Unser Netzwerk: NintendoWiiX.net   | NintendoWiiX Forum   | Planet3DS.de
Metroid Prime 3: Corruption
Review von Lars Peterke (mail) | 28.10.2007

Fast ein Jahr nach dem Wii-Launch ist es soweit. Mit Metroid Prime 3: Corruption trudelt nach "The Legend of Zelda - Twilight Princess" endlich der nächste Ausnahmetitel für Wii ein. Und Herrgott, es macht sicherlich keinen Sinn, diesen Titel in Frage zu stellen, dennoch sei Metroid Prime 3 innerhalb dieses Reviews spoilerfrei vorgestellt und differenziert beleuchtet. Hierfür habe ich in diesem Test drei Messlatten angesetzt: zum Ersten Red Steel, die bisherige Wii-Messlatte in Sachen Shooter, zum Zweiten die Spiele Metroid Prime und Metroid Prime 2: Echoes, da ich in diesem Review auch die Trilogie als Gesamtwerk betrachten werde, und zum Dritten den First Person PC-Shooter Crysis. Jawohl, Crysis.

Die Trilogie im Blickfeld
Ich denke, jeder Nintendo-Spieler der Neuzeit hatte schon einmal mit Metroid Prime zu tun. Wer Metroid Prime 3 jedoch nur aufgrund fehlender Blockbuster  gekauft hat oder kaufen möchte, hier ein Abriss der Handlung aller drei Episoden, wobei ich mich beim dritten Teil fairerweise nur auf die Einführung beschränke.

Los geht es mit Metroid Prime, welches aus dem Blickpunkt der gesamten Trilogie gesehen den Prolog darstellt und noch recht wenig mit der Haupthandlung der Reihe zu tun hat. Samus Aran wird zu einer Raumstation der galaktischen Förderation gerufen, auf der es vor kurzem einen Angriff der Weltraumpiraten gegeben hat. Nach einem Kampf mit einem ziemlich ekeligen Parasiten geht die Raumstation über den Jordan. Zuvor gibt es jedoch eine Begegnung mit Weltraumpiratenführer Meta-Ridley. Dieser wird von Samus Aran anschließend auf den PIaneten Talon IV verfolgt. Im Laufe des Spiels erfährt Samus das Schicksal des PIaneten. Einst lebten die Chozo auf Talon IV, wurden jedoch von einer Seuche ausgelöscht. Nach dem Einschlag eines Meteoriten trat ein Giftstoff, der im Spiel Phazon genannt wird, auf dem planeten aus und um das Universum vor dieser Gefahr zu bewahren, versiegelten die Chozo vor ihrem Untergang den Einschlagskrater des Meteoriten. Allerdings muss Kopfgeldjägerin Aran herausfinden, dass die Weltraumpiraten das Phazon bereits entdeckt haben. In großen Minen bauen sie den radioaktiven Stoff ab und experimentieren damit – unter anderem auch an den namensgebenden Metroids. Nachdem Samus gegen Ende des Spiels mit dem Phazon in Kontakt gerät und den „Phazon Suit“ erhält, wird klar, dass das Phazon an der Quelle vernichtet werden muss. Nach dem Sammeln der Chozo-Artefakte trifft Samus im Einschlagskrater auf das Metroid Prime, welches selbstredend zusammen mit dem Phazon vernichtet wird. Das hat jedoch auch zur Folge, das Samus ihres Phazon Suits und damit auch ihrer DNA beraubt wird. Eifrige 100-Prozent-Durchspieler können dann nach Endsequenz und Abspann der Geburt der Dunklen Samus beiwohnen.

