Special von Burkhart von Klitzing (mail) | 22.08.2009

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Der fünfte Tag: 21. August 2009
Liebes Tagebuch – oder ist es doch eher Nacht? Die Wahrnehmung verschwimmt langsam, der erste Schock ob voller Messehallen ist verdaut, was zumindest teilweise auch schlicht daran liegen mag, dass ich mich unbewusst mehr und mehr im Business Center und Pressezentrum getummelt habe. Bei Activision-Blizzard, Bethesda oder EA möchte ich nach 10 Uhr im entertainment Bereich nicht einmal mehr die an und für sich breiten Gänge benutzen müssen, geschweige denn mich für die zugegebenermaßen äußerst schmackhaften Titel anstellen. 4 Stunden Wartezeit für wenige Minuten Action „genieße“ ich lieber in Disney World. Da liegen die Schlangen wenigstens in der Sonne, ähnlich einem südchinesischen Marktplatz.
So führt mich denn auch nach einem günstigen Cappuccino (zwei Worte, die sich sonst heutzutage mehr und mehr ausschließen) im Pressezentrum der Weg gegen 9 Uhr zu Konami, wo verhunzte Musikspiel-Sequels ebenso wenig zu überzeugen wussten wie verwestlichte (sprich: urhässliche) Japano-RPGs, Katamari-Kopien und absturzfreudige DS-Titel, also schnell ab zu DJ Hero, das mich als sonst absolut unmusikalischen Gallierbarden nicht loslassen mag. Morgen früh bin ich wieder da. Ich weiß es schon. Und somit steht im heutigen Tagebucheintrag ein morgiges Ereignis. Verrückt. Ähnlich verrückt geht es (heute) weiter mit einem Ausflug in Jack Blacks und Tim Schafers Metal-Welt von Brütal Legend. Cooler Stil, ordentliches Kampfsystem und feine Technik. Eine Mischung, die ebenso bei Dante’s Inferno zu begeistern weiß. Leider reißt mich der Hinweis auf die mittlerweile eingetroffenen Menschenmassen aus den Schlachtfesten, aus dem EA-Kabuff und aus dem entertainment-Bereich hin zu meinem Capcom-Termin.

Und das bedeutet endlich wieder Mountain Dew zu trinken bekommen und zusammen mit einer Gruppe werter Nintendo-bezogener Redakteurskollegen das starke Portfolio des Traditionshauses zu Gesicht zu bekommen. Kommt Spyborgs noch arg uninspiriert herüber, machen Monster Hunter tri, Tatsunoko vs Capcom und Lost Planet 2 (360 und PS3) einen starken Eindruck und schließen zwei klaffende Lücken in der Wii-Spiele-Riege.
Nach einer kulinarischen Stärkung in Form günstiger Bockwürstchen im Pressezentrum und noch günstigerer – da kostenloser – Fischbrötchen im Business Center begleitet von dem ernüchternden Zock von The Kore Gang lockt Halle 4.2 des BC. Tummeln sich in 5.1 und 5.2 vor allem die Big Player der Industrie, haben sich hier zumeist eher kleinere Gruppierungen niedergelassen und sorgen so für Entdeckertrieb auch außerhalb der virtuellen Welten. Da sind iranische Entwickler mit ihrer WoW-Kopie ebenso vertreten, wie Japanerinnen in Kimono, die Astra-Bier aus der Flasche kippen, während sich deutsche Geschäftsmänner in gebrochenem Japanisch an sie ranzuschmeißen versuchen. Immerhin Gameloft versprüht den Duft des großen Geschäfts, dank zahlreicher Erfolge auf verschiedensten Plattformen in der Vergangenheit und auch die nähere Zukunft auf dem iPhone sieht rosig aus. Ego-Shooter, GTA San Andreas-Klon, 2D-Hüpfer, Strip Poker…fast alles weiß zu beeindrucken. Auf welchen der angesprochenen Titel es weniger zutrifft, lasse ich offen.
Schließlich half es ja doch nichts und ich musste mich dem öffentlichen Bereich stellen und warum sich dann nicht gleich gänzlich hingeben? So setze ich mich auf eine Bank im zentralen Flur und ließ mich von dem frappierend an einen Ameisenhaufen erinnernden Getümmel um mich herum dermaßen beruhigen, dass ich mein Schlafpensum um einige wertvolle Minuten aufzustocken vermochte. Die nächste Erinnerung setzt denn auch erst beim Termin bei Nintendo ein, wo spielerisch kaum neues gegenüber dem Post E³-Event aufgeboten wurde, dafür allerdings die ungewöhnlich ruhige Location, der wie immer herzliche Service und 500000-Kalorien-Muffins mit Schokolade in jeder Variation ein Lächeln auf mein von Müdigkeit gezeichnetes Gesicht zauberten.
Zum Abschluss gönne ich Konami noch eine Chance, die sich endlich auszahlt: Silent Hill Shattered Memories legt das gruselige Unbehagen der anderen Serienteile größtenteils ab und ersetzt sie durch Panik (Resident Evil 4+5), weiß jedoch zu fesseln. Sobald…verflixt…sobald…argh, mach doch…sobald die Wii-Remote endlich wieder erkannt wird. Denn sollte das nicht an dem Standaufbau sondern an der Software liegen, tja, dann wäre Konami auch hier wieder kein Erfolg vergönnt.
Etwas sagt mir, dass ich schlafen sollte, um den morgigen Rummel zu überstehen.
Jemand sagt mir, dass ich Tagebuch führen sollte, um euch, liebe Leser, zu erfreuen.
Er hat gewonnen.
Fremdgezockt! Game of the Day
Professor Layton hat festgestellt: Ganz schön viel DS-Kram auf der Messe! Die Wii hingegen wurde dieses Mal von Großmeister Nintendo ziemlich vernachlässigt - neben Wii Fit Plus gab es nur noch ein weiteres "Abenteuer" anzuspielen. Dieses Spiel fing aber die Aufmerksamkeit nahezu jedes Stand-Besuchers ein, schließlich wurden permanent Gameplay-Präsentationen auf der großen Leinwand gezeigt: New Super Mario Bros.! Die Multiplayer-Fete schlechthin im Jump 'n' Run-Bereich, wie wir schlussfolgerten. Im Pressetermin mit Nintendo setzten auch wir uns als Mushroom-Team zusammen, um die 2D-Levels zu durchlaufen, uns gegenseitig aus Blasen befreien und die neuen Kostümierungen wie den Propellerhut auszuprobieren. Fazit: Keine nennenswerte Spieltiefe, dafür ein Teamwork-Spaß sondergleichen! Schon jetzt freue ich mich auf die richtigen Herausforderungen, die in der Endfassung hoffentlich nicht fehlen werden.
Hat sich gleich mal Mario gekrallt: Jakob Nützler [Miroque]
Aufgeschnappt: Zitat des Tages
(Sunny ging in der Prototyp-Übersetzung von "So Blonde" wohl noch in die Verona Feldbusch Pooth-Schule für Deutsch und kommentiert die Unterbrechung ihres Telefonats folgendermaßen:)
„Ich habe noch nicht fertig!
Bitte recht freundlich! Foto des Tages

Sie musste klicken und scrollen was das Zeug hält und gab kurzzeitig sogar den Geist auf, um dann einsatzfähiger denn je zurückzukehren - Eine ganz Wilde.
Von Burkhart von Klitzing
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