Unser Netzwerk: NintendoWiiX.net   | NintendoWiiX Forum   | Planet3DS.de
Big Brain Academy
Review von Tim Herrmann (mail) | 21.07.2007

Seit dem 3. Juni quälen einen eurer WiiX-Redakteure schreckliche Scham und scheußliche Verachtung vor sich selbst und seinem Gehirn. Seit ihm der unglaublich anmaßende Professor Lobo von der großen Gehirn-Akademie auf Nintendos Gehirn-Jogging-Event im Angesicht der halben Weltöffentlichkeit seine… recht mäßige… Gehirnmasse offenbart hat, sehnt er sich ununterbrochen nach einer Revange. Und er soll sie bekommen – frisch mit Dr. Kawashima und seinen neuesten Gehirn-Übungen auf dem Nintendo DS gedopt und gedrillt, hat er seit dem 20. Juli nun die Möglichkeit, dem konturlosen Leiter der Big Brain Academy ganz in Ruhe einen erneuten Besuch abzustatten und ihm zu zeigen, was aus ihm seit der damaligen Schmach geworden ist.
Was dabei letztendlich herausgekommen ist, ob er noch bei WiiX weitermachen wird oder ob er sich gleich für immer in der Big Brain Academy eingeschrieben hat, um damit seinem Leben einen neuen Sinn zu geben, können wir euch nun neben anderem Wissenswertem in unserem Testbericht zu Big Brain Academy für Wii verraten.

Begrüßung der Erstsemester
Das erste, was nach der Begrüßung durch das altverhasste Gehirnwesen geschah, war das Aufrufen des Test-Modus. Für den reinen Einzelspieler stellt diese Abteilung das Herz und die Seele von Big Brain Academy für Wii dar; außerdem dient er als allererster Krisenbericht, der einen indirekt für den Kauf dieser Trainingssoftware loben will, weil da in den grauen Zellen doch einiges im Argen zu sein scheint. Der Spieler wird hier mit Übungen aus allen fünf Trainingskategorien (Memoria, Piktura, Analyse, Algebra und Vision) bombardiert und bekommt am Ende die Abrechnung zu Gesicht, die ihm in aller Vertrautheit mitteilt, dass sein Gehirn nur knapp das Gewicht zweier Orangen übersteigt.

Das Ganze läuft dann in einem Konzept ab, das dem der Wario-Ware-Reihe nicht ganz unähnlich ist. Alle paar Sekunden werden Bildschirme eingeblendet und man muss zuerst blitzschnell entscheiden, was das Problem ist, was das Programm von einem will und dann eine Lösung für dieses Problem finden. Man kann zwar bei Weitem nicht sagen, dass die Minispiele auf der gleichen verrückten Ebene spielen wie die von Marios gierigem Widersacher, allerdings kann man sie auch keinesfalls gleichsetzen mit den Übungen Dr. Kawashimas, die ja sehr wissenschaftlich und eher seriös angelegt sind. Die verschiedenen Minispiele präsentieren sich in ihren dazugehörigen Kategorien, die brav und ordentlich der Reihe nach abgefragt werden. So sind Überraschungen, die die Spieler manchmal auf kaltem Fuß erwischen könnten, (leider?) eine Rarität. Auch gibt es bei Big Brain Academy keine Leben bzw. keine erlaubte Anzahl an Fehlern, nach deren Auslaufen man von vorn starten muss. Die Fehler wirken sich letztendlich einfach negativ auf das Gesamtergebnis aus, das am Ende eines jeden Tests steht.
Wutentbrannt werden viele wohl meistens – zumindest aber nach dem ersten Versuch - einen erneuten Test starten in der Hoffnung, dass sich da doch wohl irgendjemand oder irgendetwas irgendwo verrechnet hat. Beim zweiten Durchspielen wird dann früher oder später der altbekannte Déjà-Vu-Effekt eintreten, der einem Glauben machen will, man hätte das doch alles schon einmal gesehen.

Leider ist dies nicht nur ein Déjà-Vu-Effekt, sondern sogar ein Déjà-Vu-Fakt, denn tatsächlich bietet das Spiel realistisch gesehen nicht mehr als 15 Minispiele (plus ein paar versteckte in anderen Modi). Doch bevor nun jeder in Panik ausbricht und die Lektüre dieses Berichtes wegen akuten Desinteresses abbrechen will, sei die Aussage ein wenig gemildert: Zwar sind es in der Tat nur 15 Übungen, diese variieren allerdings in sich noch einmal mit drei verschiedenen Schwierigkeitsgraden und unterschiedlichen Varianten der Präsentation, sodass man doch immer Mal wieder eine klitzekleine Überraschung im Test erlebt. Unstrittig ist jedoch, dass da zugunsten der Abwechslung mehr hätte drin sein müssen.



