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Rayman Raving Rabbids 2
Review von Tim Herrmann (mail) | 17.11.2007

„Och guck’ Mal, ist der süß!“
„Aber Schatzi, was macht denn so ein kleines Kaninchen hier mitten in der Großstadt?“
„Du solltest ihm zurück in die Natur helfen!“
„Na gut, dann mache ich das… Moment… Was macht der denn jetzt da? Und wo hat das Biest plötzlich diesen Klopümpel her?“
„Wie niedlich, es glaubt, es sei Klempner“
„Es bekommt stechend rote Augen“
„Es will mit dir spielen!“
„Es rast auf mich zu“
„GRWAAAAAAAAHHHH!!!“
„Herzallerliebst! Es knuddelt dich.“
„Hilf mir schon! Das Viech liegt auf mir und pustet mir die ganze Zeit ins Ohr! Das kann ich echt nicht leiden!“
„Da kommen noch mehr. Und ein gelbes… fliegendes… U-Boot…?“

Das war eine knappe Konversation zwischen irgendeinem Paar, die wir wohl so niemals zu hören bekommen werden. Aber trotzdem ist sie ziemlich bezeichnend für Ubisofts Raving Rabbids, die ähnlich bescheuert und seltsam anmuten, innerhalb eines Jahres genau mit diesem Auftreten aber gewaltige Massen an Fans angezogen haben. Zum Wii-Launch in Europa war Rayman Raving Rabbids eines der meistverkauften Spiele und schon weniger als ein Jahr später steht nun bereits der zweite Teil der verrückten Minispielsammlung auf dem Programm. Wir halten ihn in Händen und wollen euch in diesem Review zum Spiel etwas über die neuesten Pläne der Killerkarnickel berichten und euch verraten, wie es um das Software-Machwerk von Ubisoft steht, das diesmal exklusiv für Wii und Nintendo DS erscheint und alle anderen Konsolen ignoriert.

A Link to The Past: Rayman Raving Rabbids
Wie bereits in der Einleitung kurz angesprochen: Rayman Raving Rabbids war einer der Launchtitel, der am höchsten in der Gunst der Käufer stand, und hatte die meisten Spieler schon im Vorfeld zu Lachtränen, bedingt durch eine mehr als gelungene Werbekampagne, gerührt. Letztendlich konnte das Spiel als einer der ersten Titel für Wii durchaus punkten, schließlich bot es eine simple Steuerung, die jeder Laie (was damals ja noch alle waren) beherrschen konnte, und beinhaltete handwerklich gut durchdachte Minispiele mit dem unverwechselbaren und unnachahmlichen Charme der weißen und irre brüllenden Killerkarnickel. Größter Kritikpunkt damals: die eigentlich nicht vorhandene Substanz des Spiels. Die Szenerie und die Idee der wildgewordenen Killerkarnickel hätte eine Steilvorlage für eine Geschichte der ganz besonderen Art hergegeben. Sie hätten Rayman 4 in ein Feuerwerk aus Parodie, Witz und Komik verwandeln können. Aber es kam anders: Von Geschichte hatte das Spiel nichts zu bieten und man raste lediglich rastlos von einer zugegebenermaßen komischen Herausforderung zur nächsten.

Für den zweiten Teil, der im Mai angekündigt worden ist, versprach Ubisoft viel und auch vielversprechendes: Die Geschichte wollten die Herren und Damen aus Paris diesmal noch ausführlicher erzählen und die Grafik sollte wesentliche Verbesserungen aufweisen. Die Minispiele sollten noch ausgefeilter und die Hasen sogar noch bekloppter ausfallen (der französische Titel: „Rayman und die noch bekloppteren Hasen“).
Das hört sich bis hierhin alles sehr gut an und entspräche auch dem, was man von einem Nachfolger zu einem Erfolgsspiel erwarten darf. Denn ein Titel, der schlechter als sein Vorgänger ist, entbehrt irgendwie ja jeder Existenzgrundlage.
Rayman Raving Rabbids legte keine besonders überdimensioniert großen Fußstapfen vor, die von einem zweiten Teil unmöglich zu füllen wären. Und trotzdem, das kann jetzt einfach so simpel vorweg gesagt werden, hat Ubisoft die Versprechen nicht eingehalten und die Fußstapfen mit Rayman Raving Rabbids 2 nicht ausfüllen können.

