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The Legend of Zelda: Was bringt die Zukunft?
Special von Gesamte Redaktion (mail) | 16.11.2011

Tim: The Legend of Zelda hat jetzt 25 Jahre auf dem Buckel und schon ziemlich viel mitgemacht: Link ist auf Pferden geritten, Boot gefahren, getaucht, gelaufen, gerollt und zuletzt in The Legend of Zelda - Skyward Sword auf einem riesigen Vogel durch die Wolken geflogen. Vom Himmel bis zum Grund des Meeres hat Nintendo jetzt anscheinend alle denkbaren Ebenen durch. Was kommt für die Serie als nächstes?

Welche Szenarien könnt ihr euch für die nächsten Ableger der Serie vorstellen - vielleicht ein The Legend of Zelda in modernen Zeiten? Fährt Link dann womöglich Jets und kämpft mit einem Laserschwert? Oder bleibt es bei der bekannten Fantasy-Welt in einem mittelalterlichen Hyrule wie in den letzten 25 Jahren?

Kamil: Ein The Legend of Zelda in der modernen Zeit würde der Serie meiner Meinung nach enorm viel an Charme und Zauber berauben. Denn bei allem Vertrauen in Miyamoto, Aounuma und Co. - ein solches Setting passt einfach nicht zu Zelda. Tatsächlich ist es aber wirklich sehr schwer geworden, sich gänzlich neue Szenarien auszudenken, die sich zudem nicht zu weit vom bisherigen Zelda-Universum entfernen und von den Fans akzeptiert werden. Die Frage, die sich bei mir aber immer wieder stellt: Muss es mit jedem Ableger überhaupt völlig neue Szenarien geben? Ich für meinen Teil würde mich auch einfach über ein (vom Setting her) stark an Ocarina of Time angelegtes Zelda freuen. Link, ein treues Ross und eine große, freie Welt. Da bleibt abseits davon auch noch genügend Platz für neue Gameplay-Innovationen und -Neuerungen.

Burkhart: Ich denke eher, dass spielerisch neue Wege beschritten werden müssen, um die Serie mal wieder nach vorne zu bringen. Ein Experiment wie bei Majora's Mask muss her, wobei das ja zusätzlich auch im erzählerischen Grundton einiges wagte.

Ein völlig fremdes Szenario (Gegenwart?!) wäre meines Erachtens völlig fehl am Platze; was ich mir aber beispielsweise noch vorstellen könnte, wäre der in Fantasy gern genutzte Gegensatz zwischen naturverbundener Magie und fortschrittlicher Technik. Ich könnte mir etwa vorstellen, dass Link viel Zeit in einem Hafenort verbringt, der die Ideen verschiedener Kulturen in sich vereint und erste Züge einer Industrialisierung zeigt, mitsamt Dampfmaschinen und allen Klischees, die dazugehören.

Andreas: Was das Setting angeht, denke ich schon, dass Zelda für Wii U wieder im klassischen Hyrule angesiedelt sein wird. Ich denke kaum, dass das Team es sich nehmen lassen wird, mit der Power der neuen Konsole die Hylia-Steppe mal in richtig sattem 3D erstrahlen zu lassen. Ein neues Zelda könnte theoretisch aussehen wie The Elder Scrolls V: Skyrim, die Hardwareleistung dafür ist da. Und bisher hat Nintendo mit seinen Core-Franchises immer das Maximum aus einer Konsole herausgeholt.

Interessanter fände ich einen Tapetenwechsel mal bei den Dungeons. Da gibt es immer die üblichen Verdächtigen - Wald-, Feuer- und Wassertempel - und auch die anderen Dungeons sehen fast immer streng nach Tempel aus. Wie wäre es mal mit einem an Land gespülten Schiffswrack oder einer mittelalterlichen Burg? Oder einem Open-Air-Dungeon in einem Urwald oder Gletscher? Oder man vermischt beides und schickt Link durch eine Geisterstadt oder auf einen Berggipfel, wo er dann im Schneesturm gegen den Boss antritt. Hier hat die Reihe noch sehr viel ungenutztes Potential, das man gerade mit der besseren Hardwareleistung mal richtig ausschöpfen könnte.

