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Rayman Raving Rabbids
Review von Tim Herrmann (mail) | 09.12.2006

Meine sehr verehrten Damen und Herren. Wir unterbrechen unsere laufende Berichterstattung zum Wii Launch in Europa wegen einer wichtigen Eilmeldung: Tausende von weißen Kaninchen haben heute Morgen die Hauptstädte der Vereinten Nationen infiltriert. Washington, London, Tokyo und Berlin haben kapituliert gegen die anrollende Armada der „Raving Rabbids“, wie sich die neue extremistische Partei anscheinend genannt hat, und ergaben sich widerstandslos. Unbestätigten Gerüchten zufolge soll auch der französische Volks- und Superheld Rayman von den Karnickel-Invasoren gefangen genommen oder sogar eliminiert worden sein. Wir halten Sie selbstverständlich weiter auf dem Laufenden. Bitte bewahren Sie Ruhe und versuchen Sie, die Feinde bei Gefahr mit Möhren oder Klopümpeln abzulenken!

Eine Meldung, die wir (hoffentlich) zum Glück so niemals sehen werden, ansonsten hätten wir wahrscheinlich auch gedacht, die Nachrichtenagentur hätte angefangen, komplett am Rad zu drehen. Zu Recht! Denn es ist wirklich komplett geistesgestört, was sich die Genies von Ubisoft in Montpellier haben einfallen lassen für den vierten Teil aus der Rayman-Reihe. Und das ist positiv gemeint. Nichts liegt ja bekanntlich näher beieinander als Genie und Wahnsinn. Jetzt, zum Launch von Wii in Europa, ist das ausgeflippte Spiel schließlich erschienen. Wie die erste Minispielsammlung mit dem gliederlosen Franzosen dasteht, werdet ihr jetzt erfahren, wenn ihr einen Blick in unseren Krisenbericht… äh… in unser Review riskiert.



Es geht los!

Die Geschichte beginnt etwas enttäuschend. Seit dem Frühjahr wurde der Zocker mit etlichen kleinen Teasern und Trailern, die Lust auf das Spiel machen sollten, verwöhnt. Hier wurde auf teilweise sehr Lachkrampf verursachende Weise aufgezählt, was die kleinen Pelzknäuel alles nicht können. Und kein Auge blieb trocken, als sich die verrückten Viecher ein Mobiltelefon in den Schlund geworfen haben, nachdem der Versuch, mit einem Artgenossen zu telefonieren, kläglich gescheitert war. Im Vergleich dazu ist die Anfangssequenz schon fast langweilig, denn anstatt einer riesigen Karnickelarmee, ausgerüstet mit Kartoffelstampfern, Suppenkellen und Toilettenreinigern, sah man nur ein paar Häschen, die Raymans Freunde entführten, ihn plötzlich umstellten und alles dafür vorbereiteten, damit der Gliederlose in die Arena geworfen werden konnte.

Ihr habt richtig gelesen: Arena. Denn das Spiel geht sofort los. Man findet sich in einem runden Stadion wieder, umringt von hunderten johlenden Kaninchen, die mit Dynamit und Klosaugnäpfen wackeln und brüllen. Jetzt gilt es, sich eines der vier offenen Tore vorzunehmen, in denen man jeweils ein Minispiel bestehen muss.

Und diese sind auch der Hauptinhalt des Spiels. Anders als bei allen vorhergehenden Rayman-Spielen gibt es keine Hüpfabschnitte, keine Rätsel und keine Dialoge oder eine wirkliche Handlung. Ob das gut ist oder schlecht – das muss jeder für sich selber entscheiden…
Die Minispiele selber sind auf jeden Fall sehr vielfältig. Ob nun eine Kuh geschleudert werden muss, ob es gilt, Hasen durch gekonnte Tanzbewegungen verschwinden zu lassen oder ob die Bunnies gerne etwas zu essen gezeichnet haben würden – die Bandbreite ist groß. Die Beschreibung auf der Rückseite der Verpackung, nämlich, dass es über 70 Minispiele gibt, kann hier unterschiedlich gedeutet werden. Denn die Spielchen wiederholen sich – und zwar nicht selten. Allerdings steigert sich von Runde zu Runde – oder besser gesagt von Tag zu Tag – der Schwierigkeitsgrad und bei einigen Games fühlt man sich schon wie kurz vorm Muskelkater nach anderthalbminütigem exzessivem Nunchukschütteln…

Sobald man eines der mysteriösen Tore in der Arena durchschritten hat, erwartet einen ein kleiner Infobildschirm mit einer kurzen, knackigen und leicht verständlichen Erklärung zur Steuerung und zur zu erreichenden Punktzahl.



