Review von Kamil Witecy (mail) | 15.07.2007
Auf dem Nintendo 64 waren es drei, auf dem GameCube vier und für Wii dürften dieser einfachen Rechnung zufolge gleich fünf Titel der erfolgreichen Partyserie erscheinen: Die Rede ist natürlich von Mario Party. Kaum ein anderes Nintendo Franchise kann von sich behaupten, schon nach so kurzer Zeit (1999 erschien mit Mario Party für das Nintendo 64 der erste Teil) acht Fortsetzungen spendiert bekommen zu haben. Rechnet man nun den GBA-Ableger Mario Party Advance, das vom e-Reader Gebrauch machende Mario Party-e, den Japan-only Automaten Super Mario Fushigi no Korokoro Party sowie das neu angekündigte Mario Party DS noch mit ein, stehen satte zwölf Titel der Mario Party-Serie in knapp acht Jahren zu Buche, was fast schon an EA-Verhältnisse erinnert.
Auch Mario Party braucht Innovationen…
Und warum das Ganze? Weil sich Mario Party über die Jahre hinweg zu einer sehr erfolgreichen Marke entwickelt hat, die bei Jung und Alt für so einige spaßige Partystunden gesorgt hat. Dies hat natürlich auch Nintendo zur Kenntnis genommen und deswegen auch immer für den – aus Nintendos Sicht - nötigen Nachschub gesorgt. Doch das bloße Hinzufügen von neuen Minispielchen hat auf Dauer nicht mehr ausgereicht, sodass Nintendo besonders bei den letzten beiden GameCube-Teilen versucht hat, einen Schuss Innovation in das angestaubte Gameplay zu bringen. So wurde mit Mario Party 6 das obligatorische Mikrofon eingeführt, welches neben Mario Party nur noch in Odama eine wirklich nennenswerte Verwendung fand. Durch Sprachkommandos konnten so einige Minispiele gesteuert werden, was eine durchaus erfrischende Neuerung war und für Abwechslung sorgte.
Mit der Entwicklung von Wii und dessen innovativem Eingabegerät bot sich eine Weiterführung dieser Richtung nahezu kreischend an, sodass es kaum verwunderlich war, als Nintendo schon sehr kurz nach der Enthüllung ihrer neuen Heimkonsole ein neues Mario Party ankündigte. Durch die Wii-Remote, so sollte man zumindest meinen, dürften den Entwicklern kaum Grenzen gesetzt sein, um völlig neuartige Minispiele in ihr neuestes Werk einfließen zu lassen. Ob dies den Entwicklern auch tatsächlich gelungen ist, erfahrt ihr im weiteren Verlauf, zunächst geht es jedoch ans Eingemachte.
Eine tiefgreifende Story – Was ist das?
Wie auch schon in den vorherigen Mario Party-Teilen spielt die Story nur eine sehr untergeordnete, um nicht zu sagen gar keine Rolle. Der Jahrmarkt der Sterne ist in der Stadt, sodass sich Mario und Co. kaum noch halten können und kurz vor dem Ausflippen sind. Die angekündigte Sternenrallye auf dem Jahrmarkt wird dabei von dem kuriosen Duo Willi Balla Balla und seinem zweiäugigen Hut Kopftopf moderiert. Da sich bei diesen Zeilen bei den meisten wohl ein riesengroßes, entsetztes Fragezeichen über den Glatzen bilden sollte, kann an dieser Stelle auch schon einmal offiziell bestätigt werden, dass nicht nur die zwei Namen der Herrschaften selten dämlich sind, sondern euch auch die Gesamterscheinung nach spätestens drei gesprochenen Sätzen dermaßen auf den Zeiger gehen wird, dass ihr am liebsten die Wii-Remote nach ihnen werfen würdet. Nichtsdestotrotz wird dem Minispiel-Helden und zugleich Superstar der Sternenrallye ein Jahresvorrat an Bonbons in Aussicht gestellt, sodass die Story dann doch noch ein abgerundetes Ende spendiert bekommt. Oder auch nicht.

Das klassische Brettspiel
Das Spielprinzip von Mario Party ist relativ durchsichtig, simpel, aber zugleich auch so spaßig, dass man immer wieder eine Runde spielen kann, vorausgesetzt, man spielt nicht alleine. Denn erst mit mindestens einem weiteren und besonders drei weiteren Mitstreitern entfaltet Mario Party seine großen Stärken. Auch Mario Party 8 kann die Schwächen im Einzelspiermodus nicht beseitigen, soviel sei schon einmal vorweg genommen.
