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Meine zwei Stunden vor und nach dem Wii-Kauf
Special von Marian Wehmeier (mail) | 22.02.2007
Er kribbelt schon etwas im Magen, der Gedanke, in wenigen Stunden das Wii-Paket unter seinem Arm zu tragen, damit stolz wie Oskar nach Hause zu marschieren und es dann eifrig auszupacken - so wie man es eigentlich nur von kleinen Kindern gewohnt ist, die sich an Weihnachten nicht zurückhalten können.
Ja, dieser Gedanke kribbelt. So kurz vor dem Zeitpunkt, an dem die ewig dreiste Phrase, dass Vorfreude die schönste Freude sei, abgelöst wird - und entweder Enttäuschung oder Begeisterung weicht.
Doch bevor ich das feststellen konnte, musste erst einmal der Wii her. Das war nicht schwer, wenn man sich einen vorbestellt hatte oder sich zurückgelegen ließ. Bei meiner Vielheit traf letzteres zu. Dadurch hatte ich keinen Stress. Freaks und andere Unbelehrbare pressten schon Stunden vor der Ladenöffnung ihre Gesichter an die Scheiben der Elektronikgeschäfte. Und das bei stürmischen Regen. Pah! Zu diesem Zeitpunkt träumte ich noch von Eva Padberg in meinem kleinen Bettchen. Dann klingelt mein Wecker, der Countdown beginnt. Noch zwei Stunden.

Diese zwei Stunden streckten sich zunächst ins Unendliche... - bis ich gemerkt habe, dass ich schon relativ spät dran bin. Aber der Reihe nach: Gegen sieben Uhr klingelte mein Wecker. Und dann noch einmal um sieben Uhr dreißig. Um acht Uhr war ich dann endlich bereit, den Kompromiss einzugehen, Eva gegen den Wii einzutauschen. Wer würde das nicht machen? Wie? Keiner?
Okay, nach einer ausgeprägten Dusch-Session und dem obligatorischen Zimmeraufräumen (nur das beste für den Wii), sollte es dann Frühstück geben, doch – oh, Wunder – es waren keine Brötchen im Haus.

Ich wetzte in den Supermarkt, passierte hastig die Warenregale und war überzeugt, ohne Zeitverlust ein paar Brötchen kaufen zu können. Pustekuchen: Vier Rentner stehen lethargisch beim Bäcker an, wollen Brötchen, die es nicht gibt, mit Geld bezahlen, das sie nicht haben. Und das gerade an dem Morgen, an dem ich meinen wichtigen Wii-Kauf vor mir habe (Gott segne dich, demographischer Wandel).
Geschlagen und sichtlich deprimiert verließ ich die Bäckerei, um schnell nach Hause zu kurven, Brötchen zu essen und das Geld einzustecken, das ich später für den Wii benötigen würde.
Nach dem Brötchendesaster holte ich einen Kumpel ab, der mich beim Einkauf begleiten wollte. Unter dunklen, brechenden Wolken auf dem Parkplatz angekommen, betraten wir das Kaufhaus. Hier hatte ich mir einen Tag zuvor den Wii zurücklegen lassen.

Durch die Kosmetik- und Waschmittel-Passagen kämpften wir uns dann zu den Elektroniksachen vor. Doch nirgends war ein Wii zu sehen. Leichte Panik. Flugs suchte und fand ich einen Verkäufer. Ich nenne ihn Pumukl… hm, nein, doch lieber Lentulus. Auf meine Frage, ob ich meinen zurückgelegten Wii nun haben könne, antwortete Lentulus mit einem schiefen Blick. Er müsse gucken und gehe dafür ins Lager. Oh Gott: was wäre, wenn? Was wäre, wenn sie vergessen hätten, meinen Wii zurückzulegen? Oder wenn ein reicher Russe gekommen wäre und gleich ein paar Millionen geboten hätte? Große Panik: Dann hätte ich den Kürzeren gezogen, definitiv.
Minuten später guckt er immer noch. Er ist noch immer im Lager. Keine Spur von ihm. Alles vorbei? Ist der Wii weg? Und kommt Lentulus überhaupt zurück? Oder überlässt er mich meinem Schicksal, in der Hoffnung, ich würde anstatt dessen eine XBOX360 oder PSP kaufen oder die neue Single von Liza Li oder Sido? Gott, bewahre.
Und tatsächlich: Einige Minuten später kam Lentulus dann zurück. Mit einem Wii-Paket in seinen Händen. Er übergab es mir die Konsole wie ein Zepter zur Inthronisierung und fügte hinzu, dass dies das letzte Paket gewesen sei.
Und da war es: das Hollywood-Happyend. Irgendwie voraussehbar, aber doch immer wieder zu einem gewissen Grad fesselnd. Die Guten haben gesiegt, die Welt war wieder heile und der Tag gerettet. In den nächsten Sekunden war ich ein Smilie. Ich machte mir Mühe, gegenüber fremden Menschen, die mir entgegenkamen, halbwegs seriös auszusehen. Als ich zur Kasse kam und vor mir ein Rentner seine paar Cents zählte, chillte ich bereits in meiner eigenen Aura.

Und wer jetzt denkt, die zwei Stunden nach dem Wii-Kauf hätte ich damit verbracht, auf der Straße Rentnern bei 30 Km/H hinterher zu gurken, irrt. Die Rückfahrt verlief problemlos.

Zuhause angekommen, verstaute ich den GameCube (tja, so ist das harte Konsolengeschäft) und baute gleichzeitig den Wii auf. Neben dem beiliegenden Wii Sports gönnte ich mir The Legend of Zelda: Twilight Princess, das gleich intensiv gezockt wurde.
In der Zwischenzeit kamen immer Leute (natürlich nur rein zufällig) in mein Zimmer und waren sofort begeistert - entweder von der neuartigen Steuerung oder von der prächtigen Grafik. Nur soviel: Das neue Werk mit unserem spitzohrigen Helden ist ein detailverliebtes Kunstwerk. Dem positiven Grundtenor meiner Zuschauer kann ich mich darüber hinaus nur anschließen. Auch Wii Sports begeistert, trotz anfänglicher Beschnupperungsphase, ungemein.
Nach der ersten längeren Zockerrunde habe ich dann die Controller beiseite gelegt und den Wii betrachtet. Er ist da - und wie! Und ja, dieser Gedanke kribbelt schon und kribbelt irgendwie noch immer.

Nun ist es spät und Eva wartet auf mich. Also, liebe Leute, tut es mir gleich… Kauft keine Brötchen mehr!
Von Marian Wehmeier



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