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Special von Burkhart von Klitzing (mail) | 22.02.2007

Der Zocker an sich hat in der Regel eines von zwei Bildern von Spieleredakteuren im Kopf: Zum einen das des glücklichsten Menschen auf Erden, der sein Hobby zur Berufung machen kann und zum anderen das des überarbeiteten Wesen, das sein Hobby nicht mehr so betreiben kann, wie er es gerne möchte. Wie so oft im Leben liegt die Wahrheit irgendwo dazwischen, auch wenn sich so manches Mal beide Extreme unverblümt zeigen - wie an diesem Freitag etwa.
Ich möchte euch ein wenig Teil haben an meinem Besuch im Wii Loft in Köln, eine Woche vor dem Wii-Launch in Europa, aber alternativ könnt ihr auch auf einen Blick die einzelnen Erfahrungsberichte zu diversen Wii-Titeln finden, die ich dort anspielen konnte. Zur Information: Die Wii Lofts sind Wohnungen, die quer durch Deutschland mit Wiis bestückt wurden und zur aktuellen Pre-Launch-Zeit dazu dienen, der Presse Nintendos neueste Heimkonsole noch einmal näherzubringen.
Um 11 Uhr führt mich der Weg aus der Uni. In anderthalb Stunden sollte ich mich im Wii Loft einfinden. "Kein Problem.", denke ich mir und hole mir noch am Bahnhof einen Döner für die Zugfahrt. Als der Zug endlich kommt, ist der Döner schon lange weg und das gemütliche Zeitpolster macht es ihm gleich. Meine hektische Odyssee führt vom Kölner Hauptbahnhof, über eine falsche Bahnauskunft, in die falsche Richtung per U-Bahn, über eine Taxifahrt (die ich nach einiger Zeit beenden muss, weil die Kölner-Transportwagen-Innung sich überlegt haben muss, man könne doch ein gemeinsames Sit-In auf diversen Hauptstraßen veranstalten), über einige Passantenbefragungen und schließlich über einen langen Sprint endlich zu meinem Ziel: Dem Wii Loft.
Ich bin eine Viertelstunde zu spät, völlig außer Atem und bin mir noch nicht wirklich sicher, was mich erwarten wird. Werde ich im Eilverfahren an ein paar Spielen vorbeigeführt und habe eventuell bereits die Hälfte meiner Zeit vertan, ohne überhaupt da gewesen zu sein? Ist mein Termin verwirkt? Überstehe ich überhaupt rein körperlich den Restweg vorbei an einigen unscheinbaren Wii Loft-Schildern zum eigentlichen Schauplatz?
Ich klingle an der Tür, die kurz darauf nicht von einer Messe-Hostesse im Nintendo-Dress geöffnet wird, sondern von einer netten jungen Dame in normaler Alltagskluft, die sich mir als Monika vorstellt und mir während ich Tasche und Jacke ablege und ihr japsend meine Verspätung erkläre sagt, ich solle doch einfach erst einmal zur Ruhe kommen. Zur Ruhe kommen? ZUR RUHE KOMMEN?!...der beste Gedanke, der mir heute bislang untergekommen ist.

Langsam senkt sich mein Puls wieder auf Normalniveau und ich kann einen ersten Blick durch das Loft werfen: Rechts lachen mich ein paar Platten mit kleinen Häppchen an und während ich mich noch leicht ärgere, eben den (komischerweise nach Fisch schmeckenden) Döner gegessen zu haben, sehe ich auch schon die beiden großen (und ich meine wirklichen großen) Fernseher mit dazugehörigen Wiis inmitten dem sowohl stylish als auch gemütlich eingerichteten Wohnzimmer. Neben weiteren Nintendo-Mitarbeitern, drei Redakteurs-Kollegen und Felix Rick samt Fernsehteam erspähe ich dann auch Nintendos PR Manager für Europa, Harald Ebert. Ich entschließe mich noch dazu, ein paar erste Fotos zu knipsen und mich in das Gästebuch neben anderen illustren Persönlichkeiten wie der Man!ac-Redaktion oder den Prinzen einzutragen, bevor ich schließlich mit Herrn Ebert spreche der mich einlädt, mit ihm doch eine Runde Wii Sports zu spielen und wer könnte da widerstehen?
