Wenn man einen großen Kessel aufsetzt, Wikinger und Drachen hineinschmeißt und das Ganze dann auf höchster Stufe köcheln lässt und verrührt, kommt wahrscheinlich etwas höchst Unappetitliches dabei heraus. Das Dilemma fängt dabei schon mit dem Röst-Aroma von Wikingerbärten und Drachenschuppen an. Die Animateure bei Dreamworks waren kluger als wir. Sie haben die Zutaten nicht verrührt, sondern einfach direkt auf einem Silbertablett serviert und das Ganze mit Charme, gutem Storytelling und einigen Slapstick-Witzen garniert. Das Endergebnis heißt „Drachenzähmen leicht gemacht“ und darf sich ganz selbstbewusst das Animationshighlight des ersten Halbjahres nennen, während Genre-Pionier Pixar diesmal lieber mit dem Franchise-Aufguss Toy Story 3 ganz tief im hauseigenen Sperrmüll gräbt. Wir haben uns unterdessen das Lizenzspiel zur Drachenhatz angesehen und unseren eigenen Drachen trainiert.

Abseits des Films
Während der Film „Drachenzähmen leicht gemacht“ natürlich eine Geschichte von Grund auf erzählt, werdet ihr im Spiel recht simpel ins Geschehen geworfen. Der Wikingerhäuptling zeigt euch das Dorf und ihr wählt eine Spielfigur, mit der ihr dann loslegt. Wir haben uns für Higgs und seinen Drachen Nachtschatten entschieden. Wie die beiden zusammenkamen, und warum überhaupt Drachen bekämpft und trainiert werden, dafür müsst ihr schon ins Kino gehen. Im Spiel ist jedenfalls direkt die erste Aufgabe, sich um euren Drachen zu kümmern.

Den Drachen findet ihr, so komisch das jetzt auch klingt, im Keller eures Hauses. Dort findet sich nämlich die sogenannte Drachenhöhle, in der ihr euren Drachen hegen und pflegen könnt. Mit verschiedenen Items stillt ihr die unterschiedlichen Bedürfnisse und ist euer Drache erschöpft, lasst ihr ihn eine Mütze Schlaf bekommen. Je nachdem erhöhen sich diverse Balkengrafiken und das System lässt sich rudimentär mit der Charakterpflege von „Die Sims“ vergleichen. Zusätzlich könnt ihr noch euren Drachen umstylen und ihm so quasi einen neuen Anstrich verpassen. Das ist ganz nett, aber mehr ein Gimmick.

Im nächsten Schritt geht es ans Trainieren eurer Fertigkeiten. Hierzu werdet ihr in ein Trainingslager geschickt, in denen ihr verschiedene Moves üben könnt. Für jede absolvierte Trainingseinheit gibt’s Punkte und ihr wappnet euch für die Turniere. Diese finden dann in der Kampfarena des Dorfes statt. Hier gilt es, die gelernten Combos und Attacken im Kampf einzusetzen und am Ende ganz oben auf der Rangliste zu stehen.

Die Kämpfe sind wie ein klassisches Beat em Up gehalten und ihr bewegt euch vor und zurück und könnt seitlich ausweichen. Mit schwachen und starken Angriffen sowie Flammenangriffen bearbeitet ihr die Gegner, bis ihre Energie gen Null sinkt. Natürlich ist das ganze Spektakel nicht sonderlich ausgefeilt, aber es funktioniert und die Steuerung ist lange nicht so katastrophal wie man erwarten würde. Auch wenn ihr bei schweren Angriffen die Wii-Fernbedienung schwingen müsst, gelingen mit dem richtigen Timing auch die komplexeren Combos und es ist alles eine Frage der Übung.

Eine ausgewogene Mischung
„Drachenzähmen leicht gemacht“ kann von der ersten Sekunde an mit einer guten Konsistenz punkten. Wo andere Lizenzspiele schon beim Titelbildschirm versagen, bekommt man hier erst einmal eine nette Introsequenz geboten, der Titel präsentiert sich in ansehnlicher Grafik und die Vertonung ist sehr gut gelungen und besticht mit schöner Hintergrundmusik und toller Synchronisation der Charaktere. Durch Hinweis-Symbole über den Köpfen der Charaktere und eurem Journal, in dem aktuelle Missionsziele aufgeführt werden, fühlt man sich zudem nie verloren.

