Special von Lars Peterke (mail) | 29.04.2007
Wenn es eine Schwachstelle an Wii gibt, die gegenüber den Konkurrenzprodukten PS3 und Xbox360 besonders markant heraussticht, dann ist es sicherlich das fast komplette Fehlen von Multimedia-Features. Allein schon das Wii DVD-Feature, das im Vorfeld zum Launch gestrichen wurde, gibt schon genug Grund, um zu nörgeln. Doch Rettung naht. Einige Findiger Programmierer sowie kommerzielle Entwickler haben es sich zur Aufgabe gemacht, Nintendos Wii zu einer Multimedia-Konsole mutieren zu lassen. Funktionieren tut das Ganze über den Wii-Fotokanal, mit dem sich JPEG-Dateien von SD-Karten lesen lassen können. Mit einem speziellen Format namens „Motion JPEG“ ist es nun möglich, Filme in JPEG-Dateien zu konvertieren. Was am Ende herauskommt, ist Film- und Musikgenuss der Extraklasse. Zumindest theoretisch. Denn so ganz einfach ist es nicht. Aber kein Grund zur Panik, die WiiX'er zeigen euch, wie es geht.
Die richtige Software
Zunächst sollte sich der Multimedia-Freund für eine Software entscheiden. An oberste Stelle steht dabei die Entscheidung, ein Freeware-Produkt zu nutzen oder auf kommerzielle Software zurückzugreifen. Im Kontra stehen hier die kostenlose Software Wii Video 9 gegen das Wii Studio, welches mit circa 20 Euro zu Buche schlägt.
Falls ihr euch schon jetzt für die kostenlose Software Wii Video 9 entschieden habt, so könnt ihr diese unter folgender Adresse herunterladen:
- http://www.redkawa.com/videoconverters/wiivideo9/
(Version 2.15 Englisch, 5.9MB)
Der Vorteil einer kommerziellen Software im Gegensatz zu einer Kostenlosen ist natürlich meistens die Tatsache, dass viel mehr Features und vorallem Komfort für den Benutzer bereit stehen. Hier sei auf das Review zum Wii Studio verwiesen, in dem wir alle Funktionen erläutern. Falls ihr euch also nicht sicher seid, welche Software ihr nutzen solltet, dann lest am besten zuerst unseren Test.
Konvertieren mit Wii Video 9
Ich starte nun meinen ersten Versuch mit dem kostenlosen Programm Wii Video 9. Meine Utensilien sind eine herkömmliche Wii-Konsole, eine ebenso herkömmliche 128MB SD-Karte von SanDisk sowie das Musikvideo einer Maxi-Single. Eine herkömmliche MPG-Videodatei also.

Ich schaue mir nach dem Öffnen des Programms zunächst die „Settings“ an, die ich bequem mit einem Klick erreiche. Hier kann ich unter der Kartei „Devices“ die Ausgabe-Ordner für die verschiedenen Geräte (PSP, Wii, DS, Ipod, etc.) wählen. So werden beim fröhlichen Videokonvertieren alle Clips sortiert. In der Kartei „Capture“ kann ich meine Konvertierungseinstellungen festlegen. Praktischerweise kann ich mehre Profile anlegen, sodass ich für jedes meiner Systeme gleich die passenden Einstellungen parat habe. Einmal konfiguriert, geht das Konvertieren fix und vorallem intuitiv. Mir werden vier Varianten angeboten: Konvertierung in MJPEG (Motion JPEG) oder FLV (Flash Video) mit oder ohne AviSync.
Ich wähle also die Kartei „Current Conversion“ und lege direkt los. Der Video Wizard funktioniert in meiner Version noch nicht tadellos. Via „One Click Convert“ wähle ich meine Videodatei, wende die Einstellungen an. Und es passiert nichts. Spitze. Offenbar kann das Programm meine herkömmliche MPG-Datei nicht lesen. Ich probiere also spaßeshalber eine 14minütigen mit divX-kodierten AVI-Datei meines Computers und das Programm legt sofort los. Nach groben 6 Minuten ist mein 12-minütiges Video auch schon fertig und von 77MB auf fast 500MB gewachsen, da hier ohne große Komprimierung gearbeitet wird. So kriege ich das aber nicht auf meine SD-Karte. Ich probiere also eine Konvertierung mit dem Format FLV. Mein Video landet hier bei circa 70MB. Super. Allerdings kann meine Wii im Praxistest mit der FLV-Datei nichts anfangen. Dies liegt daran, dass es sich hierbei um ein Flash Video handelt. Ich müsste an dieser Stelle nun das Tool „Wii Media Center X“ verwenden. Es hostet das Video von meinem Computer aus und streamt es dann via Internet auf meine Wii. Das Programm gibt mir hierzu eine Internet-Adresse, die ich mit dem Wii Opera Browser öffne. So komme ich dann in den Genuß meines Videos.