Die Rabbids haben die Drehbuchautoren gekillt!
Versprechen Nummer 1: Bessere Geschichte. Wie erwähnt, war dies einer der Hauptkritikpunkte am ersten Teil: "Minispielsammlung" muss nicht gleich eine simple und oberflächliche Kompilation aus gehaltlosen Spielchen bedeuten und das Prinzip der tanzenden Hasen hätte eigentlich einigen Raum für einen durchdachten Plot hergegeben. Der zweite Teil, so war die Fangemeinde sich sicher, würde das besser hinbekommen. Doch all diejenigen, die das gehofft hatten – ich zähle mich dazu – haben sich getäuscht. Diesmal heißt die Geschichte: „Die Bunnies erobern die Welt“. Punkt. Aus. Das war’s. Keine urkomischen Zwischensequenzen, die einen Einblick in die bekloppten Kampfstrategien der Hasen gewähren, keine aufgebrachten US-Militärchefs, die über den Einsatz von Nuklearsprengköpfen gegen die Schar aus Kaninchen nachdenken. Lediglich zwei – zugegebenermaßen urkomische – Einleitungssequenzen mit einer attackierten Nachrichtensprecherin, ein schlichtes Menü in irgendeiner Art Einkaufszentrum und den anwählbaren Punkt „Reise“ als Storymodus. Ja, Reise. Diesmal präsentiert Ubisoft die neuen Minispiele nicht durch eine Arena, sondern lässt Rayman um die ganze Welt ziehen, wo er in verschiedenen Staaten und verschiedenen Kontinenten unterschiedliche Minispiele zu bewältigen hat – mit einem möglichst hohen Punktewert, versteht sich. Dieses Prinzip hatte sich schon durch die diesmal eher halbherzig durchgeführte Around-The-World-Werbekampagne angedeutet und hörte sich ja auch durchaus interessant an und bietet ebenfalls einigen Zündstoff für den einen oder anderen Gag. Aber eine Geschichte, die die Minispielbrocken einigermaßen sinnvoll und vielleicht sogar noch unterhaltsam und komisch miteinander verbindet, ist für den Spieler für die 50 Euro nicht im Lieferumfang enthalten. Es ist nicht einmal klar, warum Rayman die ganzen Minispiele absolvieren muss, die mit dem bereisten Kontinent meistens gar nichts zu tun haben.

Vielleicht haben sich auch die Rabbids bei Ubisoft eingeschlichen und die Storyschreiber hinterlistig gekidnappt, weil ihnen ihre Weltbeherrschungsaktionen im Nachhinein peinlich wurden. Was Ubisoft sich bei diesem Schema des Spielaufbaus sonst gedacht haben könnte, bleibt meinem Kleingeist verschlossen.

Die Rabbids haben Ubisoft die Wii-Konsole weggeschnappt, und dadurch mussten sie das Spiel auf GameCube-Hardware entwickeln!
Versprechen Nummer 2: Bessere Grafik. Der erste Teil bot auf optischer Betrachtungsebene mittleres bis schlechtes GameCube-Niveau, das labberige und unscharfe Texturen bot. Auch die Hasen wurden glattgebügelt und die Optik verlieh keinen Einblick in die Frage, ob die Mümmler überhaupt Fell hatten oder ob es sich um so genannte Marsianische Nackthasen handelte, die einfach eine weiße Hautfarbe hatten. Einer Minispielsammlung verzieh man diesen Mangel aber wohlwollend. Natürlich schrie trotzdem auch niemand vor Empörung auf, als Ubisoft eine verbesserte Optik für Rayman Raving Rabbids 2 versprach, ganz im Gegenteil.
Viel mehr sollte man dafür nun vor Erstaunen quietschen, wenn man einen Blick auf ein paar Minispiele wirft, die man im neuen Spiel finden kann. Teilweise sehen diese nämlich wirklich hässlich aus und erinnern an Titel der allerersten GameCube-Generation. Das beste Beispiel, das mir persönlich dafür in den Sinn kommt, ist das Spider-Hasen-Spiel. Das ist zwar vom Prinzip her nicht unwitzig, sieht aber einfach unverschämt undetailliert, kantig und hingeklatscht aus. Insgesamt wirkt es an einigen Stellen tatsächlich so, als wäre Rayman Raving Rabbids 2 hässlicher als sein Vorgänger. Und das darf einem Wii-exklusiven Nachfolger von einer namhaften Spielschmiede nach einem Jahr Wii und Metroid Prime 3 und Super Mario Galaxy, die zeigen, was prinzipiell geht, nun eigentlich wirklich nicht mehr passieren.



