Unser Netzwerk: NintendoWiiX.net   | NintendoWiiX Forum   | Planet3DS.de
Die Sims 2: Gestrandet
Review von Lars Peterke (mail) | 25.11.2007

Die Sims, Versuch Nummer drei. Nach dem schlechten Sims 2: Haustiere und dem schon wesentlich ansprechenderem (aber leider nicht überzeugendem) My Sims schickt EA die Sims nun zum dritten Mal auf der Wii ins Rennen. Was zuerst auffällt, ist die miserable Grafik. Wieder nur ein schlechter PS2-Port? Jein. Mal sehen was dahinter steckt. Ab auf die Insel!

Mr. Wilson!
Es hätte ja so ein schöner Bootsausflug werden können. Jedenfalls hatte ich mir das für meine Familie Normann, mit der ich in „Die Sims: Gestrandet“ starte, so vorgenommen. Ich baue mir meinen Charakter, bin empört über die wenigen Auswahlmöglichkeiten und Variationen bei der Charaktererstellung und starte dann meine Bootstour. Hier werden einige schöne Urlaubsfotos mit dem Handy gemacht, dann kommt ein Sturm auf und später findet man sich am Strand einer einsamen Insel wieder. Klingt nach Tom Hanks in seiner One-Man-Show Castaway. Leider ist die Sims 2: Gestrandet kein Gewaltsspiel, dann würde ich jetzt Lost als Vergleichsopfer heranziehen. Um das ganze auf den Spielesektor zu beziehen: Der aktuelle Sims-Titel bedient sich offenkundig an den Spielideen von Stranded Kids (GBC) und Lost in Blue (NDS).

Spielziel ist es, von der Insel in die Zivilisation zu flüchten und eure Freunde zu finden (sofern ihr denn mehrere Sims zum Spielbeginn erstellt habt). Da euer Sim wie schon in den selbst administrierten vier Wänden auch auf einer einsamen Insel ein Verlangen nach sozialen Kontakten verspürt, bleibt euch nichts anderes übrig, als diesem Grundbedürfnis Folge zu leisten und euch auf die Suche zu begeben. Wenn ihr genau so faul wie ich gewesen seid und lediglich einen Sim erstellt habt, müsst ihr euch leider eine Sandfigur bauen und mit dieser interagieren. Ist ganz lustig und paradoxerweise kann sich euer Sim sogar in sie verlieben. Hingegen schade ist, dass ihr mit dem Erschaffen eines Solo-Künstlers die Chance eines spaßigen Gameplay-Elementes vertut. Ihr könnt nämlich bei euren anderen Sims einen auf dick Kumpel machen und die Sklaven in spe dann herumscheuchen und beispielsweise auf Nahrungssuche schicken. Seid ihr dagegen alleine, müsst ihr mit einheimischen Affen Vorlieb nehmen, was aber ja nicht unbedingt so schlecht sein muss. Im Gegenteil: Den Affen müsst ihr nicht wie euren anderen Sims den Popo abwischen. Letztere haben nämlichen Stellenweise eine recht dumme KI und befolgen lieber strikt eure Anweisungen, anstatt Grundbedürfnisse wie Essen oder Schlafen zu befriedigen, weshalb ihr ihnen mit Befehlen hinterherhoppsen müsst. Recht schnell stellt sich jedoch ein Kritikpunkt als gar nicht so dumm heraus. Die karge Charaktererstellung zu Beginn weicht im späteren Spielverlauf vielen neuen Optionen. So merkt ihr, dass bei eurem ersten Inselrundgang die Kleidung zerfetzt und ihr euch erst einmal eine passendere Klamotte basteln müsst. Die Charaktererstellung dient also im Endeffekt nur dazu, ein Sternzeichen zu wählen, was eurem Sim auf der Insel je nach Wahl filigrane Fähigkeiten in bestimmten Fertigkeitsbereichen verleiht.