Verständlicherweise ist der Testmodus nicht das Einzige, mit dem man sich in Big Brain Academy vergnügen kann. „Übungen“ ist ein weiterer Punkt, der von Beginn an anwählbar ist. Leider ist dieser im Testmodus eigentlich schon fast eingebaut, schließlich übt man die Aufgaben ja automatisch, wenn sie einem dort der Reihe nach gestellt werden. Nur für ganz Ratlose, die eine Aufgabe mehrmals üben müssen, um sie zu meistern, und für ultimative Highscore-Jäger, die überall perfekt mit der bestmöglichen Medaille abschließen und alles auf superschwer spielen wollen, ist dieser Modus sinnvoll.

Mehr Hirne - Mehr Spiel
Und für Einzelspieler war es das jetzt tatsächlich auch schon. 15 Minispiele, ein Modus plus ein weiterer, der nur für ganz Ehrgeizige interessant sein dürfte… Glücklicherweise hört sich das schlimmer an, als es wirklich ist, schließlich ist da ja auch noch der Multiplayer-Modus vorhanden, der eindeutig den Kernpunkt dieses Wii-Titels darstellt. Alleine die Tatsache, dass es drei Mehrspielermodi (im Vergleich zu eineinhalb für Einzelspieler) gibt, zeigt, dass hier das Hauptaugenmerk der japanischen Entwickler liegt. Beim ersten Modus handelt es sich um den Gehirnsprint. Nach einigen Vorkehrungen wie der Auswahl des Schwierigkeitsgrades und natürlich der Mitspieler, kann es losgehen. Das Prinzip ist dabei schnell erklärt: Wer als erstes eine bestimmte Anzahl an Spielen gemeistert hat, gewinnt. Der zweite verfügbare Modus trägt den Namen Gehirn-Marathon und ist ein kooperativer Spielmodus, bei dem durch Weiterreichen mit nur einer Wiimote eine möglichst hohe Anzahl an Minispielen bestritten werden muss. Patzt einer, ist das Spiel vorbei. Der dritte und somit letzte Mehrspieler-Modus ist das Gehirn-Quiz, an dem bis zu acht Mitspieler (unterteilt in zwei bis vier Teams) mit nur einer Wiimote teilnehmen können (Zwar lässt es sich auch allein spielen, die ungeliebte Langeweile nimmt dann aber schnell Besitz vom Spieler). Hier müssen verschiedene Felder der Reihe nach gewählt und die sich darauf befindlichen Minispiele in einer bestimmten Zeit absolviert werden. Je nach dem, wie viele man innerhalb des Zeitlimits schaffen konnte, bekommt man eine Punktzahl, die bei einigen Ereignisfeldern auch noch verdoppelt wird. Letztendlich gewinnt der Spieler bzw. das Team mit der höchsten Punktzahl.
Damit aber noch nicht genug: einen indirekten Online-Modus bietet das Spiel nämlich auch. Zwar ist dieser wenig spektakulär und bei Weitem nicht so sinnvoll wie es ein echter Online-Multiplayer wäre, eine Erwähnung ist er aber dennoch wert: Man kann nämlich über WiiConnect24 seine Testergebnisse, die sich im Spiel „Studienbücher“ nennen, mit Freunden tauschen, die ebenfalls im Besitz des Spiels sind. Mit diesen „Daten“ kann man dann einen Gehirnsprint starten, in dem der Computer mit den Fähigkeiten des Mitspielers agiert. Wie gesagt, der Online-Multiplayer fällt sehr indirekt aus.

Insgesamt kann man dem Mehrspieler-Modus gut und gerne die wichtigste Rolle in Big Brain Academy für Wii zusprechen. Er zeichnet sich durch seine benutzerfreundliche Wiimote-Politik aus, die vielen Teilnehmern das Mitspielen mit nur einer Wiimote ermöglicht, und kommt mit Sicherheit auf jeder Party immer bei allen Spielern – ob Alt oder Jung - gut an. Das darf man allerdings auch erwarten, schließlich ist Big Brain Academy für Wii der erste Titel auf Nintendos Heimkonsole, der das "Touch!Generations"-Logo tragen darf, das ein Spiel mit besonderer Einsteigerfreundlichkeit kennzeichnet und Hardcore-Spieler des Öfteren wegen mangelnder Spieltiefe abschreckt. In diesem Falle trägt das Spiel es vollkommen zu Recht, denn - Punkt 1 - mit der Steuerung und dem Spiel an sich kommt wirklich jeder klar. Auch wenn sie für Vielspieler sicherlich keine Revolution und nichts Besonderes ist, kann man ihr nicht abstreiten, absolut intuitiv zu sein und zu funktionieren. Auch Punkt 2, die grafische und soundtechnische Untermalung, ist typisch für ein Casual-Game. Mii-Unterstützung, Keine Grafikfeuerwerke, aber dafür auch keine Pixelmüllhalde; keine epischen Ohrwürmer, aber dafür nettes Gedudel mit vielen simplen Sprachsamples aus der Wii-Fernbedienung, die übrigens in den meisten Fällen auch auf Deutsch sind. Diese weiblichen Sprecheinlagen hören sich übrigens meiner Meinung nach an wie eine mütterliche, wohlwollende Grundschullehrerin, die ihre Schüler lobt und sie bei Fehlern weiter motiviert. Einigen kann das eventuell sehr lästig vorkommen…

