen wir also auf 36 Stages, in denen man es mit 216 Blockgebilden zu tun bekommt – wobei man eigentlich aber die jeweils erste Form abziehen müsste, die immer ein normaler Sechser-Würfel ist. Also 180. Ungefähr.

Im Prinzip passiert in jeder Stufe, in jeder Stage und in jedem Teil das gleiche. Ihr müsst je zwei Purzl gleichzeitig auf das Blockgebilde werfen und aufpassen, dass sie nicht herunterfallen. Weil das aber auf Dauer ziemlich öde wäre, steigt der Schwierigkeitsgrad von Stufe 1 – 6 brachial an. Es gibt Blasspurzl, die ab und zu statt normaler Purzl produziert werden und dann für Unheil sorgen, und andere solcher Fieslinge. Dann sind einige Blöcke auch mit speziellen Mechanismen ausgestattet, auf denen man seine Figuren tunlichst nicht platzieren sollte.

So wird für ein wenig Abwechslung gesorgt. Fakt ist aber auch, dass das Prinzip immer gleich bleibt und man sich mit dem teils verrückt machenden Konzept anfreunden muss, um das ganze Spiel genießen zu können. Von Zeit zu Zeit wird man You, Me & The Cubes hassen, weil die Physik keine Gnade kennt und den Würfel erbarmungslos so neigt, dass sich nur die Minderheit der Purzl halten kann. Wenn dann auch noch Blasspurzl und andere Gemeinheiten dazu kommen, die Zeit abläuft und man noch jeden der Würfel eines Blockkomplexes mit mindestens einem Purzl belegen muss, tritt Stress ein.



ArtStyle – Cubes
Oben wurde es bereits angesprochen: You, Me & The Cubes lebt nicht nur von seinem simplen, aber schwierigen Konzept, sondern auch von seiner Präsentation. Die Menüs sind anspruchsvoll gestaltet und übermitteln trotz ihrer Simplizität einen ganz bestimmten Charme. Auch das Tutorial, durch das euch ein Helfer namens Blocko leitet, ist sehr witzig gestaltet und mit teils verwirrten Monologen des Helferleins gespickt, was seinerseits für ein paar zuckende Mundwinkel sorgt. Witzige Soundeffekte der Purzl, wenn sie herunterfallen, und das unheilvolle Grummeln, wenn sich ein neuer Block ans Gebilde mischt, passen gut zusammen und ergeben insgesamt ein sehr stimmiges Gesamtbild. You, Me & The Cubes würde auch gut in Nintendos Art-Style-Reihe passen, ist aber vom Gameplay her doch etwas mehr als ein Puzzle.

Fazit:
You, Me & The Cubes ist ein originelles Prinzip für Zwischendurch und genau das, wofür WiiWare gedacht war. Für 1.000 Punkte bekommt der Spieler 36 Stages, die auch zu Zweit im Multiplayer-Modus spielbar sind. Auch wenn sich der Schwierigkeitsgrad mit der Zeit steigert und sich mehr und mehr Hindernisse und Gemeinheiten ins Geschehen mischen, ist You, Me & The Cubes auf Dauer etwas eintönig und wirklich nur dafür gedacht, ab und zu eingeschaltet zu werden. Wer sich mit Geschicklichkeitsspielen generell anfreunden kann, starke Nerven und eine ruhige Hand hat, bekommt mit diesem Nintendo-Titel ein stilistisch sehr schön und stimmig umgesetztes, kreatives und originelles Werk, das aber über den Status der Zwischendurchunterhaltung nicht hinaus kommt.

Von Tim Herrmann
WiiX Wertung: 8/ 10



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