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LEGO Batman 2 - DC Super Heroes
Review von Tim Herrmann (mail) | 31.07.2012

Batman erlebt gerade den Hochpunkt seines Comic-Daseins. So, wie Spider-Man zwischen 2002 und 2007 auf der Welle dreier groß angelegter Filme emporschnellte, ist der Fledermausmann durch die Dark-Knight-Trilogie von Christopher Nolan wieder in höchste Kinohöhen geflattert. Batman ist in - Das sieht man auch an den Spielen – Batman: Arkham Asylum und Batman: Arkham City waren nicht nur ausnahmsweise gute Lizenzumsetzungen, sondern zwei der besten Spiele der letzten Jahre. Es ist kein Zufall, dass gerade jetzt LEGO Batman 2 – DC Super Heroes erscheint; ein paar Monate nach Arkham City und fast gleichzeitig mit The Dark Knight Rises. Ob ein Spiel hier versucht, sich an eine erfolgreiche Serie zu ketten, um ihren Schub mitzunehmen? Oder hat LEGO Batman 2 auch ohne den aktuellen Hype seine Daseinsberechtigung?

Batman – in LEGO
Während viele Kritiker seit Jahren mit Recht monieren, dass die LEGO-Serie nach Indiana Jones, Star Wars oder Harry Potter spielerisch auf der Stelle tappt, legen Fans weiterhin fleißig ihr Geld auf den Tisch. Und – auch dies – zu Recht: jedes LEGO-Spiel für sich war ein guter Titel, einfach zu lernen, nicht zu komplex, leicht verdaulich, lustig, abwechslungsreich: leichte Unterhaltung mit schwergewichtigen Namen. Auch LEGO Batman 2 wurde nach diesem Rezept gebacken.

Als Dunkler Ritter zieht der Spieler gemeinsam mit Robin durch die weitestgehend linearen Levels und zerstört dabei einfach alles, was ihm in den Weg kommt. Jede Aktion, jeder Tritt, jeder Schritt in dieser hochgradig interaktiven Umwelt setzt silberne oder goldene Münzen frei. Oft bleiben die Trümmer sogar liegen und lassen sich zu etwas Neuem zusammenbauen. Nur wer sich sorgfältig umschaut, kann am Ende die 100% mit allen versteckten Extras erreichen. Bis es allerdings so weit ist, gehen hunderte Spielstunden ins Land.

Das entspannend vor sich hinplätschernde Action-Gameplay wird begleitet von clever konstruierten Rätseln, die eine bekannte Mechanik aus dem Vorgänger aufgreifen. Batman und Robin wechseln an bestimmten Stellen ihre Kostüme und gewinnen dadurch neue Fähigkeiten. Während Robin im Wasser arbeitet, kann Batman zum Beispiel elektrische Vorrichtungen aktivieren. Oder Batman wird unsichtbar, um Alarmanlagen zu überwinden, woraufhin Akrobatik-Robin einen alternativen Weg zum Weiterkommen findet. Die Kostüm-Idee funktioniert weiterhin gut und wertet das kooperative Spielkonzept merklich auf – wie immer kann sich ein zweiter Spieler jederzeit einschalten und selbst die Kontrolle über einen der beiden Charaktere übernehmen. Spielt ihr allein, müsst ihr an bestimmten Rätselstellen selbstständig mit C den Charakter wechseln.

Arkham City – in LEGO
Nun wäre es selbst für die nicht sonderlich experimentierfreudigen Entwickler der LEGO-Spiele keine besonders hervorstechende Leistung, würde man die bekannte Lizenz und die bekannten Spielmechaniken einfach nutzen, um ein LEGO Batman 2 zu entwickeln, das sich exakt gleich anfühlt wie sein Vorgänger.

Daher drängt besonders eine Neuerung ins Rampenlicht, die Batman-Jüngern nicht ganz unbekannt vorkommen dürfte. Diesmal haben Spieler nämlich die Möglichkeit, Gotham City zwischen den Story-Missionen frei zu erkunden und dort Münzen zu sammeln oder Rätsel zu lösen. Batman und Robin düsen mit diversen Hochgeschwindigkeitsvehikeln (aber auch zu Fuß) durch die Häuserblöcke und peilen die nächsten Missionsziele an. Weil sich die übliche DC-Verbrecher-Bagage allerdings auch diesmal aus Arkham befreit hat, gibt es während der Erkundung einiges zu tun. Die krisenerprobten Bewohner von Gotham laufen panisch durch die Straßen, die Kriminellen brandschatzen nach Belieben – Arbeit für Batman.

