Special von Andreas Held (mail) | 27.08.2007
Ein paar der Tiefschläge der diesjährigen Games Convention konnten wir euch ja schon in Form von Hand-Ons zu Tamagotchi: Party on! oder Crash of the Titans vorstellen. Doch immer, wenn man glaubt, das schlechteste Spiel schon gespielt zu haben, findet man irgendwo einen noch größeren Mist.
Jedenfalls hatten wir in Leipzig das zweifelhafte Vergnügen, einem Stand namens "Popcorn Arcade" einen Besuch abzustatten. Einen echten Messestand konnte sich dieser Aussteller zwar nicht leisten, aber immerhin hatte man im Buisiness Center ca. vier Quadratmeter gemietet, auf denen zwei Anspielstationen Platz fanden.
Eines der beiden Spiele, Monster Truck Arenas, konnten wir kurz anspielen. Das Spiel bietete nur das nötigste: Drei Schwierigkeitsgrade und vier Meisterschaften mit jeweils vier Strecken. Danach ging es auf eine Offroad-Piste innerhalb eines Stadions, nicht unähnlich der Wario Arena in Mario Kart 64, nur mit einem wesentlich unkreativeren Design. Die Grafik war absolut furchtbar: Obwohl eigentlich nicht mehr dargestellt wurde als brauner Matsch und acht schlecht designte Monster Trucks, flimmerte und ruckelte es mehr als auf einem Sega Saturn. Hinzu kam die Steuerung, die das Spiel völlig unspielbar machte: Mit einer Verzögerung von über einer Sekunde musste man deutlich vor der Kurve zu lenken beginnen, und wenn man die Wiimote danach wieder gerade hielt, registrierte der Truck dies auch erst wesentlich später, weshalb er in jeder Kurve völlig übersteuerte und gegen die Streckenbegrenzung knallte. Die Spielgeschwindigkeit vermittelte derweil das Gefühl, als würde man zu Fuß über die Strecken spazieren.

Insgesamt erscheinen unter dem Label der Popcorn Arcade bis März 2008 über 20 Spiele, die alle vom selben Team entwickelt werden: Data Design Interactive. Man kann also ungefähr abschätzen, wie wenig Arbeit in jedem Titel steckt. Rennspiele scheinen es den Entwicklern dabei besonders angetan zu haben, denn von den erwähnten Monster Trucks wird über Quad-Bikes, Jetskis und sogar fliegende Besen in Billy the Wizard alles abgedeckt, was irgendwie fahrbar zu sein scheint. Die Spiele überzeugen außerdem mit fantastisch kreativen Titeln wie Ninjabread Man, Hamster Heroes oder Earache Extreme Metal Racing.
Es ist äußerst fraglich, warum diese Spiele überhaupt von Nintendo lizenziert werden. Wenigstens erscheinen sie auch für die PS2 und PC, sodass wir zumindest nicht die einzigen sind, deren Lieblingskonsole zugemüllt wird. Bleibt nur zu hoffen, dass die wenigsten Händler diese Titel tatsächlich ankaufen, denn ich habe eigentlich keine Lust, ab März des nächsten Jahres weit über ein Dutzend unprofessionell designte Spielecover in den Wii-Abteilungen zu sehen. Der einzige kleine Lichtblick in dieser Sammlung könnte vielleicht Call for Heroes sein, ein relativ interessant aussehendes West-RPG. Ansonsten wird hier nur absoluter Schrott angeboten, der selbst zum angestrebten Budget-Preis indiskutabel ist.
Von Andreas Held
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