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Need for Speed Pro Street
Review von Lars Peterke (mail) | 15.12.2007

Es geht wieder los. Electronic Arts wirft den gefühlt tausendsten Need for Speed-Teil auf alle stationären Konsolen. „Need for Speed: Pro Street“ heißt das Ganze und soll mit einem neuen Konzept aufwarten. Rücksichtslose Straßenrennen stehen auf dem Programm. Doch leider ist der Titel ein Rückschritt, der sonst so soliden Rennspiel-Serie. Warum, lest ihr in unserem Testbericht.

Auf los gehts los
NFS Pro Street ist eine verdammt hübsche Pralinenschachtel: Tolles Cover, stylische Disk in schwarz, ein Spielintro das richtig reinknallt und ein recht hübsches Spielmenü begrüßen den Spieler beim Anschalten und Profilanlegen in EAs Rennzirkus. Danach stürzt man sich auf die Karriere, um der König der Straßen zu werden. Zunächst einmal gibt es ein nettes Intro-Sequenzchen anzuschauen, dass einem zeigt wo es lang geht: Der Weg ist steil, schwer und der amtierende Champion hat irgendwas gegen euch. Entweder weil er als Japaner sehr nachtragend gegenüber den Amis ist, oder weil ihr einfach mehr Talent im Street Racing habt.

Aber Talent hin oder her, ihr fangt klein an. Ihr müsst eine Reihe von Events gewinnen, die wiederum in einzelne Rennen aufgeschlüsselt sind. Habt ihr genug Events gewonnen, könnt ihr im Laufe der Zeit den grimmigen Japano-Champ herausfordern, Straßennkönig werden und diese Vorzüge genießen. Die Events bestehen dabei aus verschiedenen Rennen. Hier wird mit großer Vielfalt dick aufgebuttert. Es gibt normale Rundenrennen (Grip), Drag-Rennen, die man bereits seit Need for Speed Underground kennt, genauso wie Drift-Rennen, wo es auf Punktejagd geht. Der vierte Modus im Bunde sind Speed-Rennen, wo man an bestimmten, markanten Punkten auf der Rennstrecke eine gewisse Geschwindigkeit auf dem Kasten haben muss. Alle Rennmodi sind zudem weiter unterteilt. Den Grip-Modus gibt es beispielsweise auch als Zeitfahren-Modus oder als Sektor-Shootout. Hierbei handelt es sich um eine Art K.O.-Rennen. Wer hier auf den hinteren Rängen fährt, fliegt vor Rennende raus. Auch die Drag-Rennen gibt es in verschiedenen Arten. Im Wheelie-Wettbewerb geht es dann darum, die Räder möglichst lange in der Luft zu halten.

Habt ihr eines der Rennevents überstanden und gewonnen, gibt es zur Belohnung eine neue Karre. Allerdings ist dies nicht ganz leicht, da ihr für den Event nur einen Wagen zur Verfügung habt. Pikant dabei: Nehmt ihr in einem Rennen Schaden, so zieht sich dieses Handicap fortlaufend durch das gesamte Rennevent. Soviel zur Theorie. In der Paxis baut ihr dann beispielsweise einen Totalschaden mit eurem hübschen Golf 3. Hier ist die Chance des aktuellen Rennens zwar vertan, jedoch bietet einem das Spiel ganz bequem einen neuen Versuch an.

Wie man’s macht, macht man’s falsch
Irgendwie kann man sich echt in den Hintern beißen, was EA für Chancen an diesem Titel vertan hat. Zuerst einmal gibt es den ungeheuren Rückschritt, dass man nach einem erfolgreichen Rennen einfach ins Menü zurückgeworfen wird. Anstatt wie gewohnt eine frei erkundbare Stadt zu bieten, die bei Titeln wie Need for Speed: Most Wanted GTA-Flair erzeugten und ein richtig geniales Gameplay boten, wird hier auf dieses Schmankerl verzichtet. Stattdessen macht man einen riesigen Rückschritt in Richtung Arcade-Gameplay, was dem Spiel aber nicht so ganz passen will. Das größte Manko ist jedoch, das der Titel nicht hält was er verspricht. Straßenrennen, da denkt man an skrupellose Raufereien in verzwickten Stadtkursen. In NFS Pro Street fehlen diese allerdings. Stattdessen fahrt ihr brav auf irgendwelchen Rennstrecken-Kursen, Wüsten-Arealen und weiteren Settings. Was aber dann noch viel grausiger ist, ist die vertane Atmosphäre. Das Spiel bietet bis auf einige klappende Motorhauben und gerissenen Scheiben keine Schadensmodelle für die Autos. Auf den Rennstrecken wird für euch dann auch noch die Ideallinie vorgemalt und eure Gegner halten sich sehr akribisch an ihren Plan. Eine interessante Gegner-K.I. die beispielsweise Rammattacken oder ähnliches ausführt, ist nicht zu erkennen. Auch wenn das Gameplay dabei trotz allem solide ist und man der Sache auch Spaß abgewinnen kann, so ist das Gesamtkonzept ungefähr so träge wie eine Kuh. Das gilt auch für die Fahrzeuge, die sich allesamt fast identisch steuern. Da macht es dann auch keinen Spaß sich in Straßenrennen zu toben, wenn auf Grund mangelnden Feintunings der Entwickler alles zu uninspirierter Arcade-Rennerei verkommt. An diesem Aspekt können auch Tuning-Features nichts mehr ändern, die leider nicht mehr so ins Gewicht fallen wie noch in Need for Speed Underground. Weiterhin gibt es einen Splitscreen-Multiplayer für zwei Spieler, der recht kurzweilig ist. Schön und gut auch, das man seine eigenen Renn-Events erstellen kann und diese sogar mit eigenen Regeln (festgelegte Wagen, etc.) erweitern kann. Dumm nur, dass EA die größte Chance vertan hat: Einen Online-Modus. Sowas sollte inzwischen mehr als machbar sein, zumal sich das kurzweilige Gameplay auch gut für die WFC eignen würde. Highscorejagden, eben mal ein Rennen zwischendurch oder die selbst erstellten Rennevents und modifizierten Karren tauschen. Aber gut, dann eben nicht.