Wii Sports (Boxen und Golf)
Zunächst versuchen wir uns am Boxen; immerhin war das in der Games Convention-Demo noch nicht möglich. Wenn man so möchte, war es diesmal aber auch nicht möglich, denn während mir die Schwinger, Jabs und Nierenhaken immer mehr zusetzen, gehen meine Schläge permanent ins Leere. Als sich schließlich ein freundlicher Nintendo-Mitarbeiter dem Problem annimmt und irgendetwas an der Wiimote herumfummelt überlege ich mir innerlich, dass ich mit Boxen wohl eine "großartige" Wahl getroffen habe. Die Wiimote war aber scheinbar in Ordnung, Herr Ebert hat seinerseits keine Probleme mit dem Spiel gehabt und später am Tag haben sich auch noch einige kleine Kinder problemlos virtuell geboxt, also lag mein Komplett-Versagen wohl doch einfach an meinem Unvermögen, auch wenn man so etwas als Zocker generell gerne auf Controller, Wetter oder schlechtes Frühstück abwälzen möchte.

Gut: Ein neuer Box-Versuch muss nicht sein. Ich habe es in Aktion erlebt und dabei festgestellt, dass es eine ordentliche Anzahl an offensiven und defensiven Manövern gibt und wer weiß, wie viel Zeit ich noch im Loft haben werde, also entscheide ich mich für eine Partie Golf, der einzigen Wii-Sports-Disziplin der GC-Demo, für die damals die Zeit fehlte. Ich muss ehrlich sagen, dass ich mit kleinen bis gar keinen Erwartungen daran gegangen bin, aber absolut positiv überrascht wurde. Es bietet im Grunde alles, was große Golfspiele bieten: Wind, verschiedene Schläger, Gefälle, Spin, eine Landkarte, alle gängigen Geländetypen und darüber hinaus die Wii-Steuerung, die sich weit realistischer anfühlt als es auf dem virtuellen Grün abseits von Gametrak Golf (PS2 und PC) bislang möglich war. Vor jedem Schlag kann der Spieler ein wenig frei schwingen und so jederzeit ein Gefühl für den Schläger und die optimale Stärke gewinnen. Somit lässt sich ein jeder Abschlag bis ins kleinste durchplanen und Wii Sports Golf gewinnt einiges an Anspruch. Wer möchte, spielt es so arcadig wie die anderen Sportarten, aber wer es eben nicht möchte, der kann strategisch vorgehen und über die optimale Vorgehensweise grübeln. Unter einem Problem leidet Golf dann aber doch: Ähnlich wie bei Baseball wird manchmal die Ausholbewegung bereits als Schlag interpretiert. Glücklicherweise passierte dies nur beim Putten, also wenn ein zu kurzer Schwung nicht mehr so ins Gewicht fällt, wie es etwa beim Drive der Fall wäre.
Professionelles Fernsehen ist schwierig - oder: "Der oder das Loft?"
Während ich gerade am zweiten Loch verzweifle (vom Bunker ins Wasser und schließlich mit dem neunten Schlag bis 9 cm vors Loch sprechen für sich), obwohl es beim ersten Loch noch wesentlich besser für mich aussah, werden wir plötzlich gebeten, eine Pause einzulegen, weil Felix Rick die Einleitungsmoderation für den Wii Loft-Beitrag seiner neuen RTL II-Sendung abdrehen möchte. Nachdem ich mir zur Zeitüberbrückung ein Getränk geholt habe, startet der Moderator seinen dritten Versuch. Diesmal klingelt ein Handy. Also eine neuer Versuch: "Ich befinde mich hier gerade in einer so genannten Wii Lounge...". Sollte ich ihm sagen, dass es Wii Loft heißt? Ach, bevor ich dafür sorge, dass der Arme noch einmal von vorne anfangen muss, halte ich mich lieber zurück. Der nette Nintendo-Mitarbeiter von vorhin hat eh in dem Moment schon durch einen unbedachten Schritt dafür gesorgt, dass das Take neu begonnen werden muss. "Ich befinde mich hier gerade in einer so genannten Wii Lounge...". "Heißt es nicht Wii Loft? Steht jedenfalls auf der Einladung." Sagt plötzlich jemand aus dem Team. Diskussion, Einsicht, Neuanfang. "Ich befinde mich hier gerade in einem so genannten Wii Loft..." "Wie ist eigentlich der Artikel? Der oder das Loft?" Wieder Diskussion, Übereinkunft auf das, Neuanfang. Ein Blitzlicht zur falschen Zeit (von mir ausgelöst), einige Lachanfälle vom Felix und diverse weitere Fehler später, ist das halbminütige Take schließlich im Kasten und der magische Trubel des Fernsehen legt sich endlich, so dass ich mich endlich wieder Wii Sports zuwenden kann, allerdings mit einer anderen Sportart.
