Retro Review von B. von Klitzing () | 09.09.2007
Denken wir uns einmal kurz die Preise der Virtual Console weg. So, spätestens jetzt muss man Nintendo zugestehen, dass ihr Service, alte Klassiker zum Download anzubieten, eine großartige Sache ist. Endlich verschiedene Kindheitserinnerungen oder ungespielte Klassiker erleben, ohne ständig Module oder Konsolen wechseln zu müssen. Nur warum bekommen wir gelegentlich die minderwertigen Ports von Arcade-Titeln? Donkey Kong beispielsweise war in der Spielhalle und sogar auf diversen Heimcomputern und dem Game Boy um ein Level reicher, als in der NES-Fassung, die wir auf der Wii „genießen“ können. Ähnliches trifft auf Final Fight für das SNES zu, doch dazu später mehr.
Capcoms Final Fight ist ein klassischer Vertreter der Sidescrolling Beat ’em Ups, ihr lauft also von links nach rechts, könnt dabei etwas in die Tiefe nach vorne und hinten gehen und stoßt alle Naselang auf Gangmitglieder und Punks, die es auszuschalten gilt, bevor es weiter nach rechts gehen kann. Dazu stehen euch zwei Helden zur Verfügung, wie sieKlischee behafteter kaum sein könnten. Cody ist der durchschnittliche, smarte Held mit ausgeglichenen Eigenschaften, während Haggar der starke, aber langsame Muskelprotz ist. Beide verfügen über leicht unterschiedliche Moves, doch im Grunde spielen sich beide sehr ähnlich und das Moverepertoire ist etwas eingeschränkt. Zudem reicht es meist, einfach stehen zu bleiben, dauerhaft zu schlagen und zu warten, bis ein Gegner in die Hiebe hineinläuft. Nähert sich ein Feind von hinten, wird der Sprungkick ausgepackt und wer selber getroffen wird, nutzt kurz den selbstschädigenden Special Move.
Die Optik kann sich mit ihren großen Sprites, fein gezeichneten Hintergründen und stets flüssigem Ablauf sehen lassen. Dafür ist das eigentliche Spiel weniger gelungen, was teilweise an den arg dummen Gegnern liegt. Die größten Negativpunkte kommen jedoch durch die Conversion zum SNES zustande: Ein Charakter, sowie ein Level fielen komplett der Schere zum Opfer, wodurch mit gerade einmal fünf Level der Umfang zu gering ist. Das Schlimmste ist aber das Streichen des Zweispieler-Modus. Der ohne Zweifel wichtigste Motivationsfaktor für Sidescrolling Beat ’em Ups fehlt.
Fazit:
Final Fight war ursprünglich ein Geniestreich seines Genres, doch in der SNES-Fassung stellt es keine ernsthafte Konkurrenz zu der Streets of Rage-Reihe dar. Wer also Umfang, Herausforderung und vor allem einen Zweispielermodus sucht, greift zu Segas Titel oder hofft auf einen VC-Release der beiden brillanten 16-Bit-Turtles-Sidescrolling Beat ’em Ups oder irgendwann in ferner Zukunft auf einen Release der Mega CD-Fassung von Final Fight. Vielleicht wird dieses Wunschdenken ja eines Tages wahr. Von diesem Final Fight generell abraten möchte ich dennoch nicht. Es ist ein ordentliches Action-Feuerwerk, das einige Zeit motiviert und, hey: Kann ein Spiel, das mich einen muskelbepackten Bürgermeister mit Latzhose spielen lässt gänzlich verkehrt sein?
Von B. von Klitzing
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