Oliver: Mit einem Zelda, das sich grafisch an Skyrim orientiert, könnte ich nichts anfangen. Der Comic-Look eines Skyward Sword oder seinerzeit The Wind Waker sagt mir viel mehr zu und ich könnte mir auch für einen neuen Teil ein ähnliches grafisches Konzept vorstellen. Dennoch kann ich die Rufe nach einem "realistischen" und grafisch opulenten Zelda-Teil durchaus nachvollziehen, doch stellt sich mir dabei die Frage, inwieweit das Spiel dabei an Charme und Seele verlieren würde.

Neue Dungeon-Konzepte sind auf jeden Fall ein Punkt, den man in zukünftigen Teilen beherzigen sollte. Dennoch möchte ich einen Feuer- oder Wassertempel nicht missen. Die Kontinuität der Reihe, was bestimmte Elemente wie zum Beispiel die Tempel betrifft, ist sicherlich einer der Hauptgründe, warum jedes neue Zelda mächtig für Furore sorgt. Ich möchte mich in jedem Zelda irgendwie ein Stück weit auch daheim fühlen und würde die klassischen Dungeons auf alle Fälle vermissen. Wo ich das Argument der Kontinuität jedoch nicht gelten lassen kann, ist bei der Tatsache, dass es immer noch kein Zelda mit einer vernünftigen Sprachausgabe gibt. Für einen Wii-U-Teil wünsche ich mir eine ansprechende Vertonung, die der Serie atmosphärisch unter die Arme greifen könnte.


Lars: Besonders Andreas muss ich in seiner Idee zustimmen. Ich denke auch, eine Radikalumstellung im Setting benötigen wir nicht. Es sind eher die kleinen Ideen, die Zelda immer wieder spannend machen. Ansonsten ist objektiv seit A Link To The Past ja nun nicht so viel passiert, sieht man mal vom Sprung in die dritte Dimension ab. Was mich am meisten stört, sind die zu klar formulierten Raster des Spiels. Dungeons folgen immer denselben Schemata, Wendepunkte in der Story sind absehbar, lange bevor sie passieren, und am Ende war es dann doch wieder Ganondorf.

The Legend of Zelda versucht meiner Meinung nach zu sehr zu gefallen, will westlich sein und ein lupenreines Action-Adventure abgeben, ohne RPG-Spieler zu enttäuschen. Ich finde aber, man sollte sich gerade vermehrt an klassischen RPG-Elementen bedienen. Twilight Princess hat ganz vorsichtig im Ansatz durchblicken lassen, was mit toller Cinematografie storytechnisch mit Link und Co. machbar ist. Für Wii U wünsche ich mir ein Zelda im erwachsenen Look, das keine Angst davor hat, auch erwachsene Themen in der Story anzusprechen. Es könnte ruhig also auch mal ein Schlüsselcharakter sterben, der die Charakterfigur Link mental auf eine schwere Probe stellt. Hat ja in ähnlicher Form bei Metroid: Other M auch geklappt. Oder etwa nicht?

Tim: Da stellt sich bei mir schnell die Frage: Wie viel Wandel kann man den Zelda-Fans überhaupt zumuten (wäre die von Oliver angesprochene Sprachausgabe vielleicht schon zu viel?) und wie viel spielerischer Stillstand würde die 25 Jahre alte Serie noch trotz grafischer Sprünge ertragen?

Zumindest mir geht es so, dass ich auf ein neues Spiel im Stil von Ocarina of Time in HD, das Kamil anspricht, keine Lust hätte. Mir gefallen The Wind Waker und Skyward Sword mit ihrer unkonventionellen grafischen und auch spielerischen Gestaltung und ihrem ganz eigenen Charme besser als etwa Twilight Princess, das wieder auf ein Pferd und weite Steppen und auf realistische Grafik setzte und dabei hauptsächlich düster und „erwachsen“ sein wollte. Gleichzeitig habe ich Majora's Mask gerne als sehr spezielles und unkonventionelles Action-Adventure gespielt, aber der Zelda-Charme kam für mich einfach nicht durch. Das wäre für mich wieder eine zu weite Abstraktion des Prinzips.

