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Special von Gesamte Redaktion (mail) | 16.10.2015
Berichte zu den jährlichen Sportspiel-Updates zu verfassen gestalten sich nicht immer ganz leicht. Sie versuchen stets Formulierungen wie „Alle Jahre wieder“ oder „alljährlich“ zu vermeiden und erwähnen stattdessen jede noch so klitzekleine Neuerung des aktuellen Ablegers explizit, um Kenner der Vorgänger beim Lesen bloß nicht zu langweilen. Manchmal jedoch kann selbst das akribische Suchen nach Neuerungen nicht groß helfen, da die Entwickler scheinbar nur die Spieler- und Mannschaftsdaten des jeweiligen Jahres neu angepasst, das Spiel selbst aber nicht weiter verändert haben. Und tatsächlich: Beim letzten FIFA-Ableger für Wii traf diese Vermutung nicht nur voll ins Schwarze, sondern wurde auch seitens Electronic Arts explizit erwähnt. Auf einem roten Banner befand sich direkt über Coverstar Lionel Messi vom FC Barcelona der Hinweis, dass es sich bei FIFA 15 für die Wii um die so genannte Legacy Edition handelt. Was auf den ersten Blick jedoch sogar noch wie ein spannender Zusatz klingt, wird mit dem Wenden der Spielhülle sehr schnell aufgeklärt: Nur aktualisierte Kader, Trikots und Teams. Das Spiel blieb hingegen unverändert.
Und wie sieht es in diesem Jahr für fußballbegeisterte Besitzer von Nintendo-Konsolen aus? Leider noch ernüchternder. Electronic Arts hat sich dazu entschieden, in diesem Jahr gänzlich auf aktualisierte Fassungen für Nintendo-Plattformen zu verzichten - damit geht nicht nur Nintendos aktuelle Heimkonsole Wii U, sondern auch die sonst stetig versoregten Plattformen Wii und Nintendo 3DS gänzlich leer aus. Da uns Electronic Arts dennoch dankenswerterweise eine Version für PlayStation 4 zur Verfügung gestellt hat, möchten wir in diesem Special unsere Eindrücke zu FIFA 16 schildern. Lohnt es sich also für alte Nintendo-Veteranen mit einem Faible für Fußball zu den Konkurrenzssystemen oder den PC zu schauen?
Ein Lizenzpaket der Extraklasse
Auch FIFA 16 bietet an Lizenzen wieder alles, was das Fußballherz begehrt. Fast 40 lizenzierte Ligen mit mehr als 650 Vereinen mit mehr als 15.000 Spielern stehen zur Auswahl. Dabei wurden alle Transfers der Saison 15/16 getätigt. So spielt in dieser Saison nun der brasilainische Tempo-Dribbler Douglas Costa beim FC Bayern München, während Angel Di Mario für PSG stürmt und Bastian Schweinsteiger nun die Schuhe für das von Louis van Gaal trainierte Manchester United schnürt.
In Sachen Modi hat sich gegenüber dem sowieso schon umfangreichen Angebot der letzten Jahre wenig getan. So können sich Kartensammler weiterhin in «Fifa Ultimate Team» austoben, während man ansonsten off- und online in Ligen spielen oder seine eigene Karriere als Fussballer oder Teammanager in Angriff nehmen kann. Einige Veränderungen sind im Karrieremodus zu erkennen: Statt einzelne Spiele gibt es nun vor der Saison ein Vorbereitungsturnier, das sich aber überspringen lässt. In den Trainings kommen nun optional die Skillspiele zum Einsatz, und das Einstellen individueller Taktiken ist nun um einiges simpler und intuititver geworden – alles sinnvolle Neuerungen.
Weibliche Rundungen und weitere Veränderungen
Erstmals in der Geschichte von FIFA könnt ihr diesmal auch mit Frauen vor das runde Leder treten - zwar nur mit einem Dutzend Nationalteams, aber immerhin. Spielerisch fühlt sich der Frauenfußball von FIFA 16 dabei deutlich anders an: Die Fußballerinnen sind ein wenig langsamer als ihre männlichen Kameraden, dafür aber aufgrund ihres geringeren Körpergewichts wendiger und können sich schneller auf kleinem Raum drehen. Durch die eigenen Animationen und die sichtlich veränderten Laufbewegungen entsteht mit den Damen so eine ganz eigene Dynamik. Spielen könnt ihr mit den Frauen im normalen Anstoß-Modus, in Offline-Turnieren und in Online-Freundschaftsspielen.
Ebenso neu und gerade für Einsteiger ganz nützlich: Der optionale Fifa-Trainer blendet nun mögliche Aktionen direkt über eurem Spieler ein. So steigen Anfänger schneller bei der komplexen Steuerung durch und lernen fortgeschrittene Manöver leicht - ohne Blick ins Pausenmenü. Für Frischlinge gibt es zudem jede Menge neue Skill-Spiele, um die Grundlagen des Spiels langsam zu trainieren.
Die wohl willkommenste Veränderung in FIFA 16 bildet aber die Veränderung auf dem Platz der Kommentatoren. Manni Breuckmann wird durch Wolff-Christoph Fuss ersetzt, der zuvor für die Konkurrenz aus dem Hause Konami ins Mikro brüllte. Ihm zur Seite steht weiterhin Frank Buschmann, der mit seinen lockeren Sprüchen für gute Laune sorgt. Mal mehr, mal weniger. Die beiden sollen laut Angaben von EA rund 50 Arbeitsstunden im Studio verbracht haben, um so 6.000 Spielernamen und über 30.000 Textzeilen einzusprechen. Und auch wenn dennoch manche Phrasen nerven oder eher als unpassend betrachtet werden können - so gut wie in FIFA 16 waren die Kommentatoren noch nie!