Von Tag zu Tag…
Jeden Tag gibt es nun einiges zu tun, um die Invasoren bei Laune zu halten. Aber wozu das ganze eigentlich? Die Antwort ist leicht: Die kleinen Globoxe wurden von den fiesen Nagern gefangen genommen und müssen von da ab an einem jedem Tag aus ihren kleinen Käfigen befreit werden. Um dies zu schaffen, gilt es beispielsweise, die sehr spaßigen egoshooterartigen Passagen zu überstehen. Bei diesen muss man den irren Karnickeln Klostampfer – wie sie im Spiel genannt werden – ins Gesicht schießen, um sie außer Gefecht zu setzen. Bewegt wird nur das Fadenkreuz und die Kontrolle über Rayman selbst geschieht automatisch. Recht einfach und gut zu meistern, aber vielleicht wäre es noch etwas reizender gewesen, hätte man als Rayman selber Schädlingsbekämpfer gespielt. Interessant bei diesem Level: Bei solchen Passagen hat ein Entwickler aus dem Team geholfen, der auch schon an Red Steel (auch aus dem Hause Ubisoft) mitgearbeitet hat und deswegen kann man in der Steuerung hier und da auch ein paar kleine Parallelen zum Japanoshooter feststellen. Ein weiterer Grund, die Hasen zu unterhalten ist, dass Rayman am Ende jedes Spieltages einen „Klostanpfer“ bekommt. Mit diesen will er sich einen Weg in die Freiheit bahnen, allerdings braucht er ziemlich viele von den Abflussreinigerutensilien

Von glatt gebügelten Hasen und Schlumpfgesängen
In Sachen Technik, also Grafik und Sound, bewegt sich „Rayman – Raving Rabbids“ auf einem sehr soliden Niveau. Zwar kann man bei dem Spiel mit Sicherheit nicht vom Grafikknaller des Jahrhunderts reden, aber alles ist recht hübsch animiert und weiß zu gefallen. Kritikpunkte fallen hierbei jedoch auf, wenn man sich einmal in der Arena umguckt. Die Hasen bewegen sich schrecklich abgehackt und unrealistisch in der Masse und das sieht nicht so besonders toll aus. Auch muss man sich nicht mit Lob überschlagen, wenn man sieht, wie die Figurenanimationen mit ihrer Umwelt zusammenspielen. Ab und zu sieht es aus, als würde ein Wächter über den Boden schweben, wenn er sich durch die Gänge bewegt. Aber gut: Schließlich sind diese kurzen Zwischensequenzen auch eher Nebensache im Spiel…
Gut animiert sind hingegen die Hasen. Zwar gibt es keine Fur-Shading Technologie, die ein realitätsnahes Fellbild auf die Hasen zaubert, aber so „glatt gebügelt“ sehen die Hasen auch alles andere als schlecht aus. …

Besser im Vergleich zur Grafik sind dagegen die Musik und der Sound. Was hat man nicht immer gelächelt, wenn die süßen, unschuldig dreinblickenden Häschen in den Trailern plötzlich zu rotäugigen Monstern wurden, die hysterisch: „Blwaaaaaaahhhh“ schrieen. Natürlich darf das berühmt berüchtigte Geräusch auch nicht im fertigen Spiel fehlen. Bloßes Gekreische ist aber selbstverständlich nicht alles, was das Spiel auf akustischer Ebene zu bieten hat: Offensichtlich hat man bei Ubisoft bei verschiedenen Plattenfirmen und Künstlern rumtelefoniert und sich die Rechte dafür geholt, einige bekannte Lieber einbauen zu dürfen. Zur Melodie vom Pulp-Fiction-Thema zu tanzen oder sich anzuhören wie die Hasen in Schlumpf-Manier (wir kennen doch alle noch die tollen CDs, auf denen die Schlümpfe bekannte Melodien mit ihren Texten unterlegt haben) „Girls just wanna have fun“ jaulen oder quietschen, ist wirklich ziemlich belustigend. Und das Beste ist, dass man sich die Lieder auf der zelleneigenen JukeBox immer wieder anhören kann.
Insgesamt kann man im Hinblick auf technischer Ebene von Rayman Raving Rabbids sagen, dass die Grafik ihren Zweck erfüllt und die Musikstücke zu begeistern wissen.



Was gibt es noch zu tun?
Neben dem beschriebenen Abenteuermodus, in dem man die Geschichte und die Gefangenschaft Raymans bei den Hasen durchspielt, gibt es auch noch einen Punktemodus, in dem die bereits bestrittenen Spielchen noch einmal nachgespielt werden dürfen und in denen es auf Highscorejagd geht. Bei den Rekordjagden gibt es dann auch noch ein indirektes Onlinefeature: Zwar hat Ubisoft es wegen fehlender oder zurückgehaltener Informationen seitens Nintendo nicht geschafft, noch einen „echten“ Modus zum Spielen mit Hasengeplagten der ganzen Welt zu organisieren, dafür hat man sich jetzt aber einfallen lassen, einfach einen Code für eine bestimmte Punktzahl zu vergeben. Jener Code kann im Internet auf www.raymanzone.com eingetragen werden und somit kann man sich mit den besten „Kuhschleuderern“, den besten „Schweinemelkern“ oder besten „Sanitärwarenverschießern“ der Welt messen.

