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Review von Kamil Witecy (mail) | 01.10.2013
Testspielberichte zu den alljährlichen Sportspiel-Updates von EA Sports sind eine Sache für sich. Sie versuchen stets Formulierungen wie „Alle Jahre wieder“ oder „alljährlich“ zu vermeiden und erwähnen stattdessen jede noch so klitzekleine Erneuerung des aktuellen Ablegers explizit, um Kenner der Vorgänger beim Lesen bloß nicht zu langweilen. Manchmal jedoch kann selbst das akribische Suchen nach Neuerungen nicht groß helfen, da die Entwickler scheinbar nur die Spieler- und Mannschaftsdaten des jeweiligen Jahres neu angepasst, das Spiel selbst aber nicht weiter verändert haben. Und tatsächlich: Beim diesjährigen FIFA 14 trifft diese Vermutung nicht nur voll ins Schwarze, sondern wird auch seitens EA explizit erwähnt. Auf einem roten Banner befindet sich direkt über Coverstar Lionel Messi vom FC Barcelona der Hinweis, dass es sich bei FIFA 14 für die Wii um die so genannte Legacy Edition handelt. Was auf den ersten Blick jedoch sogar noch wie ein spannender Zusatz klingt, wird mit dem Wenden der Spielhülle sehr schnell aufgeklärt: Nur aktualisierte Kader, Trikots und Teams. FIFA 14 ist somit FIFA 13, pardon, FIFA 12 mit einem Kader-Update und neuer Spielerbekleidung.
Spielmodi – Alles beim Alten
Ein kurzer Blick ins Menü genügt, um sich heimisch zu fühlen: Vom guten alten Freundschaftsspiel bis hin zu den aus dem Vorgänger bereits bekannten Wii-exklusiven Modi wie Hallenfußball oder Straßenfußball ist alles wieder dabei. Diese machen zwar wie schon vor zwei Jahren durchaus Laune, nach Verbesserungen in Form von neuen Match-Typen oder Power-Ups sucht man jedoch vergebens. Auch der im vorletzten Jahr neu eingeführte Manager-Modus, der in Sachen Umfang und Spieltiefe mittlerweile fast mit seinen HD-Vorbildern konkurrieren kann, ist wieder im Spiel zu finden. Das Strukturieren und Analysieren von Trainingseinheiten ist ebenso möglich wie das punktuelle Aufwerten eures gesamten Trainerstabes. Dabei dürft ihr natürlich nicht wahllos mit Geld um euch werfen, nur sinnvolle Transfers führen euer Team in der Tabelle weiter nach oben.
Ebenfalls wieder vorhanden ist der Städtepokal-Modus, in dem ihr eure eigene fiktive Kleinstadt sukzessive den Fußball-Olymp erklimmen lasst. Ihr müsst dabei auf dem Spielfeld bestimmte Vorgaben erfüllen, sei es ein Kopfballtor oder ein Diagonalpass, um Achievements in Form von Population zu erhalten. Mit der kontinuierlich wachsenden Bevölkerungsdichte kann euer Team immer weiter Gestalt annehmen, um dann schließlich gegen andere Städte im namensgebenden Städtepokal anzutreten. Die Achievements freizuspielen ist teilweise gar nicht so einfach und lässt den ambitionierten Spieler seine Grenzen ausloten. Hat man die Vorgaben letztendlich erfüllt, freut man sich umso mehr über den Bevölkerungszuwachs.
Bumm, Schuss, Tor
FIFA 14 bietet an Lizenzen alles, was das Fußballherz begehrt. Über 30 lizenzierte Ligen mit mehr als 500 Vereinen mit mehr als 12.000 Spielern stehen zur Auswahl. Dabei wurden alle Transfers der Saison 13/14 getätigt. So spielen der „Prince“ und der Mallorca-Urlauber Dennis Aogo nun beim FC Schalke 04, während Stürmerstar Falcao nun die Schuhe für den neureichen Scheich-Club AS Monaco schnürt. Entscheidend wird es allerdings auf’m Platz und da hat sich im Grunde sogar schon seit FIFA 11 absolut gar nichts getan. Wie gehabt, könnt ihr euch zwischen der Classic-Controller-Variante, der Kombination aus Wii-Remote und Nunchuck und der einsteigerfreundlichen Wii-Remote-Steuerung entscheiden. Die Steuerung mit Wii-Remote und Nunchuck geht dabei am besten von der Hand, auf exzessives Wiimote-Schwingen wurde glücklicherweise verzichtet. So passt ihr euch mit dem A-Knopf durch die Reihen, vollendet mit dem B-Trigger und grätscht in der Abwehr mit einer ruckartigen Bewegung der Wii-Remote. Alles wie gehabt.
