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Castlevania II: Simon’s Quest
Retro-Review von Burkhart von Klitzing (mail) | 27.01.2008
Simon Belmont. Was haben wir mit dir bislang bereits in Castlevania I und Super Castlevania IV auf der Virtual Console für spaßige Stunden voller Hüpfaction begleitet von dichter Atmosphäre, gelungenem Setting, stimmiger Optik und Klasse-Sound gehabt. Warum sollte dir also in Castlevania II, das sogar Deinen Namen im Untertitel trägt, nicht wieder das kleine Wunder gelingen, die Spezies des verwöhnten Zockers zu unterhalten? Denn soviel sei vorweggenommen: Die eben aufgezählten Qualitätsmerkmale treffen auch auf Simon’s Quest zu.

Simon zieht erneut aus, um Dracula, den Fürsten der Finsternis, zu vernichten, doch diesmal ist die Situation ein wenig anders: Dracula lebt noch nicht, stattdessen ist es an euch, fünf Körperteile zu finden, den Vampir zum Leben zu erwecken und ihn umgehend wieder in den Hades zu befördern. Diese Einzelteile sind in fünf Schlössern eingelagert, die wiederum Teil einer verhältnismäßig großen und offenen Welt sind. Der Spieler wird zu Beginn eher ratlos in ein kleines Dorf geworfen, das neben geschwätzigen Einwohnern und einigen Shopping-Möglichkeiten bereits die ersten Todesfallen in Form von Wasserlöchern beherbergt. Von hier aus führt der Weg durch allerlei gruselige Umgebungen wie Wälder, Seen, Friedhöfe und Höhlen, gespickt mit klassischem Feindvolk der Marke Skelett, Riesenspinne, Werwolf und Medusa und zahllosen Sprungpassagen über Abgründe, Wasser und bewegliche Plattformen.

Fassen wir zusammen: Wir haben im Prinzip klassische Castlevania-Gameplay-Elemente gepaart mit der typischen Atmosphäre, gelungener Technik und obendrauf einen ersten Versuch die Welt offener zu gestalten, wie es mittlerweile in der Serie Gang und Gebe ist. Was sollte da noch schief gehen? Leider so einiges. Besonders das Konzept der großen Welt scheitert an der Ausführung. Diverse Areale sehen sich viel zu ähnlich und Hinweise sind rar gesät (was teilweise der Übersetzung aus dem Japanischen zu verdanken ist). Wie sollte der gute Simon beispielsweise wissen, dass er an einer Steilwand zehn Sekunden lang mit einem bestimmten Edelstein in den Händen knien muss um voranzukommen, wenn er vorher nur gesagt bekam "hit Deborah Cliff with your head to make a hole"? Wenn der Held schließlich den finalen Raum eines Schlosses findet, steht die nächste negative Überraschung an: Lediglich zwei reguläre Bosse spendiert Konami, und die lassen sich sogar übergehen. Im finalen Raum wartet dagegen stets ein Orb, der per Pflock zerstört werden will…dieser wiederum muss vorher gekauft und bloß nicht versehentlich verschleudert werden. Ein wenig mehr an Information wäre auch hier eine nette Geste.

Die Negativliste reißt hier noch nicht ab. Alle paar Minuten wechselt die Tageszeit, was an sich eine gute Idee ist. Wenn das jedoch jedes Mal bedeutet, dass eine Textbox für zehn Sekunden das Spiel anhält und wenn dann auch noch die Städte nachts entvölkert sind, dann verflucht der Spieler eher Konami als Dracula. Weiter im Einmaleins der Dinge, die Spieledesigner wirklich niemals zulassen sollten: Durchlässige Böden, die wie normaler Boden aussehen. Wer nicht ständig Weihwasser vor sich wirft, der droht immer mal wieder ein Stockwerk nach unten zu fallen. Wer sich schließlich trotz aller Ungereimtheiten bis zum Endkampf durchschlägt, der dürfte „unterwältigt“ sein beim Anblick eines Draculas, der optisch und spielerisch frappierend an einen anderen Castlevania I-Boss erinnert.

Fazit:
Castlevania II ist ambitioniert. Die offene Welt und der leichte RPG-Faktor scheinen auf dem Blatt gelungen, doch die Ausführung schwächelt massiv an unzähligen Schwächen, weswegen eine Empfehlung nur sehr schwer ausgesprochen werden kann. Castlevania-Fans können eventuell einen Blick wagen, ebenso wie Spieler, denen es nichts ausmacht, permanent mit einer Komplettlösung vor den Augen zu zocken. Wer weiß, was er zu tun hat, kann sich an der Atmosphäre und dem stellenweise motivierenden Leveldesign erfreuen.

Von Burkhart von Klitzing
WiiX Wertung:



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