In Metroid Prime 2: Echoes verschlägt es Samus auf den PIaneten Aether, der in zwei Dimensionen geteilt ist. Hier tobt der Krieg zwischen den dunklen Ing und den guten Luminoth, die kurz vor ihrer Ausrottung stehen. Samus untersucht ursprünglich nur den Verbleib einer Truppe der galaktischen Förderation, sieht sich jedoch bald ihrem Doppelgänger, der dunklen Samus gegenüber. Samus Aran schafft es schlussendlich, die dunkle Seite des PIaneten Aether zu zerstören, doch die Dunkle Samus überlebt auch diesen Gegenschlag dank ihrer enormen Kräfte. Sie kontrolliert das Phazon vollkommen, was uns zu Teil drei führt. Die galaktische Förderation wird von den Weltraumpiraten angegriffen. Das Spiel beginnt mit dem Angriff der Weltraumpiraten und es gilt, zusammen mit einigen anderen Kopfgeldjägern die PIanetenbasis der Förderation zu schützen. Der Einschlag eines Phazon-Meteors kann zwar verhindert werden, jedoch werden Samus und ihre Partner niedergestreckt. Wieder bei Kräften stellt sich Erstaunliches heraus: Samus' Körper hat auf den Angriff reagiert und sich verändert. Dies ermöglicht ihr den Einsatz kraftvollerer Waffen. Das wäre hauptsächlich der Hyper-Modus, den Prime-Kenner schon aus dem letzten Bosskampf des ersten Teils kennen. Nachteilig dabei jedoch: Übertreibt Samus es mit der Macht, die ihr durch das mutagene Erz verliehen wird, wird sie "korrumpiert". Corruption. Und auch die Dunkle Samus spielt natürlich eine gewisse Rolle auf Samus' Wegen. Klar so weit? Mehr wird nicht verraten.



Das Metroid-Prinzip. Und was es Neues gibt
Metroid-Spiele sind für gewöhnlich so aufgebaut, dass man mit Samus auf einem Himmelskörper landet, diesen komplett erkundet und sich nach und nach in verschiedene Bereiche vorarbeitet. Dabei wird viel geballert, im Blickpunkt steht jedoch das Entdecken von Wegen und das Lösen von Rätseln. Alle Prime-Spiele, und so auch Corruption, zeichnen sich durch exzellentes Leveldesign aus. Nahezu jeder „Raum“ im Spiel birgt ein kleines oder großes Rätsel, das gelöst werden muss, um voranschreiten zu können. Alternative Wege finden, Schalter umlegen, Mechanismen in Gang setzen, fast alles wird vom Spieler gefordert. Dazu kommt der für Metroid übliche Aspekt der Nichtlinearität. Oft verschlägt es einen an bereits besuchte Orte, man findet überall neue Geheimnisse und Items, wenn man sich mit neuen Fähigkeiten ausgestattet an alte Orte begibt. Das ist in Teil Drei nun geringfügig anders, da das Spielgeschehen hier auf mehreren PIaneten spielt. Das sorgt dafür, das alles ein klein wenig beschaulicher, jedoch nicht minder umfangreich wirkt. Ebenfalls wieder wichtig in Metroid Prime 3 ist das Scannen von Objekten. Schalter werden so aktiviert und Areale genauer untersucht. In den ersten beiden Teilen war es meist so, dass der Spieler nur das Nötigste scannte. Viele Storyschnipsel, die man beispielsweise durch das Scannen von Inschriften der Chozo entdeckte, gingen dabei verloren. In Teil 3 hat man sich dafür etwas Feines überlegt: Erst einmal funktionieren einige Elemente generell erst, wenn man sie scannt, und ferner gibt es für alles Punkte. Scannt eine Inschrift und es gibt Punkte. Erfüllt eine Aufgabe und es gibt Punkte. Und wer will, kann diese dann im Hauptmenü für Konzeptgrafiken, Musikstücke und so weiter ausgeben. Sogar einen Mii-Wackelkopf für euer Raumschiff und eine Screenshot-Funktion gibt es. Ansonsten ist vieles beim Alten geblieben, zumindest was die Spielbarkeit angeht. Hier wird dann allerdings durch viele neue Elemente ein fast neues Metroid kreiert. Recht ungewöhnlich zudem: Das erste Mal spielt ihr zu Beginn des Spiels nicht mit einer völlig „nackten“ Samus. Ihr besitzt bereits von Anfang an die Space Jump Boots (Doppelsprung) sowie den Morph Ball und die dazugehörigen Morph-Ball-Bomben. Im späteren Spielverlauf erlangt der Spieler dann einen Upgrade-Mix aus altbekannten und neuen Funktionen.

