Unser Netzwerk: NintendoWiiX.net   | NintendoWiiX Forum   | Get Hellcase promo code!
Könige der Wellen
Review von Andreas Held () | 23.09.2007

Disneys Animationsfilme erfreuen sich größter Beliebtheit. Jeder Film der Pixar Studios lockt unzählige Besucher in die Kinos, was nicht zuletzt daran liegt, dass die Filme durch anspruchsvolle Effekte und einen genialen Humor durchaus auch das ältere Publikum begeistern können. Kein Wunder also, dass auch andere Firmen etwas von diesem Kuchen abhaben wollen, und so schickt Sony Pictures dieses Jahr "Könige der Wellen" ins Rennen. Anstatt wie Pixar ein breites Publikum anzusprechen, richtet sich dieser auf "cool" getrimmte Film jedoch eher an junge Teenager. Aufgrund seines Stils verliert Könige der Wellen nicht nur den Charme der Pixar-Filme für das ältere Publikum, sondern sollte Jugendschützern eigentlich ein größerer Dorn im Auge sein, als die angeblich jugendgefährenden Gewaltfilme. Dazu jedoch mehr in diesem Review, denn das Lizenzspiel zu Könige der Wellen, das natürlich nicht fehlen darf, zieht den Stil des Films konsequent durch.

Ab auf's Surfbrett
Anders als die meisten Lizenzspiele ist Könige der Wellen kein Jump'n'Run oder GTA-Klon, sondern ein Extremsporttitel wie etwa Tony Hawk's, nur dass in diesem Spiel nicht geskatet, sondern gesurft wird. Etwas anderes, als sofort ins Wasser zu springen, könnt ihr übrigens gar nicht: Das Titelbild bietet neben dem Einzelspieler- und dem Mehrspielermodus nur ein lächerliches Optionsmenü, in dem ihr den Sound und die Helligkeit einstellen und euch die Steuerung anzeigen lassen könnt. Wählt ihr den Einzelspielermodus, könnt ihr wahlweise an einem Training teilnehmen, in dem euch anhand eines Bildes und zwei Zeilen Text die einzelnen Bewegungen erklärt werden. Gesteuert wird euer Surfer mit dem Analogstick des Nunchuks. Um Tricks auszuführen, nutzt ihr entweder die große Welle, die sich ständig auf einer Seite des Levels befindet (die andere Seite der einzelnen Parcours wird von einer unsichtbaren Wand begrenzt) oder willkürlich platzierte Rampen. Der A-Knopf führt Standardtricks aus, mit B führt ihr einen Grab durch und das Steuerkreuz dreht euren Surfer. Außerdem könnt ihr wahlweise auf ebenso willkürlich platzierten Rails entlanggrinden oder auf dem Kamm der Welle reiten. Es ist nicht möglich, diese Tricks miteinander zu verknüpfen. Theoretisch könnt ihr also mit Hilfe der Welle einen Grab ausführen, auf dem Kamm der Welle landen und auf ihm entlangreiten, abspringen, auf einer Rail landen und zum Abschluss einen Rückwärtssalto ausführen, ohne dafür einen Combo-Multiplikator oder ähnliches zu erhalten. Ebenfalls nicht möglich ist es, sich z.B. während eines Grabs zu drehen und auf diese Weise Tricks zu verknüpfen. Um zu Punkten, müsst ihr also entweder die auf dem Wasser verstreuten Multiplikatoren einsammeln, oder die Ekstase-Leiste nutzen. Ist diese durch das Ausführen von Tricks aufgeladen, könnt ihr entweder durch Schütteln der Wiimote einen Geschwindigkeitsschub erhalten und Hindernisse zerschlagen, oder mit dem C-Knopf in den Ekstase-Modus wechseln. In diesem Modus könnt ihr dann durch erneutes Drücken des C-Knopfes spezielle Tricks ausführen, die ordentlich Punkte geben. Verknüpft ihr diese Tricks mit einem Multiplikator, habt ihr schon fast die Punktzahl erreicht, die zum erfolgreichen Beenden eines Levels nötig ist.



