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Cruis’n USA
Retro-Review von Burkhart von Klitzing (mail) | 01.05.2008
1994 fand ein Rennspiel, das wohl kaum arcadiger sein könnte, den Weg in die Spielhallen dieser Welt. Midways Cruis’n USA basierte auf der damals noch revolutionären Ultra 64-Hardware, wie im Titelbildschirm ersichtlich ist, die heutzutage wohl besser bekannt ist als Nintendo 64. Mit dem Ultra 64-Schriftzug ist der Automat aus heutiger Sicht nicht nur ein netter Rennspaß, sondern auch ein kleines Kuriosum. Als das Spiel 1996 (bzw. 1998 in Europa) für Nintendos endlich erschienene 3D-Konsole umgesetzt wurde, verschwand der Hinweis auf den alten Namen der Hardware, Softwaretechnologie hatte sich in der Zwischenzeit weiterentwickelt und die Ansprüche der Spieler gesteigert, Saturn und Playstation lockten mit Sega Rally und Riiiiiiiiiiidge Racer, und der erste der beiden verbesserten Nachfolger (Cruis’n World) zog Spielhallengängern die Münzen aus der Tasche. Konnte der Roadtrip durch die Staaten unter diesen Voraussetzungen noch überzeugen und kann er es vor allem noch heute?

Die große Enttäuschung direkt vorneweg: Während der Umfang in der Spielhalle und auf dem N64 noch definitiv angemessen war, fehlt dem Virtual Console-Port so einiges. Ursprünglich standen sieben Autos zur Wahl, die sich dreimal upgraden ließen. Drei dieser Gefährte ließen sich nur mit speziellen Tastenkombinationen erlangen, die mit Classic und Cube Controller unmöglich ist, da nicht mehrere C-Tasten gleichzeitig gedrückt werden können. Glücklicherweise sind der Zweispielermodus, der normale Einzelrennen-Modus und der zentrale Cruise The USA-Modus weiterhin enthalten, wenn auch drei der 13 Strecken im Einzelrennen nicht mehr spielbar sind, obwohl sie weiterhin im Spiel schlummern. Wieder einmal trifft die C-Tasten die Schuld. Immerhin wurde der Cruise The USA-Modus keiner seiner 14 Strecken beraubt.

In diesem wartet ein Rennen nach dem nächsten, stets einem roten Faden von West nach Ost durch eine Landkarte der USA folgend. Punktlisten wie in anderen Racern solltet ihr dabei nicht erwarten, einzig eine gute platzierung um zum nächsten Event zugelassen zu werden ist von Bedeutung. Nicht nur in dieser Hinsicht merkt man Cruis’n USA seine Arcade-Herkunft an. Wahlweise dürfen Gänge manuell hoch- und runtergeschaltet werden um für etwas Pseudo-Realismus zu sorgen, doch davon abgesehen scheint das Spiel aus jeder Pore „Woohooo!“ zu schreien. Kontakte mit Gegenverkehr resultieren in kurzen, heftigen und völlig absurden Sprüngen voller Pirouetten, halbnackte, digitalisierte Frauen schwenken zu Beginn eines Rennen eine Flagge, während der Erstplatzierte am Ende eine Dame im viel zu engen weißen Shirt zu Gesicht bekommt und die Autos steuern sich butterweich um Kurven. Technisch raucht Midway auf halber Strecke der Motor ab: Sind die Fahrzeugmodelle noch halbwegs ansprechend, ebenso wie einige der Umgebungen, so sind einige der Strecken etwas fade, die Weitsicht verdient ihren Namen nicht und der Sound ist furchtbar..., auch wenn alte Fans das Geräusch der Gangschaltung zu Freudentränen rührt.

Fazit:
„Alte Fans“ ist ein gutes Stichwort. Cruis’n USA zu bewerten ist (wie so oft) eine undankbare Aufgabe. Zählt man die Einzelteile zusammen, so kommt ein unterdurchschnittlicher bis durchschnittlicher Arcade-Racer heraus, der in circa 20 Minuten durchgespielt werden kann und gegen die starke N64-Konkurrenz (Wave Race 64, 1080, F-Zero X) objektiv keine Chance hat. Wer es dagegen damals auf dem N64 oder in der Spielhalle bereits mochte, wird trotz der fehlenden Codes das Gehirn ausklinken und zig Runden drehen wollen. Es wird sicher auch einige Serienneulinge ansprechen durch seinen völlig auf Simplizität ausgelegten Charme. Es ist wohl eine dieser typischen „Lieben oder hassen“-Angelegenheiten, aber objektiv nagt der Rost der Zeit leider stark an diesem Boliden.

Von Burkhart von Klitzing
WiiX Wertung:



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