Bleibt mir also nur die MJPEG-Variante. Wii unterstützt SD-Karten bis zu 2GB. Ich muss mir also eine größere organisieren. Gesagt, getan. Und Erfolg stellt sich ein: Die nach der Konvertierung entstandene Datei kopiere ich einfach auf meine SD-Karte, Wii erkennt die Videodatei und spielt sie brav ab. Fazit an dieser Stelle also: Wenn man es einmal raus hat, dann klappt es auch. Man sollte allerdings wirklich eine 2GB SD-Karte besitzen. Die sind zum Glück aber schon billig für circa 20€ zu bekommen. Zu Wii Video 9 muss gesagt werden, das hier bislang zu wenig Spielraum für die Videokomprimierung verfügbar ist und auch die Erkennung von einzelnen Formaten noch verbesserungsbedürftig ist.
Konvertieren mit Wii Studio
Nun probiere ich dasselbe Spielchen mit dem kommerziellen Konkurrenten. Wieder eine herkömmliche Wii, ein herkömmliches MPG-Video und eine herkömmliche 128MB SD-Karte. Im linken Menü genügt ein Klick auf „Hauptfunktionen“ und es kann losgehen.

Mal ganz abgesehen davon, dass sich Wii Studio noch einmal eine ganze Ecke übersichtlicher und intuitiver präsentiert, funktionieren hier auch alle Features und sind keine Platzhalter wie beispielsweise der Video-Wizard in Wii Video 9. Zunächst kann ich mittels zwei kleiner Buttons mein Video oder gar Kapitel oder Titel von einer eingelegten DVD in meine Liste kopieren. Ein eingebauter Mediaplayer bietet mir gleich die Möglichkeit zur Videovorschau. Dann geht es an die Qualitätseinstellungen. Im Gegensatz zu Wii Video 9 bieten sich hier facettenreiche Möglichkeiten zur Komprimierung. Es geht aber noch viel besser. Ich kann mein Video direkt an die Größe meiner SD-Karte anpassen oder, falls es ein langes Video ist, es bei einer bestimmten Größe in verschiedene Einzelvideos aufteilen. Mit einem Klick auf Start geht’s los. Rubbel-Die-Katz und das Video ist fertig konvertiert. Nun wartet das ca. 96MB große Video in meinem vorher festgelegten Zielverzeichnis. Während Wii Video 9 die Datei nicht einmal öffnete, klappt hier alles wunderbar und passt sogar auf meine SD-Karte. Der Fairness halber probiere ich auch meine AVI-Datei aus. Hier dauert der Konvertierungsvorgang länger als beim Konkurrenten, was aber daran liegt, dass hier wesentlich mehr komprimiert wird. Mit 340MB ist das Endprodukt gute 160MB kleiner als mit Wii Video 9. Ich könnte bei der Konvertierung mein Video nun auch noch aufteilen und so auch mit einer 128MB SD-Karte in schönen Videogenuß kommen. Zum besseren Komfort greife ich dann aber auch hier zu einer 2GB SD-Karte.
Ein paar informative Fakten
Nach meinen geschilderten Erfahrungen mit beiden Programmen hier noch einige wissenswerte Fakten. So halten sich die Systemvorraussetzungen sehr niedrig und mit beiden Programmen sollte ein guter 1GHz-Computer ausreichen. Während das Programm Wii Video 9 sich noch in der Entwicklung befindet, bietet das Wii Studio Updates an, sofern es denn etwas Neues gibt. Negativ zu bemerken ist, das es für Wii Video 9 bis dato keine Tutorials gibt. Bei dem Wii Studio liegt ein hingegen beim Kauf ein ausführliches Handbuch bei. Wii unterstützt alle gängigen Videoformate, wohin gegen man sich bei Wii Video 9 nicht wundern sollte, wenn eine Videodatei nicht umgewandelt wird.
Ein kurzes Fazit
Wir hoffen euch einen kleinen Einblick gegeben zu haben, wie man Filme auf eure Wii-Konsole konvertiert. Für beide hier verwendeten Software-Varianten gilt: Hat mein einmal den Dreh raus, geht das umfunktionieren der Wii zu einer Multimedia-Konsole fast wie von selbst. Welche Software wir empfehlen, lest ihr in unserem Review zum Wii Studio, welches wir dort ausführlich durchleuchten und natürlich mit der kostenlosen Alternative vergleichen.
Von Lars Peterke
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