Dieses Szenario nun mit Arkham City aus dem letzten großen Batman-Spiel zu vergleichen, wäre unfair. Schließlich ist der LEGO-Stadtspielplatz hauptsächlich Herberge für einige zusätzliche Jump & Run Rätsel oder versteckte Münzen. Große Nebenmissionen verstecken sich dort nicht und auch bei der Lebendigkeit und dem Design der Stadt spielt die „echte“ Arkham City in einer ganz anderen Liga. Das ist in Ordnung – schließlich ist LEGO schon per definitionem "eine Nummer kleiner".

Superman & Co. – in LEGO
Neuerung Nummer 2 spiegelt sich schon im Spieltitel wider. Denn neben Batman spielen diesmal auch andere Helden und Schurken aus dem Universum der DC Detective Comics eine Rolle. Lex Luthor, Supermans Erzfeind und in diesem Spiel zu allem Übel auch noch Präsidentschaftskandidat, tut sich mit Joker und dem Rest der Gangsterbande zusammen, um die Welt zu unterjochen. Gleichzeitig formiert sich auf der anderen Seite Widerstand von weiteren DC-Helden, die Batman und Robin unter die Arme greifen. So schlüpft der Spieler später sogar in den figurbetonten Superman-Anzug, um den Schurken Einhalt zu gebieten. Auch Green Lantern oder Wonderwoman mischen ihre Spezialfähigkeiten in den Spielcocktail.

Diese breite Charaktervielfalt sorgt zusammen mit Batmans und Robins verschiedenen Kostümen für einige spielerische Abwechslung. Alle Protagonisten warten mit ihren eigenen Fähigkeiten auf, die sie wild durchwechseln müssen, um die Rätselkomplexe zu überwinden.

Trotz der DC-All-Stars-Unterstützung belassen die Entwickler den Fokus spielerisch jedoch auf Batman und Robin und streuen die anderen Charaktere lediglich sporadisch ein. Überraschenderweise fügen sie sich sogar recht gut ins Batman-Universum ein. Es ist erfrischend zu sehen, wie Bruce Wayne, der seine Superkräfte lediglich guter Technologie und einem gigantischen Vermögen zu verdanken hat, zähneknirschend auf den dauergrinsenden Superman trifft. Mit Feuerblick, Eisatem und natürlich der Fähigkeit zu freiem Flug degradiert er Batman beim Spielgefühl vom Dunklen Ritter regelrecht zum Grauen Mäuschen.

Treppchenbildung mit Klötzchen
Bei der Grafik genießen die LEGO-Spiele bekanntlich Narrenfreiheit. Schließlich trifft jede Kritik an „kantigen Charaktermodellen“ oder „plastikhaften Umgebungen“ direkt ins Leere. LEGO schafft es, minimalistische Technik als Artstyle zu verkaufen - wahrscheinlich ist das einer der besten Gründe dafür, den Titel auch für Wii zu bringen.

Schaut man sich LEGO Batman 2 – DC Super Heroes aber genauer an, erkennt man dahinter eine abgespeckte HD-Version, die auf Wii nicht so gut funktioniert. Die Kleinteiligkeit der LEGO-Stein-Umwelt wird in dieser Version nämlich zum grafischen Problem: Wenn bei jeder Kamerabewegung alles gnadenlos zu flimmern beginnt, ineinander verschwimmt, dann während Fahrten mit dem Batmobil auch Ruckler auftreten und am Ende ein Verlust der Übersicht steht, liegt das natürlich zum Teil an den fehlenden HD-Fähigkeiten der Wii-Konsole. Ins Gewicht fällt jedoch auch, dass die Entwickler bei der Portierung nicht darauf geachtet haben, die Kamera besser zu platzieren; sie so zu positionieren, dass alles so ausreichend groß dargestellt wird, dass das ewige Kantenflimmern nicht ganz so stark auffällt.