Haben die Rabbids auch die Kreativität von Ubisoft stibitzt?
Zum wichtigsten Punkt: den Minispielen. Sie sind das, was Rayman Raving Rabbids (1 & 2) mit Inhalt füllt. Doch sind sie auch das, was das Spiel qualitativ endlich in die Höhe reißt und den Kauf rechtfertigt? Leider auch nur teilweise. Man kann nicht abstreiten, dass Ubisoft wieder genug verrückte und vollkommen gestörte Geistesblitze bei den Ideen für die Spielchen hatte. Da müssen Schlangen aus Weidenkörbchen beschworen werden, da soll eine Flasche Mineralwasser auf Ex gekippt werden, um dann halb Paris mit der Rülps-Druckwelle zu verwüsten, und da muss möglichst lange Schwachsinn während der Arbeitszeit fabriziert werden, während der Boss nichts sieht. Aber trotzdem täuscht das nicht über die Reichhaltigkeit an Mängeln im Minispielbetrieb hinweg. Es kann und darf ein Jahr nach dem Wii-Launch nicht mehr sein, dass sich einige Minispiele durch simples Schütteln der Wiimote lösen lassen, und es kann einfach nicht der Wahrheit entsprechen, dass es einmal gilt, zwanzig Sekunden die beiden Controllerhälften an den Kopf zu halten, um Nachdenken zu simulieren. Was soll so etwas? Das ist sogar als Lückenfüller unbrauchbar. Die Steuerung ist stellenweise einfach nicht mehr intuitiv und kreativ wie teilweise im ersten Teil, sondern meist nur noch stupide und auch das Konzept einiger Minispiele lässt zu wünschen übrig. Warum kann man darüber hinaus nicht mehr während der Reisen (die man sich löblicherweise auch selbst zusammenstellen kann wie bei Mario & Sonic) verlieren? Es sollen nur noch Punkte gesammelt werden. Das fordert keinen.

Außerdem bleibt es mehr oder weniger unverständlich, warum Rayman Raving Rabbids 1 noch um die 70 Minispiele bot und der zweite Teil dagegen nur mit circa 50 Spielchen aufwartet. Wahrscheinlich liegt das daran, dass das Spiel jetzt exklusiv für Wii kommt und für Ubisoft deswegen nicht mehr so viel Kapital in dem Projekt steckt, aber trotzdem ist das kein Grund dafür, das Spiel derart abzuspecken.

Haben die Rabbids auch die Objektivität des Review-Autors geklaut?
Jetzt hat man im Laufe dieses Textes und besonders im letzten Abschnitt schon so viel Schlechtes über das Spiel gehört, das eigentlich eine Art Top-Titel des Novembers werden sollte. Doch natürlich seien in diesem Review nun auch einmal die positiven Seiten von Ubisofts neuer Hasenhatz beleuchtet. Allen voran der Multiplayer. Wer Rayman Raving Rabbids 2 nur für sich kauft und niemanden um sich scharen kann, hat ein Problem mit dem Spiel. Denn die Hasenjäger werden kaum einer Herausforderung begegnen, die nur auf Einzelspieler ausgelegt ist, wie es mit den meisten Spielen im ersten Teil der Fall war. Bei fast allen Herausforderungen spielt ihr nicht allein für euch um das beste Ergebnis, sondern gegen Gegner. Wie in jedem Spiel gilt auch hier, dass Mensch in Sachen Spielspaß dabei über Computer siegt. Deswegen ist es noch unverständlicher, warum das Spiel nur Online-Ranglisten für Highscores bietet und keinen Multiplayer über die Nintendo Wi-Fi-Connection.