Des Weiteren wird man in seiner Zelle im Abenteuermodus und im Punktemodus auch einen Kleiderschrank finden. Hier kann man sich ordentlich in Schale schmeißen. Wer schon immer einmal wissen wollte, ob sich eine Turmfrisur in Verbindung mit cooler Sonnenbrille und Gothic-Hemd mit Discoschuhen beißt, ist hier richtig. Ein nettes Feature, mehr aber auch eigentlich nicht…

Der Punkt „Bonus“ im Startmenü ermöglicht den Spielern, die es geschafft haben, im Punktemodus eine bestimmte Punktzahl zu erreichen, sich gewisse Zwischensequenzen oder Lieder noch einmal anzuhören.

Mehr Spieler = Mehr Spaß?
Hier punktet das Spiel noch einmal gewaltig. Es ist schon lustig genug, alleine die Gesichter der Chaos-Karnickel mit Abflusspümpeln zu zieren, aber wenn man dann auch noch mit bis zu 3 Mitspielern wild durch die Gegend „pümpelt“ kommt Partystimmung pur auf. Genauso bei den Tanzleveln. Bei aufgedrehter Lautstärke zum quietschigen „Girls just wanna have fun“ zu tanzen, ist es wirklich wert, sich noch eine Wiimote mehr zu kaufen. Auch Extra-Nunchuks wären sehr nützlich, denn es gibt nur wenige Spiele, die ohne ihn auskommen und noch dazu im Multiplayermodus spielbar sind. Das Argument, dass das Spiel eine unzulängliche Geschichte hat, ist im Multiplayermodus als Kritikpunkt natürlich absolut nicht von Bedeutung und weicht deshalb dem für die Qualität der Minispiele.

Fazit:
Rayman Raving Rabbids ist ein Titel, der sich lohnt. Zwar würde ich ihn noch nicht als Toptitel bezeichnen, zum Launch ist er aber wohl neben Zelda, Wii Play und Red Steel einer derjenigen, die sich am meisten auszahlen. Der Abenteuermodus leidet darunter, dass sich bei der Story keine Mühe gegeben wurde. Dass man bei Rayman 4 keine epische Geschichte erwarten durfte, war mir auch klar, als ich auf den Powerknopf von Wii gedrückt habe. Dass man aber auch in Minispielsammlungen ansprechende Handlungen einbauen kann, besonders wenn man so gute Ideen hat wie Ubisoft mit ihren verrückten Killerkaninchen, sollte man meiner Meinung nach bedenken. So, wie sich der neue Rayman jetzt aber präsentiert, ist es leider nicht mehr als ein Hin- und Hergehüpfe von Minispiel zu Minispiel mit einer Ausrede von Geschichte. Das soll aber bei Weitem nicht heißen, die Minispiele hätten keine gute Qualität: Nein, hier hat sich Ubisoft wirklich ins Zeug gelegt und eine riesige Palette an unterschiedlichen Ideen und Verwendungszwecken von Wii-Remote und Nunchuk abgeliefert. Der Punktemodus ist ein netter Zeitvertreib, sobald man den Abenteuermodus nach ca. 10 Stunden abgearbeitet hat, und spornt ein wenig den Ehrgeiz an, alle Rekorde zu brechen und alles Mögliche freizuschalten. Deswegen hat das Spiel eine recht hohe Langzeitmotivation. Hat man das aber alles erreicht, ist die Lust, ein weiteres Mal einen Hasen durch die Lüfte zu schleudern oder irgendwelche Klotüren zu schließen, nicht mehr besonders gegeben.

Von Tim Herrmann
Wertung für das Spiel Rayman Raving Rabbids
Wertungen Beschreibung
7.6Grafik
Die Grafik läuft flüssig und ohne Slowdowns. In der Arena bewegen sich die Hasen sehr abgehackt, dafür sind sie aber in den Minispielen, die sehr bunt und passend zum Setting des Spiels gehalten sind, umso dynamischer.
8.7Sound
Bekannte Melodien unterlegt mit der Gesangsstimme der Hasen, dazu eine tolle Geräuschkulisse mit Hasengeschrei und anderen Tönen.
8.7Steuerung
Die Steuerung mit Wii-Remote und Nunchuk funktioniert problemlos. Bei einigen Spielen bedarf es jedoch einiger Einarbeitungszeit.
8.3Gameplay
Die Minispiele und Aufmachung sind gut, die Zusammenhänge im Spiel fehlen. Insgesamt wirkt es etwas zusammengewürfelt.
8.2Gesamt
(Kein Durchschnitt der Einzelwertungen)



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