Schlechte Technik, schlechtes Spiel?
Womit EA nun aber wirklich den Vogel abgeschossen hat, ist die Grafik: nahezu eine 1:1-Umsetzung von der PS2-Version, gestrecktes 16:9-Bild mit einem ungeheuren Pixelbrei der schon fast einen irrtümlichen Defekt meines HD-Ready LCD-Fernsehers vermuten lies. Dazu kommt dann noch, dass das Spiel nichtmal mit soliden 30 Frames pro Sekunde läuft und bei Geschwindigkeiten jenseits der 50Km/H auch prompt ein von der PSP nur allzu bekannter Blur-Filter einsetzt, der das Spiel noch mal um einiges hässlicher macht. Da sieht stellenweise sogar Cars von THQ richtig schick aus. Hier also ein absolutes No-Go, was wir auch mit einer entsprechenden Wertung „honorieren“ wollen. Wer dies auf Grund solider, oder soll man sagen geschönter, Screenshots nicht glaubt, der ist gebeten, sich mal die PS2-Version im Kaufhaus anzusehen. Der Sound hingegen ist gut, auch wenn es sich gelegentlich etwas rockiger wünschen würde. Dennoch passt das ganze gut in das zumindest beabsichtigte Konzept. Lediglich die Motorensounds tun etwas sehr in den Ohren weh und auch die Synchronsprecher könnten besser sein.

Kommen wir schlussendlich zur Steuerung. Wie bereits gesagt fahren sich alle Vehikel vom Fahrgefühl her recht identisch. Die träge Steuerung trägt ihr Übriges dazu bei. Wirklich radikal lassen sich die Wagen nicht steuern, man muss schon die Wii-Fernbedienung rumreißen um annähernd um die Kurve zu kommen. Haltet die Wii-Remote flach in euer Hand, dann kippt ihr das Eingabegerät nach links oder rechts, um zu lenken. Kennen wir alles. Bremsen mit Taste 1, Gas geben mit Taste 2. B-Trigger für den Nitro und A-Knopf für die Handbremse. Das Steuerkreuz ist für manuelles Schalten oder Sichtänderungen zuständig. Drückt ihr den Minusknopf, könnt ihr euer Fahrzeug zurückseztzen, falls ihr euch mal verfahren habt. Für die Drag-Rennen gibt es interessanterweise ein zweites Steuerungsschema, das im Spiel jedoch nicht sonderlich erklärt wird und erst mit einiger Übung richtig klappt. Hier wird mit dem B-Trigger Gas gegeben, mit Taste A führt ihr einen Nitro-Boost aus. Mit dem Steuerkreuz ändert ihr die Sicht. Nun kommt das Spannende: Ihr haltet die Wii-Fernbedienung quasi wie einen Pointer. Gelenkt wird dann durch ein kippen der Wii-Fernbedienung nach links oder rechts. Geschaltet wird, indem ihr eine Schlagbewegung nach Links oder Rechts ausführt. Ist ganz nett das Ganze, fordert allerdings auch einiges an Übung, mal ganz abgesehen davon, dass eine normale Steuerung hier auch okay gewesen wäre. Zudem gibt es auch in Need for Speed: Pro Street wieder den Familienmodus. Hier regelt das Spiel Bremsen und Beschleunigen, ihr müsst lediglich lenken. Spannend.

Fazit:
Ja EA, es hätte so schön sein können. Interessantes Konzept, schlechte Wii-Umsetzung. Man hat beim Spielen absolut keine Ahnung, was das Spiel denn eigentlich sein möchte. Mehr als ein netter Renner mit leider grausiger Grafik ist es nun leider nicht geworden, trotz vorhandenem Potential mit interessanten Rennmodi, Spieldesign und Sound. Die Steuerung geht okay, obgleich wesentlich mehr Feintuning nicht geschadet hätte. Gameplay-Schnitzer wie identisches Fahrverhalten bei den Vehikeln machen das Spiel nicht gerade zu einer Perle, der fehlende Online-Modus macht das Ganze umso schlimmer. Zumindest geht der Umfang in Ordnung und der Titel ist schön kurzweilig. Die Wii ist allerdings inzwischen ein Jahr alt und dennoch ist keine Entwicklung bei solchen Titeln auszumachen. So geht es nicht mehr weiter. Wer jetzt auf Teufel komm raus auf der Suche nach einem Rennspiel ist, der kann sich das Ganze mal anschauen. Allerdings nur mit ausführlichem Anspielen vorher – denn dafür ist das gute Geld zur Weihnachtszeit sonst echt zu schade.

Von Lars Peterke
Wertung für das Spiel Need for Speed Pro Street
Wertungen Beschreibung
4.9Grafik
Nahezu eine 1:1-Umsetzung der PS2-Variante mit einem fröhlichen Potpourri aus Pixeln und Blureffekten.
7.9Sound
Netter Soundtrack der ins Spielsetting passt, mittelmäßige Sounds und Synchronisation.
7.5Steuerung
Simpel und funktioniert, jedoch sehr träge und zu wenig Feintuning.
7.0Gameplay
Kurzweiliges und solides Rennspiel mit ungenutzem Potential und einigen Ungereimtheiten.
6.9Gesamt
(Kein Durchschnitt der Einzelwertungen)



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