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RTL Winter Sports 2008
Review von Andreas Held (mail) | 20.12.2007

Behauptung Nummer Eins: "Im Herbst wird es kälter." Behauptung Nummer Zwei: "Im Herbst erscheinen jährliche Sportspielupdates".
Wo liegt der Unterschied zwischen diesen beiden Sätzen? Genau, Behauptung Nummer Eins wird sich nicht mit hundertprozentiger Sicherheit bewahrheiten. Denn es kam ja schon öfter vor, dass es im Oktober noch 25 Grad warm war. Das Ausbleiben jährlicher Sportspielupdates ist jedoch seit Jahren undenkbar und auch die RTL-Sports-Spiele erscheinen mittlerweile mit extremer Regelmäßigkeit. Während RTL Skispringen und RTL Biathlon weiterhin nur auf PS2 und PC erscheinen, ist die Wii scheinbar zumindest massenwarentauglich genug für "RTL Winter Sports 2008: The Ultimate Challenge". Und auf die Frage, ob dieses Spiel überhaupt irgendwie gut sein kann, lautet die Antwort recht eindeutig: "Es ist bei weitem nicht so schlecht wie erwartet."

Wir laufen, rodeln und fahren um die Wette
Insgesamt lassen sich die die laut Klappentext 15 Disziplinen in RTL Winter Sports 2008 in drei Gruppen einteilen, die man ganz plump mit Rennen, Eiskanal und Ski benennen kann. Bei ersteren handelt es sich um Eisschnelläufe über diverse Distanzen und Skilanglauf. Die größte Gemeinsamkeit dieser drei Gruppen ist die Steuerung, denn alle Renndisziplinen spielen sich absolut identisch, genauso wie alle Sportarten, die auf Skiern bzw. im Eiskanal ausgetragen werden. Abgesehen vom Start beim Eisschnellauf, bei dem ihr euch wirklich verausgaben und so schnell wie möglich Wiimote und Nunchuk schütteln müsst, spielen sich die Renndisziplinen überraschend entspannend. Ihr erhaltet während der Läufe eine Kraftanzeige, die in zwei Bereiche eingeteilt ist: ein Bereich unter einem grünen Pfeil, und einer oberhalb. Idealerweise solltet ihr den Kraftaufwand eures Sportlers so dosieren, dass der Balken genau unter dem grünen Pfeil stoppt. Geht ihr über diese Grenze hinaus, verausgabt sich der Sportler und wird schließlich langsamer als schneller. Das Konzept mag vielleicht ganz ok klingen, letztendlich scheitert es jedoch an der Umsetzung: Während die Starts beim Eisschnellauf kaum zu gewinnen sind, müsst ihr danach nur alle zwei bis drei Sekunden kurz Wiimote und Nunchuk schütteln, um die Kraftanzeige im idealen Bereich zu halten und ein Rennen mit 10 Sekunden Vorsprung zu gewinnen.



Genau andersherum verhält es sich beim Skifahren. Hier sollt ihr mit Wiimote und Nunchuk auf den Fernseher zeigen, als würden eure Hände selbst auf Skiern stehen. Um zu lenken, müsst ihr also die Controller in die entsprechende Richtung neigen, zum Bremsen haltet ihr sie senkrecht. Wesentlich wichtiger ist jedoch, mit den B- und Z-Knöpfen die Kanten eurer Skier einzusetzen, da sich scharfe Kurven sonst unmöglich nehmen lassen. Auch hiermit ist es allerdings fast unmöglich, euren Fahrer in der Spur zu halten, weshalb die Entwickler euch auch erst beim Verpassen des fünften Tors disqualifizieren. Bis ihr im Ziel ankommt, habt ihr auch mindestens 3 oder 4 Kreuze erhalten und euer Skifahrer im Spiel mehrmals die Erfahrung gemacht, wie es sich anfülhlt, einen Berg hinunterzurollen. Beim Skispringen verhält es sich ähnlich, nur dass hier durch Neigen der Controller nicht gelenkt, sondern nach dem Sprung die Balance gehalten wird. Das bringt aber wenig, wenn der Springer nach dem Absprung völlig windschief in der Luft hängt und ihr euch quasi sofort auf die Landung konzentrieren müsst, da diese durch eine Bewegung beider Controller nach unten ausgeführt werden muss und die Bewegungserkennung sehr stark verzögert reagiert.

