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EA Playground
Review von Marian Wehmeier (mail) | 03.12.2007

Wenn eine Spielgattung von der neuartigen Wii-Steuerung profitiert, dann sind es die Minispiele. Da das Hauptaugenmerk nicht auf dem Spiel selbst, sondern auf dessen Steuerung liegt, erhalten selbst die banalsten Spielarten eine Chance, für Spielspaß zu sorgen. Erwähnt sei Wii Sports, das auf anderen Konsolen nur ein müdes Lächeln hervorgerufen hätte, dank der Wii-Remote aber zu einem echten Partyhit avanciert ist. Simple Minispiele, die für jede Altersklasse geeignet sind, kombiniert mit einer eingängigen Steuerung - das Rezept scheint erfolgversprechend.

Wii Sports ist dafür ein Paradebeispiel. Während das Spiel in Europa und Übersee der Konsole beiliegt, müssen es die japanischen Sportaktivisten separat kaufen. Und die Verkaufszahlen sprechen Bände: Über zwei Millionen Mal ging die Minispielsammlung über die Ladentheke und das bei einer Hardware-Basis von drei Millionen Geräten. Solche Dimensionen sind in der Regel meist nur großen Nintendo-Marken wie Mario oder Zelda vorenthalten, wenn überhaupt.
Das Genre bietet also genug Potenzial. Kein Wunder, dass immer mehr Hersteller auf den Zug aufspringen. So auch die Entwickler von Electronic Arts, die mit EA Playground eine Auslese von Minispielen auf den Markt bringen, die die Nostalgie und Begeisterung vergangener Kindertage einfangen soll.

Was der Spielplatz zu bieten hat
Der virtuelle Spielplatz umfasst sieben verschiedene Minispiele, die von Anfang an spielbar sind. Tetherball, Darts, Autorennen, Kicks, Wandball, Papierflieger und Völkerball. Manche dieser Bezeichnungen sind jedoch auf den ersten Blick irreführend. So werden bei Darts keine kleinen Pfeile auf die sogenannten Dartboards geworfen. Vielmehr ist es ein Lightgun-Shooter, bei dem man über den Schulhof rennt und Mitschüler mit Kunststoffpfeilen abschießt. Ähnliches gilt für Kicks, das eigentlich Fußballspielen propagiert, letztendlich aber eine Art Volleyball mit Füßen und Toren ist.
Die Namen der restlichen Minispiele sprechen für sich: Beim Spiel Papierflieger wird ein eben solcher durch einen Schulkorridor samt Stühlen, Tischen und anderen Hindernissen navigiert. Beim Völkerball werfen sich zwei gegnerische Teams mit Bällen ab, beim Wandball schießen zwei Spieler solange einen Ball gegen die Wand, bis einer der beiden den Ball nicht mehr parieren kann. Beim Autorennen fährt man auf einer Carrera-Bahn seine Runden, während beim in Deutschland relativ unbekannten Tetherball zwei sich gegenüberstehende Spieler versuchen, einen an einer Metallstange befestigten Ball solange im bzw. gegen den Uhrzeigersinn zu schlagen, bis er sich letztlich komplett um die Stange gewickelt hat.

Eine Einleitung, die vor Beginn eingeblendet wird, erläutert und visualisiert die Steuerungsmechanismen und Tastenbelegungen des jeweiligen Minispiels. Im Geschehen ist dabei meist nur der A-Knopf als Aktionstaste von Bedeutung, fast alle weiteren Tätigkeiten werden intuitiv durch ein Schütteln der Wii-Remote hervorgerufen. Die Nunchuck-Erweiterung wird nicht benötigt.
Generell sind die Spiele unkompliziert gestaltet und relativ einsteigerfreundlich zu bedienen, selbst jüngere Spieler haben spätestens nach der zweiten Partie die Regeln und das Spielprinzip verstanden.

