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Der Tierisch Verrückte Bauernhof
Review von Burkhart von Klitzing () | 11.03.2007

Entschuldigt bitte, dass ich dieses Review mit etwas gesunder Sentimentalität einleite: Mein letzter Test liegt mit Rainbow Six: Lockdown fast ein Jahr zurück, doch nun, da mit dem Release der Wii endlich wieder verstärkt Nintendo-Heimkonsolen-Titel erscheinen, komme ich auch endlich mal wieder dazu ein Spiel zu bewerten. Sollte ich diese „Rückkehr“ mit einem äußerst guten Spiel begehen? Oder mit einem unsäglich spektakulär schlechten? Nein, ich stürze mich auf ein Kinderspiel, dessen Hauptcharakter eine männliche Milchkuh (wie auch immer das möglich sein soll) ist, die, während sie dem Spieler den Rücken zukehrt, ihr (oder sein? Wie sagt man bei einer „männlichen Kuh“?) weißes Naturerzeugnis auf andere Tiere verschießt...da kann man sich als geneigter Menschenfreund doch einmal fragen, ob der Jugendschutz in Deutschland nicht vielleicht wirklich verbessert gehört.

Old McDonald hat ne Farm
A propos Jugendschutz: Kinderspiele haben seit jeher schon viele Konzepte ausprobiert und versucht andere Spiele zu kopieren, doch ein Grand Theft Auto auf dem Bauernhof als Versoftung des Animationsfilms "Der Tierisch Verrückte Bauernhof" ist eine erfreuliche andere und ambitionierte Idee, die tatsächlich aufgeht. Doch langsam: Statt Otis, die (ebenfalls einen funktionierenden Euter besitzende) Protagonisten-Kuh des Films, zu spielen, übernimmt man die Kontrolle über einen neu an der Farm ankommenden bovinen Wiederkäuer. Neben der Namenseingabe und der Geschlechterwahl bietet sich dabei die Möglichkeit zwischen verschiedenen Rassen zu wählen, wobei glücklicherweise nicht viel mehr Wissen von der Materie nötig ist, als eventuell, dass es einmal einen Angus Burger bei einer großen Fastfood-Kette gab, denn Angus-Rind, Holsteiner und co unterscheiden sich lediglich optisch.

Wie im Film erlebt ihr nun Abenteuer auf und in der Nähe einer Farm, auf der sämtliche Tiere sprechen und aufrecht gehen können, dabei aber aufpassen müssen nicht von irgendwelchen Menschen gesehen zu werden. Eine Ausnahme bildet da die Gattin des Nachbar-Bauern, die immer mal wieder tanzende Kühe und per Gummiband geschleuderte Hähne sieht und daher für verrückt gehalten wird. Grundsätzlich kommt Der Tierisch Verrückte Bauernhof, davon abgesehen, aber leider ohne nennenswerten Humor aus. Ein wenig Situationskomik hier, ein unter Fleischentzug leidendes Frettchen dort. Viel mehr wird nicht geboten. Auf der anderen Seite wird die Geschichte in zahlreichen In-Game-Grafik-Zwischensequenzen mitsamt Sprachausgabe (allerdings meist nur beim ersten Satz eines Dialogs) interessant weitergeführt und gewinnt mit der Zeit an Spannung. Dabei öffnen sich auch immer neue Gebiete wie ein Golfplatz, ein Teich oder ein Berg, rund um das recht kleine Startgebiet im Zentrum des Bauernhofs.


…und auf der Farm da gibt’s ne Menge Minispiele
Was aber macht man denn nun als biologische Sensationskuh, um die Story voranzutreiben? Überall verteilt (und auch mal an anderen Orten als zuvor noch) finden sich andere sprechende Tiere, die Aufträge verteilen, abhängig davon, welche Missionen bereits erfüllt wurden und welche Tageszeit gerade gegeben ist. Ja, richtig gelesen: THQs Lizenztitel beinhaltet einen fließenden (und nett anzuschauenden) Tag-Nacht-Wechsel, der sich halbwegs komfortabel durch ein Nickerchen beschleunigen lässt. Die Aufträge reichen von leidlich spannenden Standardaufgaben à la „Kauf einige Möbel für die Bar“ oder „Bring mir zehn von diesen Blumen“ hin zu über einem Dutzend Minispielen, die wohl getrost als Highlight des Spiels gesehen werden können.

