Retro Review von B. von Klitzing () | 24.12.2007
2D-Action-Adventures im Stile von Zelda sind selten schlecht oder mittelmäßig. Sie haben oft zahlreiche Fans. Sie bleiben auch noch nach Jahren in der Erinnerung und haben vor allem die 8-Bit- und 16-Bit-Ära mitgeprägt. Und doch gab es nie so zahlreiche Vertreter wie etwa bei den 2D-Shootern, den Jump ’n Runs oder den Rollenspielen. Dementsprechend bietet die Virtual Console in dieser Hinsicht bislang nicht allzu viel, was sich dank dem eher unbekannten Entwickler Climax nun ändert. Innerhalb von knapp 2 Jahren veröffentlichte das japanische Unternehmen vier Klassiker für das Mega Drive, doch dann verschwand es praktisch von der Bildfläche, obwohl es bis zum heutigen Tage aktiv ist...wenn auch mit Spielen wie Power Rangers Lightspeed Rescue. Immerhin entstand 1995 noch ein Japan-exklusiver SNES-Nachfolger von Landstalker der auf den Namen Lady Stalker hört.
In der Rolle des blonden Spitzohrs Link - ähhh Nigel - erkundet der Spieler eine große Fantasywelt, die mehrere Dutzend Stunden Spielspaß in isometrischer Perspektive bietet, bis der namensgebende Schatz des König Nole gefunden und die wenig aufregende Story abgeschlossen ist. Im Prinzip ähneln sich Zelda und Landstalker stark, auch wenn der SEGA-Titel optisch ansprechender ist. Liebevolle Charaktere bevölkern Dörfer, Wälder, Gebirge und Dungeons, interessante Rätsel wollen gelöst, abwechslungsreiche Monster per Schwert bekämpft und zahllose Schatzkisten um nützliche Items (die etwa die maximale Lebensleiste steigern) erleichtert werden. Allerdings finden sich dabei anders als bei Link keine speziellen Ausrüstungen, die neue Wege eröffnen, wie etwa ein Enterhaken oder ein Bumerang. Generell wird das Spiel dadurch etwas linear. Dafür beherrscht Nigel ein Talent, dass dem Nintendo-Konkurrenten nur selten zu teil wird: Er springt munter von Plattform zu Plattform, was nicht nur einige Jump ’n Run-Anleihen zur Auflockerung möglich macht, sondern auch den Rätseln zugute kommt.
Der einzige ernsthafte Kritikpunkt, dem sich Climax stellen muss, ist die Steuerung. Was nach einem gehörigen Maß an Eingewöhnung gut funktioniert, ist anfangs, gelinde gesagt, ungewohnt. Nigel bewegt sich durch seine isometrische Welt stets auf zwei Achsen, also entweder nach untenlinks, bzw. obenrechts, oder nach obenlinks, bzw. untenrechts. Um nun beispielsweise gerade nach oben zu gelangen, müssen abwechselnd Bewegungen nach obenrechts und obenlinks ausgeführt werden. Zudem erschwert ein weiterer „Kniff“ das ganze noch zusätzlich, woran man sich jedoch zum Glück recht schnell gewöhnt: Guckt Nigel bspw. nach untenlinks, so bewegt ihn ein Druck auf dem Steuerkreuz nach unten weiter nach untenlinks und ein Druck auf oben führt ihn nach obenrechts. Ein Druck auf links führt ihn aber ebenfalls nach untenlinks, statt ihn nach obenlinks laufen zu lassen. Erst ein kombinierter Druck auf links und oben lässt ihn die Achse wechseln. Das Ganze ist schwer zu erklären und im Spiel nicht minder schwer zu verinnerlichen, doch mit der Zeit stellt sich Routine ein.
Fazit:
Landstalker braucht eine geduldige, ruhige Hand um aufzublühen. Grobmotoriker und Spieler, die keine Zeit in die Erlernung einer Steuerung zu investieren vermögen, sind hier absolut fehl am Platz. Dafür ist so ziemlich jeder andere Spieler hier gut aufgehoben, sofern er viel Spiel fürs Geld, liebevollen Stil, spannende Kämpfe, gut gemachte Rätsel und platz zum Entdecken schätzt. Climax’ Werk gebührt deutlich Vorrang vor dem ebenfalls guten Story of Thor, doch Zelda III bleibt weiterhin die erste Wahl.
Von B. von Klitzing
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