Doch nicht nur die Steuerung, sondern auch Spielmechanik, Sound und vor allem die Grafik sind identisch zu den Vorgängern. Ihr geht weiterhin sehr arcadelastig zu Werke, was wohl bedeutet, dass sich diese Methode frei von zu viel Realismus als Spielmechanik der Wii-Versionen etabliert zu haben scheint. Meint man es also gut mit EA, darf man die Eins-zu-Eins-Übernahme als den endlich getätigten Schritt hin zur Kontinuität bezeichnen, doch bleibt ein ziemlich negativer Beigeschmack, wenn man bedenkt, dass wirklich keine Verbesserungen vorgenommen wurden. In Sachen Passspiel und Spielgeschwindigkeit hätte sicherlich einiges getan werden können, doch sind weit und breit keine Veränderungen zu erkennen. Es ist wirklich ein Jammer, dass die Änderungen, die die FIFA-Serie in den letzten Jahren auf anderen Plattformen zu großer Stärke geführt haben, an Wii-Spielern komplett vorbeigehen.
Auf PS3 und Xbox 360 ein komplett anderes Spiel
Entscheidend ist auf dem Platz. Schließlich muss es ein guter Fußball-Titel mit seinem Gameplay schaffen, das Herz eines Fußballfans höher schlagen zu lassen. Und genau hier liegt die große Krux: Während man auf der Wii nachwievor ein stark reduziertes Arcade-Gebolze vorgesetzt bekommt, bekommen Spieler auf anderen Plattformen Jahr für Jahr eine immer realistischer werdende Fußball-Simulation, die sich rund anfühlt. Das bedeutet ganz konkret, dass Wii-Spieler im Vergleich zu den Fassungen für Xbox 360 und PS3 Jahr für Jahr auf viele Raffinessen verzichten müssen, die das Gameplay in diesen Versionen absolut bereichert haben. Das wäre zum einen die erstmalig vor einem Jahr eingeführte First-Touch-Control-Funktion, durch die es mehr Unberechenbarkeit bei den Zuspielen gibt, weil gerade Spieler unterklassiger Teams Pässe nicht mehr so perfekt wie zuvor annehmen und weiterverarbeiten können. Bälle verspringen somit hin und wieder einmal und der Grad an Realismus wurde noch mehr erhöht. Ebenso nicht vorhanden ist das aus Fifa Street übernommene Complete-Dribbling-Feature, durch das man als agierender Spieler während eines Dribblings stets Blickkontakt zu seinem Gegner halten kann und ihm beim Tricksen somit nie den Rücken zukehrt, sodass gerade Eins-gegen-Eins-Situationen noch mehr Würze bekommen. Auch die Player-Impact Engine, die auch in diesem Jahr im Vergleich zum Vorgänger noch einmal ordentlich aufpoliert wurde, existiert in der Wii-Version noch nicht einmal. In FIFA 14 für PS3 und Xbox360 kann sich ein Angreifer zudem mit seinem Rücken in Verteidiger stemmen, den Gegner an der Strafraumlinie auf Distanz halten und so auf den Pass des Mitspielers warten. Mit dem rechten Analogstick kann man den Ball dann per Drehung mitnehmen und direkt aufs Tor schießen. Neu dabei: Die "FIFA"-Kicker beherrschen jetzt auch Flatterbälle, Drop-Kicks oder Schüsse komplett ohne Balleffet – wie man sie bei Freistoßexperte Cristiano Ronaldo häufig sieht. Dass davon in der Wii-Fassung nichts zu sehen und zu spüren ist, muss wohl nicht noch einmal erwähnt werden.
Doch nicht nur beim Gameplay wurde gespart: FIFA 14 für Wii enthält auch einige Spielmodi weniger. Zum einen betrifft dies wieder sämtliche Online-Spielmodus. Konnte man sich in FIFA 11 noch spaßige Zwei-gegen-Zwei-Duelle im Netz liefern, schaut man als Besitzer von FIFA 14 weiterhin in die Röhre. So fehlt beispielsweise auch der Modus „Virtuelle Bundesliga“. In den anderen Konsolenfassungen kann man sich in diesem Modus mit den 18 Bundesligavereinen untereinander messen (alle Spieler jeden Vereins haben dieselben Spielstärken), um dem eigenen Team in der Tabelle nach oben zu verhelfen. Zusätzlich müssen Wii-Benutzer weiterhin auf den mittlerweile sehr populären Ultimate-Team-Modus verzichten. In diesem „Kartenspiel-Modus“ betreut man ein individuell zusammengestelltes Fußball-Team, erarbeitet sich durch Siege (online oder offline) Geld und tauscht die virtuelle Währung gegen Kartenpakete ein. Durch neue Karten bekommt man neue Spieler oder schaltet neue Fähigkeiten der Sportler frei. Auch im Trainingsmodus wurde die Schere angesetzt: die Skill-Games, die sich in den anderen Versionen als anspruchsvolle Trainingseinheiten präsentieren, sind ebenfalls weiterhin nicht vorhanden. Last but not least fehlt auch weiterhin das Match-Day Feature, welches die Kaderwerte der europäischen Top-Ligen wöchentlich aktualisiert. Um es kurz zu machen: FIFA 14 für PS3 und Xbox360 ist ein komplett anderes und vor allem viel besseres Fußballspiel.
