|
|
Review von Lars Peterke (mail) | 28.12.2007
„Ah! Daniel! Daniel, räum' mal den Mist hier weg, da bricht man sich alle Knochen!“
Typische Szenen aus deutschen Kinderzimmern. Wie in zahllosen Familien trifft es auch Michaela W. aus einer kleinen Vorstadt nahe Bitterfeld. Tagtäglich treten viele Eltern, besonders Mütter, auf Legosteine. Die Folgen: Schnittwunden im Fußbereich und erboste Kinder. Vorrübergehende Gehunfähigkeit und Geschrei sind die meist unmittelbar eintretenden Auswirkungen. Hoffnung der Eltern: Mit dem Älterwerden schwindet der Drang nach den Klötzchen. Doch dann der herbe Rückschlag: Der dänische Hersteller kauft die Star-Wars-Lizenz. Eltern in Deutschland sind alarmiert. Die Kompromisslösung: Lego Star Wars als Videospiel, um den Risikoherd Kinderzimmerfußboden zu entschärfen. Doch was taugt die Versoftung der Steine? Lego Star Wars: Die komplette Saga bei uns im Test.
Never change a winning team!
Liebe Eltern, gleich vorweg: Lego Star Wars ist die Lösung all Ihrer Probleme. Zumindest wenn Sie bereits eine sündhaft teure Wii im Hause haben. Der aktuelle Titel aus dem Hause Traveller's Tales ist ein Jump and Rund mit einigen Action Adventure Elementen und birgt Finessen wie Rätseleinlagen oder Shooting-Level. Doch im Prinzip ist das Spiel ein alter Schuh. Wie auch bei den „2 in 1“-Compilations für den Gameboy Advance vom Hersteller THQ verstecken sich in diesem Titel in Wirklichkeit zwei einzelne Spiele: Lego Star Wars und Lego Star Wars: Die Klassische Trilogie. Hier werden die Kinofilme I bis VI nachgespielt. Das alles erfolgt im fantasievollen Lego-Design und natürlich mit Lego-Männchen. Der Spielablauf ist einfach. Man startet nach einer Star Wars-typischen „Gelbschrift-auf-Weltraumgrund“-Einleitung, gefolgt von einer Introsequenz in ein Level. Für gewöhnlich startet man mit zwei Figuren, zu denen sich im Levelverlauf jedoch mehr gesellen können. Die Figuren sind dabei in verschiedene Klassen unterteilt, die eigene Fähigkeiten haben. Jedi-Charaktere besitzen ein Lichtschwert und können die Macht einsetzen, um im Level Gegenstände zu bewegen. So wird aus einem Lego-Schrotthaufen plötzlich eine Brücke und Gegner werden effektiv zurückgeworfen. Krieger-Charaktere wie beispielsweise die Sturmtruppen oder Han Solo verfügen über eine Pistole sowie einen Enterhaken, mit dem sie sich an markanten Punkten innerhalb eines Levels auf neue PIattformen ziehen können. Druiden-Charaktere verfügen über keine nennenswerten Kampfeigenschaften, haben jedoch über die Möglichkeit, Türschlösser zu knacken. Das Spiel bietet locker 50 Figuren oder mehr, die diesen und mehr Klassen angehören. Quasi jede Figur aus den Star-Wars-Filmen wird aufgegriffen und ist freischaltbar und spielbar. Durch die Gegebenheit der einzelnen Klassen ergeben sich viele Rätselvariationen. Der Spieler kann jederzeit die Kontrolle über alle Gefährten des laufenden Levels übernehmen und muss so in jeder Situation den richtigen Charakter verwenden, um voran zu kommen. Dazu gesellen sich Schalterrätsel, die das Spiel zudem weiter auflockern. Den Rest der Level dominieren die zu Hauf auftretenden Gegner, egal ob Droiden oder Sturmtruppen. Auch Bosskämpfe finden sich selbstredend.
