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Retro-Review von Burkhart von Klitzing (mail) | 01.05.2008
Street Fighter II war ein Phänomen und ist es in gewisser Weise noch heute. So wie vor ihm Karate Champ zig Nachahmer auf den plan rief (selbst Ryu und Ken sind vermutlich den Charakteren aus Karate Champs nachempfunden), folgten auch SF II zig mehr oder weniger dreiste Kopien. SNK ging gar dazu über, praktisch ihr gesamtes Spieleportfolio auf ähnliche Beat ’em Ups umzustellen, wobei fairerweise gesagt sei, dass sie nicht nur einige der besten Genrevertreter geschaffen haben, sondern auch eigene Ideen mit an den Tisch gebracht haben. Einer der ersten Titel, der auf der großen Welle mitschwimmen sollte, war Art of Fighting – der Auftakt einer dreiteiligen Serie, die 1992 begann und bereits 1996 ihr Ende fand.
Die Story ist erwartungsgemäß dünn: Anstelle eines großen Turniers oder eines größenwahnsinnigen Welteneroberers lockt die Jagd nach Mr. Big, der die Schwester von Ryo (einer der beiden Helden) entführt und sein Dojo in dessen Abwesenheit in seine Einzelteile zerlegt hat. Glücklicherweise zeigt sich das Spielgeschehen kreativer. Wie üblich im Genre dürfen Specialmoves, die durch Kombinationen von Stickbewegungen und Tasteninputs (etwa Viertelkreis und Schlag) eingegeben werden, nicht fehlen. Darüber hinaus existieren erstmals „Desperation-Moves“. Diese besonders effektiven Attacken lassen sich nur ausführen, wenn die eigene Lebensenergie bereits tief genug gesunken ist. Zudem leeren Spezialangriffe einen Balken direkt unter der Lebensenergie. Je voller dieser Balken, desto stärker fallen Attacken aus, manche versagen gar komplett, falls er zu leer ist. Auf Tastendruck lädt sich die Leiste langsam wieder auf, was taktisch in ruhigeren Momenten genutzt werden will, ebenso wie der Taunt, welcher die Ausdauer des Feindes reduziert.
Diese Ideen führen dazu, dass Button Smashing kaum Sinn macht und sich die Kämpfe taktischer geben als in so manchem Konkurrenten. Ebenfalls schön, im wahrsten Sinne des Wortes: Bildschirmfüllende Charaktere und saubere Animationen schmeicheln das Auge. Schönere zwei Dimensionen finden sich bislang kaum auf der Virtual Console. Art of Fighting stellt sich aber in mehrfacher Hinsicht selbst ein Bein. So stehen im Singleplayer nur zwei der zehn Kämpfer zur Wahl, die restlichen halten lediglich als Gegner her oder für den Zweispielermodus. Das wenig einfallsreiche Charakterdesign hilft hier kaum weiter, ebenso wie die zu geringen Move-Repertoires. Manche Kämpen müssen mit ein oder zwei Specialmoves auskommen. Die vier Buttons des Neo-Geo werden nicht optimal genutzt: Statt starke und schwache Schläge und Tritte zu belegen, dient ein Knopf für schwache Schläge, ein weiterer für schwache Tritte, ein dritter führt die starke Version der zuletzt ausgeführten Attacke aus und der vierte dient einzig dem Taunt, anstatt ihn wie das Aufladen mit auf eine andere Taste zu legen.
Fazit: „Es war ja nett gemeint.“ ist bekanntermaßen eine freundliche Umschreibung für „Das war ja nun wirklich nichts.“. Zu Art of Fighting passt dies wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge, wobei die Faust von Titeln wie Street Fighter II, Fatal Fury, King of Fighters und Samurai Showdown kommt. Das Konzept ist interessant und die technische Ausführung makellos, doch sollte der knappe Wii-Speicher lieber für die eben genannten Prügler oder einen der beiden Nachfolger aufgespart werden, auch wenn Art of Fighting kein Komplettausfall ist.
Von Burkhart von Klitzing
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Retro Review: Art of Fighting
HerstellerD4 Enterprise
Erscheinungsjahr1992
GenreKampf
Spieler1-2
Nutzbare Controller· Wii-Remote
· Classic Controller
· Gamecube Controller
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