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Vigilante
Retro Review von B. von Klitzing () | 07.08.2008

Erinnert sich noch jemand an Kung-Fu auf dem NES? In fünf knappen Stages eilte ein Kampfsportler auf einer einzigen zweidimensionalen Ebene von links nach rechts und fegte Horden recht gleichförmiger Bösewichter per Schlag und Kick aus dem Weg. Die einfache Formel inspirierte allerlei Nachahmer, einige gut (Comix Zone, Splatterhouse), einige weniger gut (China Warrior). In welche Kategorie fällt Irems (R-Type, Ninja Spirit) Versuch?

Während die beiden in der Einleitung aufgeführten guten Beispiele einiges zum ursprünglichen Grundprinzip hinzugefügt haben um sich abzugrenzen, orientiert sich Vigilante stark am Vorbild. Die interessanteste, da absurd lustige, Neuerung ist die Story, die so in der Master System-Version übrigens nicht zu finden ist: Die fiesen Skinheads haben die liebliche Madonna entführt, was unser Held in seinem Mario ähnlichen, blauen Hosenanzug nicht auf sich sitzen lassen kann. Wie schon in Kung-Fu liegen jetzt fünf magere Stages zwischen ihm und der Rettung der holden Maid, die zum Ende eines jeden Levels in greifbarer Nähe in einem LKW zu sein scheint, aber unsinnigerweise doch noch nicht zu befreien ist. Der Protagonist beherrscht auch kaum mehr Manöver als sein Nintendo-Vorbild (das spielerische Vorbild…nicht das modische). Hohe und tiefe Schläge und Sprünge, sowie Spungkicks und -schläge. Ansonsten finden sich ab und an noch Nunchuks, die das ohnehin meist leichte Vorankommen noch weiter vereinfachen.

Ununterbrochen nähern sich dem Spieler von links und rechts die wenig abwechslungsreichen Feinde. Gangster packen den Helden meistens, einige führen aber auch etwa ein Messer, ein Rohr oder eine Pistole. Unterschiedliche Vorgehensweisen sind kaum nötig: Normale Feinde rennen stumpf in die ausgestreckte Faust, bewaffnete Opponenten muss sich schnell genug angenähert werden um sie mit einem Kick zurückzuschleudern und nach dreimaliger Wiederholung komplett auszuschalten. Für etwas Abwechslung sorgen die fünf Bossgefechte, obwohl auch hier weniger Taktik vonnöten ist, als vielmehr eine clevere Idee, die daraufhin immer weiter angewendet wird. Insgesamt kann Vigilante schnell frustrieren, wenn etwa ein fehlplatzierter Kick gegen einen Messerschwinger im prompten Verlust eines Lebens resultiert, oder insbesondere der letzte Endgegner mit undurchschaubarer Abwehrleistung zur Weißglut treibt. Doch wer halbwegs vorsichtig vorgeht, die Spielmechanik durchschaut und nicht blind auf Bosse einstürmt, sieht sich dem frustigen Showdown in weniger als zehn Minuten gegenüber, was mir beispielsweise direkt beim ersten Anlauf problemlos gelang. Preis-Leistung sieht anders aus. Optisch gefallen die bunten Hintergründe und großen Figuren, dafür nerven Musik und Sound bald jeden, der nicht der Meinung ist, ein Nunchuk solle wie ein panischer Kolibri klingen.

Fazit:
Ich wurde zehn Minuten lang nett unterhalten…zehn Minuten – das ist knapp ein Drittel der Schreibzeit dieses Artikels. Immerhin muss ich für das Tippen des Reviews nichts bezahlen. Selbst mit längerer Spielzeit wäre Vigilante allerdings kein allzu guter Titel, dafür mangelt es einfach an Eigenständigkeit, Abwechslung und spielerischer Anforderung. China Warrior mag schlechter sein, aber Fans des Spielprinzips greifen besser zu Splatterhouse, Comix Zone oder eventuell einem der „freieren“ Sidescrolling-Prügler wie Streets of Rage 2. Die bieten keine Madonna, dafür aber mehr Spielspaß fürs Geld.

Von B. von Klitzing
WiiX Wertung:



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