Man spielt sich, wie bereits erwähnt, durch alle sechs Episoden, die in einzelne Level aufgeteilt sind. Man hält sich eng an der Filmvorlage auf. Zwischensequenzen sind vom Film inspiriert und wurden meist direkt in die Lego-Welt umgesetzt. Das sorgt für einen Wiedererkennungswert in Hinblick auf die Filmvorlagen, viel Schmunzeln und natürlich leuchtende Augen. Lego und Star Wars. Wieder ein Kind sein. In Episode Fünf offenbart das Spiel dann einen der grandiosesten Momente, die es in der Videospielhistorie in den letzen Jahren gab: Bei dem Versuch, die Story in Lego Star Wars bei fehlender Synchronisation zu erläutern, zeigt Darth Vader dem jungen Skywalker Polaroid-Fotos seiner Hochzeit, anstatt den berühmten „Ich bin dein Vater“-Filmsatz auszusprechen. Einfach nur grandios. Lego Star Wars: Die komplette Saga ist also eine Fusion von zwei bereits erschienenen Spielen, die kaum nennenswerte neue Features bietet, dafür aber einen riesen Umfang bereithält und als Fakt einfach aus zwei wunderbaren Titeln besteht. Never Change a winning Team, und das ist größtenteils auch gut so, bedeutet jedoch im Umkehrschluss, dass jeder, der bereits Lego Star Wars gespielt hat, in diesem Titel nichts Neues findet, und daher einen großen Bogen um das Geklotze im Weltraum machen sollte.
Features, Motivation und Nachteile
Lego Star Wars hat einen Nachteil: Man kann nicht sterben. Das sorgt zwar für null Frust, zerstört aber auch eine Motivationskurve durch Spielherausforderungen. Das Spiel wird lediglich von seiner hervorragenden Atmosphäre und der Spielbarkeit getragen. Das ist alles schön und gut, schade nur, dass man dann schon beim Einschalten der Konsole weiß, dass man den nächsten Level früher oder später schafft. Aber halt: Es gibt ja massig freizuspielen. Da haben wir sie wieder, unsere Motivationskurve! Durch das Komplettieren von Levels oder durch das Erledigen von optionalen Aufgaben gibt es goldene Legosteine, die in etwa dieselbe Wirkung haben wie die Puzzlos in Banjo & Kazooie: Sie öffnen neue Level. In diesem Falle Extralevel, die man sich natürlich nicht entgehen lassen möchte. Dazu kommt noch das Freispielen der ganzen Charaktere und das Sammeln von Bauteilen, mit denen ihr spezielle Legostatuen aufbaut, die die Kantine in Mos Isley, der Ort von dem ihr in die Levels startet, schmücken. In der Mos Isley Kantine findet sich auch ein Shop. Hier könnt ihr eure Legosteinchen aus den Leveln gegen Charaktere, Cheats und andere Dinge eintauschen. Ebenfalls witzig: Der Charakter-Editor. Ihr könnt die Elemente der verschiedenen Figuren kombinieren und eigene Figuren kreiieren. Luke mit dem Kopf von Darth Vader, Padme mit den Beinen von Jar-Jar Binks. Alles geht. Auch die Levels an sich sind ein interessanter Motivationsaspekt. Sie können nämlich in zwei Arten gespielt werden, der Story-Variante und der Arcade-Variante. Der Unterschied dabei ist, dass in der Story-Variante nur bestimmte Figuren auftauchen, während ihr in der Arcade-Spielweise von Levelbeginn an einen Charakter jedes Typs dabei habt. Die Levels bieten dabei viele zum Teil raffinierte Verstecke, neue Türen und Wege, sodass man in jedem Spiel also mindestens zwei Mal vorbeischaut, um alles zu entdecken. Und am Schluss das ultimative Killer-Feature: Ko-Op Modus für zwei Spieler!
Chance verpasst? Die Technik
Natürlich musste es ja so kommen: Lego Star Wars ist zu den größten Teilen eine schlichte Portierung. Demzufolge gibt es kaum nennenswerte Wii-Features. Lediglich mit dem Laserschwert kann angegriffen werden, wenn man die Wii-Fernbedienung schwingt. Allerdings ist diese Bewegungssteuerung nicht sehr ausgereift. Wie auch bei Fluch der Karibik: Am Ende der Welt muss man die Wii-Fernbedienung stark schwingen, damit die Bewegung erkannt wird. Das sorgt für schnelle Müdigkeit und keine zehn Minuten später verlässt man sich auf das komfortable Drücken des B-Knopfes. Hier ist Super Mario Galaxy das Paradebeispiel. Marios Rundumschlag kommt hier mit einer passenden, leicht schwungvollen Bewegung aus dem Handgelenk. Der Rest der Steuerung funktioniert jedoch tadellos: Springen mit dem A-Knopf, laufen mit dem Stick am Nunchuk, Spezialfähigkeit mit der Z-Taste und mit dem C-Knopf schaltet man zwischen den Charakteren durch.