Moderner Fußball sieht anders aus
Wie bereits erwähnt, hat sich auch in Sachen Sound und Grafik wirklich nichts getan. Wie schon im letzten Jahr werden die Spiele von Frank Buschmann und Manfred Breuckmann kommentiert, die nun mit einer Hand voll neuer Sätze aufwarten. In Sachen Grafik bleibt auch alles beim Alten: Das Spiel versucht gar nicht erst, den Fotorealismus der HD-Kollegen nachzuahmen, sondern konzentriert sich darauf, zur arcadigen Spielmechanik zu passen. Das gelingt ihr mit Spielermodellen im Comic-Look und kräftigen Farben recht gut, doch das war auch schon in FIFA 11 und FIFA 12 der Fall. Die matschigen Texturen aus dem Vorgänger wurden ebenfalls eins zu eins übernommen, gerade im 480p-Modus werden die grafischen Schwächen des Titels deutlich.
Fazit: Was soll man da noch großartig sagen? Das Grundgerüst, auf dem auch das diesjährige FIFA für Wii basiert, ist weiß Gott kein schlechtes Spiel. Doch bis auf die aktuellen Team- und Spielerdaten gleichen sich FIFA 12, FIFA 13 und FIFA 14 auf der Wii in Bezug auf Gameplay, Grafik, Spielmodi und sogar bei den Spielmenüs wie ein Ei dem anderen. FIFA 14 für Wii ist somit wieder einfach FIFA 12 mit aktualisierten Transfers und bietet spielerisch wirklich keinen noch so klitzekleinen Mehrwert im Vergleich zum Vorgänger. Nicht einmal der in FIFA 12 schmerzlich vermisste Online-Modus wurde wieder eingeführt. Zwar wurde das Cover von FIFA 14 immerhin diesmal explizit mit dem Hinweis ausgestattet, dass es sich bei FIFA 14 um ein reines Kaderupdate-Spiel handelt, dennoch wirft eine solche Vorgehensweise kein gutes Licht auf die Entwickler, zumal der Neukauf weiterhin ca.50€ zu Buche schlägt. Wer also bereits in den letzten drei Jahren ein FIFA für Wii gekauft hat, dem können wir nur dringend vom Kauf der Wii-Version abraten. Wenn möglich, investiert euer Geld lieber in eine Fassung von FIFA 14 für die PS3 oder Xbox 360, denn dort haben die Entwickler auch in diesem Jahr wieder grandiose Arbeit geleistet.
Von Kamil Witecy
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| Wertung für das Spiel FIFA 14 | |
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| 6.0 | Grafik Derselbe nette, aber doch matschig daherkommende Comic-Look wie im letzten Jahr. | |
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| 7.5 | Sound Ordentlicher Soundtrack, gute Stadionatmosphäre und das gewohnte Moderatoren-Duo. | |
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| 8.9 | Steuerung Die gelungenen Steuerungsvarianten aus dem Vorgänger wurden komplett übernommen und funktionieren weiterhin tadellos. | |
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| 5.0 | Gameplay Dreiste Stagnation – es gibt keine spielerischen Verbesserungen im Vergleich zum Vorgänger, alles ist beim Alten geblieben. Dadurch ist das Spiel nicht schlechter als sein Vorgänger, allerdings ist das Fehlen sämtlicher Neuerungen Grund genug für Punktabzüge. | |
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| 5.5 | Gesamt (Kein Durchschnitt der Einzelwertungen) | |
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Review: FIFA 14
HerstellerElectronic Arts
GenreFußball
VersionPAL
Controller-VoraussetzungWii-Remote, Nunchuk
Spieler1-4
SchwierigkeitsgradLeicht
Altersempfehlung
Ohne Altersbeschränkung
60-Hz Modus
Ja
480p Modus
Ja
Widescreen Modus
Nein
DS Connectivity
Nein
Dolby Pro Logic II
Ja
Wifi-Connection
Nein
WiiConnect24 Support
Nein
ReleaseErschienen
Preis (€)49,99
Innovationsfaktor
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