Review von Tim Herrmann () | 21.11.2008
Alles begann womöglich mit einem simplen Satz des alten Obi-Wan Kenobi in Star Wars – Episode IV: Eine neue Hoffnung (oder einfach: Krieg der Sterne, 1977), dem allerersten Star-Wars-Film und dem Auftakt zu einer unglaublichen Entwicklung um ein Franchise, das heute wohl fast jeder Mensch auf diesem Planeten kennt. Im Gespräch mit Luke verriet der Alte, dass er vor vielen Jahren in einer besseren Zeit an der Seite von Lukes Vater in den so genannten Klonkriegen gekämpft habe. Was die Klonkriege waren? Schnurzegal, mussten sich George Lucas und Co. damals gedacht haben, das Wort hörte sich einfach cool an und vermittelte eine gewisse futuristische Atmosphäre.
25 Jahre später bekommt dieser Satz dann seine Konsequenzen: In der zweiten Filmtrilogie, die bekanntermaßen als Prequel zu den klassischen Streifen fungiert, wird der Auftakt des Großen Krieges behandelt, in dem die Republik mit zigtausenden geklonten Kriegern gegen einen zunächst nicht vollends bekannten Feind kämpft. Doch der Film schildert eigentlich nur den Auftakt der Klonkriege. Obwohl die Schlacht sich in Episode III fortsetzt, blieb ein Großteil der Auseinandersetzungen im Dunkeln. Aber dafür gibt es ja immer noch das Expanded Universe, wie Star-Wars-Kenner all das Material beschreiben, das sich außerhalb der beiden Filmtrilogien befindet. Hier gab es zunächst eine Comic-Serie namens Star Wars: Clone Wars, die sich mit den Geschehnissen nach Episode II beschäftigte. Dieses Jahr steht nun wieder im Zeichen der Klonkriege, denn das Star Wars Franchise wird auch nach 31 Jahren nicht fallen gelassen, sondern weiter entwickelt.
So bekommt das Produkt einfach den zusätzlichen Artikel „The“ aufgedrückt und heißt Star Wars: The Clone Wars, startete im August mit einem Pilotfilm in den Kinos und wird in diesem Monat von ProSieben mit der dazugehörigen Fernsehserie fortgesetzt. Es handelt sich mittlerweile um einen 3D-Animationsfilm mit neuen Charakteren und vielen frischen Problemen für Obi-Wan Kenobi und seinem jungen Schüler Anakin Skywalker (damals noch ein unmaskierter, netter Junge). Passend dazu haben LucasArts und die KromeStudios ein Videospiel entwickelt, das sogar exklusiv für Wii erscheint und selbstverständlich nicht umher kommt, Lichtschwertkämpfe mit der Wii-Remote zu bieten. Wie das ohne WiiMotion Plus funktionieren kann, wie sich der Titel im Vergleich zum völlig andersartigen Star Wars – The Force Unleashed schlägt und was von dem Spiel allgemein zu halten ist, erfahrt ihr in unseren Test.
Srrrrrrrrrrr…
Eine Kleinigkeit haben wir euch verschwiegen, als wir vom Namen des neuen Spiels sprachen. Eine Kleinigkeit allerdings, die das Gameplay und somit das gesamte Spiel permanent bestimmt. Eigentlich heißt der hier behandelte Titel nämlich nicht einfach „Star Wars – The Clone Wars“, sondern trägt auch noch den Zusatz „Lichtschwert-Duelle“. Und wenn „Lichtschwert-Duelle“ drauf steht, bekommt man auch Lichtschwert-Duelle. Nicht mehr. Und nicht weniger.
Tatsächlich handelt es sich wirklich „nur“ (?) um ein Kampfspiel, in dem es um epische Duelle mit bekannten und unbekannten Feinden aus dem Universum geht. Der ständige Begleiter muss natürlich das obligatorische Laserschwert sein, mit dem ihr den Gegnern Saures gibt und das neben der Macht euer einziges Werkzeug zum Spielen ist. Damit tut sich der Titel wahrscheinlich auch selbst einen Gefallen, denn ansonsten hätte es sich in direkte Konkurrenz zu Star Wars – The Force Unleashed gestellt, das vor nicht einmal zwei Monaten erschienen ist und auf Wii ebenfalls viel Reiz aus dem Gefuchtel mit der surrenden Zukunftsvision zieht.

