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Für Immer Shrek
Review von Tim Herrmann () | 16.07.2010
Shrek: Was als eine erfolgreiche Idee um einen charismatischen Oger begann, der zunächst einmal übellaunig allen nur das Schlechteste wünscht und am Ende doch noch seine wahre Liebe findet, hat sich mittlerweile zu einem äußerst zugkräftigen Franchise entwickelt und ist wohl zusammen mit Pixar-Ikonen wie Toy Story einer der erfolgreichsten Inbegriffe des Animationsfilms. Während bei Shrek 2 noch alle mit dem Fortschreiten der Handlung zufrieden waren, wollten einige beim dritten Teil schon Ermüdungserscheinungen des Ogeruniversums ausmachen und wünschten dem grünen Protagonisten einen würdigen Abschied. Der vierte und (voraussichtlich?) letzte Teil der Oger-Saga erscheint nun in den Kinos. Ob das Videospiel dazu dem großen Namen gerecht wird, klären wir in unserem Test.

Wenn Gameplay und Geschichte sich scheiden lassen…

Zunächst ein kurzer Abriss der Geschichte von Für Immer Shrek, so der Name des vierten Teils. Shrek und Fiona haben mittlerweile ein nettes, kleines Familienleben in ihrem Sumpf und im Königreich Weit Weit Weg, wo sie ein berühmtes, royales Celebrity-Paar sind. Dieses Leben plättschert allerdings so gesittet und routiniert vor sich hin, dass Shrek sich sehnlichst wünscht, nur noch einen Tag ein richtig gefürchteter Oger sein zu können. Mit dem fiesen Rumpelstilzchen schließt er törichterweise einen magischen Vertrag ab und darf die verschreckten Bewohner von Weit Weit Weg tatsächlich noch einmal das Fürchten lehren und sich im Schlamm wälzen. Der Haken: Als Austausch für diesen Tag hat er unbewusst den Tag seiner Geburt hergegeben und hat demnach in diesem Paralleluniversum nie existiert. Seine Freunde kennen ihn gar nicht mehr und er muss innerhalb eines Tages wieder alles neu erarbeiten.
 


In Für Immer Shrek für Wii wird diese Vorgeschichte innerhalb von ca. 20 Sekunden mit ein paar kleinen Filmfetzen abgehandelt und der Spieler darf den launischen Oger gleich in seinem neuen Paralleluniversum steuern. Und hier beginnt das Gameplay: Ihr dürft jederzeit zwischen vier spielbaren Charakteren wechseln, zwischen Shrek, Fiona, Esel und dem gestiefelten Kater. Das Problem dabei ist, dass das Gameplay fast komplett getrennt von der Hintergrundgeschichte abläuft. Obwohl der Spieler schon von Anfang an permanent mit Fiona spielen kann, fragt Shrek zu Beginn noch überall nach ihr und sucht seine wahre Liebe, die ihn eigentlich gar nicht mehr kennt. Der gestiefelte Kater, eigentlich im Film zunächst eine fette Schmusekatze, hat im Spiel doch noch seinen Degen und seine athletischen Fähigkeiten zur Verfügung und demnach kaum noch etwas mit der (sehr gelungenen) Figur zu tun, wie sie sich im Film darstellt.

Eine weitere, nennen wir es mal „künstlerische Freiheit“, die sich die Entwickler erlaubt haben, besteht darin, dass der Oger an bestimmten Stellen zwischen dem bösen Paralleluniversum und seiner alten, heilen Welt wechseln kann. Das ist noch widersinniger als das Zeitparadoxon an sich, das der Film darstellt, und im Kontext der Geschichte auch völlig kontraproduktiv. Denn wenn Shrek einfach so wieder in die alte Welt wechseln kann, warum sollte er dann die ganzen Strapazen auf sich nehmen und durch das böse Paralleluniversum stolpern?

Spielerisch mag das alles nicht besonders viel Gewicht haben, denn alle diese Ungereimtheiten sind Teil des Gameplays und tragen eigentlich nichts zur Geschichte bei. Ein Lizenzspiel zum neuen Film, in dem man die Geschichte noch einmal nacherleben kann, bekommt man mit Für Immer Shrek aber dadurch nicht, eher ein „Inspiriert durch Für Immer Shrek“ – aber auch das wäre ja noch legitim.
 


Kampfsystem mit einem Knopf und Levels mit einer Idee

Problematisch wird es erst, wenn dieses „Inspiriert durch Für Immer Shrek“ sein Gameplay entblößt. Denn das ist zwar ordentlich durchdacht und bietet ein paar gute Ideen, ist aber insgesamt nur ein sehr lauwarmes Süppchen. Das ganze Spielprinzip ist um das Koop-Gameplay gebaut, die Charaktere müssen mit verschiedenen Spezialfähigkeiten miteinander arbeiten und so ein paar Rätsel lösen, um Schätze zu bergen oder im Spielverlauf voranzuschreiten.

Der Esel kann mit seinen Hufen Tore aufstoßen, Katapulten einen Stoß versetzen, wodurch sie sich drehen, oder auch an Karren mit Ölfässern treten, wodurch eines herauskullert. Shrek ist der Oger fürs Grobe, er kann schwere Objekte tragen oder bewegen. Fiona hat die Möglichkeit, Feuer zu entzünden und somit Pulverfässer in die Luft zu jagen oder Ölspuren als Lunte zu verwenden. Der gestiefelte Kater zu guter Letzt kann bestimmte Wände hinaufklettern und dann z.B. Mechanismen auslösen. Im Spielverlauf müssen diese Fähigkeiten immer wieder miteinander kombiniert werden.