Wie wäre es denn mit einem Kompromiss: Das Spielprinzip bleibt mehr oder weniger beim Alten - aber diesmal macht man's aus der Ego-Perspektive, wie mit Metroid Prime ja schon durchaus erfolgreich geschehen?


Kamil: Ich bin nicht grundsätzlich gegen "große" Veränderungen im Spielablauf, aber die Vorstellung, Zelda aus der Ego-Perspektive zu spielen, finde ich ehrlich gesagt ein wenig gruselig. Klar, bei Metroid hat das hervorragend funktioniert, aber da kommt auch wieder der Einsatz von (futuristischen) Schusswaffen ins Spiel. Heutzutage stellt es ja nichts Besonderes mehr dar, mit solchen Wummen aus der Ego-Perspektive heraus zu feuern. Aber auf diese Weise mit einem Schwert zu hantieren, sagt mir persönlich überhaupt nicht zu, weswegen mich auch vergleichbare Spiele mit einer solchen Perspektive überhaupt nicht ansprechen. Jetzt bei Skyward Sword, wo die komplette Steuerung auf Bewegungen ausgelegt wurde, hätte es sich vielleicht noch halbwegs angeboten. Aber in Zukunft wird man mit Wii U ja vermutlich nicht mehr ganz so stark auf eine komplette Bewegungssteuerung setzen, weswegen ich einem solchen Schritt sehr kritisch gegenüber stehe.

Lars: Die Elder-Scrolls-Spiele spielt man ja bekanntermaßen aus der Ego-Perspektive und dementsprechend starr ist das Kampfsystem, da man weitestgehend mit Schwerten kämpft, die nunmal nicht so schnell wie ein Automatikgewehr sind. Bei Zelda ist das Setting nun wieder ein anderes: Die Welt ist wesentlich fabelhafter als beispielsweise die von Oblivion. Link wird von mehreren Gegnern angegriffen und muss seine Spezialattacken wie den Rundumschlag nutzen. Sowas ist meiner Ansicht nach als Spiel mit Ego-Perspektive nicht umsetzbar. Welchen Spielaspekt ich aus den Elder-Scrolls-Spielen aber sehr gerne in Zelda sehen würde, ist deren Interpretation der Open World. Man bekommt eine große, zusammenhängende Welt spendiert, in der man sich direkt frei bewegen kann.

Der Spieler muss dann selbst sehen, in welche Bereiche er gefahrlos vordringen kann und wo er noch etwas mehr Stärke benötigt. Bei Zelda gibt es traditionell nicht so viel Verstecktes zu entdecken. Man beschränkt sich seit jeher auf Elemente wie größere Geldbeutel, mehr Herzteile und versteckte Rubin-Kisten. Ich hingegen würde es schöner finden, wenn man mehr unkonventionelle Dinge abseits der Wege versteckt: kleine Dungeons, Siedlungen oder versteckte Orte, die zusammengenommen einen großen Teil des Charmes der Spielwelt bilden. Eine Idee, die ich ebenfalls begrüßen würde, wäre ein Schritt zurück zum ersten Zelda, bei dem es auch schon eine Herausforderung war, den nächsten Dungeon überhaupt zu finden.


Tim: Kurz gefasst: Alles bleibt mehr oder weniger beim 25 Jahre alten Alten. Aber was passiert mit dem Gameplay: Meiner Meinung nach gibt die 1:1 Bewegungssteuerung in The Legend of Zelda - Skyward Sword der Serie in vielerlei Hinsicht einen unheimlichen Mehrwert. Auch Ideengeber Miyamoto sagt, er könne sich nicht vorstellen, wieder mit Knöpfen zu spielen. Kann Nintendo auf Wii U überhaupt zurückgehen zur ganz traditionellen Knopfsteuerung, verbunden mit dem traditionellen Gameplay oder muss man den eingeschlagenen Weg der Innovation weitergehen und auch hier wieder etwas Außergewöhnliches anbieten? Oder ist es vielleicht sogar der Vorteil der neuen Konsole, dass sie wieder "ganz normal" ist und eben keine Experimente mehr wagt, ob sie nun gewinnbringend sind oder nicht?

