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The Bigs
Review von Tim Herrmann (mail) | 11.11.2007

Wii ist dank der neuen Steuerung die Sportspielkonsole schlechthin. Zwar hat Nintendos Neuer noch keinen exklusiven ernst gemeinten Sporttitel erhalten, aber immerhin erscheinen alle möglichen Sportspiel-Jahresupdates von EA auf Wii mit angepasster und optimierter Steuerung sowie exklusiven Features und genießen anscheinend eine besondere Aufmerksamkeit vom Branchengiganten; und Wii Sports ist ja sowieso weiterhin das Nonplusultra schlechthin, auch wenn es sich dabei allgemeiner Ansicht nach eher um eine Minispielsammlung als um eine echte Simulation handelt.

2K Sports legt nun mit einem neuen Titel nach, den es mit The Bigs betitelt hat. Hierbei handelt es sich um eine Baseball-Simulation mit der offiziellen Lizenz der Major League Baseball (MLB) der Vereinigten Staaten. Dort ist diese Sportart, neben dem American Football und dem Basketball, nicht nur eine der populärsten Freizeitbeschäftigungen, sondern nebenbei natürlich auch eine echte Branche, in der geschickt von allen Seiten Gewinne eingefahren werden – auch mit Videospielen.

Nun erscheint The Bigs ziemlich überraschend auch bei uns in Europa und in unserem Test zum Spiel wollen wir den Titel nun einmal in Vergleich zu Wii Sports Baseball, der einzigen, echten Alternative auf Wii, stellen und auch genauer betrachten, wie sich die Baseball-Umsetzung präsentiert, wenn man sie neben eine weitere Exotensport-Wii-Europa-Umsetzung stellt: Madden NFL.

Simpel gestricktes Minispiel gegen ernste Simulation
Klingt komisch, ist auch so: Aber die einzige echte Referenz, die man dem Spiel auf Wii (in  Europa) vorsetzen kann, ist nach wie vor Wii Sports. Die Unterschiede liegen auf den ersten Blick klar auf der Hand: Wii Sports ist nur ein Minispiel ohne aufwändige Optik und mit simpler Spielmechanik à la „Hau drauf und wirf, spar dir aber das Laufen“, wohingegen The Bigs sich auf der Verpackung mit einer Steuerung anpreist, die so genau ist, dass sie beim Schlag Kraft, Timing und sogar den Aufschlagswinkel berücksichtigt. Fakt ist aber, dass Wii Sports in einigen Aspekten dem Anwärter auf den wenig umkämpften Genrethron gar nicht so weit unterlegen ist. Schon 2006 war es beim Werfen möglich, dem Ball eine gewisse Drehung zu geben und seine Wurfarten zu variieren und der Winkel beim Abschlagen spielte eine fast genauso große Rolle wie das Timing. Bei The Bigs sieht das Ganze nicht schlechter, allerdings auch nicht überragend besser aus. Man hat nur ein paar Feinheiten mehr eingebaut, die die Reaktion des Spielers aufwecken. So seht ihr nach einem Ballwurf beispielsweise manchmal eine Markierung in einem Kasten, woraufhin es gilt, sich durch Drücken des Control-Sticks in diese Position zu begeben. Dann entscheidet einzig und allein das Timing; von einem exakten Schlagwinkel, der die Aktion merklich beeinflusst, ist eigentlich wenig zu merken, weswegen dieses Versprechen wohl eher als Werbelorbeeren einzustufen sind.

Ein weiterer Aspekt, der Wii Sports Baseball und The Bigs ansatzweise verbindet, ist die Grafik. Diese fällt bei beiden Spielen nämlich für ihre Verhältnisse ziemlich zweckmäßig aus. Während Oma, Mama oder Sohn bei erstgenannter Tech-Demo mit den Miis spielten, die sich in das grafische Gesamtkonzept perfekt einfügten, bietet The Bigs für die gestandenen Baseball-Freaks natürlich standesgemäß Originalspieler aus der Major League und dazugehörige Vereine sowie Baseball-Stadien in realerem Stil. Die Promi-Sportler sind auch hübsch modelliert und sehen nicht verkantet oder pixelig, sondern sogar ziemlich gut aus, was den gutbezahlten Herren wohl recht gut gefallen dürfte. Aber der gesamte Anblick des Spiels wächst aus grafischer Sicht nicht über Playstation 2-Niveau heraus und bringt die Wii-Chips und Möglichkeiten nicht im Ansatz an ihre Limits. Unschönes Kantenflimmern an allen Ecken und Enden, das altbekannte Publikumsproblem mit stocksteifen Konturmodellen und recht detailarme Umgebungen stellen sich allerdings einem glücklicher gelungenen Punkt gegenüber: der tonalen Untermalung. Die Musik fällt lizenziert aus und bietet einige mehr oder weniger populäre US-Rock- und Hip-Hop-Bands, die im Menü vor sich hinschmettern. Auch Kommentatoren dürfen selbstredend nicht fehlen und so brabbeln sie – selbstverständlich in englischer Sprache – während der Matches vor sich hin, worauf man allerdings nur selten hört. Genau in dem Englisch übrigens, in dem auch der Rest des Spiels gehalten ist. Die graue und textlastige Anleitung, die famoserweise ohne einen einzigen Screenshot auskommt, hilft dabei relativ wenig und eine deutsche Übersetzung hat man sich aus naheliegenden Gründen ebenfalls gespart. Genau wie es EA Sports mit seiner Madden-Serie getan hat. Was uns zum nächsten Punkt bringt…



EA Sports gegen 2K Sports
In gewisser Weise macht 2K ja EA Sports den Rang als einziger echter Sportspiellieferant auf Wii strittig, weswegen es an dieser Stelle sinnvoll erscheint, einmal EAs Umsetzung von Madden auf Wii mit dem Baseball-Spiel The Bigs zu vergleichen. Beide drehen sich schließlich um Sportarten, die in den USA große Fanmassen um sich scharen können, in Europa aber gegen den Fußball keinerlei Chancen haben, nur ein paar Randfans gefallen und als mehr oder weniger exotisch angesehen werden. Was beide gemeinsam haben, ist die Qualität des Soundtracks, da gibt es nichts zu meckern. Die optische Qualität ist bei EA ein wenig besser, wahrscheinlich aber auch nur, weil die gigantischen Stadien mit der gelungenen Soundkulisse eine imposantere und lebendigere Atmosphäre herüberbringen als das relativ tote Baseball-Stadion.