Eine gute Balance zwischen Herausforderung und Spielbarkeit haben die Entwickler stattdessen im Eiskanal gefunden. Egal ob beim 2er- oder 4er-Bob, Rodeln oder Skeleton: Zunächst nehmt ihr Anlauf, indem ihr die Wiimote rotieren lasst (die Nunchuk-Erweiterung muss bei diesen Disziplinen abgetrennt werden) und danach zum Lenken horizontal vor euch haltet. In jeder Kurve ist dabei ein Bereich markiert, in dem ihr euch aufhalten müsst, um Geschwindigkeit aufzunehmen. Stoßt ihr stattdessen gegen die Bande, verliert ihr diese natürlich wieder. Einziges Manko hier ist, dass 49 Games den Begriff der aufgesetzten Wii-Steuerung neu definiert hat. Auf der PS2 wird mit dem Steuerkreuz gelenkt, am PC mit den Pfeiltasten und auf Wii durch Neigen der Wiimote. Und da es natürlich zu viel Arbeit gewesen wäre, die digitale Steuerung anzupassen, fällt sie auch auf der Nintendo-Konsole digital aus: Erst ab einem gewissen Neigungswinkel reagiert die Steuerung, davor und danach passiert nichts. Das macht diese Events nicht unspielbar, allerdings fällt die Steuerung recht unintuitiv aus, da ihr für leichte Kurskorrekturen den Controller auch nur um ein paar Grad neigen würdet. Nur zwei der 15 Disziplinen tanzen bei diesem Schema wirklich aus der Reihe. Beim Eiskunstlauf müsst ihr (wie bei sehr vielen Wii-Musikspielen auch) mit dem richtigen Timing Wiimote oder Nunchuk nach unten bewegen - dumm nur, dass das absolut nicht im Takt zur Musik geschieht.

Wie jede andere Wintersportsimulation auch, bietet RTL Winter Sports 2008 das Curling an, welches allerdings nicht getestet werden konnte, da sich der Athlet auch nach zweiminütigen verzweifelten Ausführens der Wurfbewegung weigerte, sich zu bewegen. Und während alle anderen Entwickler das Curling als Beiwerk spendieren, wurde es von 49 Games konsequent in den Karrieremodus eingebettet. Ja, richtig gehört: "Karrieremodus" - ihr solltet allerdings nicht zu viel erwarten. In diesem Einzelspielermodus spielt ihr letztendlich auch nur die Disziplinen gegen die KI und startet dabei in der vierten Liga. Außer, dass sich diese Zahl irgendwann auf "Eins" ändert und ihr als Belohnung für Medaillen Erfahrungspunkte erhaltet, die keine Wirkung zu haben scheinen, bietet auch dieser Modus keine besonderen Features.

Natürlich kein Hit, aber auch keine Katastrophe
Wer gedacht hätte, dass RTL Winter Sports ein absolut hoffnungsloser Fall ist, der muss leider enttäuscht werden. Keine der Disziplinen ist unspielbar, auch wenn die Steuerung in den meisten Fällen viel zu simpel geraten ist und bei allen Disziplinen, die mit Skiern zu tun haben, plötzlich übermäßig schwer wird. Abgesehen von diesem Manko funktioniert das Spiel und es gibt überraschenderweise eigentlich keine Bugs, durch die sich euer Athlet unverhersehbar verhalten oder die Steuerung komplett aussetzen würde. Trotzdem wird das Spiel nach kürzester Zeit langweilig, da alle Disziplinen bis auf sehr wenige Ausnahmen mit einem von drei Steuerungsschemata gespielt werden und man somit nach zehn Minuten praktisch alles gesehen hat. Bei allen Disziplinen außerhalb der Eishalle kommt auch noch das unglaublich monotone Streckendesign hinzu, das den Eindruck macht, als hätten die Entwickler einfach einen einzelnen Streckenabschnitt 20 mal hintereinandergereiht. Die Grafik reißt ebenfalls keine Bäume aus, sondern befindet sich auf mittelmäßigem PS2-Niveau; wer hätte dies bei einem Port eines mittelmäßigen PS2-Spiels auch nur erahnen können?