Viel Interessanter ist nun aber, was es Neues gibt: Das wohl banalste, meistgenutzte und irgendwie witzigste neue Feature in Metroid Prime 3: Corruption sind Terminals und Schalter, die exzessiven Gebrauch von der Wii-Fernbedienung machen. Pumpbewegungen mit Vorwärts- und Rückwärtsbewegungen, rausziehen, drehen, reinstecken, drücken, auswählen, im Uhrzeigersinn drehen, es gibt die abenteuerlichsten Varianten, Schalter in Metroid Prime 3 zu betätigen. Und man fühlt sich dann auch noch  unwahrscheinlich cool dabei. Durch die Bewegungssteuerung wurde zudem der Grapple-Beam weiter in den Vordergrund von Metroid Prime 3 gesetzt. Neben dem obligatorischen Schwingen an bestimmten Halterungen kann der Grapple-Beam nun auch mit Objekten interagieren. Beispiel: Eine Tür ist versperrt. Mit Z das Objekt anvisieren, Nunchuk nach vorn schwingen, um den Grapple-Beam zu verwenden und wieder nach hinten ziehen, um selbiges am Objekt zu bewirken. Hat ein bisschen etwas von einer Peitsche und ist äußerst effektiv, um Schalter umzulegen, Gegnern ihrer Schilde zu berauben oder um einen mächtigen Obermotz am Schwanz zu ziehen. Bedeutet im Klartext viel neue Innovation für das Gameplay. Ebenfalls neu ist neben dem altbewährten Scan Visor der Command Visor, den man ebenfalls schon recht früh bekommt. Mit ihm habt ihr die Möglichkeit, euer Raumschiff zu kontrollieren. Pro PIanet gibt es dann verschiedene Landezonen, die ihr anfliegen könnt. In großen Arealen kann es dabei mehrere Landezonen geben, die ihr jedoch erst aktivieren müsst. Hier würde dann der Command Visor zum Einsatz kommen. Ebenfalls interessant: Wenn ihr euer Schiff im Verlauf des Spiels mit Waffen ausgestattet habt, könnt ihr an markanten Punkten des Spiels einen Luftangriff anfordern, um beispielsweise neue Wege freizulegen. Da die Weltraumpiraten allerdings nicht dumm sind, müsst ihr zuvor meist Störsender abschalten und dann schnell euer Raumschiff herbeirufen. Im Spielverlauf gibt es neben den Missile Tanks für Samus dann auch Missile Tanks für euer Raumschiff zu finden.

Eine kleine Neuerung sind speziell markierte Kanten, an denen Samus sich hochziehen kann. Nichts Weltbewegendes, sorgt aber für ein wenig Abwechslung. Die letzte Neuerung ist der Hyper-Modus. Samus ist nach dem Prolog des Spiels mit einer Phazon Enhancement Device (PED) ausgestattet. Damit kann nach längerem Gedrückthalten des PIusknopfes der Hyper-Modus aktiviert werden. Nun ist es möglich, mit Phazon zu ballern. Dieses Feature ist jedoch nur begrenzt nutzbar, da euer Körper keine Unmengen an Phazon zur Verfügung hat. Außerdem ist der Einsatz des Hyper-Modus nie ganz sicher. Wird ein Fehler im PED-System, eine Art Virus entdeckt, könnt ihr den Hyper-Modus nicht mehr verlassen und ihr müsst durch schnelles Feuern eure Phazonreste aus eurem Körper entfernen. Dies kann passieren, wenn ihr von phazonbasierten Waffen getroffen werdet, die dann zu einer Art Phazon-Überschuss in eurem Körper führen.  Natürlich gibt es abschließend noch einen Haufen Details, die Metroid Prime 3: Corruption ausmachen, allerdings würden diese mit Sicherheit den Rahmen eines Reviews sprengen. Erwähnt sei aber noch, das WiiConnect24 unterstützt wird. Ihr könnt es eure Freunde wissen lassen, falls ihr gerade Metroid Prime 3 spielt und von euch erstellte Screenshots aus dem Spiel könnt ihr ihnen ebenfalls senden.

