Review von Lars Peterke (mail) | 30.10.2007
Manche Helden sind einfach nicht tot zu kriegen und sie kehren immer wieder zurück. So beispielsweise Crash Bandicoot, der gegenüber Mario oder Sonic eigentlich nie so richtig anstinken konnte. Aber zum Glück gab es damals auf der PSX weder Mario noch Sonic und die Crash Bandicoot-Spiele der früheren Zeit hatten durchaus ihre Daseinsberechtigung. Nachdem es dann nach Crash Team Racing, einem Mario Kart-Klon mit komischen Partygames und mittelmäßigen Nachfolgern so langsam in die Richtung Versenkung ging, soll nun mit Crash of the Titans die angestaubte Franchise erneuert werden. Ein Multiplattform-Titel, der natürlich auch auf Wii erscheint. Der große Wurf ist es zwar nicht geworden, spielenswert ist der Titel trotzdem.
Wer war noch gleich dieser Cortex?
Kein Superheld ohne einen passenden Bösewicht. In diesem Falle ist es Cortex, der ein bisschen die Attitüde von Dr. Ivo Robotnik inne hat, aufgrund seiner kleinen Größe jedoch gerade einmal halb so bedrohlich wirkt. Er entführt zu Beginn des Spiels Coco, die Schwester von Crash und schnappt sich das Mojo (eine uralte Energie) von deren Heimatinsel. Grund genug also gegen den 08/15-Fiesling in die Schlacht zu ziehen. Ihr steuert Crash durch lineare Levels, die in ganz netter PS2-Optik erstrahlen und die Wii-Konsole nicht sonderlich beanspruchen. Überhaupt sieht vieles recht platt aus, nur wenn sich größere Areale wie beispielsweise ein großer Tempel oder eine Wüstenlandschaft vor dem Spieler erstrecken, entlockt das dem skeptischen Redakteur ein kleines „Hmm, ganz hübsch…“ Der Rest der Präsentation ist leider eben nur „ganz gut“. Hier und dort wissen grafische Elemente ein recht gutes Gesamtbild zu Stande zu bringen, oft machen einige miese Texturen den optischen Gesamteindruck jedoch wieder zunichte. Für eine PS2 sicher total in Ordnung, können wir als Wii-Benutzer aber sicher etwas mehr Grafikfeuerwerk erwarten. Bleibt einem also nichts anderes übrig, als mit Crash durch nicht ganz so aufregend gestaltete Welten zu spazieren. Doch immerhin geht das Spazieren recht gut. Damit sei die Steuerung gemeint, die beim Spiel akzeptabel funktioniert. Laufen mit dem Nunchuk, Blocken mit dem C-Knopf und Angreifen mit B- oder Z-Taste. Gesprungen wird mit Taste A. Hier kann Crash zunächst mit einem Doppelsprung aufwarten. Will man danach länger in der Luft bleiben, kann durch schnelles, wiederholtes Drücken des A-Knopfes Crash als Propeller genutzt werden; Dixie Kong lässt grüßen. Um Objekte einzusammeln oder um in gewissen Spielsituationen zu schießen, wird dann der Pointer in Kombination mit der Taste B genutzt. Was man mit der Steuerung nicht machen kann, ist die Kamera auszurichten. Das gibt dem Gameplay dann den ersten groben Schnitzer, da man im Verlaufe des Spieles das ein oder andere Mal aus dem toten Winkel heraus verwundet wird. Der Rest am Spielprozedere präsentiert sich als Beat em Up. Die Gegner laufen euch entgegen und ihr dürft mit dem B-Knopf Kombos landen und sie auf die Bretter schicken. Sinnfreies Hau-Drauf also, das aber durchaus Spaß macht. Greift ihr mit Taste Z an, ist euer Angriff kraftvoller, benötigt mitunter jedoch einige Zeit zum Aufladen. Ferner seid ihr in dieser Zeit ungeschützt vor Gegenangriffen, was bei hohem Gegneraufkommen schnell zu einigen kleinen Frustmomenten führen kann. Im Laufe des Spieles gibt es noch einige weitere Fähigkeiten zu erlernen, so zum Beispiel ein spezieller Rundumschlag, der Crash aber seiner Orientierung beraubt, woraufhin er dann anschließend ein wenig paradox herumtaumelt und sich erst einmal wieder fangen muss.

