Review von Tim Herrmann () | 05.03.2009
Spongebob Schwammkopf ist mittlerweile eines der stärksten Franchises in der weiten Industrie der Kinderunterhaltung. Im Fernsehen hält sich der Fernsehsender Nick mit den aktuellen Folgen um den gelben Schwamm am Markt und in der Videospielindustrie veröffentlicht THQ ein Spiel nach dem anderen mit der Figur, die mit dem sehr speziellen Humor bei Jung und auch bei Alt viele Fans gefunden hat. Doch leider haben es die bisherigen drei Spiele für Nintendos Wii nicht über die Messlatte des unteren Durchschnitts geschafft: Miese Lizenzumsetzungen und langweiliges Gameplay, das ausschließlich auf junge Kinder ausgelegt war, verhinderten Fortschritte beim Ruf der Lizenzspiele.
Als Unterstützung holt sich Spongebob jetzt schon zum zweiten Mal die anderen Charaktere aus dem Nick-Universum an Bord. Unter dem Titel „Spongebob Schwammkopf und seine Freunde – die Macht des Schleims“ begibt er sich erneut in ein scheinbar mediokres Durchschnitts-Jump-&-Run und versucht, die zahlungskräftigen Eltern der jungen Kunden auf seine Seite zu ziehen. Funktioniert der vierte Versuch des Franchises auf Wii?
Ein Schwamm gegen den Schleim
Die Geschichte des neuen Spiels, dessen Titel dem Umfang dieses Tests zuliebe ab sofort nicht mehr ganz ausgeschrieben wird, ist schnell abgehandelt: Eine Einführungssequenz zeigt Spongebob und seinen Freund Patrick durch die idyllische Unterwasserstadt Bikini Bottom wandeln, als es vom Himmel plötzlich orangefarbenen Schleim regnet, der die Bewohner korrumpiert und noch dazu auch ohne Wirt aggressiv ist und alle Nichtinfizierten selbst angreift. Glücklicherweise beamt sich der kleine Strebertyp Jimmy Neutron genau im richtigen Augenblick ins Unterwasserreich, rettet die beiden Protagonisten und erklärt dann in seinem Geheimversteck die Lage: Bei dem Schleim handelt es sich um Morphoide, die nicht nur Bikini Bottom eine Invasion an den Hals gehängt haben, sondern auch in verschiedenen anderen Städten der heilen Nick-Welt wüteten. Es folgt der Auftritt verschiedener weiterer Comic-Helden, die nur noch am Rande bekannt sind und deren Serien bei weitem keinen so großen Marktanteil erzielen wie beispielsweise Spongebob: Tak ist da (Ja, der Tak, der eigentlich mal ein gutes Videospiel füllte) und auch die Elfen aus Cosmo und Wanda sind ein Beispiel für das Ensemble. Jeder bekommt von einer tollen und intelligenten Maschine nun eine mächtige Waffe, die die Persönlichkeit ihres Trägers widerspiegelt, und wird dann in den Kampf geschickt, nacheinander die verschiedenen Brennpunkte zu
behandeln.

Die Zwischensequenzen, in denen die Geschichte erzählt wird, sind übrigens recht nett gestaltet und präsentieren sich wenigstens nicht in Spielgrafik. Es wurde hier viel mit den Babyöl-Effekten gearbeitet, die allen Charakteren eine glänzende Oberfläche verleihen und somit Grafik der HD-Generation vorzutäuschen versuchen. Die Spielgrafik präsentiert sich dagegen in einem Comic-3D-Look, der allerdings noch nicht als Cel-Shading bezeichnet werden kann. Wo man bei früheren Spongebob-Videospielen noch kritisieren konnte, dass sich die Entwickler nicht auf den gezeichneten Stil der Fernsehserie konzentriert haben, muss man heute das Zugeständnis machen, dass z.B. Jimmy Neutron eine animierte und keine Zeichentrickserie ist. Deswegen haben die hässlichen 3D-Modelle mittlerweile wenigstens eine Daseinsberechtigung. Schöner wird der dauergrinsende Käseblock Spongebob dadurch aber auch nicht.
Adieu, Seriencharme
Was ebenfalls wieder einmal gar nicht gelungen ist, ist die Sprachausgabe: Für Spongebob hat man sich erneut den immer wieder gern in unseren Tests kritisierten Sprecher ausgesucht, der schon „Spongebobs Atlantisches Abenteuer“ und die „Kreatur aus der Krossen Krabbe“ mit seiner quietschigen und nervtötenden Interpretation der deutschen Stimme von Santiago Ziesmer ruiniert hat. Und auch die anderen Nick-Charaktere müssen auf ihre Originalstimme verzichten und sich mit irgendwelchen zweitklassigen Imitationen begnügen.
Das hört sich eventuell wie eine kleinliche Kritik an, aber die Synchronisation in einer solchen Produktion trägt vielleicht den größten Teil dazu bei, dass der Charme der jeweiligen Serien auch in einem Videospiel über den Bildschirm flimmert. Das Simpsons-Spiel hat vorgemacht, wie es richtig geht. Dadurch, dass die Entwicklerstudios hier regelmäßig schlampen, ist keinerlei Serienatmosphäre vorhanden, sodass wieder einmal nur das Gameplay als eventuelles Kaufargument übrig bleibt. Doch natürlich kann auch das die Kartoffeln für Spongebob und seine Freunde nicht aus dem Feuer holen.