Messlatte Nr. 1: Red Steel
Einige von euch werden Red Steel sicher gespielt haben. Der Titel war ein überzeugender First Person Shooter, der als erster eine wirklich innovative Wii-Steuerung nutzte und bis heute eigentlich der einzige Shooter ist, der exklusiv für Wii entwickelt wurde. An ihm muss sich Metroid Prime 3: Corruption nun messen und - wie sollte es anders sein- Metroid steckt Ubisofts Japano-Shooter mit Links weg. Das liegt hauptsächlich daran, dass sich die Steuerung viel genauer anfühlt. Man merkt das Feintuning, das hier offenbar sehr akribisch betrieben wurde. Die Knopfbelegung ist ebenfalls optimal gewählt. Schießen mit dem A-Knopf, Springen mit dem B-Knopf. Auf Wunsch lassen sich die Funktionen dieser beiden Tasten im Menü austauschen. Auch Pointer-Sensivität und einige weitere, nützliche Optionen werden zur Anpassung der Steuerung bereitgestellt. Gelenkt wird mit dem Nunchuk, Gegner visiert man mit dem Z-Knopf an und mit dem C-Knopf wechselt man in den Morphball-Modus. Raketen feuert ihr bei Bedarf mit Steuerkreuz-Unten ab. Der Minusknopf wechselt in die Visior-Auswahl. Jetzt mag manch einer behaupten dies sei umständlich, da man die verschiedenen Visoren oft braucht, doch man merkt schnell, dass diese Knopfbelegung lediglich eine Sache der Gewöhnung ist. Das Ganze klappt nämlich wesentlich besser als damals mit dem Steuerkreuz am GameCube-Pad. Ihr müsst einfach nur den Minusknopf gedrückt halten und dann den Zeiger der Wii-Fernbedienung grob in eine Richtung lenken: Oben, unten links oder unten rechts. Danach wird der Minusknopf losgelassen und der Visor ist gewählt. Durch einen Druck auf die Feuertaste oder einem erneuten, kurzen Druck auf den Minusknopf geht es wieder zurück in die Kampfansicht. Das Menü und die Karte eurer Umgebung ruft ihr mit der 1-Taste auf. Dazu kommen noch einige spezielle Fernbedienungs- und Nunchuk-Bewegungen. Da nur letztere in Kämpfen auftauchen und alle anderen meist nicht in Kampfgefechten stattfinden, kommt keine großartige Hektik auf. Lediglich zu besonderen Situationen ist hier Einsatz gefragt. So saugt euch beispielsweise ein großes Monster mit einer froschartigen Zunge heran und ihr müsst schnell Fernbedienung und Nunchuk zu euch heranziehen. Dies ist jedoch eher die Ausnahme und die geforderte Aktion wird dann auch auf dem Bildschirm eingeblendet. Im Fazit wurde hier ein eleganter Spagat zwischen Neuem und Altbewährtem geschaffen. Während man bei Red Steel aufgrund der vielen Bewegungen oft sehr überfordert ist, geht bei Metroid Prime 3: Corruption alles wie im Schlaf.



