Unser Netzwerk: NintendoWiiX.net   | NintendoWiiX Forum   | Planet3DS.de
Wii Sports Resort Event – Was macht Nintendo mit Wii MotionPlus?
Special von Tim Herrmann (mail) | 07.07.2009

Wii MotionPlus ist wichtig für Nintendo: Um Wii für den Rest dieser Generation den Ruf zu bescheren, den die Konsole eigentlich schon die ganzen letzten zweieinhalb Jahre hätte haben sollen, braucht der Hersteller den 1:1-Bewegungssensor dringlich. Ansonsten wird es weiterhin zu viele Spiele mit unausgegorener Schüttelsteuerung und alibihafter Bewegungserkennung geben, mit der man meistens mehr Probleme als Vorteile hat. Um den Sensor möglichst schnell und möglichst weit zu verbreiten, durfte das Zubehör sogar zur Überraschung aller im Bundle mit einem Drittherstellertitel seine Premiere feiern, EA Sports Grand Slam Tennis, noch bevor Nintendo sein erstes Werk abliefern kann. Die Tatsache, dass das erste kompatible Nintendo-Spiel „Wii Sports Resort“ heißt, markiert nur noch deutlicher, wie aggressiv Nintendo Wii MotionPlus schnell zum Standard machen möchte. Schließlich ist Wii Sports nicht nur ein weltweites popkulturelles Phänomen, sondern rein von der Verbreitung her gesehen auch das erfolgreichste Spiel aller Zeiten.

Etwa drei Wochen vor dem Europarelease des Spiels und nur wenige Tage nach der Premiere in Japan führte Nintendo das Sommer-, Strand- und Gute-Laune-Spiel jetzt auf einem Presseevent in Hamburg vor und wir waren für euch vor Ort, um neue Eindrücke über Wii MotionPlus einzuholen, einen ersten Blick auf den Hoffnungsträger zu werfen und die Möglichkeit zu ergreifen, sich einmal einen Abend vom WiiX-Computer loszureißen. Wir wollen euch nun schildern, was Wii MotionPlus wirklich kann, wenn es vom Hersteller der Hardware selbst verwendet wird, und was die neue Minispielsammlung bringt, die diesmal zum Vollpreis verkauft wird. Außerdem lassen wir euch teilhaben an dem netten Abend an der Hamburger Elbe.



In der Großen Elbstraße angekommen, hieß es zunächst einmal die Location zu finden, die Nintendos PR-Agentur sich ausgeguckt hatte und die sich geschickt um eine Häuserecke versteckte und deswegen nicht sofort ins suchende Auge sprang. Die Begrüßung brachte schnell eine Score-Card mit sich, die den Teilnehmern der Veranstaltung einen Plan vorstellte, durch den das professionelle Auge möglichst viel aus Wii Sports Resort sehen sollte. Die motivierende Peitsche im Hinterkopf war der Hauptgewinn in Form eines aufblasbaren Kanus für einen realen Ausflug ohne Wii-Remote und Pixel – doch was sollen Videospielnerds mit Natur und dem ganzen Kram; und so konzentrierten sich die meisten einfach auf einen netten Abend, anstatt sich selbst zum Sieg zu prügeln.

Und damit kommen wir zum Spiel selbst: Wii Sports Resort ist deutlich umfangreicher als sein Vorgänger und bietet insgesamt nicht mehr vier, sondern zwölf Sportarten. Zehn davon sind neu, Bowling und Golf wurden übernommen und mit MotionPlus-Steuerung versehen. An dieser Stelle wollen wir euch nicht mit einem ausführlichen Pre- bzw. Review zum Spiel langweilen und nicht jede einzelne Disziplin akribisch ausleuchten, sondern lediglich einen ersten Überblick geben. Das kritische Auge kommt dann natürlich im Review zur fertigen Version zum Einsatz.

Die zwölf Sportarten sind noch nicht alles, was der Titel bietet, denn jede Disziplin ist noch einmal aufgeteilt in verschiedene Spielmodi, die zwar auf demselben Konzept basieren, aber insgesamt doch einiges an Abwechslung in die Zwölfersammlung pusten. So gibt es beispielsweise beim Schwertkampf nicht nur das von der E3 2008 bekannte Duell auf einer hoch gelegenen Plattform, sondern auch einen Wettbewerbsmodus, in dem man Gegenstände auf bestimmte Art und Weise zerlegen soll, und einen Showdown-Modus. Besonders letzterer macht potentiell viel Laune, denn es handelt sich hier um eine Art Abenteuerausschnitt, in dem der Spieler durch eine Landschaft läuft (bzw. auf Schienen „gelaufen wird“), reihenweise Gegner aus dem Weg nietet und es von Zeit zu Zeit auch mit gepanzerten Kontrahenten zu tun bekommt, die ihm ans Fell wollen und sich auch verteidigen können. Ähnliche Variationen gibt es auch bei fast allen anderen Disziplinen, und seien es manchmal auch nur leichte Regelabwandlungen der Originale. Namentlich heißen die zwölf Disziplinen Schwertkampf, Frisbeewerfen, Golf, Bowling, Jetski, Wakeboarding, Bogenschießen, Tischtennis, Fahrradfahren, Kanufahren, Basketball und Skydiving bzw. Airplane (bei den beiden letzten ist nicht richtig festgelegt, wer die Abwandlung von wem ist).



