Retro Review von B. von Klitzing () | 13.06.2007
Nachdem der Klassiker F-Zero das Genre der Future-Racer früh im Lebenszyklus des SNES begründete, wurde es außerhalb Japans lange still um Captain Falcon, Samurai Goroh und Co. Für das japanische Satellaview erschien zwar noch das übermäßig schwere F-Zero 2, doch trotz der zwei im Titel war es eher ein neues Streckenset im alten Gewand und so ließ der wahre - und wesentlich bekanntere - Nachfolger F-Zero X auf dem N64 knappe sechs Jahre auf sich warten.
An der zentralen Prämisse hat sich dabei nicht viel getan. Wieder einmal rasen Hover-Fahrzeuge mit enormer Geschwindigkeit über futuristische Kurse um nach mehreren Runden als erster am Ziel anzukommen. Doch zwei große Änderungen fallen direkt auf, wenn der Countdown das erste Rennen einleitet: Zum einen wich die Mode-7 3D-Illusion einer echten 3D-Optik, die bereits 1998 nicht eben bahnbrechend schön war. Der gute Grund dafür sind die nunmehr 30 Fahrzeuge, die bei jedem Einzelspielerrennen um den Sieg ringen und dabei niemals die Framerate in die Knie zwingen. Auf den 24 abwechslungsreichen Strecken bietet sich dabei sogar die Gelegenheit Opponenten gezielt auszuschalten, sei es per Rundum-Wirbelattacke oder Seitwärts-Rempler, was mit jeweils einem Stern und gar mit einem Extraleben nach 5 erfolgreichen Disqualifikationen belohnt wird. Ein Großteil der Motivation des Championship-Modus resultiert aus eben diesen Attacken. Wer einmal in einem spannenden Rennen den extra gekennzeichneten Rivalen in seinem schweren Gleiter von der Strecke in den Abgrund gestoßen hat und nach dem sechsten Rennen schließlich gar eine Abrechnung aller Sterne sieht, der weiß, wovon ich rede.
Das Streckendesign ist über jeden Zweifel erhaben. Nintendo hat 360°-Tunnel, magnetische Röhren, spektakuläre Sprünge und intelligent aneinander gereihte Schikanen zu einer Reihe einzigartiger Tracks zusammengebaut. Für Langzeitmotivation ist auch gesorgt: 30 Gleiter mit ebenso hässlichen Fahrerdesigns wie unterschiedlichem Fahrverhalten laden zum langen Experimentieren vor allem im Time Trial Modus ein, spätestens im höchsten der vier Schwierigkeitsgrade erleben auch Profis eine echte Herausforderung, der kurzweilige Death Race Modus (schaltet alle Gegner aus) hat seinen ganz eigenen Suchtfaktor und insbesondere der X-Cup verdient Erwähnung. Hier werden immer wieder neue Strecken zufallsgeneriert. Die mögen nicht so gut designt sein, wie der Rest des Spiels (viele simple Rundkurse) und auch mal deutliche Mängel aufweisen (Huckel an Kurven, die mal eben zwei Drittel des Fahrerfeldes ausschalten), doch sie bieten immer wieder neues Spielefutter. Geschmackssache ist dagegen der Soundtrack, der sich größtenteils aus Gitarrenriffs rekrutiert und nicht so gut zum Geschehen passen will, wie etwa die Musik bei Extreme-G. Eher schwach ist auch der Multiplayer-Modus, in dem maximal vier Gleiter gleichzeitig fahren können.
Fazit:
F-Zero X ist schnell, hart und gut. Wer einfach Rennen fahren möchte, der wird hier glücklich. Wer sich wie die letzte Rampensau benehmen möchte: Ebenfalls. Nintendo hat einen Rennspielklassiker geschaffen, der abwechslungsreich ist, Einsteiger wie auch beinharte Profis anspricht, theoretisch ewig motiviert und zumindest für VC-Verhältnisse noch heute technisch beeindruckend ist. Zwar nicht grafisch oder soundtechnisch, jedoch in Bezug auf die Framerate. Wer ohne viel Hintergrundoptik oder Texturen leben kann, die Leiser-Taste seiner Fernbedienung findet und dem Rennspielgenre an sich nicht komplett abgeneigt ist, sollte die 1000 Wii Points ruhigen Gewissens investieren.
Von B. von Klitzing
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