Von Stickern und Murmeln
Bevor sich nun entscheidet, in welchem Minispiel zum Duell gebeten wird, muss vorher ein Charakter ausgewählt werden. Insgesamt acht Charaktere stehen dafür zur Verfügung, die sich in Geschlecht, Hautfarbe und Kleidungsstil, nicht aber in Begabung oder Fähigkeit unterscheiden. Im Mehrspielermodus kann man auf acht weitere Kinder zurückgreifen, die allerdings erst freigeschaltet werden müssen. Hat man seinen persönlichen Favoriten gewählt und einen Namen gegeben, muss man sich entscheiden, ob man sich im Einzelspielermodus gegen andere Mitschüler profiliert oder im Mehrspielermodus gegen Sesselnachbarn um Punkte kämpft.



Spielt man alleine, ertönt die Pausenklingel, der Schulhof wird betreten. Dieser Platz dient als eine Art Lobby, um die ersten Herausforderungen anzunehmen. Hier wird man als Neuling von Schulkameraden zum Duell aufgefordert. Und als Neuer in der Schule will man sich natürlich Respekt verschaffen und nimmt die Kampfansagen herzlich gerne an. Für jede bestandene Aufgabe erhält man dann goldene Sticker. Sticker, die gebraucht werden, um im späteren Spielverlauf weitere Bereiche (z.B. den Park oder das Stadion) freizuschalten. Die Duelle beinhalten die sieben Hauptminispiele sowie weitere kleine Nebenminispiele, die für ein Weiterkommen nicht unbedingt notwendig sind, aber mit Murmeln honoriert werden. Diese Murmeln, die auch rund um den Pausenhof verteilt und versteckt sind, können später in Supersticker und Special-Moves eingetauscht werden.

Im Mehrspielermodus hingegen fällt die storylastige Rahmenhandlung weg, es folgt Minispiel auf Minispiel. Zuvor wird am Anfang festgelegt, wie viele Runden gespielt werden. Hat man sich beispielsweise für vier (maximal 20) Runden entschieden, können nun nacheinander vier Minispiele bestritten werden, wobei es theoretisch auch möglich ist, vier Mal dasselbe Spiel zu absolvieren.

Schulhof Kunterbunt
Schon nach wenigen Spielminuten merken ambitionierte Spieler, dass EA Playground eher eine jüngere Klientel ansprechen soll. Diese Vermutung stützt sich nicht nur auf den simplen Minispielen und deren einfache Bedienung, sondern auch auf der quietschbunten visuellen Präsentation.
Die Minispiele an sich sind längst nicht so komplex gestaltet, wie etwa Golf oder Bowling im Wii Sports-Paket. Meist lassen sich alle Herausforderungen durch gut getimtes Schütteln der Wii-Remote meistern (so bei Tetherball, Wandball oder auch Völkerball). Während das Autorennen fast gänzlich belanglos aufstößt, mausern sich Kicks und Darts zu den kleinen Highlights dieser Spielesammlung: Kommt Kicks als Volleyball-Verschnitt mit Fußballelementen gerade im Vierspielermodus (leider sind nicht alle Minispiele zu viert spielbar) auf Hochtouren, entwickelt sich Darts zu einem durchaus spaßigen Virtua Cop-Klon für Kinder. Besonders erwähnenswert ist auch die technische Umsetzung der Papierflieger-Rennen: Ist der Gleiter erst einmal abgeworfen und flattert elegant durch die Gänge der Schule, hält man die Wii-Remote wie den Papierflieger und dirigiert ihn an allen Hindernissen vorbei. Kippt man den Controller z.B. zur rechten Seite, steuert auch der Papierflieger nach rechts.

