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Tischfußball 2008
Review von T.Herrmann () | 18.08.2008
Der beliebteste Gastgeber aller Zeiten wird man wie? Richtig, mit einem Kicker-Tisch im Wohnzimmer. Auf jeder Party als Alleinunterhalter bestens geeignet, sorgt er auch gerne einmal für den leidigen Streit ob „mit Durchdrehen der Spielfiguren oder ohne“. Aber das kleine Fußballspiel hat natürlich auch seinen Preis und für ordentliche Modelle bezahlt man gut und gerne 100 – 200 Euro. Dazu kommt die Frage: „Wohin mit dem Ding?“. Somit es ist natürlich die Aufgabe der Videospielindustrie, in genau diese Kerbe zu hauen und eine virtuelle – und damit günstigere und latzsparende – Alternative anzubieten. In diesem Falle macht das 505 Games und bringt mit Tischfußball 2008 eine Simulation des Partyspiels, das sogar als echter Sport anerkannt ist und eigene, hochoffizielle Regeln hat. Ob sich das Ganze auch in der Praxis bewähren kann, verraten wir euch in unserem Test.

Die ITSF lässt grüßen
Oben wurde es schon kurz erwähnt: Tischfußball ist nicht nur eine witzige Partybeschäftigung, sondern auch ein richtiger Sport, hinter dem natürlich auch eine bürokratische Organisation stehen muss. ISTF heißt diese, die International Table Soccer Federation. Sie hat es sich zum Ziel gesetzt, dass irgendwann auch bei den Olympischen Spielen gekickert wird und hat selbstverständlich auch eigene Regeln aufgestellt. Diese werden auch in Tischfußball 2008 verwendet. Wer damit allerdings nicht einverstanden ist, der stellt sich seine eigenen auf und stürzt sich in einen der Modi. Und die fallen leider sehr mau aus: Entweder spielt man ein einzelnes Match gegen den Computer oder gegen einen Freund oder man spielt eine Meisterschaft nach offiziellen oder selbst erstellten Regularien. Dabei dürft ihr auswählen, wie viele Punkte gebraucht werden, um ein Spiel zu gewinnen und wie viele Spiele (bzw. „Sätze“, wenn man es lieber so nennen will) zum Matchgewinn erforderlich sind. Dazu ist noch der Schwierigkeitsgrad einstellbar. Das war’s. Aber gibt’s bei einem echten Kickertisch noch mehr Möglichkeiten? Eigentlich ebenfalls nicht.

Tischfußball 2008 versucht, euch mit einem kleinen Tutorial in die Steuerung der virtuellen Alternative einzuführen. Die Existenz dieses kleinen Erklärungsmodus allein ist schon sehr löblich, denn wer die Steuerung nicht beherrscht, kann das Spielen sowieso gleich vergessen. Das Tutorial liefert euch Einblicke in alle Kniffe der Kontrolle, die entweder über Wii-Remote und Nunchuk oder mit der Fernbedienung allein vonstatten geht. So werden verschiedene Knöpfe mit verschiedenen Kommandos belegt (die ihr hier übrigens nicht selbst bestimmen könnt) und die Neigungssensoren der Wii-Remote sind für genau das zuständig, was man erwartet: Sie drehen die Griffstangen, die dann letztendlich die Plastikspieler auf dem Spielfeld um die eigene Achse rotieren lassen. Jedes Kommando könnt ihr auch auf dem echten Kickertisch ohne gegnerische Gegenwehr einmal ausprobieren und bekommt dann bescheinigt, ob ihr „Erfolg“ hattet oder einen „Fehlschlag“ gelandet habt.