Fazit:
Big Brain Academy für Wii ist im Einzelspieler nichts Besonderes – nur 15 Minispiele, die man gerne auf gut das Dreifache hätte aufstocken dürfen und eigentlich nur ein, für einige Spieler zwei, begehrenswerte Modi. Insgesamt hätte es für ihn alleine eine schlechte Wertung gegeben. Im Multiplayer-Modus entfaltet der Titel dafür aber dann sein ganzes Potenzial und rettet die Wertung in die Höhe – mit reichlich Modi und geldbeutelfreundlichen Controlleranforderungen ist er immer wieder eine Partie mit einem Freund oder einem Bekannten wert. Unterdessen präsentiert sich der Rest des Spiels, also die Steuerung, die Grafik, die Musik und die ganze Präsentation, in der typischen "Touch!Generations"-Manier. Nichts Besonderes, dafür alles in einem möglichst simplen Stile gehalten, der auch hier wieder voll aufgeht. Und um noch einmal auf die Anfangsfrage zurückzukommen: Der WiiX-Redakteur hat seine genugtuende Revange bekommen und seine Gehirnmasse innerhalb kurzer Zeit (virtuell) fast verdoppeln können. Da seine Rache sehr süß war, hat der den spaßigen Testmodus auch noch das ein oder andere weitere Mal absolviert, dann allerdings aufgrund der Kontinuität der wenigen Aufgaben sein Gehirn kurzerhand als austrainiert betrachtet und die Multiplayermodi dann allein aus Spaßzwecken immer wieder einmal genutzt. Vielleicht ein Musterbeispiel...

Zweite Meinung von A. Held:
Auch wenn es sich komisch anhört: Dieses Spiel macht dumm! Obwohl es stimmt, dass die Anzahl von 15 Minispielen anfangs sehr minimalistisch wirkt, muss man doch sagen, dass diese dafür sehr gut durchdacht sind und einem auf den höheren Schwierigkeitsgraden das Gehirn verdrehen. Wenn diese dann noch abwechselnd in schneller Abfolge möglichst zügig absolviert werden wollen, ist vorprogrammiert, dass ihr nach einiger Zeit nicht mehr klar denken könnt und kopfkratzend vor einer Additionsaufgabe sitzt, die nur einstellige Zahlen beinhaltet. Mir sagt dabei gerade der Practice-Modus mit seiner Medaillenjagd zu - was anfangs noch sehr machbar erscheint, mutiert schnell zu einer fast unlösbaren Aufgabe, wenn man die versteckten Schwierigkeitsgrade entdeckt und herausfindet, dass auch die Goldmedaille noch nicht die höchste Auszeichnung ist. Natürlich ist es kein Spiel, das die nächsten Wochen alle Spieler stundenlang an ihre Konsolen fesseln wird, aber dennoch ein sehr spaßiger Titel, der auch Einzelspieler - sofern sie sich durch Medaillenjagden motivieren lassen - sehr lange sehr stark fordern wird. Denn eines ist sicher: Trotz der simplen und einsteigerfreundlichen Steuerung ist dieses Spiel alles andere als leicht.

Von Tim Herrmann
Wertung für das Spiel Big Brain Academy
Wertungen Beschreibung
7.0Grafik
Verspielte und bunte Aufmachung, aber insgesamt sicherlich nichts, was eine besondere Erwähnung rechtfertigen würde.
7.4Sound
Schönes Gedudel aus dem Hintergrund, das aber keinerlei Ohrwurmcharakter hat. Die Sprachsamples aus der Wiimote sind deutlich und werden in einem Minispiel verwendet.
7.6Steuerung
Für Einzelspieler erschreckend schnell langweilig, für Leute, die gerne zu mehreren Spielen allerdings äußerst spaßig, auch auf Dauer.
7.5Gameplay
Funktioniert ohne jegliche Probleme, bietet aber insgesamt wenig, was nicht auch theoretisch durch Knöpfe hätte bewerkstelligt werden können.
7.4Gesamt
(Kein Durchschnitt der Einzelwertungen)



© Copyright GameCube X / Nintendo Wii X 2001 - 2023 | All rights reserved