Die grafische Präsentation unterstreicht dabei die kinderfreundliche Ausrichtung: Grelle Farbtöne dominieren den riesigen Spielplatz, unterdrücken mit Gewalt jeden Anflug von Tristesse, während putzige, comicartige Charaktere im MySims-Stil mit großen Augen und noch größeren Köpfen, die fast zu zerbersten drohen, sich auf einem Schulhof tummeln, der mit bunten Blumenbuketts geschmückt ist und sich unter einem sommerlichen Himmelpanorama erstreckt.
Auch soundtechnisch tritt das Spiel quickfidel in Erscheinung. Während die nervige Menümelodie den malträtierten Spieler schon nach wenigen Minuten wünschen lässt, sich einfach wie Van Gogh das Ohr abzuschneiden, untermalen nette, zurückhaltende Stücke die Minispielaktivitäten gekonnt. Auch die gelungene Soundkulisse sorgt für eine fröhliche Atmosphäre auf dem Schulhof. Alles in allem bietet EA Playground eine souveräne audiovisuelle Präsentation.

Ein Platz im Mekka der Minispiele
Aufgrund fehlender Komplexität schafft es der Großteil der Minispiele nur selten, über längeren Zeitraum zu fesseln. Auch der Spielspaß ist meist nur dann garantiert, wenn mehrere Freunde gleichzeitig miteinander spielen bzw. gegeneinander antreten. Solisten langweilen sich im wenig umfangreichen Einspielermodus lieber zu Tode, bevor sie sich mit zig minimal fordernden Duellen quälen.
Insgesamt liefert Electronic Arts mit ihren Schulhofaktivitäten eine akzeptable Minispielsammlung ab, die auf technischer Seite kaum Mankos aufweißt, vom Umfang allerdings größer hätte ausfallen können. Zudem trüben diverse Unzulänglichkeiten den Gesamteindruck, so der fehlende Nunchuck-Support (man muss die Charaktere umständlich mit dem Steuerkreuz navigieren) oder die Scheukappen der Lektoren („Freies Speil“?).

Alle Spieler, die sich von Spielplätzen, Schulhöfen oder auch Kindern abschrecken lassen und mehr für ihr Geld haben wollen, sind bei der Konkurrenz besser aufgehoben: Seien es die verrückten Hasen in Rayman Raving Rabbits, Marios ewiger Antagonist in Wario Ware: Smooth Moves oder die selbstkreierten Miis in Wii Sports – die Auswahl ist groß und stellt klar unter Beweis, dass sich der Wii schon längst zu einem Mekka für Minispiele gemausert hat. Während die genannten Titel aufgrund einer relativ altersneutralen Präsentation für jede Zielgruppe zugänglich sind, werden sich dank der quietschbunten Aufmachung von EA Playground wohl nur jüngere Spielsemester angesprochen fühlen. Die können für den Preis eines Budget-Titels aber nichts falsch machen.

Fazit:
EA Playground ist eine Ansammlung von sieben Minispielen, die viel Abwechselung, aber wenig Tiefgang bietet. Der Einzelspielermodus ist nur als Zusatz zu verstehen, der den eigentlichen Inhalt des Spiels, die Minispiele, abrundet. Ohne Beteiligung von Mitspielern verkommt das heitere Schulhofgeschehen schnell zum leidigen Nachsitzen. Mit Freunden hingegen entwickelt sich das Spiel zu einem kurzweiligen Partyhit, der für ein Weilchen zu unterhalten weiß. Gerade Kinder dürften dank der schillernden Aufmachung ihren Spaß haben.

Von Marian Wehmeier
Wertung für das Spiel EA Playground
Wertungen Beschreibung
6.9Grafik
Farbenfrohe Präsentation, die durchaus ihren Charme hat, letzten Endes aber nichts Überragendes zu bieten hat.
7.4Sound
Passende Musikuntermalung, aber arg störende Titelmelodie.
7.8Steuerung
Kinderleichte, teilweise fast schon zu simple Bedienung. Nunchuck-Unterstützung wird (zumindest im Einzelspielermodus) schmerzlich vermisst.
6.5Gameplay
Streber trifft Klassenclown. Während das Spiel alleine so gut wie gar keinen Spaß macht, schafft es der Mehrspielermodus, für einige Stunden kindergerechten Spaß zu sorgen.
6.5Gesamt
(Kein Durchschnitt der Einzelwertungen)



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