Während ihr beim gerade angesprochenen The Force Unleashed mehrere Planeten erkundet, der Reihe nach Gegner aus dem Weg räumt, Rätsel löst und Gegenstände einsammelt, spielt sich „The Clone Wars“ permanent in einer ellipsenförmigen Arena ab. Nur ihr, euer Gegner, Trümmer und eventuell ein paar Statisten im Hintergrund sind zu sehen. Das Duell steht im Mittelpunkt und dadurch gibt es a.) glücklicherweise keine Kameraprobleme und b.) keinerlei Ablenkungen durch zig andere Gegner, die gleichzeitig angreifen. Ob letzterer Punkt nun als Vorteil oder als Nachteil zu sehen ist, muss jeder für sich entscheiden. Fakt ist, dass diese Spielform den Titel völlig wegzerrt vom klassischen Action-Adventure und in die Nische der arcadelastigen 3D-Kampfspiele quetscht.
Dabei setzt Star Wars - The Clone Wars auf drei verschiedene Komponenten. Zum einen gibt es den Singleplayer-Modus, in dem ihr die Geschichte der Klonkriege erlebt und die entscheidenden Schlachten selbst austragt. Frappierend: Jedes neue Kapitel wird mit einer schicken Originalsequenz aus Film bzw. Serie eingeleitet, die von einem sehr, sagen wir mal „motivierten“ Sprecher erzählt wird und von den Geschehnissen in der weit, weit entfernten Galaxis berichtet. Darauf folgt ein Kampf mit einem der zunächst nur drei Protagonisten: Obi-Wan, Anakin oder dessen neue Padavan-Schülerin Asoka Thano. Sie treten gegen Fieslinge wie Comic-Count-Dooku (damals lebte der ja noch), seine persönliche Assassine und Gehilfin Ventris oder den halborganischen Terrorroboter General Grevious an. Jedes Duell besteht aus mindestens einem Kampf, dessen Prinzip denkbar einfach ist: Wer als erster durch seine Angriffe die Energieleiste des anderen geleert hat, gewinnt. Meistens besteht ein Aufeinandertreffen von Held und Antiheld aber aus mehreren Scharmützeln, die von Zwischensequenzen unterbrochen sind und die man beide gewinnen muss – einmal darf auch das K.O. am Ende stehen.
Hat der Spieler keine Lust auf tiefgreifende Klonkriege im Hintergrund, so begibt er sich einfach in einen der schnellen Modi in „The Clone Wars“ und besteht eine bestimmte Herausforderung (besiege den und den Gegner in der und der Zeit) oder startet in ein schnelles Match, das alles fix und zufällig auswählt. Ein Freund kann sich im Multiplayer-Modus in das Duell einschalten und sich in seinen Lichtsäbelkünsten gegen euch messen.
Wer braucht schon WiiMotion Plus?
Die Steuerung eines Star-Wars-Titels muss Wii-typisch simpel sein und trotzdem ganz neue spielerische Sphären beim Lichtschwertrasseln eröffnen. Das versuchten die Krome Studios schon bei The Force Unleashed und boten letztendlich auch gar kein schlechtes Endprodukt, Bewegungen der Wii-Remote bestimmten und kombinierten fünf verschiedene Manöver zu einem fließenden Schlagablauf. Problem: Wer fuchtelte, verlor. Der virtuelle Jedi reagierte nur richtig, wenn die Bewegungen präzise nacheinander und unzweifelhaft in die richtige Richtung ausgeführt wurden, andernfalls stand ein Schlag wirkungslos allein da und verpuffte regelrecht wegen fehlender Kombinationen.
Bei „The Clone Wars“ fühlt sich das alles besser an. Grundsätzlich verfolgt der Comic-Fighter zwar dasselbe Steuerungskonzept und reagiert auch nur auf fünf vorbestimmte Bewegungen, dafür reiht er sie allerdings wesentlich schneller aneinander und ist bei der Auswertung eines Controllerschwungs viel gnädiger als das strenge „The Force Unleashed“, wo eine neue Attacke erst dann ausgeführt werden durfte, wenn die erste gerade vollendet wurde.