Worin EA Sports auch punktet, sind die zusätzlichen Features. Bei The Bigs gibt es neben dem „Play Now“-Modus auch eine Option zum unspektakulären Freundschaftsspiel sowie einen Rookie-Modus, in dem man sich einen Spieler erschafft, der dann nach und nach an Popularität gewinnt. EA Sports stellt dem auch noch einen Franchise- sowie Online-Modus entgegen, der The Bigs trotz Vierspieler offline Multiplayer-Modus eindeutig fehlt. Was bei beiden mehr oder weniger vorhanden ist, sind die kleinen Minispiele, die so simpel wie überflüssig ausfallen und Fans des Sportes wohl nicht wirklich hinter dem Ofen bzw. vom Play Now-Modus weglocken können. Allerdings sollte hier auch höchstgradig zynisch angemerkt werden, dass EA ja viele Spielegenerationen Zeit hatte, sich diese ganzen Modi auszudenken und sie jedes Jahr aufs Neue zu integrieren...
Insgesamt wirkt The Bigs einfach ein wenig kleiner und zurückgezogener als die US-Sport-Spiele der Konkurrenz, die durch ihre zahlreichen zusätzlichen Spielmodi einfach eine imposantere, lebendigere und umfassendere Atmosphäre des Sports vermitteln.

Empfehlenswert?
Das soll aber nicht automatisch heißen, dass The Bigs ein schlechtes Spiel ist. Fans des Sports werden durchaus ihre spaßigen Stunden mit dem Titel verbringen und sich an der gelungenen Wii-Steuerung ergötzen, die man ja größtenteils schon von Wii Sports Baseball kennt und die auch bei diesem Titel gut funktioniert und mit Sicherheit einen Vorteil gegenüber allen anderen Versionen darstellt (auch trotz gewisser Übertreibungen bei der Genauigkeit). Insgesamt ist The Bigs zwar eine reinrassige und ernst gemeinte Sportsimulation, streut während des Spiels aber immer wieder Arcade- oder Minispielelemente ein. So addieren sich gewonnenen Punkte beispielsweise in einer Leiste, die dem Sportler nach ihrer Füllung einen Kraftschub gibt, welcher ihm eigentlich fast automatisch zu einem Homerun verhelfen würde. Auch minispielartige Aktionen wie eine Kollision zweier Spieler, die durch schnelles Schütteln der beiden Controllerhälften auf die eine oder die andere Seite getrieben werden können, sind manchmal vorhanden.

Einsteigern ist The Bigs nur sehr bedingt zu empfehlen, denn Regeln des Sportes werden nicht erklärt und nur die wenigstens können sich auch mit den angebotenen Clubs identifizieren, mit denen der Spieler sich auseinandersetzen darf. Immerhin ist ein schönes Steuerungstutorial vorhanden, das erklärt, wie ihr was in welcher Knopfkombination warum und wann tun solltet. Insgesamt hat man zwar die Hälfte danach wieder vergessen, denkt sich dann aber seinen Teil, wenn man pitchen (also den Ball werfen) soll und eine Wurfbewegung mit dem Controller machen muss.

Fazit:
The Bigs ist ein guter Titel. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Für Baseball-Fans ist er mit Sicherheit einen Blick wert, Einsteiger sollten erst einmal Probe spielen, um zu erfahren, ob sie ihre gut 50 Euro in die Simulation investieren sollten und sind außerdem dazu aufgerufen, sich die Baseball-Regeln von anderswo zu besorgen. Negative Punkte von The Bigs sind die unterdurchschnittliche Grafik, die (mit Ausnahme der schön modellierten Spieler und ihrer Spiegelungen in den Helmen) durch unangenehmes Flimmern auffällt und keine Besonderheiten bietet. Positiv fallen Steuerung und Sound ins Gewicht. Ein paar Zusatzmodi können Interessierte noch ein wenig länger bei der Stange halten.

Von Tim Herrmann
Wertung für das Spiel The Bigs
Wertungen Beschreibung
6.8Grafik
Zwar sind die Sportler schön anzusehen, aber insgesamt reißt die Grafik keine Bäume aus und flimmert an allen Ecken und Enden.
8.2Sound
Hier gibt es eigentlich nichts zu bemängeln: Fans amerikanischer Musik werden ihre Freude haben.
8.7Steuerung
Zwar ist das Ganze nicht so überragend, wie es auf der Packung angepriesen wird, aber immerhin funktioniert die Steuerung eigentlich problemlos einfach und macht das beste aus Wiis Möglichkeiten.
7.6Gameplay
Drei verschiedene Spielmodi können Anhänger des Sports einige Zeit bei der Stange halten, Neulinge sind in dem einfachen Sport zwar auch schnell drin, aber werden den Titel wohl nicht auf ihre Nummer 1 setzen.
7.0Gesamt
(Kein Durchschnitt der Einzelwertungen)



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