Messlatte Nr. 2: Die Vorgänger
Metroid Prime war einer der bedeutendsten GameCube-Titel. Er brachte eine der wichtigsten Nintendo-Franchises in die dritte Dimension und kann als ein Videospiel-Meilenstein angesehen werden. Teil Zwei konnte dann mit einer ausgeprägten Story und Verbesserungen in der Grafik gepaart mit neuen Gameplay-Ideen nachlegen. Die beiden Titel werfen einen weiten Schatten und es bleibt zu klären, wie sich Metroid Prime 3 hiervon abhebt. Bösen Zungen, die sagen Teil Drei sehe aus wie die Vorgänger, muss widersprochen werden. Die Knackpunkte liegen hier im Detail, sind aber zum Teil sehr offensichtlich. Zuerst natürlich Samus selbst: Noch nie sah unsere blonde Kopfgeldjägerin so verdammt sexy aus – selbst in ihrer Rüstung. Der nächste, auffällige Punkt sind die Lichteffekte, die eine riesige Verbesserung gegenüber dem Vorgänger Echoes und besonders dem ersten Teil sind. Qualitativ ausgereifter und mit High Dynamic Range-Spielereien versehen, erwischt man sich dabei, wie man beim Spielen in die Metroid-Welt abtaucht. Auch die Umgebungen profitieren von den Möglichkeiten, die Wii bereithält. Tolle Texturen und eine liebevolle Gestaltung gehen hier Hand in Hand. Was dann noch fehlt, sind natürlich die Gegner. Die Weltraumpriaten sind diesmal besonders hübsch gestaltet und die Bossgegner eine wahre Augenweide und schlichtweg gigantisch anzusehen. Die Spitze des Eisbergs bilden viele tolle und vor allem cineatische Zwischensequenzen, die aus Metroid Prime 3 dann endgültig den Prime-Titel mit der dichtesten Atmosphäre machen. Die musikalische Untermalung ist ebenfalls eine Klasse für sich. Der Metroid-Sound passt perfekt zu den Arealen, lediglich ein wenig Ohrwurmcharakter fehlt. Zusätzlich wird eine sehr gelungene Synchronisation des Titels geboten. Das Gesamtkonzept ist eine fast makellose, alieninspirierte Sci-Fi-Welt. Hin und wieder wirken einige Areale recht kantig und natürlich ist Metroid kein Grafikhammer wie Halo 3 und sicher kann Wii noch ein wenig mehr, doch das hier ist schon ganz nah am Optimum dran. Das Spiel läuft übrigens immer flüssig und Ladezeiten gibt es nicht. So muss es sein.

Messlatte Nr. 3: Crysis
Warum zur Hölle nehme ich ein PC-Spiel mit fast fotorealistischer Grafik hier als Messlatte? Die Antwort: Lediglich um zu beweisen, wie viel ein gutes Gameplay bei einem First Person Shooter ausmacht. Die Geschichte dazu ist schnell erzählt. Als Redakteur, der PR-Events besucht, lernt man ab und an einige interessante Leute kennen, landet dann bei einer renommierten, deutschen Videospielzeitschrift und hat dort die Möglichkeit, einige Wochen vor dem Release eine fast komplette Vollversion von Crysis auf einem High End PC zu spielen - einen ganzen Tag lang. Nun verhält es sich mit Crysis so, dass es ein PC-Shooter in Reinkultur ist, und man mehr oder weniger sofort drauf los ballert. Nach einigen Stunden stellt sich dann ein ermüdendes Gefühl ein und irgendwann schaltet man dann den Rechner ab. Entweder weil man nach Hause muss oder weil man zusammen mit zwei anderen Redakteuren verzweifelt vor einer PS3 steht und Pro Evolution Soccer nicht zum Laufen bekommt. Einen Tag später prahlt man dann bei seinem Freund, man habe bereits Crysis gespielt. Das war es dann auch und man hakt das Spiel ab. Bei Metroid Prime 3 ist das allerdings anders. Aus „nur mal eben das neue Level ansehen“ werden schnell weitere zwei bis drei Spielstunden, auf einmal ist es 2 Uhr morgens und völlig schockiert geht man ins Bett, ganz eindeutig mit dem Wissen, dass das Einschalten der Wii-Konsole die erste Handlung nach dem Aufstehen sein wird. Dieser Umstand hält sich mehrere Tage, bis man mit Samus den finalen Sieg errungen hat. Und das ist dann der Punkt, an dem Metroid Prime 3: Corruption sein Geld mehr als wert ist und Crysis schneller wieder im Regal landet, als man denkt.

Fazit:
Metroid Prime 3: Corruption ist gewissermaßen das „Der Herr der Ringe“ der First Person Shooter. Das 2D-Jump and Shoot Metroid, welches (wie Tolkiens „nicht verfilmbares Buch“) als „nicht umsetzbar für die dritte Dimension“ galt, wurde von den Retro Studios umgesetzt und gipfelte schlussendlich in einer Spiele-Trilogie, die ein beeindruckender Spagat zwischen First Person Shooter und Action Adventure geworden ist. Der vorliegende, dritte Teil ist das Highlight und zugleich der storymäßige Höhepunkt der Trilogie. Ferner kommen viele neue Spielideen zum Einsatz, von denen Spiele wie Crysis meilenweit entfernt sind. Auch technisch ist Metroid Prime 3 ein exzellentes Spiel, welches allerdings nicht so bedeutende Maßstäbe auf Wii setzt wie einst Teil Eins und Zwei auf dem GameCube. Nichtsdestotrotz liegt ein Ausnahmetitel in den Läden und mit der gesamte Prime-Trilogie der neben Halo wohl bedeutendste Konsolen-Shooter aller Zeiten.