In seiner jetzigen Form wird es recht chaotisch, wenn Batman ein Objekt zertrümmert, dann hunderte Teilchen durch die Luft fliegen und man in dem ganzen Wirrwarr schließlich auch noch einen Schalter, eine Form oder einen Mechanismus erkennen soll. Tendenziell sind das Kantenflimmern und die unsaubere technische Umsetzung auch stärker negativ wahrzunehmen als bei vergangenen LEGO-Spielen. LEGO Harry Potter: Die Jahre 1 – 4 sah auf Wii jedenfalls aufgeräumter und übersichtlicher aus als der neue Ableger.

Auch bei der Musik hat es LEGO Batman nach wie vor schwer. Denn anders als Harry Potter, Indiana Jones oder Star Wars stehen dem Franchise hier noch keine weltbekannten Melodien zur Verfügung, die man zur Untermalung der Szenerie benutzen könnte. So bleibt es bei stimmungsvollem, aber nicht sonderlich eingängigem Sound, der nicht auf Dauer im Kopf zu bleiben vermag.

Im Gegenzug schlägt diesmal aber eine komplette Synchronisation zu Buche, die es in vorherigen LEGO-Ablegern noch nicht gab. Batman, Robin und diverse Nebencharaktere haben jetzt Stimmen – englische, aber auch komplett deutsche. Ein klarer Vorteil für die ernster zu nehmende Geschichte von LEGO Batman 2, die mit den aktuellen Filmen übrigens nichts zu tun hat. Der typische LEGO-Charme geht damit allerdings flöten: Sobald sie sprechen können, müssen die Minifiguren nicht mehr unbeholfen gestikulieren, um sich verständlich zu machen. Daraus entstand ein erheblicher Teil des einzigartigen LEGO-Humors. Ob Sprache nun besser oder schlechter für LEGO ist, kann man also ultimativ nicht festhalten. LEGO Batman 2 schlägt mit Sprache allerdings einen ganz anderen Ton an, der es deutlich von vorherigen LEGO-Abenteuern abhebt und ihm einen etwas ernsteren Anstrich verpasst.

Fazit:
LEGO Batman 2 – DC Super Heroes hat’s wieder geschafft: Das Spiel unterhält LEGO-mäßig luftig-leicht. An dem ekstatischen Punktesammeln ändert sich auch mit dem neuesten Ableger nichts, das ständige Zerstören der Umwelt bleibt Dreh- und Angelpunkt des Konzepts und die Rätsel sind durchweg seicht, aber abwechslungsreich – also alles wie immer bei LEGO. Das zweite Batman-Spiel in Klötzchenform wartet dafür mit einer eigenständigen, ernster zu nehmenden Geschichte samt Sprachausgabe auf, mit noch mehr spielerischer Abwechslung durch Gasthelden und –Schurken aus dem DC-Universum und mit einer frei begehbaren Oberwelt. Grafisch kämpft das Spiel auf Wii mit teils sehr lästigem Flimmern, das der SD-Auflösung, aber auch ungünstigen Kamerapositionen geschuldet ist. Wer nach einem umfangreichen Action-Adventure sucht, das man innerhalb weniger Spielminuten perfekt beherrscht und das über Stunden hinweg unkompliziert einfach nur unterhält, wird mit LEGO Batman 2 jedenfalls erneut bestens bedient.

Von Tim Herrmann
Wertung für das Spiel LEGO Batman 2 - DC Super Heroes
Wertungen Beschreibung
6.2Grafik
Der LEGO-Style rechtfertigt übermäßiges Flimmern, ungünstige Kamerapositionen und den damit verbundenen Verlust der Übersicht nicht.
8.2Sound
Die weltbekannten Melodien fehlen. Dennoch schaffen es die Entwickler, mit ihrer Sound-Untermalung den richtigen Ton zu treffen.
8.4Steuerung
Keine Probleme mit der klassischen Wiimote-Nunchuk-Steuerung, Pointer-Features wurden ordentlich eingebunden.
8.4Gameplay
Abwechslungsreiches, umfangreiches und detailverliebtes Action-Adventure, das mit vielen Ideen, großen Lizenzen und einigen angenehmen Überraschungen aufwartet.
8.2Gesamt
(Kein Durchschnitt der Einzelwertungen)



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