Die Highlights des Spiels liegen in den Musik- und den Shooter-Abschnitten. Während Erstere zu jeder Reise dazugehören, sind die zweiten aus dem allgemeinen Minispielbetrieb wegrationalisiert worden und können nun separat abgerufen werden. Für mich persönlich war dies im Vornherein die Hauptattraktion des Spiels. Wie man schon vorher erfahren hatte, hat Ubisoft reale Gegenden in Weltstädten abgefilmt und die Hasen dann ins Bild editiert. Eine geniale Idee, die leider nicht ansatzweise so genial umgesetzt wurde - und jetzt muss ich leider doch wieder meckern. Denn der „Film“, wenn man es denn so nennen will, läuft nicht so flüssig, wie man es gerne hätte und zuckt manchmal, genauso wie das Fadenkreuz, das der Spieler mit der Wiimote steuert. Das macht das Ganze aber noch nicht wirklich schlecht. Viel nervenmassakrierender kommt das lange Nachladen zum Tragen, welches unverständlicherweise nicht mehr zackig durch Schütteln des Nunchuks vonstatten geht, sondern durch Druck auf den A-Knopf vom Spieler geschieht. Jedes Mal dauert dieser Vorgang dann neuerdings circa eine Sekunde. Gepaart mit dem erheblich höheren Hasenaufkommen (das das Bild noch ein wenig ruckeliger macht) ist das tödlich für den Spielspaß – und somit bleiben die Shooter-Level eine unausgegorene Genialität, die partiell trotzdem zu unterhalten wissen, im Vorgänger aber besser funktioniert haben. Die Musiklevel, die das „Raving“ im Spieltitel noch ein wenig legitimieren, präsentieren sich fast so wie im Vorgänger: Lizenzierte Musik wie von den Rolling Stones wurde im unverwechselbaren Hasen-Sound neu aufgenommen und muss dann durch gut getimtes Schlagen von Wiimote und Nunchuk nachgespielt werden. Schön – besonders im Multiplayer.

Fazit:
Rayman Raving Rabbids 2 ist leider im Vergleich zum Vorgänger eine echte Enttäuschung. Nicht nur, weil es wieder exakt dieselben Fehler macht wie sein Vorgänger, sondern auch, weil es in vielen Beziehungen tatsächlich schlechter ist. Minderwertige Grafik, weniger Minispiele, von denen einige richtig doof sind und die eigentlich nur im Multiplayer richtig Spaß machen, kein Online-Mehrspielermodus trotz Wi-Fi-Logo, verschenktes Potential bei den Shooter-Spielen und absolut nicht das, was die Rabbids an Möglichkeiten bieten – muss ich noch mehr sagen? Wer die Rabbbids wirklich liebt, wird beim Kauf nicht allzu viel falsch machen, doch wer den ersten Teil noch nicht hat, kauft sich diesen, denn er steckt seinen Nachfolger in die Tasche. Im Minispiel-Genre haben die Rabbids anscheinend keine Zukunft mehr, ich bin mir aber an dieser Stelle ganz sicher, dass wir die verrückten Ubisoft-Häschen in Rayman Raving Rabbids 2 nicht zum letzten Mal gesehen haben. Hoffentlich überrascht uns der französische Entwickler bald mit einem „echten“ Platformer mit den Karnickeln und Rayman. Mit Handlung. Und Substanz. Und zeitgemäßer Technik. Und Humor. Und der Klasse, die das Franchise definitiv aufweist, die Ubisoft aber noch in irgendeiner Zelle gefangen hält.

Von Tim Herrmann
Wertung für das Spiel Rayman Raving Rabbids 2
Wertungen Beschreibung
5.0Grafik
Unglaublich, wie detailarm manche Spiele aussehen. Man glaubt fast nicht, dass wir schon ein Jahr Wii hinter uns haben, da dieses Spiel ins untere GameCube-Niveau abrutscht.
7.8Sound
Das Br�llen und Murmeln und die Ger�usche der Hasen kommen weiterhin gut an, die Musik ist lediglich ein Geklimpere im Hintergrund.
5.4Steuerung
Wie kann es angehen, dass wir hier Minispiele pr�sentiert bekommen, bei denen die Wiimote immer wieder ans Ohr gehalten werden muss, um Punkte zu sammeln? Das ist nicht mehr intuitiv und zug�nglich, sondern nur noch unterirdisch und einfallslos.
6.0Gameplay
Wieder keine Geschichte, wieder ein Sprung von Minispiel zu Minispiel ohne Verbindung. Zwar sind einige Zusatzfeatures wie die Einkleidekabine vorhanden, wo Hasen kost�miert werden k�nnen, aber die t�uschen nicht �ber die teilweise wirklich langweiligen Minispiele hinweg.
6.5Gesamt
(Kein Durchschnitt der Einzelwertungen)



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