Die Steuerung ist sehr simpel und intuitiv gehalten. Beim Erkunden der Umgebung bedarf es eigentlich nur des A-Knopfes sowie dem Control-Stick am Nunchuk. Im Kampf dient der A-Knopf zum Ausführen schwacher Attacken, der B-Knopf wird für das Feuerspucken genutzt. Für schwere Angriffe müsst ihr die Wii-Fernbedienung schwingen. Bestimmte Kombinationen sind dann besonders durchschlagskräftig und werfen euren Gegner zurück. Je nach Gegner müsst ihr auch mal mit dem C-Knopf blocken oder mit dem Z-Knopf springen. Meist sind die Duelle jedoch relativ überschaubar und ihr müsst kein Meister sein um zu bestehen.

Nach dem ersten gewonnenen Turnier dürft ihr dann auch die Inselumgebung erkunden. Hier gibt es spezielle Herausforderungs-Aufgaben und Items zum sammeln, die meist von den Dorfbewohnern verlangt werden. Überhaupt bestehen viele der Aufgaben aus dem Herumlaufen und Suchen nach Gegenständen. Dank der hübschen Aufmachung und Atmosphäre des Titels ist dies aber sogar eine recht spaßige Angelegenheit. Kleine, rudimentäre Flugspiele mit eurem Drachen runden die Sache zusätzlich ab. Man kommt mit all diesen Dingen natürlich nicht an die Dichte von besseren Action-Titeln auf der Wii heran, aber für jüngere Spieler wird hier definitiv einiges geboten und als Lizenzspiel kann „Drachenzähmen leicht gemacht“ wirklich positiv überraschen.

Auch technisch gibt es nichts zu beanstanden. Obgleich die Grafik kein allzu hohes Niveau hat und Spiele wie „Overlord“ deutlich besser aussehen, stimmt das Gesamtkonzept. Die Ladezeiten halten sich im angenehmen Rahmen und es gibt keine nervigen Ruckler oder Framerate-Einbrüche zu verzeichnen. Das i-Tüpfelchen bringen einige zusätzliche Modi aus dem Hauptmenü. Selbstverständlich lassen sich hier freigeschaltete Filmsequenzen betrachten, Artworks abrufen und ein Arcade-Modus, bei dem auch gegen einen Kumpel gespielt werden kann.

Fazit:
„Drachenzähmen leicht gemacht“ ist ein gutes Lizenzspiel und kann ohne Bedenken Fans des Films oder allgemein jüngeren Spielern mit einer Affinität für Action-Adventures ans Herz gelegt werden. Wo es dem Spiel an Tiefe mangelt, kompensiert es die Schwäche durch Abwechslungsreichtum, bei dem verschiedene Gameplay-Aspekte angeschnitten werden. Zusammen mit der ordentlichen Präsentation des Titels wird es dem Spieler dabei gewiss nicht langweilig und der Titel kann gut bei der Stange halten. Wem das Setting mit Drachen und Wikingern also zusagt und den Film mag, kann zugreifen, alle versierteren Spieler sollten aber natürlich in erster Linie den Kauf größerer Titel wie Monster Hunter Tri in Erwägung ziehen.

	Wertung für das Spiel Drachenzähmen leicht gemacht Wertungen Beschreibung
	7.0	Grafik Durchschnittliches Niveau ohne gravierende Stärken und Schwächen, aber stimmigem Gesamtbild.
	8.5	Sound Sehr schöne Vertonung und eine gute Synchronisation sorgen für viel Flair im Spiel.
	7.2	Steuerung Knopfsteuerung mit einigen Bewegungsfeatures im Kampf ohne große Mäkel.
	7.1	Gameplay Teils rudimentäre Lauf- und Suchaufgaben, doch der nette Feature-Mix und die gute Implementierung sorgen für einigen Spielspaß, besonders bei jüngeren Drachenfans.
	7.3	Gesamt (Kein Durchschnitt der Einzelwertungen)