So entsteht ein viel schnellerer Fluss an Bewegungen, deren Kombination spektakulär aussieht und tatsächlich den Eindruck eines cineastischen Lichtschwert-Kampfes gibt, wie man ihn auch im Kino sehen konnte. Wo Darth Vaders geheimer Schüler teilweise noch relativ abgehackt mit dem Laserschwert kämpfte und sich eher auf seinen Machtgebrauch verließ, schafft es „The Clone Wars“ das System zu optimieren und den Wunsch nach WiiMotion Plus gar nicht aufkommen zu lassen. Natürlich werden die Bewegungen nicht 1:1 übertragen, aber dass bei permanenter Bewegung auch wirklich ein permanenter Schlagregen entsteht, vermittelt ein intensives Spielgefühl. Schlagkombinationen wie Links, Rechts, Oben, Unten bewirken dann bestimmte charakterspezifische Kombos, die eine Prise Taktik in das ansonsten sehr wilde Schwingen des Controllers bringen. Da Star Wars – The Clone Wars ein sehr schnelles Spiel ist, wäre 1:1-Steuerung noch nicht sinnvoll gewesen, weil man sie wohl ohnehin nicht ganz wahrgenommen hätte.
Zweitrangig steht auch der Gebrauch der Macht für die Jedi-Ritter zur Verfügung. Durch schöne Kombos mit dem Lichtsäbel füllt sich eine entsprechende Leiste auf und ermöglicht irgendwann eine sehr mächtige Spezialattacke. Andernfalls verhilft die okkulte Magie zu einem mit Macht gepowerten Lichtschwertschlag und lässt auch umher liegende Trümmer auf den Gegner sausen (das funktioniert mit C und einem Nunchuk-Ruck).
Ich spüre die Dunkle Seite in dir
Das Star-Wars-Franchise ist natürlich auch bekannt für seine Sprache. Sprüche wie „Möge die Macht mit dir sein“ oder „Ich spüre eine Erschütterung der Macht“ sind legendär geworden und auch das neue Videospiel zieht einen gewissen Reiz aus dieser Tatsache. Denn die Kämpfe laufen nicht einfach stumm und konzentriert ab. Während in den einleitenden Sequenzen wirklich nur ein Sprecher die Geschichte erzählt und Dialoge nicht stattfinden, hauen sich die Protagonisten ihre Weltansichten in den Kämpfen um die Ohren. LucasArts und die Krome Studios waren schon im Voraus stolz darauf, mehrere Stunden Dialogmaterial in dem Spiel verwirklicht zu haben. Letztendlich läuft es so ab, dass Obi-Wan, Anakin, Asoka, General Grevious oder sonst wer zufallsgeneriert einen flotten Spruch ablassen, der entweder sehr generell gehalten oder speziell auf die jeweilige Situation in der Geschichte zugeschnitten ist. Manchmal kommt es auch – ebenfalls zufällig – zu so genannten Lichtschwertverkantungen, in denen dann entweder schnell ein Kommando ausgeführt werden muss oder in denen man einen Blick in die wuterfüllten Augen der Kämpfer werfen und einer kleinen Konversation lauschen darf. Es wird sogar darauf geachtet, dass sich bestimmte Paarungen (auch in zufällig generierten Herausforderungs-Matches) mit dem korrekten Namen anreden, selbst wenn sie naturgemäß eigentlich nicht gegeneinander kämpfen würden.
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Ein bisschen ärgerlich, aber unumgänglich ist es, dass sich einige Sätze des Öfteren wiederholen und man deswegen die Star-Wars-typischen Slogans in einem Kampf immer wieder hört. Absolut positiv ist bei der ganzen Geschichte aber zu bemerken, dass alle Dialogzeilen von den deutschen Sprechern der Filme aufgenommen worden sind. Die deutschen Stimmen von Obi-Wan (Ewan McGregor / Philipp Moog), Anakin (Hayden Christensen / Wanja Gerick) und Count-Dooku (Christopher Lee / Klaus Sonnenschein) kommen Kennern der neuen Trilogie sofort bekannt vor und bringen viel Star-Wars-Authentizität in das eigentliche Spin-Off der Serie.