Lustiges Detail am Rande: Bei einem Freistoss benutzen die relativ kleinlich pfeifenden Schiedsrichter ab sofort auch das Freistoss-Spray, dessen Überreste sogar noch für kurze Zeit auf dem Feld sichtbar sind.
Das Gameplay
Schon auf den ersten Blick fällt auf - FIFA 16 spielt sich im direkten Vergleich zu FIFA 15 viel langsamer, taktischer und somit auch deutlich realistischer als je zuvor. Electronic Arts beschreibt die Gameplay-Veränderungen dabei drei großen Themenbereichen zu: "Verbesserte Verteidigung", "Mehr Kontrolle im Mittelfeld" und "Magische Momente".
Um die Agilität und Bewegungen echter Profis abzubilden wurde die sogenannte Defensive Agility eingeführt. Die Verteidiger machen die Räume enger als je zuvor und können schnelle Richtungswechsel vollziehen, um am Gegnern dranzubleiben. Durch diese neue Bewegungsfreiheit können gegnerische Angriffe besser abgewehrt und Passwege zugestellt werden. Mit der neuen Defensiv-KI erkennen die Spieler zudem gefährliche Lücken in der Abwehr und stellen diese Räume automaitische zu. Eure Teamkollegen ziehen sich bei schnellen Vorstößen des Gegners zurück und versuchen, dessen offensive Anspielmöglichkeiten zu minimieren. Auch bei den Zweikampfmechaniken und Animationen wurde mächtig rangeklotzt: Grätschen, Körpereinsatz und angetäuschte Tacklings wurden strak überarbeitet und fühlen sich noch realistischer an.
Durch die sogeannnte "Interception Intelligence" agieren eure Mitspieler jedoch auch in der Offensive intelligenter. Sie antizipieren Pässe und orientieren sich entsprechend, um Passwege zuzustellen oder zu öffnen. Sie erkennen den freien Raum und sorgen für ein vielfältigeres Aufbauspiel im Mittelfeld. Neu hinzugekommen sind zudem harte Pässe, die präzise beim Mitspieler ankommen. Dadurch können Mitspieler auch auf engstem Raum gefunden werden. Für mehr magische Momente im Spiel sorgen drei weitere Gameplay-Verbesserungen. Zum einen Braucht ihr nun nicht mehr zwingend den Ball zum Dribbeln. Durch das "No Touch Dribbling" ermöglicht sich ein besseres Abschirmen des Balles, aber auch Finten sind nun möglich, um im Anschluss den Gegenspieler zu überlaufen. No Touch Dribbling verändert somit die 1 gegen 1-Situationen und gibt euch viel mehr Möglichkeiten in der Offensive. Auch die Flankenmechanik wurde im Rahmen des "Dynamic Crossing" verbessert. Authentischere Flanken finden eure Mitspieler nun leichter mit hoher Präzision. Angriffsspieler agieren energisch um die gegnerische Abwehr unter Druck zu setzen und den Ball gefährlich hinter die Defensivreihe zu spielen. Seitenläufe mit folgender Flanke sind aufgrund der viel stärkeren Verteidiger aber natürlich dennoch kein Garant für viele Tore.
Dies alles hat zur Folge, dass sich ein grösserer Teil des Spiels im Mittelfeld abspielt und man taktisch klug verlagern muss, um zum Erfolg zu gelangen. Dies geht zwar etwas auf Kosten des Spektakels, wirkt aber einfach realistischer und runder als bisher.
Darüber hinaus wird auch die Stellung von Fuß und Knöchel in FIFA 16 nun genauer berechnet, wodurch sich den Spielern mehr Möglichkeiten zum Torabschluss eröffnen. Dank des "Clinical Finishing" spürt man beim Spielen förmlich, wo genau der Ball getroffen wird. Ein viel präziseres Schießen wird dadurch ermöglicht. Ein bisschen schwach auf der Brust ist jedoch die Schussphysik selbst - sowohl bei Männern als auch bei Frauen. Hier fehlt es einfach - beispielsweise im Verleich zu Pro Evolution Soccer - ein wenig an Kraft und Energie. Es mag an dem generell etwas langsameren Spieltempo von FIFA 16 gegenüber seinem Vorgänger liegen, aber es mangelt einfach an waschechten Granaten.
FAZIT
Besonders auf dem Platz selbst hat sich gim Vergleich zu FIFA 15 einiges verändert, sodass liebgewonnene Taktiken in diesem Jahr wohl über Bord geschmissen werden müssen. Doch das ist ansich nichts schlimmes, weil sich FIFA in diesem Jahr dafür weitaus realistischer und taktischer spielt. Allgemein ist das Gameplay etwas langsamer und kampfbetonter geworden, ein cleveres Verschieben und Taktieren im Mittelfeld ist nun nötig. Neben dem Platz hat sich hingegen eher wenig getan und auch der Frauenfussball braucht wohl noch ein paar Jahre, bevor er richtig in der FIFA-Reihe angekommen ist. Nichtsdestotrotz: FIFA 16 bleibt weiterhin das atmosphärisch beste Fussballspiel auf dem Markt, das nicht zuletzt mit seinen umfangreichen Lizenzen und ständigen Aktualisierungen der Mannschaften und Spielerstärken auftrumpfen kann. Nintendo-Fans mit einem Faible für Fußball sollten sich spätestens jetzt überlegen, ob sich nicht ein Kauf einer weiteren Konsole lohnt - oder eben zur PC-Version greifen.
Von Gesamte Redaktion
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