Habt ihr das Training abgeschlossen, geht es zum ersten richtigen Event. Vorher wird euch von Sal, der keiner Tierart eindeutig zugeordnet werden kann, im Rahmen des Sportsenders SPEN das nächste Event vorgestellt. Dass Sal an Sal Masekela, Moderator des amerikanischen Sportsenders ESPN und Kommentator der X-Games angelehnt ist, dürfte Europäern wohl kaum auffallen. Diese Videos sind im Übrigen stinklangweilig, da nur selten etwas für das Spiel relevantes gesagt wird, und der Humor der dümmste ist, den sich die Schreiber hätten ausdenken können. Kleines Bespiel gefällig? "Heute wurden am Südstrand von Pin Gu Island fünf Surfbretter gestohlen. Gesucht wird ein schwarz-weißer Pinguin mit einem gelben Schnabel." Habt ihr das nervige Video weggedrückt, landet ihr kurz darauf zusammen mit drei Konkurrenten am Start des nächsten Wasserparcours. Mit diesen steht ihr jedoch nicht direkt im Wettbewerb, sondern müsst drei Ziele erfüllen: Für das Erreichen einer bestimmten Punktzahl gibt es die begehrte Goldtrophäe, außerdem könnt ihr noch zwei Muscheln gewinnen, wenn ihr durch eine bestimmte Anzahl von Toren fahrt oder eine ungleich höhere Punktzahl erreicht, sowie auf der Strecke verstreute Figuren von Sal einsammeln. Die einzige Funktion der KI-Surfer ist es, euch zu behindern und anzupöbeln. Zitat: "Zisch ab, du Trottel, das ist meine Welle!" Habt ihr den Goldpokal gewonnen und das erste Rennen beendet, habt ihr quasi auch das gesamte Spiel gesehen, denn Überraschungen gibt es ab diesem Punkt keine mehr.

Eine Sammlung von Goldpokalen schaltet weitere Events frei, mit Muscheln erhaltet ihr Zugang zu neuen Charakteren oder Accessoires, mit denen ihr deren Äußeres modifizieren könnt. Die einzige Funktion der Sal-Figuren scheint das Freischalten eines Bonuslevels zu sein, zu dem ihr Zugang erhaltet, sobald ihr 50 dieser Figuren gesammelt habt. Ansonsten spielt sich jeder Level identisch: Sammelt genug Punkte, um den Goldpokal zu erhalten, und fahrt durch Tore oder sammelt noch mehr Punkte, um eine der beiden Muscheln zu erhalten. Diese drei Aufgaben sind in allen der insgesamt 12 Events identisch. Sal verspricht in seiner Sendung zwar hungrige Haie, wütende Eingeborene und sogar Vulkanausbrüche, von denen ist im Spiel allerdings nichts zu sehen. Auch optisch sehen, mit Ausnahme der ersten und letzten Strecke, alle Gebiete gleich aus, und die einzige Abwechslung besteht letztendlich darin, dass die große Welle manchmal von links kommt, anstatt von rechts. Langeweile kommt aber trotzdem keine auf, denn Könige der Wellen ist - ungelogen - in unter einer Stunde durchgespielt! Das Schreiben dieses Reviews dauerte also wesentlich länger, als das Erreichen und Beenden des letzten Events...

Der spielerische Supergau
Alle weiteren Kritikpunkte von Könige der Wellen aufzuzählen, würde den Rahmen dieses Reviews um ein Vielfaches sprengen, daher beschränke ich mich auf das Wesentliche. Das größte Problem ist ohne Zweifel die Steuerung, die so ziemlich die schlechteste ist, die ich bisher auf der Wii gesehen habe. Das Manövrieren eures Charakters mit dem Nunchuk ist dermaßen ungenau, dass das Treffen von Rampen und Powerups zu einem reinen Glücksspiel verkommt. Manchmal macht sich die Steuerung sogar komplett selbstständig und euer Surfer führt Zickzackbewegungen aus, ohne dass ihr den Analogstick auch nur berührt hättet. Auch der Rest des Spiels ist völlig chaotisch, da die Welle am Rand des Levels unaufhaltsam näher kommt und dabei oft Rampen oder Multiplikatoren überschwemmt, bevor ihr sie erreichen könnt. Gegnerische Surfer rasseln regelmäßig in euren Charakter herein und werfen ihn ins Wasser, ohne dass ihr etwas dagegen tun könnt, und die schlechte Kamera sorgt des öfteren dafür, dass ihr in Objekte hineinrast die ihr einfach nicht sehen konntet. Dass sich das Spiel trotzdem in so kurzer Zeit durchspielen lässt, liegt einfach nur daran, dass die Punkte, die ihr in den wenigen Momenten, in denen das Spiel funktioniert, anhäuft, zum erfolgreichen Abschluss eines Events völlig ausreichend sind. Wer die Muscheln sammeln will, sollte sich jedoch auf eines der frustrierendsten Spiele aller Zeiten gefasst machen, da die Steuerung selbst zum Treffen der recht breiten Tore zu ungenau und das Erreichen hoher Punktzahlen ab dem dritten Event mit einem Vierer im Lotto gleichzusetzen ist.