Count Dooku in die Länge gezogen
Wodurch sich Star Wars – The Clone Wars natürlich schon auf den ersten Blick von den anderen Einträgen in der Serie abhebt, ist natürlich die optische Präsentation. Der Titel ist zwar kein Cartoon, präsentiert sich aber in einem eben solchen Stil. So kommt es, dass Count Dooku mittlerweile eine Karikatur von Christopher Lee ist und ein überlanges Gesicht hat – und auch bei den anderen Charakteren können solche Übertreibungen der Körperkonturen beobachtet werden. Lächerlich sieht das Ganze dabei aber nie aus und der Stil weiß durchaus zu gefallen, auch im Wii-Spiel.
Während die aus dem Film stammenden Zwischensequenzen natürlich außer Konkurrenz stehen, kann auch bei der eigentlichen Ingame-Grafik Lob ausgesprochen werden. Die Grafik-Engine, die immer die beiden kämpfenden Protagonisten im Blick hat, funktioniert wunderbar – auch wenn der eine oder andere Feuer- oder Explosionseffekt noch ungeschliffen ist. Der animierte Cartoon-Stil wurde sehr gut ins Spiel integriert und die hell leuchtenden Lichtschwerte nehmen die optische Highlight-Position in der grafischen Präsentation des Spiels ein.
Fazit:
„Star Wars – The Clone Wars: Lichtschwert-Duelle“ hat sich konkurrenzbedingt für ein bestimmtes Konzept entschieden (entscheiden müssen) und schränkt sich genau dadurch auch selbst ein. Außer den Lichtschwert-Duellen bietet es nun mal nicht viel spielerischen Tiefgang. Während der Story-Modus in wenigen Stunden beendet ist, motivieren nur noch die verschiedenen Zusatzmodi zum Weiterspielen, die allerdings immer auf dasselbe Konzept setzen. Das heißt aber nicht, dass das Spiel nicht funktioniert. Die Lichtschwertduelle machen trotz (oder gerade wegen) ihrer Simplizität viel Spaß und auch die Steuerung mit Bewegungen der Wii-Remote funktioniert besser als beim Star Wars Action-Adventure von vor zwei Monaten. Letztendlich bleibt ein gutes Kampfspiel mit etwas zu geringem Umfang und zu wenig spielerischer Abwechslung übrig, das von der guten Umsetzung seiner Lizenz und seinem funktionierenden Spielkonzept profitiert.
Von Tim Herrmann
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Wertung für das Spiel Star Wars – The Clone Wars: Lichtschwert-Duelle |
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7.9 |
Grafik
Trotz einiger etwas grober Effekte überzeugt die technische Präsentation mit Originalszenen aus Film und Serie, einer funktionierenden und vor allem flüssigen Engine und einigen optischen Highlights. |
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8.2 |
Sound
Die Originalsprecher aus dem Film vermitteln gleich ein gutes Gefühl, das an frühere Star-Wars-Zeiten erinnert. Der Soundtrack hätte ein wenig opulenter ausfallen können, bietet aber immerhin einige schöne Stücke. |
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8.7 |
Steuerung
Die Lichtschwert-Steuerung mit der Wii-Remote macht Spaß und geht wesentlich flüssiger von der Hand als bei The Force Unleashed. Die Bewegungen werden schneller erkannt und umgesetzt, wodurch ein schöner Spielfluss entsteht, der 1:1-Steuerung gar nicht unbedingt nötig hat. |
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7.2 |
Gameplay
Leider bietet der Titel effektiv gesehen nichts außer verschiedenen Kämpfern und unterschiedlichen Arenen. Im Prinzip besteht jede einzelne Herausforderung aus einem Lichtschwert-Duell, das allerdings immer wieder zwischendurch unterhalten kann und wegen der guten Umsetzung Spaß macht. |
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7.8 |
Gesamt
(Kein Durchschnitt der Einzelwertungen) |
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