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Wii Move You - Nintendos erste Schritte im deutschen Wii-Marketing
Special von Lars Peterke (mail) | 21.02.2007
Die größte deutsche Jugendzeitschrift lädt zum Geburtstag ein: Die Bravo wird 50. Und da dies so ungeheuer aufregend ist, wird die ganze Geschichte natürlich im Fernsehen übertragen. Mit einer fast bis auf den letzten Platz belegten Color Line Arena in Hamburg startet die Show um 19 Uhr und so ziemlich jeder Promi, der aktuell im Fernsehen anzutreffen ist, gibt sich die Ehre. Nintendo wittert seine Chance. Die Bravo 50 Jahre Show als Rahmen für die erste Wii-Präsentation in Deutschland. Was Nintendo sich dabei gedacht hat, ob die Idee gut war und vor allem, was der Endverbraucher davon gehabt hat, lest ihr jetzt.

17:45: NintendoWiiX vor Ort
Ich gelange mit einem Shuttle-Bus zur Color Line Arena. Schon von Weitem sieht man die Banner der Sponsoren. Grosse Wii-Flaggen mit der Konsole und Werbebanner zu Wii Sports und Wii Play zieren die Eingangsbereiche. Als man dann das Vorgebäude der Arena betritt, kommt einem schon eine Nintendo-Dame entgegen die fleißig Wii-Schlüsselbänder verteilt und einem in die Hand drückt.
Anschließend fiel mein Blick auf einen in weiß gehaltenen Wii-Bereich, der wie folgt aussah: Vier Fernseher mit Wii Konsolen im abgeschotteten Bereich und einige Nintendo-Mitarbeiter spielen mit übereifrigen Bewegungen Wii. Der Zuschauer darf nicht Spielen. Schaulauf und Mund-Wässrig-Macherei mit Wii. Die Zuseher hat das aber offenbar nicht gestört: „Boar alter, Mama, das is’ die PS3, die kostet 599 Euro!“. Hier hat Nintendo noch Schulungsbedarf bei den Endverbrauchern.

Was gab es zu sehen? Natürlich Wii Sports, das Vorzeigespiel, das Wii auch beiliegen wird. Gezeigt wurde eine wohl fast fertige Version, in der alle Spiele von Wii Sports inklusive Mii-Unterstützung implementiert waren. Ferner durfte man noch einen Blick auf Wii Play und Need For Speed Carbon werfen, welches vom bloßen Betrachten her gehobenes PS2-Niveau hatte, dafür aber flüssig lief. Hier sollte sich allerdings grafisch noch ein wenig Besserung auftun.
Während die Nintendo-Damen weiter fleißig ihre Schlüsselbänder verteilten, nahm ich meinen Platz in der großen Halle ein. Im Vorfeld der Show sorgte ein fragwürdiger Radiomoderator für Stimmung und am Ende wurde dann gefragt: „Wer möchte denn mal Wii spielen?“. Alles meldet sich und aus den zahlreichen Interessenten landet eine Emilia mit ihrer Familie auf der Bühne. Na, wer hat’s gemerkt? Emilia, Tom mit Mama und Oma! Nintendos offizielle Wii Quotenfamilie, die schon auf der Pressekonferenz der Games Convention Wii vorführte, wurde auch hier auf die Bühne gebeten. Am Ende der Vorführung bekamen noch alle einen Nintendo DS und ich bin inzwischen ganz neugierig, wie viele Nintendo DS Emilia mittlerweile ihr Eigen nennen kann.

Das war’s dann erstmal mit Wii, die Show ging los und alles beschränkte sich auf ein Wii Logo, das zusammen mit Werbung zu Wilkinson-Rasierern und einem Nokia Handy auf zwei Großbildschirmen flimmerte. Die nächsten drei Stunden gehörten einzig und allein der Bravo. Dabei wurde viel gesungen und wenig verstanden. Zum Beispiel als Tokio Hotel ihren Beatles-Song zum Besten gaben, die ganze Halle dabei in Gekreische ausbrach und Schilder mit fragwürdigen Aufschriften hochhielten. Nebenbei feierten Roxette ihr Comeback nach vier Jahren Ruhe, Silbermond rockten und Michael Mittermeier brachte das Publikum zum Lachen. Am Ende der Veranstaltung wurde mit Take That das neuste Highlight im Genre Boyband-Comebacks gefeiert. Zurück blieb ein sichtlich gestresster Kai Pflaume, der mir fast schon irgendwie Leid tat. Aber nur fast.

Im Verlauf der Show wurde Wii dann noch einmal kurz vorgestellt. Ein Sprecher beschränkte sich auf wage Angaben („Ja… das ist ja nun die neue Konsole… 249€…mit Spiel… am 8. Dezember!“) und Viva-Moderatorin Gülcan hatte mehr Spaß daran, sich die spielenden Prominenten anzusehen. Dementsprechend fraglich, ob der Fernsehzuschauer überhaupt mitbekommen hat, was Wii denn nun ist.

Ein erster Schritt in die richtige Richtung?
Bleibt die Frage, ob diese Aktion ein richtiger Schritt von Nintendo war. Vor Ort auf jeden Fall. Von Emo-Teenies und Tokio Hotel-Fans, Rosentstolz-Fanclubs, Frauen und Männer Ü40, die wegen Take That oder Roxette kamen, sowie kleinere Kinder in Begleitung der Eltern war so ziemlich alles vertreten. Die facettenreiche Zielgruppe war also schon einmal da. Fragt sich nur, ob das zu Hause vor dem TV genau so aussah. Saß da die ganze Familie beisammen und sah das Spektakel oder schaute doch nur die 12-jährige Tochter oben in ihrem Zimmer zu? Man muss also ein Fazit ziehen. Und das ist mehr oder minder positiv. Die Präsentation hätte eindeutig stärker ausfallen müssen. Klar, ich erwarte ja nicht, dass sie im Rahmen der Veranstaltung einen Zelda-Trailer zeigen, jedoch wäre ein wenig mehr Show nötig gewesen, denn eine Präsentation mit Gülcan im Vordergrund macht das Wii-Image doch mehr kaputt als akzeptabel. Warum wurde im Rahmen der eigentlichen Show nicht eine Runde Wii Sports Tennis gespielt? Wäre es nicht der perfekte Werbeeffekt gewesen, wenn Nina Hagen, Michel Mittermeier, Sasha sowie Kai Pflaume sich beim Spielen auf der Bühne zum Affen machen würde? Das hätte dann auch einen unglaublichen Unterhaltungsfaktor für die Zuschauer.

Ansonsten eine runde Sache. Die Leute vor Ort bekamen einen ersten Eindruck von Wii und nachbleibend können wir jetzt eigentlich nur hoffen, dass diese Sache nur der Anfang von etwas Größerem war. Ich bin gespannt auf die ersten TV-Werberspots, die ja heutzutage, im Zeitalter der Medien, wohl eine der wenigen Möglichkeiten sind, Wii direkt „an den Mann zu bringen“. Letztlich bleibt zu kritisieren, dass der Launch in circa fünf Wochen ansteht und bisher kein normalsterblicher Deutscher Wii selbst spielen durfte. Also Nintendo, da muss jetzt was passieren. Schließlich wollt ihr ja, dass wir alle dem Motto eines bekannten Elektronikmarktes folgen und „kaufen, marsch, marsch!“.
Von Lars Peterke



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