Wie bei eigentlich jedem Spiel und wie bei wahrscheinlich wirklich jeder Minispielsammlung gibt es auch bei Wii Sports Resort richtige Highlights, die immer wieder begeistern, sowie langweilige Disziplinen, die nach dem ersten Ansehen ihren Reiz verlieren. So fühlen sich Bogenschießen, Tischtennis, Schwertkampf oder das Kanufahren zum Beispiel extrem gut an, während sich fürs Wakeboarding oder das Fahrradfahren kaum einer begeistern konnte. Immerhin: Das Cycling steuert sich zwar durch abwechselnde Schüttelbewegungen sehr unnatürlich, ist aber hauptsächlich dazu da, um Wuhu Island vorzustellen. Dieses idyllische und größtenteils naturbelassene Eiland bietet alles, was der Sportlerherz begehrt und soll laut Nintendo zu einer Art neuem Pilzkönigreich werden, ein neues Franchise bilden. Doch klären wir jetzt einmal die Frage der Steuerung: Was macht Wii MotionPlus für die neue Sportspielsammlung aus?

Die Antwort hierauf kann man nicht leicht mit „viel“ oder „wenig“ beantworten, es ist irgendetwas dazwischen. Fakt ist, dass man Wii MotionPlus bei Wii Sports Resort erstmals wirklich in Aktion sieht (vielleicht auch erst zum zweiten Mal, schließlich gibt es auch schon Tiger Woods’ Frisbee-Golf). Während die beiden bisher erschienenen Tennisspiele die Bewegungen des Spielers nur registrierten und dann mit etwas Verspätung möglichst realitätsnah ins Spiel umsetzten, kann man bei Wii Sports Resort wirklich von 1:1 reden. Am besten markiert das der Schwertkampf, in dem die Wii-Remote sich tatsächlich wie ein Schwert verhält und extrem genau die Bewegungen des Spielers in kräftige oder lasche Schläge umwandelt. Auch der Frisbeewurf profitiert extrem von der neuen Steuerung, auch wenn das Setting mit dem niedlichen Hund sicherlich nicht jeden motivieren wird. Tischtennis macht darüber hinaus ganz klar, dass es auch anders geht als in Grand Slam und Virtua Tennis und dass man die Bewegungen mit Wii MotionPlus auch 1:1 und ohne verzögernde Richtungsberechnung zum Schlagen verwenden kann – es funktioniert.



In einigen Disziplinen (wie zum Beispiel dem Tischtennis) hilft die Software ein bisschen mit – denn nur die wenigsten Spieler werden Tischtennisprofis sein und würden den Ball deswegen ohne eine gutmütige Umsetzung besonders in den Anfangsstadien oft von der Platte pfeffern. Spins, Schmetterbälle und Slices sind jetzt keine Probleme mehr, genau wie Vor- und Rückhand. In anderen Sportarten hilft Wii MotionPlus ebenfalls bei der realitätsnahen Umsetzung und gewöhnt dem Spieler das teilnahmslose Schütteln schnell ab – es macht die Disziplinen dadurch aber natürlich auch schwieriger und wesentlich anspruchsvoller, als wenn die gutmütige Software nach dem Schütteln alles automatisch erledigt. Das erfordert Übung und verleiht Wii Sports Resort somit fast schon Simulationscharakter. Einige Sportarten unterdessen profitieren aber so gut wie gar nicht vom Sensor und machen darüber hinaus so oder so relativ wenig Spaß. Beim Wakeboarding zum Beispiel besteht das komplette zweiminütige Gameplay aus dem Hochreißen des Controllers.

Ziehen wir ein Fazit: Wii MotionPlus funktioniert, wenn es auch nicht allmächtig ist und nicht plötzlich jedes Spiel automatisch zum Top-Hit machen kann. Eine Kalibrierung des sensiblen Zubehörs ist zwar ab und zu nötig, allerdings wird das in Wii Sports Resort meistens gut im Spiel selbst gelöst, ohne dass es jemand merkt und ohne dass das die Ausmaße von Virtua Tennis 2009 annimmt. Wii Sports Resort selbst ist ein gutes Spiel, das mehr als nur eine Tech-Demo ist und teilweise wirklich viel Spaß macht, auch wenn es seine paar eher langweiligen Aspekte hat. Trotz drückender Hitze haben Nintendo und Popular PR einen schönen Abend mit gutem Spiel, angenehmer Atmosphäre und netten Leuten auf die Beine gestellt und wir bedanken uns herzlich für die freundliche Einladung. Übrigens: Der Wettbewerb ging nicht zugunsten von uns aus – das lag nicht unbedingt daran, beim Tischtennisspielen mit vier Punkten Abstand verloren zu haben, sondern eher daran, dass allein das Jetskifahren bis zu 200 Punkte bringen konnte und damit fast alles andere in den Schatten stellte. Aber gerade bei einem Sportspiel wie Wii Sports Resort darf man wohl einen altbewährten Spruch aus der Mottenkiste kramen: Dabeisein ist alles. Und die Revanche kommt am 24. Juli 2009.

Von Tim Herrmann



© Copyright GameCube X / Nintendo Wii X 2001 - 2023 | All rights reserved