Das Buch der merkwürdigen Entscheidungen bei Nintendo, Kapitel „Hallelujah, ich habe längst aufgehört zu zählen“: Tecmos Erstling der Ninja Gaiden-Reihe (heutzutage spektakulär auf XBox, 360, PS3 und bald DS beheimatet) erschien seinerzeit unter dem Namen Shadow Warriors auf dem NES auch in europäischen Gefilden, doch anlässlich der Ninja Woche im Hanabi Festival stellt Nintendo den Titel nun unter dem US-Namen Ninja Gaiden zum Download zur Verfügung, obwohl bislang sämtliche Titel unter ihrem deutschen Namen in die Virtual Console aufgenommen wurden, etwa Sonic 3, statt Sonic the Hedgehog 3. Warum bekommen wir nun also die US-Fassung? Weil der Name zugkräftiger ist? Weil es mit 60Hz läuft? Oder schlicht damit Nintendo einen fadenscheinigen Grund hat 600 statt der normalen 500 Punkte zu verlangen?

Was auch immer der Grund sein mag, Ryu Hayabusa weiß auch auf normale Art und Weise Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Ninja Gaiden ist im Prinzip ein absolut klassisches Jump ’n Slash, das zum einen mit hoher Qualität überzeugen kann und zum anderen mit dem gelungenen Ninja-Feeling. Stets unter dem Druck des strengen Zeitlimits und endloser Feinde durchlauft ihr recht ansehnliche Areale, die per Schwert gesäubert werden. Frei schwebende Dinge wie Kästen, Fackeln oder große Insekten (!) beherbergen diverse Goodies. Sammelt so, wie bei den Kerzen der Castlevania-Serie, Extrawaffen (Shuriken) oder sogar Magie. Bei den kniffligen Sprungpassagen hilft dies zwar nicht weiter, doch der Held verfügt zum Glück über die Agilität, die seinem Berufsbild entspricht. Wände dienen zum Festhalten und werden in Zick-Zack-Sprüngen erklommen. Wenn sich Ryu festklammert, ist das nicht nur nützlich, sondern sieht zudem noch extrem cool aus und gibt dem Spieler trotz 8-Bit-Beschränkunden tatsächlich das Gefühl, einen japanischen Elitekiller zu verkörpern.
Im Laufe des ordentlich langen Abenteuers fährt Tecmo eine Vielfalt unterschiedlicher Settings auf, präsentiert eine großartige musikalische Untermalung, spannende Bosskämpfe und sogar Zwischensequenzen. In hübsch gezeichneten Standbildern wird die Geschichte fortgeführt und Stimmung aufgebaut. Zu Stimmung kommt es jedoch auch innerhalb der Levels, wenn wiederholt Frust aufkommt. Zwar hält Ryu viele Treffer aus, bevor er das Zeitliche segnet, aber oft fällt er in Abgründe, wenn wieder einmal ein Sprung ins Unbekannte in einem zuvor nicht sichtbaren Feind endet oder bei einer kurzen Rückwärtsbewegung plötzlich ein Hund ins Bild läuft.
Von B. von Klitzing