Schleimiges Gameplay
Von den zwei spielerischen Möglichkeiten für ein Lizenzspiel – Minispielsammlung oder Jump & Run – hat man sich auch diesmal wieder letztere ausgesucht: Zwei Nick-Charaktere hüpfen durch verschiedene Levels, sammeln Münzen und besiegen Schleimmonster. Die Steuerung funktioniert mit Wii-Remote und Nunchuk, wobei mit dem Control-Stick gelenkt wird. Der A-Knopf lässt die Protagonisten Sprünge ausführen, während der B-Trigger für Angriffe zuständig ist. Das waren die Grundlagen. Dazu gesellen sich ein paar Spezialfeatures, die wenigstens ein bisschen Abwechslung in das immer gleiche Laufen und Rennen bringen.
Das Besiegen von Gegnern bringt genauso wie das Zerschmettern von Schatzkisten, Hydranten, Mülltonnen oder sonstigen herumstehenden Gegenständen Münzen. Die addieren sich mit der Zeit und lassen die Nick-Freunde in der Basis, von wo aus auch die Levels angewählt werden, bestimmte Upgrades einkaufen. Außerdem hinterlassen besiegte Gegner lilafarbene oder blaue Lichter, die beim Spielcharakter zwei Leisten auffüllen: Die eine leert sich nach jedem Spezialangriff über die Super-Waffen, die mit dem Z-Knopf ausgelöst werden. Die andere ermöglicht, wenn sie einmal voll ist, einen mächtigen Kooperationsangriff, der über eine Bewegungsabfolge mit der Wii-Remote ausgelöst wird.
So geht es also durch die verschiedenen Levels aus den jeweiligen Nick-Serien: Ab und zu tauchen Gegner auf, die durch permanentes Drücken auf den B-Knopf schnell besiegt sind und von Zeit zu Zeit geht es in gewisse Geschicklichkeitspassagen, in denen man durch die ungenaue Sprungsteuerung schnell im Abgrund landet. Punkte bringende Münzen liegen überall verstreut und die linearen Levels werden ab und zu durch Kreuzungen unterbrochen, die in einer Richtung zu einem offensichtlichen Versteck von noch mehr Münzen führen und in der anderen gen Levelende führen. Insgesamt fühlt sich das Gameplay trotz 3D-Optik stellenweise sehr zweidimensional an. Die Kamera richtet sich von alleine aus und lässt Spongebob und Co. mal auf einen Fluchtpunkt hinlaufen, mal scrollt die Umgebung aber auch seitlich am Spielcharakter vorbei.
So frühstücken die Nick-Stars nacheinander die verschiedenen Levels ab und retten ihre Heimat vor den Morphoiden. Der Spieler kann sich übrigens nicht aussuchen, mit welchen Charakteren er gerade spielen will, sondern bekommt diese von den Machern vorgesetzt. Diesmal stehen auch die Nick-Bösewichter als spielbare Charaktere zur Verfügung, die im Gameplay selbst allerdings keine besonders bemerkenswerte Rolle im Vergleich zu allen anderen haben. Dass man sich nicht selbst aussuchen kann, mit wem man spielen möchte, ist eigentlich unnötig. Denn bis auf unterschiedliche Spezialangriffe haben die Nick-Charaktere keine verschiedenen Fähigkeiten, die ihnen beim Bewältigen der linear und unspektakulär gestrickten Levels helfen würden. Im Grunde genommen verhalten sich alle Charaktere gleich und haben kaum Besonderheiten in ihren Bewegungen und Manövern zu bieten.
So bleibt letztendlich ein extrem simples Jump & Run mit problemlos austauschbaren Charakteren ohne jegliche Persönlichkeit. Und durch die mangelhaft umgesetzte und dadurch im Endeffekt eigentlich nicht vorhandene Lizenz kann man das Spiel nicht einmal jungen Spongebob-Fans bedingungslos empfehlen. Vom Gameplay her ist es genau auf diese junge Zielgruppe zugeschnitten, überfordert sie nicht und bietet kurzweilige Unterhaltung auf relativ niedrigem Niveau. Besonderheiten werden aber nie geboten.
Fazit:
Spongebob Schwammkopf und seine Freunde – Die Macht des Schleims ist erneut ein durchschnittliches Hüpfspiel, das die Nick-Lizenz nur in den Zwischensequenzen einigermaßen gut ausnutzt, dazwischen aber Punktabzug wegen mieser deutscher Sprachausgabe und langweiligen Gameplays bekommt. Sehr junge Spieler können mit dem Spiel ein wenig Spaß haben, dürfen aber keine interaktive Spongebob-Folge oder ähnliches erwarten, denn es handelt sich nur um ein lineares, technisch gerade noch annehmbares Jump & Run ohne Persönlichkeit und Charme.
Von Tim Herrmann
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Wertung für das Spiel Spongebob Schwammkopf & Freunde – Die Macht des Schleims |
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5.6 |
Grafik
Zwischensequenzen in recht guter Qualität, Ingame-Grafik eine Mixtur aus schlechtem 3D und nicht zu Ende gedachtem Comic-Look. |
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5.4 |
Sound
Unspektakuläres Gedudel im Hintergrund, wieder einmal miserable deutsche Sprachausgabe. |
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7.0 |
Steuerung
Problemlose Knopfsteuerung mit wenig lästigen Bewegungen – einsteigerfreundlich und funktionell. |
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5.2 |
Gameplay
Laufen und Hüpfen in Reinform. Kaum spielerische Abwechslung, kein zusätzlicher Schub durch Franchise-Lizenzen. |
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5.0 |
Gesamt
(Kein Durchschnitt der Einzelwertungen) |
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