WiiWare-Review von Andreas Held (mail) | 29.03.2009
Normalerweise, so war es von Nintendo zumindest einmal angedacht, sollte WiiWare kleinen Entwicklern dienen, ihre Ideen ohne große Budgets zu verwirklichen. Das hält jedoch große Publisher nicht davon ab, auch Spinoffs oder ähnliches für WiiWare zu entwickeln - im Falle von Hudson kommt sogar ein ganzer Ego-Shooter mit Online-Modi. Das Angebot ist verlockend: Für gerade mal zehn Euro soll das Spielerlebnis daherkommen, für das sonst der Vollpreis verlangt wird. Gibt es einen Haken bei der Sache oder hat Hudson hier wirklich ein Spiel hervorgebracht, welches die Wartezeit auf The Conduit verkürzen kann?
Wir hassen Käfer...
Die Storyline von Onslaught kann auf einen Satz reduziert werden: Auf einem fremden Planeten leben Käfer, die ihr abschießen müsst. Das ist gut so und mehr muss man für dieses Spiel auch gar nicht wissen. Der Einzelspielermodus ist in zwölf Missionen eingeteilt, von denen drei in einer beliebigen Reihenfolge gespielt werden können und von einer vierten Mission abgerundet werden, an deren Ende ein Endkampf wartet.
In jeder Mission ist der Hauptcharakter gerüstet mit vier Waffen, die alle in verschiedenen Situationen eingesetzt werden können, sowie zwei Begleitern, die entweder ihre Angriffskraft nach vorne ballen oder die Seiten bzw. den Rücken des Spielers freihalten können. Ziel ist es in fast jeder Mission, in irgendeiner Art die zu hunderten vorkommenden Gegner zu eliminieren, die alle an irdische Insekten angelehnt, jedoch ungleich größer sind. Ab und zu gibt es Nester, die zerstört werden müssen, da sonst mehr Gegner aus diesen herauskommen als ihr abschießen könnt. Zwar variieren hier und da die Missionsziele, aber selbst die an Tower Defense-Spielchen angelehnten Maps, in denen die Gegner einen Pfad langlaufen und eliminiert werden müssen, bevor sie einen Zielpunkt erreichen, können gewonnen werden, indem man einfach nach vorne läuft und ihre Nester zerschießt. Das war es auch soweit: Nachgeladen wird durch Schütteln der Wii-Remote und beim Zerlegen zu naher Gegner wird der Charakter mit deren Blut bespritzt, welches an der Lebensenergie zehrt, wenn man es nicht schnell genug abwischt. Munition ist in großen Mengen vorhanden und die Gegner lassen regelmäßig Magazine fallen, die den Munitionsvorrat einer beliebigen Waffe komplett auffüllen.
Insgesamt spielt sich Onslaught wirklich gut. Die Tastenbelegung ist mit einer Ausnahme sinnvoll gewählt und gesteuert wird mit der für Wii-Shooter üblichen Steuerung. Genaues Zielen ist dabei genauso möglich wie schnelles Zielen, nur Drehungen um 180° sind etwas zu langsam. Wer will, kann im Optionsmenü zwischen vier Empfindlichkeitsstufen wählen und die nehmen, mit der er am besten zurecht kommt. Einziges großes Manko ist das Ausweichen. Wird der Analogstick zwei mal schnell hintereinander in die selbe Richtung bewegt, macht der Charakter einen Ausfallschritt. Das funktioniert jedoch nicht immer und kann außerdem dazu führen, dass in hektischen Situationen der Charakter zwei Meter zur Seite springt und dadurch das Zielen deutlich erschwert wird. Zwar kann man sich mit etwas Übung wohl daran gewöhnen, Onslaught würde sich jedoch wesentlich besser spielen, wenn man einfach mit einem Knopfdruck ausweichen könnte. Was dem Einzelspielermodus dann fast das Genick bricht, ist das komplette Fehlen jeglicher Checkpoints in den zum Teil 15-20 Minuten langen Missionen. Wenn am Ende einer solchen Mission dann auch noch ein Endgegner wartet, vor dem ebenfalls kein Checkpoint platziert wurde, kann Onslaught sehr schnell frustrierend werden.
Käferhasser aus aller Welt
Das Verkaufsargument von Onslaught ist der Online-Modus. Wer hier jedoch klassische Modi wie Deathmatch oder Capture the Flag erwartet, muss leider enttäuscht und auf The Conduit vertröstet werden. Es gibt zwei Spielmodi, Free Mode und Ranked Mode, die jeweils für 2-4 Spieler angedacht sind. im Free Mode wird anfangs eine Abstimmung durchgeführt, in der sich jeder Spieler ein Level aus dem Single Player-Modus wünschen kann, welches dann kooperativ durchgespielt wird. Im Ranked Mode geht es darum, im Alleingang die Käfer zu beharken und mehr Kills zu landen als die Gegner.
Onslaught verfügt über Leaderboards, in denen sowohl Highscores aus dem Storymodus als auch die Statistiken aus den Ranked Matches hochgeladen werden. Natürlich können auch Freundescodes getauscht werden, um die Story-Level dann in vertrauter Runde in Angriff nehmen zu können. Auch wenn Onslauht meistens recht lagfrei läuft, ist mit den für die WiFi-Connection leider üblichen Verbindungsproblemen zu rechnen: Oft bricht das Spiel die Verbindungsversuche erst nach mehreren Minuten mit einer sehr vagen Fehlermeldung ab. Diese aus anderen Online-Spielen für Wii bekannte Probleme können sich sehr schnell zu einer starken Motivationsbremse für Onlinespieler entwickeln.
Fazit: Onslaught ist ein im positiven Sinne stupides Spiel im Stil von Onechanbara oder eher Serious Sam, das wenig Hirn erfordert, sondern die Möglichkeit gibt, hunderte Käfer zu grünem Brei zu zerschießen, um sich etwas abzureagieren. Dass dabei in allen Modi Luft nach oben gewesen wäre, was zum Teil leider nicht an den Entwicklern, sondern den minderwertigen Nintendo-Servern liegt, die für Onslaught zur Verfügung gestellt wurden, kann man recht leicht verschmerzen: Der Preis von 1.000 Wii-Points ist für Onslaught sehr angemessen und es steuert sich im Gesamten wirklich gut - nicht besser aber auch nicht viel schlechter als ein Vollpreisspiel wie Metroid Prime 3. Wer ein bisschen Taschengeld übrig hat und viel Geduld für die checkpointlosen Missionen bzw. die Verbindugsversuche mit der WiFi-Connection mitbringt, bekommt hier einen würdigen Pausenfüller, der die Wartezeit auf The Conduit verkürzt, letztendlich aber auch nicht mehr als der Opening Act des High Voltage-Titels sein kann.
Von Andreas Held
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