Zweite Meinung von T.Herrmann
Metroid Prime 3 - Corruption ist wie ein Cocktail. Es mixt Altes mit Neuem und schmeckt dadurch irgendwie neu und frisch und doch vertraut. Bestimmte Zutaten, die ihm beigegeben worden sind, fügen sich wunderbar ins Gesamtkonzept ein und geben dem Ganzen eine spezielle Note, die den Cocktail besser macht als alles davor. Noch dazu ist er hübsch garniert mit einem Papierschirmchen und einer saftigen Südfrucht an der Seite und präsentiert sich allein äußerlich so, dass man ihm eigentlich gar nicht mehr widerstehen kann.

Um das Ganze einmal weniger abstrakt auszudrücken: Metroid kombiniert das altbekannte Gameplay des Alleinseins auf einem planeten, das langsame Erkunden jedes Fleckens, das Durchforsten von dunklen Höhlen und versteckten Räumen mit etwas Neuem: Samus Aran befindet sich in ihrem ersten Wii-Abenteuer mitten im Krieg. Nicht an dem Punkt, an dem er sich sowieso seinem Ende zuneigt wie in "Prime 2" und nicht lange nach der großen Katastrophe wie in "Prime 1", wo der Spieler nach und nach alles erfährt, was vorgefallen ist. Sie ist im direkten Kampf und tritt gleich gegen mehrere Gegner an - gegen die volle Armada der Weltraumpiraten, gegen ihr böses Abbild, die Dunkle Samus, und nicht zuletzt auch gegen sich selbst und das Phazon. Dazu benötigt sie erstmals auch Hlfe von außerhalb und ist nicht immer ganz auf sich allein gestellt, was der Kopfgeldjägerin zum einen ein etwas menschlicheres Gesicht verleiht und zum anderen die Atmosphäre von Metroid Prime 3 - Corruption auf eine neue Ebene bringt, die frisch ist und doch im Gesamtkontext gesehen nicht die Tradition bricht. Die Grafik und die musikalische Untermalung macht das Spiel indes zum schönsten Metroid- und Wii-Titel bisher und die Steuerung wirkt endlich einmal nicht aufgesetzt und erzwungen wie bei vielen anderen Wii-Titeln, sondern fügt sich sinnvoll ins Gesamtkonzept ein, passt wie angegossen und funktioniert, wie sie bei einem Wii-Shooter-Abenteuer funktionieren sollte. Metroid Prime 3 - Corruption schließt die Phazon-Trilogie actionreich, würdig und grandios ab und gibt dem Spieler das, was der bei Teil 1 und 2 vielleicht unbewusst noch vermisst hat.

Von Lars Peterke
Wertung für das Spiel Metroid Prime 3: Corruption
Wertungen Beschreibung
9.5Grafik
Wii kann sicher mehr, doch was hier gezeigt wird, ist wirklich ganz großes Kino. Tolle Lichteffekte, anspruchsvoll gestaltete Gegner und viel Liebe zum Detail. Das schönste Metroid bisher.
9.3Sound
Sehr gut gelungene Sprachausgabe, exzellente Hintergrundmusik mit bekannten und unbekannten Stücken, lediglich ein wenig Ohrwurmcharakter fehlt hier und dort.
9.7Steuerung
Anfangs sehr ungewohnt, danach ein Traum. Die Retro Studios beweisen eindrucksvoll, was Nintendo mit „Wii ist die perfekte Konsole für First Person Shooter!“ meinte.
9.3Gameplay
Der permanent präsente Ideenreichtum der Entwickler sorgt für viel Spielspaß und Abwechslung und ist noch einmal eine Steigerung gegenüber dem zweiten Teil. Messlatte für jeden anderen Abenteuer-Shooter.
9.4Gesamt
(Kein Durchschnitt der Einzelwertungen)



© Copyright GameCube X / Nintendo Wii X 2001 - 2023 | All rights reserved