Der Sieg der Realität
Frisch mit allem Grundwissen ausgestattet, begebe ich mich also wieder ins Hauptmenü und wähle erst einmal das simple Spiel mit dem Computer an. Ich soll mir einen von zwei verfügbaren Slots auswählen und werde dann von einem glatzköpfigen, mittvierziger Avatar-Kopf repräsentiert. Danke. Danach steht nur noch die Entscheidung an, wie stark der Computer sein soll und schon geht es los. Durch Druck auf den A-Knopf beginnt die mittlere Stange zu leuchten und ihr habt die Ehre, den Ball das erste Mal in Bewegung zu setzen. Eine 90°-Drehung mit der Wii-Remote schießt ihn erst einmal nach vorne, wo er dann meistens an den Schienbeinen eines anderen Plastikmännchens abprallt, das ihn wieder zurückzuschießen versucht. Drückt ihr nun wieder A, beginnt diejenige Stange zu leuchten, die dem Ball am nächsten ist, und nun wirken eure Drehungen hier. Der Control-Stick vom Nunchuk (optional auch das Steuerkreuz der Wii-Remote oder Bewegungen nach vorn oder hinten derselbigen) schiebt die Stange dann, um einen Spieler zu positionieren, der die Kugel dann weiterschieben kann.
Das hört sich auf dem Papier recht leicht an, ist es aber in der Praxis nicht. Man ist gut damit beschäftigt, immer wieder den A-Knopf zu drücken, mit dem Nunchuk den Spieler zu verschieben und dann auch noch die Wii-Fernbedienung zu schwingen, sodass der Ball in den meisten Fällen dann schon wieder längst weggekullert ist, wenn man schwungbereit ist. Viel besser geht es ohne Nunchuk. Dann werden die Stangen nämlich nur durch Vorwärts- oder Rückwärtsbewegungen bewegt, was deutlich intuitiver läuft, dafür aber teilweise auch weniger präzise sein kann. Wer schon einmal Tischfußball gespielt hat, weiß, dass das ein sehr schnelles Spiel ist. Und wer sich einmal überlegt, ob man diese Schnelligkeit mit Tastendrücken und Stick-Bewegungen realitätsnah übertragen kann, wird die Antwort schnell finden: Nein. Dazu kommt das Problem der Griffstangenauswahl. Denn beim echten Tischfußball greift man schon an entsprechende Stangen, wenn der Ball noch im Anflug ist. Bei der Wii-Version wird aber immer die Stange markiert, die dem Ball am nächsten ist, und das ist nicht immer die, die man gerade haben möchte.


Tischfußball 2008 wirbt außerdem mit seinem Multiplayer-Modus und zielt, wie das Original in der Realität es auch tut, wohl hauptsächlich auf Partys und gesellige Abende ab. Aber wie soll ich nun meinem Freundeskreis erklären, der vielleicht zweimal im Jahr ein Videospiel spielt, wann sie den B-Knopf zu drücken haben, wann der A-Knopf in Kombination mit dem Control-Stick und einem Schwung der Fernbedienung was auslöst und wie sie in welcher Situation reagieren sollen? Und wo liegen diese ganzen Knöpfe eigentlich? Nach der Erklärung wird der Spielspaß wohl verflogen sein wie die Störche im Winter. Stellt man im Vergleich dazu einen Kickertisch in den Raum, heißt es einfach: Griffstangen Greifen und Drehen - und die Party-Gesellschaft wird ihren Favoriten schnell gefunden haben. Zumal der menschliche Durchschnittskörper auch gleich zwei Hände zum Spielen hat und nicht nur eine Wii-Fernbedienung, die eine Stange zu einer Zeit greifen kann.

Aber all das ist nicht einmal unbedingt die Schuld des Spiels: Denn die Steuerung funktioniert nach einiger Einarbeitungszeit eigentlich wunderbar, besonders die Variante ohne Nunchuk. Aber sie kann es eben zu keinem Zeitpunkt mit dem schnellen Hin-und-Her-Gebolze in der Realität aufnehmen. Und somit scheitert Tischfußball 2008 nicht an der Entwicklung, sondern an der Idee und an der Grundkonzeptionierung. Manche Dinge kann man einfach nicht ohne negative Auswirkungen in die Virtualität übertragen. Tischfußball gehört dazu. Die Knopfsteuerung kann das Tempo genauso wenig halten, wie es die Bewegungssteuerung kann.