In der audiovisuellen Präsentation wurde relativ wenig falsch gemacht. Der Sound zum Beispiel muss gar nicht groß diskutiert werden: Der originale Star Wars Soundtrack sorgt für die perfekte Atmosphäre, auch die passenden Soundeffekte sind mit an Bord und an markanten Stellen findet man dann immer wieder das Geräusch klackernder Legosteinchen. Die fehlende Synchronisation gefällt eher, als dass man sie ankreiden möchte. Denn sprechende Lego-Figuren, das ist ungefähr so argwöhnisch wie ein sprechender Link. Besser also ohne Sprachausgabe, zumal so die Stimmung der Zwischensequenzen erhalten bleibt, die dann mit purem Slapstick auftrumpfen und stellenweise schlicht und ergreifend grandios sind. Die Grafik ist zwar nicht so gut wie die Vertonung ausgefallen, ist aber immer noch nett. Man erkennt einige nette Lichteffekte und zusammen mit dem großen Gegneraufkommen und der stabilen Framerate kann der geübte Spieler erkennen, dass hier schon etwas draufgeklotzt wurde. Denn in dem Maße, wie man das Spiel auf der Wii zu sehen bekommt, würde das Spiel auf der PS2 sicher manchmal ins Stocken kommen. Natürlich wäre auch hier mehr drin gewesen und die Effekte kommen nicht an die PC-Version bei hoher Auflösung heran, jedoch kann auch hier nicht viel gemeckert werden.Fazit: Ja, endlich! Mehr von solchen Spielen! Auch wenn Lego Star Wars: Die komplette Saga es mit den Wii-Features ganz eindeutig verpatzt hat, so ist der Rest doch schlicht und ergreifend sehr gut gelungen. Mordsmäßiger Umfang, tolle Atmosphäre, gute Knopfsteuerung, ein Koop-Modus, viel freischaltbare Goodies und abwechslungsreiche Level mit einigen kleineren Rätselpassagen sowie Shooting-Einlagen. Der einzige wirkliche Nachteil ist die Tatsache, dass es sich hier um eine Compilation von zwei Spielen handelt. Wer schon mal ein Lego Star Wars gespielt hat, für den verliert dieser Titel 50% Anreiz. Wer bereits beide Lego Star Wars Spiele daheim hat, braucht dieses Spiel gar nicht kaufen, da es hierfür zu wenig neue Features zu vermerken gibt. Alle anderen sollten jedoch zugreifen. Auf Grund des Staubfilms, der bereits auf Lego Star Wars liegt, geben wir zwar keinen WiiX-Award, nichtsdestotrotz liegt aber ein klasse Spiel vor.
Von Lars Peterke
|
|
| Wertung für das Spiel Lego Star Wars: Die komplette Saga | |
| |
| | | |
| | |
| 7.8 | Grafik Gute Portierung der Lego Star Wars-Titel mit guten Effekten bei stabiler Framerate, dafür allerdings aber auch mit einigem Spielraum nach oben was die Grafik angeht. | |
| | |
| 9.0 | Sound Originaler Star Wars Soundtrack, tolle Soundeffekte, Lego-Geräusche. Herz, was willst du mehr? | |
| | |
| 7.9 | Steuerung Das Wii-Potential wurden nicht genutzt oder verpatzt, was bleibt ist eine sehr gute Knopfsteurung. | |
| | |
| 8.6 | Gameplay Spaßige Umsetzung der Star Wars Episoden mit einem großem Spielumfang, Rätseln, Shooting-Leveln, Koop-Modus und einigen freischaltbaren Goodies. | |
| | |
| 8.4 | Gesamt (Kein Durchschnitt der Einzelwertungen) | |
|
|
© Copyright GameCube X / Nintendo Wii X 2001 - 2023 | All rights reserved
|
|
Review: Lego Star Wars: Die komplette Saga
HerstellerLucasArts / Traveller's Tales
GenreAction/Adventure
VersionPAL
Controller-VoraussetzungWii-Remote, Nunchuck
Spieler1-2
SchwierigkeitsgradLeicht
Altersempfehlung
Ab 6 Jahren
60-Hz Modus
Ja
480p Modus
Ja
Widescreen Modus
Ja
DS Connectivity
Nein
Dolby Pro Logic II
Ja
Wifi-Connection
Nein
WiiConnect24 Support
Nein
ReleaseErschienen
Preis (€)59,99
Innovationsfaktor
Go to: LEGO Star Wars - The Complete Saga - Galerie
|
|
| |
|