Zwar kann man jedes dieser Minispiele auch in den Versionen für PC, PS2 und Cube erleben, aber wieder einmal zeigt sich die Wii bei der Umsetzung abwechslungsreicher Miniaufgaben von ihrer besten Seite. Abgesehen von der manchmal etwas träge reagierenden Steuerung beim Golfabschlag, überzeugen sämtliche Disziplinen wie Darts, Zielschießen oder Whack a Racoon spielerisch und technisch, und wer das erste Mal dreiste Menschenkinder mit einer Tomatenkanone davon abhält, schlafende Kühe umzuschubsen, der kann sich ein Schmunzeln kaum verkneifen. Die Gesichtszüge wandern dann aber zumindest kurzzeitig nach unten, wenn ein Blick auf die Hülle oder ins Optionsmenü verrät, dass der Bauernhofurlaub von maximal einem Spieler gebucht werden kann. Kein Multiplayer jedweder Art. Dabei bietet der sich etwa bei Billard an und könnte gerade bei einem Spiel, das den größten Spaß aus seinen Minispielen zieht, eine gehörige Schippe Langzeitspaß draufschlagen.

…und ordentliche Langzeitmotivation
Allzu schnell wird man Wii-Mote und Nunchuck aber eh nicht aus der Hand legen; auch nach Stunden langweilen die Fahrradfahrten quer durch die Botanik nicht. Im Gegenteil: Intuitive Steuerung samt Gewichtsverlagerung per Motion-Sensor, stimmige Optik mit netten Details, überall verstreute kurzweilige Geschicklichkeitseinlagen und haufenweise versteckte Gegenstände wie Kochrezepte, Cocktailrezepte oder Tipps-Blätter locken immer wieder zu einer erneuten Erkundungstour. Wer dann nach knapp 10 Stunden die Story hinter sich gebracht hat (und die lächerliche „Belohnung“ in Form eines strunzlangweiligen neuen Gebietes verdaut hat) und alles eingesammelt hat, was es einzusammeln gilt, der kann immer noch sein Geldsäckel füllen um beim örtlichen Laden die komplette Ausstattung für die Bauernhof-Disco zu kaufen (darunter auch einige Minispiele) oder versuchen in möglichst vielen Minispielen den Highscore zu erreichen, um letztlich der Bauernhof-Champ zu werden.

Fazit:
Im Grunde macht der Tierisch Verrückte Bauernhof nichts katastrophal falsch. Einige Kleinigkeiten, wie der frustig hohe Glücksfaktor beim Billard um einen Highscore zu erreichen, zu wenig Witz in der Erzählung oder teilweise etwas zu lange Wege fallen kaum ins Gewicht, womit man diese Filmversoftung dem angepeilten Hauptpublikum (also Kindern) ohne große Bedenken gönnen kann, doch genau da liegt auch die Crux. Anders als bei den meisten anderen Kinderspielen und Kinderfilmumsetzungen, kann sich zwar auch jeder geneigte Zocker jenseits des zehnten Lebensjahres hiermit einige vergnügliche Stunden machen, allerdings ohne dabei, abgesehen von männlichen Milchkühen, irgendwelche spektakulären Überraschungen zu erleben. Wer ein GTA möchte, der kauft sich eben ein GTA für PC, PS2 oder X-Box. Wer ein Action-Adventure mit einer großen, bunten Welt und fantastischen Kreaturen möchte, der greift zu Zelda: Twilight Princess, und Minispiel-Freunde haben bei den Multiplayer-tauglichen Rayman Raving Rabbids, Wario Ware Smooth Moves, Super Monkey Ball Banana Blitz, Wii Play und Wii Sports eh die Qual der Wahl. Der Schwierigkeitsgrad ist zudem recht niedrig angesiedelt, sodass mir abschließend eigentlich nur zu sagen bleibt, dass sich THQs Tierisch Verrückter Bauernhof als Streichelzoo für die kleinen Zocker, dank GTA-Anleihen und Minispielen, angenehm von der Konkurrenz abhebt und mit ermäßigtem Eintritt (sprich: Nicht unbedingt zum Vollpreis) auch für ältere Semester einen Blick wert ist, solange sie keinen tiefschürfenden und kulturell wertvollen oder adrenalingeschwängerten Ausflug erwarten, sondern einfach einige vergnügte, sonnige Stunden verleben möchten.

Von Burkhart von Klitzing
Wertung für das Spiel Der Tierisch Verrückte Bauernhof
Wertungen Beschreibung
7.4 Grafik
Alles schön, wenn auch unspektakulär, designt und technisch sauber.
7.1 Sound
Weder nervig noch besonders positiv hervorstechend. Die Sprachausgabe ist an sich 1A, kommt aber zu wenig zum Zuge.
8.0 Steuerung
An manchen Stellen dezent träge, aber sonst intuitiv, präzise und immer wieder für kleinere Spielereien gut.
7.2 Gameplay
Gelungene Kombination aus GTA und Minispielhatz, die (für den erwachsenen Spieler insgesamt ein wenig zu) kindgerecht daherkommt und leicht von der Hand geht.
7.0 Gesamt
(Kein Durchschnitt der Einzelwertungen)



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