Nicht nur Kahn ist (k)ein Titan
Namensgebend für den aktuellen Crash-Titel sind große Monsterkreuzungen von Cortex, gegen die sich Crash im Verlaufe des Spieles behaupten muss. Diese sind allerdings halb so bedrohlich wie sie aussehen, denn habt ihr ihre Energie erst einmal durch Schlagkombos reduziert, werden sie kurze Zeit benommen und ihr könnt durch einen Druck auf die untere Steuerkreuztaste die Kontrolle übernehmen und quasi auf den Monstern reiten und sie so selbst steuern. Von einem sehr aggressiven Mammut bis zum Scorpion-Gorilla gibt es fast alles. Zusammengezählt sind es 15 Monster, viele spielen sich jedoch gleich und im Prinzip lassen sich die ungewollten Helfer in wenige Kategorien aufteilen: Ausdauernd, schnell oder durchschlagskräftig sind hier die Schlagworte. Verständlicherweise ist eines mitunter stärker als das andere, wodurch sich quasi eine Art Nahrungskette ergibt, an dessen Ende Crash steht. Wer nun unbeschadet durch die Level kommen möchte, der sollte Kontrolle über einen Titan gewinnen und damit den nächstgrößeren plätten, um sich so auf der Nahrungskette nach oben zu kämpfen, bis er dann irgendwann ein Monster kontrolliert, mit dem er eine Chance gegenüber den großen Endgegnern hat. Jedes Monster stattet den Spieler hierzu mit neuen Kräften aus. Mit dem Mammut kann man große Barrikaden zerstören, während sich andere Monster für Distanzangriffe oder gröbere Nahkampfgeplänkel eignen.
Alles in allem ist das eine nette Idee und passenderweise geht das Konzept auch noch auf, allerdings stellt Crash of the Titans den Spieler dann irgendwie doch nicht zufrieden. Grund sind fehlende Rätseleinlagen, die das Spiel auflockern. Im Endeffekt wird nur nach vorn gelaufen, bis man irgendwann das Ziel erreicht. Es gibt dabei keine optionalen Sachen zu erledigen, lediglich das Zerstören von bestimmten Gegnern wird später mit einigen Konzeptgrafiken zum Anschauen oder ähnlichen Spielereien belohnt. Die einzigen Aspekte, die ein wenig Abwechslung ins Spiel bringen, sind zum einen kleine Teleporter, die Crash kurzerhand in ein kleines Areal teleportieren, wo er sich an einer kurzen und knackigen Aufgabe innerhalb eines knappen Zeitlimits versuchen kann. Meist werden hier in einer bestimmten Zeit alle Schergen von Cortex besiegt, oder man sammelt eine bestimmte Anzahl an Objekten ein. Dann wird in manchen Leveln noch mit einer Art Hover-Board gespielt, das man sich wohl bei Jak II von der PS2 abgeschaut hat. Hier werden die Level dann etwas rasanter, meist bleibt es jedoch beim uninspirierten plattform-Jump and Run.