Beginnt das eigentliche Herzstück des Spiels, der Partymodus, und hat man sich für einen der insgesamt 14 Charaktere aus dem Mario-Universum (wobei zwei erst freigeschaltet werden müssen) entschieden und eines der leider nur sechs verschiedenen Spielbretter angewählt, kann die Party beginnen. Sollte man es nicht schaffen, vier menschliche Spieler vor die Wii zu locken, so kann der Computer die Anzahl der fehlenden Spieler ersetzen. Weiter im Spiel geht es für jeden Spieler nacheinander darum, erst zu würfeln und dann die entsprechende Augenzahl auf dem Spielbrett in Richtung des zufällig platzierten Sterns zu laufen. Ziel des Spiels ist es, möglichst viele Sterne einzusammeln beziehungsweise zu kaufen. Die Sterne erwirbt man mit Münzen. Um wiederum an Münzen zu gelangen, kommen die Minispiele, der zentrale Aspekt von Mario Party, ins Spiel. Hat jeder Spieler einmal gewürfelt, beginnt zufällig eines der circa 80 neuen Minispiele, die wie immer in die Kategorien 4 vs. 4-, 2 vs. 2-, 3 vs. 1- sowie Kampf-Minispiele unterteilt sind. Gewinnt man ein Minispiel, erhält man dafür mindestens zehn Münzen, die dann gegen Sterne eingetauscht werden können, sofern man das Sternenfeld vor den Mitspielern erreicht. Wer am Ende aller Runden die meisten Sterne auf seinem Konto verbuchen konnte, der gewinnt das Spiel.
Um zusätzlich Würze ins Spiel zu bringen, gibt es auf dem Spielbrett zahlreiche Extras und Zusatzfelder, die die verschiedensten Auswirkungen haben können. Landet man beispielsweise auf einem roten Feld werden einem drei Münzen abgezogen, wohingegen das blaue Pendant drei Münzen in eure Brieftasche wandern lässt. Das Landen auf grünen Feldern, sprich Ereignisfeldern, kann entweder positive oder negative Folgen haben. So bekommt man auf einigen Ereignisfeldern Münzen spendiert, kann Abkürzungen nehmen oder aber der von euch verfolgte Stern wird kurzerhand an eine andere Stelle verfrachtet - um nur einige Beispiele zu nennen. Neben den sonst noch bekannten Donkey Kong- und Bowser-Feldern aus den vorherigen Teilen (ihr gewinnt Münzen oder Sterne vs. ihr verliert Münzen oder Sterne) gesellen sich in Mario Party 8 die Glücksfelder hinzu. Landet ihr auf einem solchen Feld, gelangt ihr zu einem geheimen Ort auf dem Spielbrett, wo ihr neben Massen an Münzen auch einen kostenlosen Stern abgreifen könnt. Kostenlose Sterne gibt es aber nicht nur auf den Glücksfeldern. Auf den meisten Spielbrettern gibt es die Sterne sogar kostenlos. Dort geht es dann darum, durch geschicktes Einsetzen der Münzen Abkürzungen (z.B. Delphine, die euch gegen ein mehr oder weniger kleines Entgelt schneller zum gewünschten Ort bringen) oder Items (die sich in Mario Party 8 Bonbons schimpfen) zu verwenden, um schneller zum Ort des Sterns zu gelangen. Auf einem anderen Spielbrett erhaltet ihr sogar vom Start an eine gewisse Anzahl an Sternen, sodass es im weiteren Spielverlauf vor allem darum geht, durch gekaufte Items wie zum Beispiel dem Kugelwilli-Bonbon, Sterne von euren Kontrahenten zu stehlen.
Der Spielfluss bewegt sich übrigens auf einem ähnlichem Niveau wie bei den letzten zwei Teilen, sodass sich alle Figuren recht flott über das Brett bewegen und man sich kaum über zu lange Spielzüge bei den Computergegnern aufregen kann.
Die Minispiele und die Steuerung – Operation gelungen, Patient tot?