Nun gut. Wir sind auf einer Insel. Wir sind stark. Wir haben Freunde. Wir wollen hier weg. Was also ist zu tun? Die Sims 2: Gestrandet gibt euch eine kleine Insel zum Erkunden. Baut ihr euch ein Floß, könnt ihr zu anliegenden Inseln herüberschippern und dort vielleicht einen eurer verschollenen Sim-Freunde aufspüren. Vielleicht ist euch aber auch der Sinn nach einem Eigenheim aus Baumgestrüpp? Zuerst sucht ihr euch zwei Steine, baut eine Werkbank, fertigt dann Grundobjekte wie Werkzeuge, Seile oder Schnüre an und macht euch dann an den Bau von vielerlei Objekten, die euer Inseldasein erträglicher gestalten. Für den geneigten Bastler findet sich alles auf der Insel: Treibholz, Tonnenweise verschiedene Tropenpflanzen, Steine und Co. lassen sich aufsammeln. Sind genug Objekte jeder Sorte herangeschafft, kann sich daraus ein Item erstellen lassen. Bevor es soweit kommt, wollt ihr aber erst einmal die Grundbedürfnisse eures Sim befriedigen. Hier gibt es viele tolle Möglichkeiten: Baut einen Speer und fangt Fische, sammelt Kokosnüsse oder Bananen oder durchforstet den Dschungel. Dabei gilt vor allem: Probieren geht über Studieren. So probiert euer Sim jede Beere, die er finden kann, auch wenn es sich ganz offenkundig um etwas Giftiges handelt. Dann wird einmal kräftig gereiert, eine Magenverstimmung simuliert und schon geht das Spiel weiter. Für den Schlafdrang hat euer Sim praktischerweise eine Schlafmatte bei sich und falls man sich des Unrates entledigen will, steht dem hygienebewussten Spieler im Inventar eine Endlosrolle Klopapier zur Verfügung. Spülen bitte nicht vergessen. Habt ihr dann den Entschluss gefasst, doch noch von der Insel abzudampfen, findet ihr im Aufgabenbuch Informationen, welche Meilensteine zu erreichen sind, um weiterzukommen. Das kann dann beispielsweise das Erkunden von Arealen oder Bauen wichtiger Items sein. Wer auf der Insel umherstöbert, der findet das eine oder andere Logbuch eines gestrandeten Kapitäns, das weitere Aufgaben aufzeigt. Habt ihr alles richtig gemacht, heißt es dann Ade schöne See und ab nach Hause.



So, und wie war das jetzt mit der PS2-Portierung?
Die Sims 2: Gestrandet ist hässlich. So hässlich, dass es unbeschreiblich ist. Es ist sogar noch hässlicher als Die Sims 2: Haustiere. Klingt komisch, ist aber so. Grausige Texturen, die Pflanzen sehen aus wie aus einer Gartenbausimulation vom Nintendo 64 und stellenweise kann man sogar kleine Framerateeinbrüche ausmachen. Aber gut, selber Schuld EA, gibt’s halt eine schlechte Grafikwertung. Glücklicherweise ist die Grafik das einzige Element, das ins Bodenlose absackt. In Sachen Steuerung hat man einen Schritt nach vorn gemacht und bedient sich nun dem My Sims-Interface: Lenken mit dem Nunchuk, Kamera drehen mit dem Steuerkreuz an der Wii-Fernbedienung und mit dem A-Knopf werden verschiedene Optionen ausgewählt, der B-Knopf dient zum Abbrechen. Oben rechts am Bildschirm habt ihr Zugriff auf die Felder Optionen, Inventar und Aufgaben und im Prinzip erledigt ihr alles mit dem Pointer, der als Mauszeiger auf dem Bildschirm zu finden ist. Einfach zu einem Objekt laufen und dann mit dem Pointer eine Interaktion auswählen. Geht schon viel besser als das unverständliche Steuerungs-Kauderwelsch bei der Haustier-Variante der Sims-Lizenz. Auch der Sound überzeugt mit guter Inselakustik während des Spieles und in den Menüs gibt es schöne Trommelmusik. Man merkt dem Spiel daher auf dem ersten Blick gar nicht so schnell an, das es sich um eine Art PS2-Spiel handelt – wäre da nicht die Grafik, die teilweise sogar schlechter ist als auf der PS2.