Technisch nicht der Rede wert
Grafisch sieht Tischfußball 2008 natürlich genauso aus, wie man vermutet, wenn man den Namen des Spiels liest. Gänzlich unspektakulär „glänzt“ die Simulation höchstens mit langen Ladezeiten und hässlichen dazugehörigen Bildschirmen mit irgendwelchen Leuchtstrahlen und völlig nüchtern designten Tischen. Manchmal zieht der Ball eine Art Sternschnuppe hinter sich her und wenn man ihn tritt, treten comichafte Sternchen auf. Die Ballphysik ist unterdessen eigentlich weder erwähnenswert gut noch schlecht. Ärgerlich ist es jedenfalls manchmal, dass der Ball schon auf kleinste Berührungen empfindlich reagiert und Eigentore somit keine Seltenheit sind. Musik und Soundeffekte sind kaum vorhanden und die Musik präsentiert sich in unspektakulärem, aber turbulentem Rock-Pop-Techno-Mix.

Fazit:
Tischfußball 2008 ist kein grottenschlechter Trash, wie ich persönlich es zugegebenermaßen vor dem Test erwartet hätte. Im Kern ist das Spiel ohne riesige Fauxpas programmiert und die Steuerung ist so gut durchdacht, wie es eben möglich sein konnte. Was dem Spiel aber letztendlich das Genick wenigstens anbricht, sind der lächerliche Umfang, die unspektakuläre und „billig“ aussehende Gestaltung und die Unterlegenheit gegenüber echten Kicker-Tischen, die wesentlich präziser, unkomplizierter, intuitiver, schneller und schlicht und ergreifend besser funktionieren. Das Spiel ist als Disc-Titel zu umfangsarm und bietet insgesamt unterm Strich viel zu wenig für den potentiellen Käufer. Und das was es bietet, kann nicht einmal überzeugen. Auf WiiWare wäre der Titel für 800 Punkte eine echte Überlegung wert gewesen und sollte man Tischfußball 2008 irgendwann einmal auf dem Flohmarkt für einen vergleichbaren Preis finden, könnte auch über einen Kauf nachgedacht werden. Aber für 30€ ist es einfach kein Ersatz für einen echten Kickertisch, für den man dann auch mal 100€ investieren muss (dafür dann aber auch keine vier Wii-FBs für den Mehrspielermodus braucht).

Von T.Herrmann
Wertung für das Spiel Tischfußball 2008
Wertungen Beschreibung
3 Grafik
Gänzlich unspektakuläre Tische vermischen sich mit einem Mangel an Animationen und Effekten und einem langweilig gestalteten Hauptmenü.
4.1 Sound
Ein graues Mäuschen. Die Rock-Techno-Klänge sind so nichtig, dass sie kaum auffallen und Soundeffekte sind außer dem Ballklackern so gut wie nicht vorhanden.
5.5 Steuerung
Recht vielfältig mit vielen verschiedenen Einstellungsmöglichkeiten. Die Kontrolle funktioniert prinzipiell nach einiger Übung ganz gut, bremst aber jedes Tempo des Tischfußballs notwendigerweise aus und arbeitet somit gegen ihren eigentlichen Sinn.
3.2 Gameplay
Es gibt lediglich zwei Modi und nur ein paar Nichtigkeiten zum Freispielen. Der Mehrspielermodus kann nur dann einigermaßen greifen, wenn man erfahrene Spieler zu seinen Freunden zählt, die über jeden Knopf auf dem Controller informiert sind und über unpraktische Elemente in dem Titel hinwegsehen können.
3.9 Gesamt
(Kein Durchschnitt der Einzelwertungen)

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