Lars: Es spricht doch nichts dagegen, die verschiedenen Controller zu kombinieren. Ich stelle mir beispielsweise vor, man spielt das Zelda für Wii U ebenfalls mit Wii-Fernbedienung und Nunchuk. Parallel könnte der Wii U Controller auf dem Tisch liegen und als Dungeon-Karte oder ein anderer Interaktionsgegenstand genutzt werden. Miyamoto sprach ja bereits davon, den neuen Controller als Item in das Spiel integrieren zu wollen. Dadurch würde man auch eine unglaubliche Immersion erzeugen. So müsste man etwa, wenn man die Karte des Dungeons studieren möchte, sein Schwert (Wii-Fernbedienung) aus der Hand legen, um die Karte (Wii U Controller) in die Hand nehmen zu können. Genau in diesem Moment wäre man für Gegner ein leichtes Ziel, sodass der Spieler selbst abwägen muss, ob er es sich leisten kann, einen bestimmten Gegenstand wie die Karte zu nutzen.

Tim: Hört sich theoretisch interessant an, aber ehe Nintendo den Spieler mit drei Controllern gleichzeitig spielen lässt, wird man wohl eher ein Zelda entwickeln, das nur über das Balance Board gesteuert wird. Ich glaube tatsächlich, dass es eine klare Entscheidung geben wird zwischen traditionellem Knopf-Gameplay und Bewegungssteuerung. Und letztendlich wird die 1:1-Steuerung von Skyward Sword wohl ein innovatives Experiment bleiben, aber auf lange Sicht doch wieder zurückgefahren werden, wenn das Konsolenkonzept sie nicht mehr unumgänglich macht.


Oli: Eine weitere interessante Komponente wäre sicherlich eine Online-Unterstützung, oder? Das muss nun aber nicht gleich heißen, dass ohne Not ein uninspirierter Multiplayer-Modus integriert werden soll. Vielmehr könnte der neueste Zelda-Teil dauerhaft durch neue Dungeons oder Quests als Downloadcontent unterstützt werden. Allerdings muss man abwarten, ob Nintendo dieses Mal eine vernünftige Online-Plattform auf die Beine stellen kann. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Lars: Uff…DLC? Ich glaube, selbst diese Form der Online-Unterstützung ist für Nintendo keine Option. "Wahre Künstler werden fertig!" heißt es. Und wenn Nintendo jetzt anfängt, Content nachzureichen, dann denke ich: „Das Spiel, das ich im Laden gekauft habe, ist unvollständig“. Nintendo wird wohl eher das Gegenteil für Zelda wollen und ein möglichst perfektes Rundumpaket ins Regal stellen.

Tim: Kommen wir mit einer kurzen Zusammenfassung unserer Gedanken zum Ende: Die nächsten Zelda-Titel werden sich aller Wahrscheinlichkeit nach wieder im klassischen, bekannten Hyrule und in einer mittelalterlichen Welt abspielen – größere Umbrüche sind bei den Fans kaum durchzusetzen. Also weder Laserschwerter noch Helikopter für Link. Auch beim grundsätzlichen Gameplay-Prinzip sollte eurer Meinung nach alles beim Alten bleiben, weil darin der Charme der Zelda-Reihe in einer Spielewelt besteht, in der Shooter und inspirationslose Action immer mehr die Oberhand gewinnen. Immerhin könnte die neue Hardware-Power der Wii-U-Generation dabei helfen, die Spielwelt lebendiger, größer, kohärenter und vielleicht auch abwechslungsreicher zu gestalten. HD-Grafik auf Wii U und 3D-Grafiken auf dem Nintendo 3DS sind natürlich auch gesetzt.


Insofern könnten die Innovationen der nächsten Zelda-Generation(en) vielleicht tatsächlich darin bestehen, ein Stabilitätsanker in einer sich rasant verändernden Videospielwelt zu sein.

Von Gesamte Redaktion



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