Das Problem: Die Aufgaben wiederholen sich immer und immer wieder. Jedes Mal aufs Neue muss man Steine in die Luft sprengen, indem Esel ein Ölfass vom Karren tritt, Shrek es zum Hindernis trägt und Fiona es anzündet. Rätsel dieser Art gibt es noch einige, aber auch sie werden stets aufs Neue recycelt. Innerhalb der Levels (die man vom Oger-Hauptquartier aus erreicht) bietet sich dann immer genau eine Spielidee, mit der das ganze Level gefüllt wird. Mal ist es ein Lichtspielchen, mal ein Feuerwerk, das sich zehnmal wiederholt und zwischendurch durch die beschriebenen Allerweltsrätsel aufgestockt wird. Spielerisch ist das auf Dauer sehr eintönig, langweilig und einfallslos, sodass ziemlich schnell auch die Motivation verloren geht, die versteckten Items und Schatzkisten zu finden.

Wie es sich gehört, trifft man oft auch auf Kämpfe, in denen einfach nacheinander zwanzig bis dreißig Hexen, Kürbisse, Bäume oder Spinnen auftauchen, die ein beliebiger Charakter verkloppen muss. Das Kampfsystem besteht aus genau einem Knopf, nämlich dem A-Knopf, der einfach immer wieder gedrückt werden muss. Power-Ups und Extras, die netterweise eingebaut wurden, tun nichts zur Sache, es reicht, einfach ohne Sinn und Verstand auf die Gegner einzukloppen und idealerweise strategisch ein bisschen klug zu agieren und Gegner, die einen aus der Ferne angreifen können, zuerst auszuschalten.
 


Gänsehaut bei der Sprachausgabe und nette Zwischenfilme
Für Immer Shrek ist komplett in deutscher Sprache gehalten, was angesichts der angepeilten jungen Zielgruppe schonmal positiv auffällt. Originalsprecher aus dem Film konnte man allerdings nicht verpflichten. Das ist schade, denn in verschiedenen Activision-Lizenzspielen ist besonders die Sprachausgabe schon positiv ins Gewicht gefallen. So muss der Spieler sich nun mit Imitationen abfinden, die im Falle von Shrek und Fiona noch ziemlich normal daher kommen, im Fall von Esel (dem im Englischen genial Eddy Murphy seine Stimme leiht) aber geradezu nervtötend, aufdringlich, stimmbruchartig und plump daher kommt.

Bei der Spielgrafik erwartet man ohnehin nicht viel und wird in dieser Erwartung auch nicht enttäuscht. Grafisch präsentiert sich Für Immer Shrek aus der Vogelperspektive mit starrer Kamera und mit kleinen Modellen, an denen man aufgrund ihrer Winzigkeit nicht viele Fehler erkennen kann. Die Umgebungsgrafik ist rudimentär und mit wenig Liebe zum Detail gestaltet, weist aber immerhin keine größeren Patzer auf.

Zwischen den einzelnen Levels erwarten den Spieler übrigens kurze Full-Motion-Videos, in denen Rumpelstilzchen kurze Auftritte hat. Sind diese am Anfang (besonders mit seiner herrlichen Kampfgans) noch recht unterhaltsam, werden sie sehr schnell sehr platt und belanglos. Schade, dass man sich hier nicht mehr Know-How vom Film ins Boot geholt hat, um mit diesen Zwischensequenzen einen kleinen Akzent zu setzen.

Fazit:
Für Immer Shrek ist kein schlechtes Spiel, es wird für erfahrenere Spieler jedoch viel zu schnell langweilig, da der Spielablauf insgesamt einfach zu eintönig ist. Das Kooperationsgameplay ist eine gute Idee, passt aber eigentlich nicht mit der Handlung des Films zusammen, die hier höchstens als Grundlage dient. Für junge Oger kann Shrek 4 ein paar Stunden leichte Unterhaltung bieten, die nicht überfordert. Alle anderen bekommen aber lediglich ein ganz herkömmliches Action-Adventure mit ziemlich wenig Einfällen und vertanen Chancen bei Zwischensequenzen und Lizenzumsetzung.

Von Tim Herrmann
Wertung für das Spiel Für Immer Shrek
Wertungen Beschreibung
6.0 Grafik
Langweilige Spielgrafik aus unveränderlicher Vogelperspektive mit wenig detaillierten Charaktermodellen und Welten. Dafür schön animierte Zwischensequenzen.
7.6 Sound
Angenehme Originalmelodien aus den Filmen, die allerdings viel zu selten vorkommen und allzu oft der teils wenig gelungenen Sprachausgabe weichen müssen.
8.0 Steuerung
Die Steuerung bietet keine Probleme und geht ziemlich glatt von der Hand.
5.9 Gameplay
Wenig Einfälle werden so oft wiederverwendet, gestreckt und recycelt, dass man irgendwie das ganze Spiel damit füllt. Das führt aber zu spielerischer Eintönigkeit und ziemlicher Anspruchslosigkeit.
6.1 Gesamt
(Kein Durchschnitt der Einzelwertungen)



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