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The Hip Hop Dance Experience
Review von Tim Herrmann (mail) | 03.01.2013

Ist Just Dance eine Blase? Bei der Menge an Neuerscheinungen, Spin-Offs und Abwandlungen, die Ubisoft in den vergangenen paar Jahren auf den Markt geworfen hat (fast 15 allein für Wii), muss man das fast glauben. Doch die Verkaufszahlen deuten noch nicht auf ein baldiges Platzen hin. Anders als einst in der Guitar-Hero-Blase verkaufen sich die neuesten Ableger immer noch überragend. 30 Millionen Spiele hat Ubisoft allein von der Hauptserie auf Wii verkauft. Dazu kommen Spin-Offs und die Experience-Reihe, die ebenfalls sehr gut lief: ABBA, The Black Eyed Peas und natürlich Michael Jackson hielten dafür bereits her. Nun erscheint The Hip Hop Dance Experience, das keinen speziellen Künstler, dafür aber ein ganzes Genre in den Vordergrund stellt.

Echte Hip-Hopper, echtes Ambiente
Zunächst hebt sich diese neue Tanzerfahrung grafisch von der Just-Dance-Hauptserie ab. Anstatt der neonfarbenen Gesichtslosen vor grellbunter Farbkulisse tanzen hier echte Hip-Hopper-Modelle in einer realistisch gestalteten Umgebung: lange Hemden, weite Hosen, Caps, Graffitis, dicke Schlitten – dem klassischen Hip-Hopper-Ambiente fehlt es an nichts. Die Videos zu den jeweiligen Songs sind vorgerendert und laufen ohne Interaktionsmöglichkeit einfach ab – das lässt sie grafisch sogar recht ansehnlich erscheinen. Es gibt allerdings nur sechs Tanzflächen mit jeweils festgelegten Tänzern – man kann sich also nicht aussuchen, ob man lieber in der Haut der Gangsta-Braut oder des sportlichen Breakdancer-Burschen tanzen möchte. Insgesamt gibt es an der Ausgestaltung der Schauplätze, an den Charaktermodellen oder an den Animationen aber nichts zu mäkeln. Als starre Videos sind sie technisch natürlich anspruchslos, aber in dieser Anspruchslosigkeit immerhin gut gelungen.

Hand-Dance
Im Hintergrund der vordefinierten Tanzflächen laufen oft die Originalvideos zur tanzbaren Musik ab. Sie zu betrachten, ist aber schwierig. Denn wer den vorgeführten Bewegungen ernsthaft folgen, also: wer tanzen möchte, muss den üblichen Just-Dance-Handschuh der Bildschirmfigur im Blick behalten. Das Ziel bleibt, ihm mit der Wii-Fernbedienung in der rechten Hand zu folgen und so die Handbewegungen als Repräsentanten für die ganze Choreographie zu imitieren. Bein-Moves oder Körperbewegungen erfasst der Wii-Controller wie üblich nicht. Streitbar bleibt auch weiterhin, wie gut er wirklich die Handbewegungen erfasst. Zwar wird erstmals Wii MotionPlus unterstützt (Ubisoft muss unsere anderen Just Dance Reviews gelesen haben), der 1:1-Sensor ist während des Spiels allerdings kaum zu bemerken.

Wer ambitioniert crumpen, breakdancen, steppen oder kicken will, kann das tun. Wer das nicht will, schüttelt einfach den Wii-Controller im Takt und bekommt damit Punktzahlen in der Region von 60% Trefferquote. Damit bleibt es dabei: Just Dance, The Hip Hop Dance Experience oder wie sie alle heißen sind Partyspiele. Das ist in Ordnung, es geht um die Musik, es geht ums Verrücktsein, vielleicht darum, sich lächerlich zu machen oder sich rhythmisch zur Musik zu bewegen. Ein Tanzspiel ist in der Wii-Version wegen der willkürlichen Bewegungsumsetzung und der schwer nachvollziehbaren Punktevergabe kaum zu erkennen.

To dance or not to dance
Das Paket, das Ubisoft den Tanzfans schnürt, ist kompakt und überschaubar. Auch das ist aber in Ordnung. Wer ein Tanzspiel kauft, will eine gute Trackliste und einen Multiplayer-Modus. Genau das bekommt man in The Hip Hop Dance Experience. Neben der einfachen Songauswahl bietet sich ein Dance-Marathon an, in dem man so lange tanzen muss / darf, bis man dreimal versagt hat. Eine spezielle Dance-School spielt Videos von bestimmten Moves in der Endlosschleife ab und hilft Spielern dabei, sie sich für die Zukunft einzuprägen. In den Multiplayer-Modus können sich jederzeit bis zu vier Spieler einklinken, die dann gemeinsam den Moves auf dem Fernsehbildschirm folgen.