Das Problem der Objektivität
Ein guter Lichtblick bleibt Crash of the Titans noch. Die gelungene Synchronisation in Deutsch gibt jedem Charakter eine passende Persönlichkeit und die Dialoge strotzen vor Witz, sodass man sich in den Zwischensequenzen durchaus unterhalten fühlt. Der Rest scheitert leider am faden Gameplay, das durch die stellenweise mittelmäßige Kameraführung und die Beat em up-Elemente einige Tritte abkriegt. Denn wenn viele Monster von Cortex auf Crash losgehen, dann kann man sich nicht immer wehren und wird so manches Mal niedergeschmettert. Hier scheint die Gegner-KI ein bisschen schlecht gewichtet. Das sorgt nicht unbedingt für grenzenlosen Frust, beim Redakteur jedoch in diesem Falle für einen Mangel an fairer Objektivität beim Testen. Man fragt sich nämlich schlichtweg, wem man diesen Titel ans Herz legen soll, wenn in wenigen Wochen Super Mario Galaxy für Wii erscheint. Allein der Ideenreichtum von Super Mario Galaxy wird bei Crash of the Titans nicht annähernd abgedeckt. Genauer gesagt wird er es gar nicht. So bleibt dem Spiel nichts anderes übrig, als ins gehobene Mittelfeld abzurutschen, wo es mit einem ordentlichen Umfang, einer netten Präsentation und einem nicht ganz ausgereiftem Gameplay schließlich landet. Da kann auch der Kooperationsmodus, den das Spiel bietet, nicht sonderlich viel reißen. Er wertet das Spiel aber zumindest um ein paar Punkte auf und ist wirklich intelligent ins Spiel eingebunden. Spieler 2 hilft Spieler 1 in Kämpfen, kann sich sonst aber in Crash’s Rucksack verstecken, sodass Jump and Run Passagen nicht lästig werden. Dann gibt es noch den „Bockspringer-Modus“, bei dem ebenfalls kooperativ gespielt wird, die Steuerung nach jeder Aktion jedoch zwischen den zwei Spielern wechselt. Also Chaos pur, wenn man sich nicht blind miteinander versteht, trotzdem aber irgendwie witzig. Allerdings ändert auch das nichts an der Tatsache, dass man sich auch zu zweit lediglich durch unkreative Levels prügelt, bis das Spiel dann irgendwann zu Ende ist.
Fazit: Als Nintendo-Veteran sind die Crash Bandicoot-Spiele fast spurenlos an mir vorbeigezogen, obgleich man genau wie bei Spyro hier und da immer mal etwas aufgeschnappt hat. Nach dem ersten genauen Spielen eines Crash-Titels muss ich aber sagen, den kleinen Kerl finde ich ganz okay. Auch das ganze Spiel ist ein solides Jump and Run und im Prinzip ganz nett, nur leider reicht das nicht wirklich, wenn galaktische Konkurrenz einen Meter weiter im selben Regal des Elektronikfachmarktes liegt. Für Jüngere Spieler ist Crash of the Titans sicher zu empfehlen, der geübte Jump and Run Spieler giert aber nun einmal nach mehr Abwechslung, Rätseln und frischen Ideen, die Crash of the Titans abseits des Koop-Modus leider nicht bieten kann. Für Crash-Fans und Jump and Run Freunde liegt nichts desto trotz ein solides Spiel vor, das man sich ansehen kann. Wer sich zu unsicher ist, spielt am besten einmal Probe.
Von Lars Peterke
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| Wertung für das Spiel Crash of the Titans | |
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| 6.6 | Grafik Nette PS2-Cartoon-Optik, die die Fähigkeiten von Wii nicht ausnutzt und eben nur „nett“ ist. | |
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| 8.4 | Sound Tolle Synchronisation gepaart mit unterhaltsamen Dialogen und passabler Level-Musik. | |
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| 7.1 | Steuerung Funktioniert gut, wirkt jedoch uninspiriert, wenn man die vielen Steuerungsideen von Mario Galaxy im Kontext sieht. | |
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| 6.7 | Gameplay Stellenweise blöde Kameraführung, unfaire Spielpassagen und permanent präsente Ideenlosigkeit trüben den Spaß. | |
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| 6.9 | Gesamt (Kein Durchschnitt der Einzelwertungen) | |
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