Der größte Reiz bei Mario Party 8 dürfte ohne Zweifel bei der neuen Steuerung und den sich daraus ergebenden, neuartigen Minispielen liegen. Sind auf der Rückseite der Verpackung von Mario Party 8 eine Wii-Remote und ein Nunchuk als Steuerungsvoraussetzung abgebildet, lässt sich diesbezüglich aber sagen, dass auf den Nunchuk weitestgehend verzichtet wurde. Dieser kommt nur bei wenigen eigenständigen Minispielen zum Einsatz, sodass man für den Partymodus nur jeweils eine Wii-Fernbedienung pro Spieler benötigt. Das Weiterreichen der Wii-Remote wie beispielsweise bei Wario Ware: Smooth Moves ist dahingegen nicht möglich.
Während sich das Navigieren mit der Wii-Remote im Menü und im Spielverlauf z.B. beim Ansehen der Karte oder beim Einsetzten von Items als wesentlich angenehmer als mit einem herkömmlichen Controller präsentiert, lässt sich das leider nicht von der allgemeinen Steuerung behaupten. So muss man allgemein aber zunächst festhalten, dass man bei nahezu allen Minispielen stets eine gute Kontrolle über seinen Charakter hat. Vor jedem Minispiel wird auch genau aufgelistet, wie man es steuert und was das Ziel im Spiel ist. Man wie bei allen Vorgängern auch die Möglichkeit, die Minispiele vorher zu üben. Der Störfaktor rührt daher, dass die Fähigkeiten der Wii-Remote leider zu selten richtig sinnvoll ausgenutzt werden. In vielen Minispielen ist es sogar so, dass man die Wii-Remote waagerecht hält und die Figur lediglich mit dem Steuerkreuz steuert und beispielsweise mit 1 springt. Dies mag zwar wie bereits gesagt dank des guten Steuerkreuzes der Wii-Remote problemlos funktionieren, ist aber genau genommen ein Rückschritt vom Control Stick zum Steuerkreuz und vor allem nicht das, was man als innovationsfreudiger Spieler erwarten sollte. In anderen Minispielen hält man die Wii-Remote in gleicher Position, steuert aber durch die Bewegungen wie beispielsweise in Excite Truck. Leider sind aber besonders diese Minispiele etwas negativer hervorzuheben, da sich dieses Steuerungsschema teilweise etwas träge darstellt und bei weitem nicht so gut funktioniert, wie beim eben erwähnten Racer.

Auf der anderen Seite gibt es aber natürlich auch einige Minispiele, die von der neuen Steuerung absolut profitieren. An dieser Stelle sind besonders die Spiele zu erwähnen, in denen es darum geht, mit dem Fadenkreuz Gegner aufs Korn zu nehmen oder Zielscheiben zu erwischen. In einem anderen Minispiel ersetzt die Wii-Remote ein Lasso, sodass man das Eingabegerät zunächst oberhalb des Kopfes schwingen und im richtigen Moment nach vorne hieven muss, um das Lasso zu werfen. Eine sehr gute Idee, doch leider sind solche Minispiele viel zu selten vertreten, was sehr schade ist. Da wäre viel mehr drin gewesen, Nintendo!
Und was bietet der Jahrmarkt sonst noch?
Neben dem Partymodus verfügt der neueste Ableger der Reihe auch noch über vier weitere Menüpunkte: Sternenrallye-Pavillion, Minispiel-Pavillon, Extraspiel-Palais und Bonus Basar.
Im Minispiel-Pavillion können die bisher erspielten Minispiele in aller Ruhe ausprobiert, geübt oder einfach spaßeshalber gespielt werden. Wer ein wenig mehr Spannung in die Sache bringen möchte, kann durch einige weitere Optionen auch einen kleinen Wettbewerb starten. So kann man beispielsweise einstellen, dass derjenige gewinnt, der zuerst eine bestimmte Anzahl an Minispielen für sich entschieden hat oder derjenige, der beim Tic-Tac-Toe gewonnen hat. Dabei darf jeweils für jeden Sieg ein Kreuz gesetzt werden.
Für den Einzelspieler bietet die Sternenrallye mit Abstand noch die beste Unterhaltung. Die Sternenrallye funktioniert im Prinzip wie im normalen Partymodus mit der Ausnahme, dass nicht nach jeder Runde ein Minispiel absolviert wird. Dieses findet nur dann statt, wenn ihr auf bestimmte Felder gelangt. Vielmehr geht es darum, früher als der Computergegner eine gewisse Anzahl an Sternen zu ergattern. Beendet ihr diese Rallye mehrmals erfolgreich, könnt ihr noch bestimmte Extras und Geheimnisse freischalten.