Musikalisch wagt Ubisoft einen Ritt durch Jahrzehnte der Hip-Hop-Geschichte und sammelt dabei durchaus ansehnliche Namen zusammen. Selbst wer sich nicht im Hip Hop beheimatet fühlt, dürfte einige Tracks noch von früher kennen. Ab und zu mag fraglich sein, ob ein Stück mehr Hip Hop oder mehr R’n’B oder Soul ist, doch das muss wohl jeder für sich selbst entscheiden und persönliche Favoriten erwählen. Hier die Trackliste:

  •  Amerie – 1 Thing
  • B.o.B – So Good
  • B.o.B featuring Hayley Williams of Paramore – Airplanes
  • Chris Brown featuring Juelz Santana – Run It!
  • Chris Brown featuring Lil Wayne & Busta Rhymes – Look At Me Now
  • Ciara – One, Two Step (featuring Missy Elliott)
  • Da Brat – Funkdafied
  • Drake – Over
  • Flo Rida featuring Sia – Wild Ones
  • Iyaz – Replay
  • Jay Sean featuring Lil Wayne – Down
  • Kid Cudi – Day ‘N’ Night
  • Lil Wayne featuring Static Major – Lollipop
  • LMFAO – Sexy And I Know It
  • Mark Morrison – Return of the Mack
  • Mystikal featuring Nivea – Danger (Been So Long)
  • N.E.R.D. – She Wants to Move
  • Naughty by Nature – Hip Hop Hooray
  • Nelly – Hot In Herre
  • New Boyz – You’re A Jerk
  • New Edition – If It Isn’t Love
  • Nicki Minaj featuring Drake – Moment 4 Life
  • Pitbull featuring Chris Brown – International Love
  • Q-Tip – Vivrant Thing
  • R. Kelly – Ignition (Remix)
  • Rihanna featuring Jeezy – Hard
  • Snoop Dogg featuring Pharrell Williams – Drop It Like It’s Hot
  • Terror Squad featuring Fat Joe, Remy – Lean Back
  • TLC – Creep
  • Trey Songz featuring Fabolous – Say Aah

Es bleibt nur eine Frage: Wer soll das eigentlich spielen? Ist Hip Hop nicht auch irgendwo Lebensgefühl? Und passt dieses Lebensgefühl überhaupt mit einer heiteren Zappelparty vor dem Fernseher zusammen? Es wäre sicherlich erheiternd, eine Gruppe Gangstas beim Spielen von The Hip Hop Dance Experience zu beobachten, sie mit der Hose in den Kniekehlen und der Cap im Gesicht zu Drop It Like It’s Hot tanzen zu sehen. Aber wie gesagt: Was auf Partys nicht alles passiert…

Fazit:
The Hip Hop Dance Experience ist wie seine vielen Genrekollegen eigentlich ein ziemlich anspruchsloser, nicht besonders umfangreicher Titel – aber ein ordentliches Party-Spiel, wenn man es als eben das betrachtet. Die Songauswahl ist vielfältig, umfangreich und bietet für jeden Geschmack etwas auf. Der Titel hält sich nicht an verschiedenen Spielmodi oder innovativen Gameplay-Ansätzen auf, sondern wirft den Spielern das Nötigste vom Nötigsten vor die Füße und serviert ihnen damit alles, was sie für eine schnelle Sause brauchen. Dabei müssen sich die Wii-Nutzer wie immer damit abfinden, dass nur ihre Handbewegungen beim Tanzen eingefangen werden – und das nicht immer ganz nachvollziehbar. Auf einer lauten Party mit vier tanzenden Hip-Hoppern vor dem Fernseher dürften die Unzulänglichkeiten, die auch diese Dance Experience als Tanzspiel hat, aber nicht weiter auffallen. Sei’s drum, der nächste Ableger kommt sowieso – und es wird sich nichts geändert haben außer der Musik und vielleicht der Hintergrundvideos.

Von Tim Herrmann
Wertung für das Spiel The Hip Hop Dance Experience
Wertungen Beschreibung
6.0Grafik
Echte Tänzeranimationen in echten Umgebungen: Das funktioniert – aber nur weil alles voranimiert ist und lediglich als Video abgespielt wird.
8.0Sound
Reichhaltige Songauswahl mit vielen verschiedenen Ausprägungen und teilweise großen Namen.
4.0Steuerung
Trotz Wii MotionPlus bleibt die Bewegungserkennung rudimentär und ordnet sich dem unkoordinierten, aber zweckmäßigen Party-Hampeln deutlich unter.
6.5Gameplay
Die Modiauswahl beschränkt sich auf das Nötigste. Das Nötigste reicht aber aus, um seinen Zweck zu erfüllen.
6.0Gesamt
(Kein Durchschnitt der Einzelwertungen)



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