Wii Sports (Tennis, Bowling und Baseball)
Herr Ebert muss sich wieder dem Ernst der Arbeit zuwenden, aber Monika lädt zu einer Partie Tennis. Tennis? Haben wir nicht schon zur GC ein Preview dazu geschrieben? Ja, haben wir, aber Tennis ist nunmal immer wieder eine Runde wert und ich kann ja schauen, inwiefern sich das Spiel entwickelt hat. Zugegeben: Abgesehen davon, dass die Spielfigur nun auch auf Linkshänder umgestellt werden kann und einem Re-Design des Platzes hat sich nichts getan, aber damit lässt sich auch sagen, dass Tennis auf einem hohen Niveau geblieben ist. Schnell gelingen ausdauernde Ballwechsel und es entfaltet sich ein kommunikatives, schnelles und sehr spaßiges Spielerlebnis.
Nach der zweiten Partie steht ein Wechsel zur letzten Sportart an, die wir bis zu diesem Tag nicht spielen konnten: Bowling. Um ehrlich zu sein, habe ich auch hier niedrige Erwartungen mitgebracht, wurde aber wieder sofort positiv überrascht. Neben der eigenen Bowlingbahn sind noch zig andere Bahnen aufgebaut, auf denen sogar von der CPU gespielt wird. So banal es klingt, aber es sorgt für ein großartiges Plus an Atmosphäre. Das eigentliche Bowlen überzeugt denn auch mit logischen Kontrollen und einem gelungenen Mittendrin-Gefühl. Zunächst wählt der Spieler per Steuerkreuz seine Position und seine Wurfrichtung, bevor er die A-Taste drückt (und hält), mit dem Arm ausholt, schwingt und am Zenit die Kugel beziehungsweise die A-Taste loslässt und dabei noch durch die Armbewegung dem Wurf einen Spin mitgeben kann. Wer öfters Monkey Bowling bei Super Monkey Ball gespielt hat, weiß, was ihn hier an Spaß erwartet und kann noch ein paar Prozente draufrechnen aufgrund der nicht nur optimal funktionierenden, sondern auch schlichtweg spaßigen Steuerung.
Wii Sports Baseball habe ich an diesem Tag zwar nicht mehr gespielt, aber vom Zusehen her kann ich sagen, dass es seit unserem Preview auf jeden Fall verbessert wurde. So kann nun ein richtiges Match ausgetragen werden und neben dem Schlagen steht auch das Werfen an.
Insgesamt ist Wii Sports eine wirkliche gelungene Mischung aus schnellen und langsamen Disziplinen, die vor allem im Multiplayer auch auf längere Sicht für Kurzweil sorgen dürfte. Für den Einzelspieler bietet das finale Spiel zumindest einige Trainingsmodi in denen verschiedene Medaillen erspielt werden können. In dieser Demo-Fassung fehlten jene Modi jedoch noch.
Einschätzung: Sehr Gut
Puh, macht schon ein wenig hungrig so eine sportliche Betätigung. Schauen wir uns doch mal das Buffet in der kleinen, gemütlich eingerichteten Küche an. Aber nicht zu lange! Ich möchte ja keine Spielzeit verlieren, also wird nur schnell ein Dill-Lachs-Brötchen geschnappt und der Rückweg angetreten. Na, was wird denn da gerade in den Wii gelegt? Rayman Raving Rabbids. Das Brötchen wird schnell im Sessel reingezwungen, denn sogar auf mich als bekennender Rayman-Charakterdesign-Hasser wirkt das, was ich da zu sehen bekomme zu spaßig und witzig um seine Zeit hier mit Backwaren zu vertändeln.
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Von Burkhart von Klitzing
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