Inselkampf - Schwächen im Gameplay
Das Debakel mit der Grafik kann man verschmerzen, da man sowas als Wii-Spieler mittlerweile ja gewohnt ist. Außerdem wird die Sims-Zielgruppe wohl kaum interessieren, wie viele gute Texturen im Spiel enthalten sind und wie hoch die Polygonenanzahl der Charaktere ausfällt. Viel spannender ist, das man die Sims 2: Gestrandet nach gefühlten hundert klassischen Sims-Spielen als willkommene Abwechslung der Franchise ansieht, die sich daher auch sehr frisch anfühlt, wenn man vom Spielkonzept redet. Nur leider gibt es einige negative Punkte, die das Überleben auf der Insel stellenweise zur ambitionslosen Rumlauferei degradieren. Stellenweise wünscht man sich beispielsweise, man könnte mal eine Höhle erkunden, auf einen Stamm eingeborener Inselbewohner treffen und sich Indy-like von riesigen Steinkugeln verfolgen lassen. Okay, okay, Sims als Action-Adventure, das geht nun wirklich nicht. Leider muss man hier auf solche Gameplay-Schmankerl verzichten und rennt stattdessen doof auf der Insel herum und sammelt Objekte für neue Items. Das ist zum einen auf Dauer eintönig und zum anderen fehlt oft der rote Faden. Es ist nie ganz klar, was man nun tun muss, um im Spiel „weiterzukommen“, sprich eine neue Insel zu entdecken oder Zugriff auf neue Objekte zu erhalten. Ferner müssen für viele Items erst „Baupläne“ gefunden bzw. freigeschaltet werden, obwohl man mit ein wenig Menschen- beziehungsweise Sim-Verstand auch ohne Anleitung ein Baströckchen basteln könnte. Komisch geraten ist auch das Bauen von Objekten, dann nicht wie Kleidung oder Werkzeuge an der Werkbank geschieht. Habt ihr alle benötigten Gegenstände beisammen, wählt ihr das Objekt einfach aus dem abgekoppelten Baumenü und platziert es auf eurer Insel, wobei ihr dort auf Grund der Umgebung eingeschränkt seid. Ist kein Platz mehr auf der Insel, könnt ihr auch nichts bauen.

Ansonsten gibt es aber erfreulicherweise nicht viel zu meckern. Das Spiel ist zwar auf die Dauer eintönig und mitunter liegt das einfach daran, dass die Sims-Franchise für das Spielkonzept nicht genug hergibt. Eher positiv auffallen tun dagegen die bekannten Spielelemente aus den Sims-Titeln, sei es die typische „Sprachausgabe“ oder die Interaktion mit anderen Charakteren oder der Spielaufbau. Alle diese Elemente sind nämlich wie immer ans klassische Konsolen-Sims angelehnt und verleihen dem Spiel die gewohnte Sims-Note.

Fazit:
Die Sims 2: Gestrandet ist ein durchwachsener Titel mit einem guten Ansatz, der jedoch aufgrund einer miserablen Präsentation sowie einigen groben Schnitzern im Gameplay nicht in höhere Wertungsregionen vordringen kann. Nichtsdestotrotz kann für Sims-Freunde eine Kaufempfehlung ausgesprochen werden. Wer sich für das Spielkonzept interessiert, kann gerne einen Blick riskieren, da hier ein frisches Konzept eine erholsame Abwechslung zum Sims-EInheitsbrei bietet. Wer jedoch ein besseres Insel-Abenteuer ohne die Sims sucht, greift lieber zu Lost in Blue für den Nintendo DS.

Von Lars Peterke
Wertung für das Spiel Die Sims 2: Gestrandet
Wertungen Beschreibung
4.1Grafik
Einfach nur mies und unverständlicherweise sogar schlechter als der Haustiere-Vorgänger.
7.3Sound
Sims-Gebrabbel und nette Inselakustik.
7.9Steuerung
Das Sims-Konzept bekommt endlich eine passende Steuerung die auch gut funktioniert.
7.0Gameplay
Frisches, auf die Dauer jedoch arg eintöniges Inselerkunden für Sims-Freunde.
6.9Gesamt
(Kein Durchschnitt der Einzelwertungen)



© Copyright GameCube X / Nintendo Wii X 2001 - 2023 | All rights reserved