Zu einem Titel wie Golden Axe II ein Review zu schreiben, kommt einer Strafe nahe. Was ich eben noch zum Vorgänger geschrieben habe, trifft einfach zu sehr auch auf den zweiten Teil zu, der mehr ein Remake oder - wohlwollend gesprochen - ein Addon, denn einen ausgewachsenen Nachfolger darstellt. Und um soviel vorweg zu nehmen: Es glänzt nicht alles, was Gold ist.

Einmal mehr ziehen der durchschnittliche Krieger, der starke Zwerg und die schnelle Amazone in den ausreichend langen Kampf gegen einen dunklen Herrscher um ihr ehemals friedliches Fantasy-Reich erneut zu befrieden und - wenig überraschend - geschieht dies in klassischer Sidescrolling Beat ’em Up-Manier. Täuschte im ersten Golden Axe noch das liebevolle Design über die schwache Technik hinweg, so ist es diesmal umgekehrt. SEGA hat die Optik subjektiv merklich verbessert, doch bis auf einen wundervollen Lavastrom samt Parallax Scrolling sind die Hinter- und Untergründe monoton und weniger einfallsreich. Auch der Sound fällt schwächer aus, vor allem im Bereich der Musik. Die atmosphärischen Klänge des ersten Teils sind langweiligem Standard-Gedudel gewichen.
Ebenfalls schade: Die Recken haben keine neuen Manöver gelernt, das Repertoire bleibt also etwas klein und zudem sind die meisten der taktisch wichtigen Bodenerhebungen des Erstlings wohl einer Fantasy-Planierraupe zum Opfer gefallen. Glücklicherweise wurde im Gegenzug an anderen Elementen der Kämpfe gefeilt. Endlich bewegen sich die Helden schneller, nutzen Gegner als effektive Wurfgeschosse und haben in den Kämpfen allgemein eine höhere Überlebenschance. Bei den gelegentlichen Abgründen gar zu sehr, wenn ein Gegner nach dem anderen extrem simpel zum Selbstmord verleitet wird. Normale Kämpfe lassen sich mittlerweile leichter gewinnen, wobei mehr flinke Finger statt Taktik gefragt sind als in der ersten Schlachtplatte. Bosse hingegen stellen erneut eine große Herausforderung dar. Tierfreunde freuen sich über eine Rückkehr der nützlichen Reittiere und Hobbymagier darüber, dass sie nun die Wahl haben, wie viele Magieeinheiten sie bei jedem Zauber verbrauchen wollen.
Von B. von Klitzing