Im Bonus Basar kann man Party-Karten (erhält man für jede beendete Spielrunde im Partymodus) gegen verschiedene Preise einlösen und sich seine Minispiel-Ergebnisse ansehen. Zu erwerben gibt es Musikstücke, weitere acht Minispiele und verschiedene Jahrmarkt-Figuren, die man sammeln und sich jederzeit ansehen kann. Die dort erworbenen Minispiele lassen sich im Extraspiel-Palais spielen. Hier wird einem die Wahl geboten, mit den eigenen Mii-Figuren oder den üblichen Verdächtigen zu spielen. Die Minispiele im Extraspiel-Palais reichen von Bowling über Tischtennis bis hin zu einem Moped-Grand Prix.
Nichtsdestotrotz lässt sich leider auch bei Mario Party 8 wieder sagen, dass für den Einzelspieler viel zu wenig geboten wird und die Luft daher sehr schnell aus dem Spiel ist.
Die technische Seite – mal hui, mal pfui
Die Mario Party-Reihe stand nie für ihre opulente Optik und zeigte sich in der Vergangenheit immer in einem zweckmäßigen bis mittelmäßigen Look. Auch bei Mario Party 8 ist dies nicht anders und hätte daher wohl auch in derselben Form auf dem GameCube realisiert werden können, auch wenn der Titel im Vergleich zu Mario Party 7 grafisch zugelegt hat. Das Spiel kommt in der seit jeher bekannten kunterbunten Knuddel-Grafik daher und lässt das gewohnte Mario-Feeling aufkommen. Auffällig ist aber, dass einige Minispiele sich grafisch deutlich abheben und mit wirklich großartig aussehenden Hintergründen und Landschaften daherkommen, während wiederum andere Minispiele im Vergleich dazu eher unterdurchschnittlich aussehen. Quasi mal hui, mal pfui. Zur Kategorie „pfui“ gehört garantiert auch der 16:9 Modus, bei dem sehr geschlampt wurde. Habt ihr in euren Systemeinstellungen der Wii den 16:9 Modus eingestellt, so bekommt man im Spiel links und rechts hässliche Balken um die Ohren gehauen, die das Bild praktisch wieder zu 4:3 skalieren. Als Lösung empfehle ich die Umstellung auf den 4:3 Modus, was zwar eigentlich relativ unbefriedigend ist, jedoch bei weitem besser als der misslungene 16:9 Modus aussieht.
Auch soundtechnisch gibt es keine großen Überraschungen, so dass man sich auf die typischen Mario-Melodien, Laute und Sprüche der einzelnen Charaktere wie Mario, Wario oder Yoshi freuen kann. Auch passen die einzelnen Melodien wieder zu den entsprechenden Themen auf den verschiedenen Spielbrettern. Eine allgemeine, kritische Bewertung ist jedoch dennoch sehr schwierig. Entweder man liebt es oder man hasst es.
Fazit: Auch Mario Party 8 hat es trotz der neuartigen Steuerung und einiger guter Ansätze nicht geschafft, die Spieleserie auf ein wesentlich höheres Niveau zu heben. Letztlich ist es einfach nur schade, dass die Entwickler gerade im Bezug auf die Minispiele zu wenig neue Ideen in das Spiel eingebracht haben, sodass die Steuerung mit der Wii-Remote in vielen Fällen nur aufgesetzt und teilweise auch unnötig wirkt. Auch einen solch verhunzten 16:9 Modus sollte sich Nintendo in Zukunft sparen. Trotz aller Kritik: Mario Party 8 ist definitiv kein schlechtes Spiel und kann im Multiplayermodus auch auf Wii für viele spaßige Spielabende sorgen. Fans der Serie schlagen zu, Solisten sollten jedoch weiterhin die Finger von dem Titel lassen.
Von Kamil Witecy
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| Wertung für das Spiel Mario Party 8 | |
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| 7.0 | Grafik Kunterbunte, flüssige Mario-Knuddel-Grafik, ohne große Überraschungen. | |
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| 7.9 | Sound Typische Mario-Melodien, die stets zum Spielgeschehen passen: Entweder man liebt sie oder man hasst sie. | |
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| 7.9 | Steuerung Funktioniert bei den meisten Minispielen problemlos, wirkt bei vielen Minispielen aber eher nur aufgesetzt – das nächste Mal bitte mehr Ideen. | |
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| 7.5 | Gameplay Gewohntes Mario Party-Gameplay; Multiplayer hui, Singleplayer pfui. | |
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| 7.6 | Gesamt (Kein Durchschnitt der Einzelwertungen) | |
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