Auch technisch ist Könige der Wellen wenig beeindruckend. Grafisch fährt es durchschnittliches PS2-Niveau auf, wäre da nicht das Wasser, eine eintönige, undurchsichtige blaue Textur. Selbst in Wave Race 64 war das Wasser technisch um Einiges beeindruckender, und in einem Spiel, bei dem das kühle Nass so stark im Mittelpunkt steht, sollte man eigentlich mehr erwarten dürfen. Der Soundtrack besteht größtenteils aus Pop-Punk-Mucke von Simple plan und einigen unbekannteren Bands, die eher Geschmackssache ist, abgesehen von einigen langsamen Songs aber zumindest sehr gut zum Spiel passt. Demgegenüber steht jedoch die deutsche Sprachausgabe, die zwar technisch ok, dafür aber inhaltlich unter aller Sau ist (siehe hierzu die Passagen im vorherigen Absatz).

Fazit:
Aus allen Gurken, die ich bis jetzt als Testexemplar erhalten habe, sticht Könige der Wellen noch einmal eindeutig als das schlechteste Spiel hervor. Das einzige Positive, was man über diesen Titel sagen kann, ist, dass er nach unter einer Stunde durchgespielt und die Tortur somit beendet ist. Das Sammeln der Muscheln eignet sich aufgrund der unglaublich ungenauen und nicht funktionierenden Steuerung eher als Foltermethode als alles andere und bereichert das Spiel kein bisschen. Wenn das US-Militär also irgendwann anfängt, Exemplare dieses Spiels aufzukaufen, wisst ihr, was Sache ist. Vielleicht hatte das Spiel zu irgendeinem Zeitpunkt seiner Entwicklung mal das Potential gehabt, ein zumindest durchschnittlicher Titel zu werden, aber der völlig chaotische Spielablauf sollte selbst jungen Highscorejägern sehr schnell den Spaß am Spiel nehmen. Dazu kommen dann noch die (man verzeihe mir dieses Wort) asozialen Charaktere, die nichts tun außer sich gegenseitig anzupöbeln und insgesamt so sehr die Gangster-Kultur propagieren, dass man sich fragt, warum man nicht gleich Sido und Bushido für den Soundtrack der deutschen Version herangezogen hat. Der Humor des Spiels konnte mich nicht ein einziges Mal zum Schmunzeln bringen, wodurch Könige der Wellen nicht annähernd den Charme anderer Lizenzen wie Ice Age 2 oder Findet Nemo besitzt. Mit einem Umfang von einer Stunde Durchspielzeit, einer nicht funktionierenden Steuerung, schwacher Technik und ohne irgendwelche Qualitäten ist Könige der Wellen die größte Software-Katastrophe seit Super Fruit Fall.

Von Andreas Held
Wertung für das Spiel Könige der Wellen
Wertungen Beschreibung
4.9 Grafik
Einfarbiges, undurchsichtiges Wasser zieht die PS2-Grafik weiter herunter.
5.5 Sound
Die Pop-Punk-Mucke ist ok, die Sprachausgabe inhaltlich jedoch unter aller Sau.
4.0 Steuerung
Sehr ungenau, wirkliche Highscorejagden sind daher gar nicht möglich
3.0 Gameplay
Eine Stunde Durchspielzeit und auch sonst kaum Extras, die die Steuerung zunichte machen könnte.
3.5 Gesamt
(Kein Durchschnitt der Einzelwertungen)



© Copyright GameCube X / Nintendo Wii X 2001 - 2025 | All rights reserved