Die Soundkulisse des Spiels ist etwas besser, aber eigentlich auch sehr mau. Statt Stadionathmosphäre bietet der Sporttitel trashige Rockmusik, die etwas an die Sonic-Adventure-Reihe erinnert und gar nicht mal so schlecht ist. Beim Bobfahren, wo ihr mit gefühlter dreifacher Schallgeschwindigkeit durch den Eiskanal rauscht, passt sie auch ganz gut; beim Skilanglauf passt sie nicht. Dafür gibt sich der Kommentator absolut unterirdisch. Die deutschen Sprachsamples wurden vom ehemaligen Nationaltrainer der DDR aufgenommen und klingen auch ganz OK, haben nur leider nichts mit dem tatsächlichen Event zu tun. Kleines Beispiel: Nach dem Start eines Bobrennens hat der Bob von WiiX fünf Sekunden Vorsprung, nach der ersten Zwischenzeit neun Sekunden. Kommentar: "Hier rächt sich natürlich immer noch der schlechte Start, aber wenigstens konnten sie etwas Boden gut machen". Wagt ihr euch dann, mit einer Zehntelsekunde Rückstand als Zweiter ins Ziel zu kommen, werdet ihr niedergebuttert, als hättet ihr den schlechtesten Lauf eures Lebens abgeliefert.

Fazit:
Stellt euch einen Spieler vor, der mit einer Hand seinen Kopf aufstützt. In der anderen Hand hält er beide Controller und schüttelt sie alle zwei Sekunden ein wenig. Das Kuriose daran: Er wird mit zehn Sekunden Vorsprung Erster in einem Spiel, das ironischerweise "The Ultimate Challenge" heißt. So oder so ähnlich sieht aber jeder aus, der den RTL-Titel aus irgendeinem Grund spielt. Oder eigentlich fast jeder. Denn eine Sache muss man dem Titel lassen: Er richtet sich ohnehin nur an absolute Gelegenheitsspieler, die seit zwei Jahren die gleiche Moorhuhn-Version spielen, von Videospielen nicht viel Ahnung haben und zwar absolute Wintersportfans sind, aber nie einen Endstand mitbekommen, da sie nach der Hälfte des übertragenen Events einschlafen. Für diese Spieler ist der Titel wirklich geeignet, da die anspruchslose Steuerung hier voll anschlägt und es tatsächlich völlig bugfrei funktioniert (vom Curling und einigen deplatzierten Kommentaren einmal abgesehen). Wer also wintersportbegeisterte Eltern hat, die sich vor einem Jahr einen Wii, nach Wii Sports kein zweites Spiel gekauft haben und noch ein Geschenk für sie sucht, dem kann RTL Winter Sports 2008: The Ultimate Challenge durchaus empfohlen werden. Jeder, der nur ansatzweise unter die Definition "Core-Gamer" fällt, wird es jedoch keine Stunde mit dem Titel aushalten, ohne sich extrem zu langweilen, und sollte lieber zum Gamecube-Titel ESPN International Winter Sports greifen, wenn Bedarf besteht.

Von Andreas Held
Wertung für das Spiel RTL Winter Sports 2008
Wertungen Beschreibung
5.0Grafik
Ein PS2-Port, wie er im Buche steht. Grobe Grafikfehler bleiben jedoch aus.
6.0Sound
Trashige Rockmusik und ein Kommentator, der zwar gut reden kann, aber leider ein anderes Event kommentiert
6.5Steuerung
Absolut anspruchslos, beim Skifahren dafür kaum zu meistern. Funktioniert aber eigentlich ganz gut
4.5Gameplay
Extrem abwechslungsarm und nach kürzester Zeit langweilig, da sich fast jedes Event auf eine von drei Arten steuern lässt.
5.1Gesamt
(Kein Durchschnitt der Einzelwertungen)



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