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Review von Stefan Finke (mail) | 05.04.2012
Als ich von den Bit.Trip Spielen das erste Mal hörte, war ich von der Vorstellung, mich in ein Spielerlebnis mit Pixeln, 8-Bit Sounds und simpleren Spielmechaniken zu stürzen, hellauf begeistert. Und Pixel, Sounds und simples Gameplay gibt es in Bit.Trip schließlich eine ganze Menge. Man sieht einen Pong-Balken und viele, viele Pixel - und auch klassische Highscores, die man damals noch stolz mit seinen dreistelligen Initialen versehen hat. Ja, die Bit.Trip-Reihe möchte ihre Spieler gerne in eine Retro-Stimmung versetzen und versucht, Altbekanntes aufzugreifen. Jetzt bringt Gaijin Games die komplette Bit.Trip-Serie in einer Kollektion heraus und bietet dazu noch viele nette Zusätze. Aber wie brauchbar ist das eigentliche Spiel? Ist es wirklich eine tolle Retro-Erfahrung? Ob Bit.Trip Complete wirklich so komplett daherkommt, wollen wir nun unter die Lupe nehmen.

Pixel, sie sind überall!
Bit.Trip Complete beinhaltet alle sechs Bit.Trip-Spiele, die Gaijin bisher entwickelt hat. Zu diesen Spielen kommen freischaltbare Extras hinzu wie Bilder, Musik, Videos und andere Zusatzmaterialien, die das Bild um das Bit.Trip-Universum vervollständigen sollen. Ein ständiger Begleiter ist dabei Commander Video, eine kleine, schwarze und fast schon undefinierbare Figur mit einem weißen Kasten als Gesicht, der schon eher an einen Bildschirm erinnert. Vor jedem Spielstart wird eine kleine Geschichte erzählt, die sehr abstrakt und undurchsichtig daherkommt, aber auch gleich den Mut zur Abstraktion durch die Reduzierung auf grobe Pixel beweist. Auch wenn Commander Video nicht immer in seiner originalen Gestalt erscheint, so ist er doch immer Teil des Spiels, was aber letztlich absolut nebensächlich ist. Denn die Spiele, die euch Bit.Trip bietet, sind vielmehr simple Geschicklichkeitstests, in denen es auf Reaktionszeit, Rhythmus und Feingefühl ankommt. Der Indiegame-Charakter ist hier absolut nicht zu übersehen. Das mögen viele, andere werden sich damit wohl weniger anfreunden können. Was alle Spiele zudem gemeinsam haben, sind die Beats, die durch jede erfolgreiche Aktion in den Spielen ausgelöst werden. Schlagt ihr einen Pixel erfolgreich zurück oder springt über ein Hindernis, wird ein passender Ton zur Spielmusik ergänzt, die stimmungsvoll zu jedem Spiel ertönt.
Dies ist ein elementares Spielelement, da sich zum Beispiel mit jedem Punktemultiplikator, den ihr durch fehlerfreies Spielen erhaltet, einzelne Musikinstrumente bzw. Soundebenen zur Musik hinzufügen, was eine stimmungsvolle Atmosphäre erzeugt. Der auditive Reiz ist also sehr wichtig. Je besser man spielt, desto mehr Stimmung wird euch im Spiel entgegengebracht. Wenn ihr im Fluss seid und keine Fehler begeht, macht dies wohl den „Trip“ aus, welches das Spiel verspricht.
Sechs Spiele mit einer Hand abgezählt, wie geht denn das?
Wie bereits erwähnt, bietet euch Bit.Trip Complete volle sechs Spiele. Wirklich sechs Spiele? Leider nein. Denn unter den sechs Spielen befinden sich die beiden Spiele Bit.Trip Beat und Bit.Trip Flux, welche auf komplett dem gleichen Spielprinzip basieren und sich nur in Kleinigkeiten unterscheiden. So greifen beide Spiele das bekannte Pong-Prinzip auf. Ihr steuert einen vertikalen Balken nach oben oder nach unten, um die entgegenkommenden Pixel (im Spiel „Beats“ genannt), zurückzubefördern. Dazu müsst ihr die Wiimote horizontal halten und sie nach vorn bzw. nach hinten kippen. Die Beats kommen euch immer mit einer gewissen Frequenz entgegen, sodass sie beim Kontakt mit dem Balken einen ergänzenden Ton zur Musik erzeugen. Mit ein wenig Gefühl für den Rhythmus könnt ihr regelrecht in einen Fluss kommen, der euch hilft, richtig auf die Beats zu reagieren. Dies ist jedoch leichter gesagt als getan, denn die Spiele sind knackeschwer und erinnern an den Schwierigkeitsgrad von alten Arcadeautomaten aus den 80er und 90er Jahren.

Solltet ihr eine gewisse Anzahl an Beats verfehlen, so füllt sich eure Netherleiste. Ist sie komplett voll, gelangt ihr in eine kritische Phase, die noch viel mehr an das schwarzweiße Pong erinnert. Die Musik fehlt nun gänzlich und jeder Beat löst lediglich einen leisen Piepton in eurer Wiimote aus. Solltet ihr in dieser kritischen Phase weiterhin eine gewisse Anzahl an Beats verfehlen, verliert ihr das Spiel und werdet sofort zum Highscore-Bildschirm katapultiert. Solltet ihr jedoch in der kritischen Phase erfolgreich sein, so erholt sich eure Netherleiste wieder. Sie sinkt auf Null und ihr kehrt zum normalen Spiel zurück. Mit jedem getroffen Beat erhöht sich dabei die Punktzahl und zugleich die Mega-Leiste. Füllt sich die Mega-Leiste vollständig, bekommt ihr die Gelegenheit, euch durch weiteres fehlerfreies Spielen Multiplikatoren anzueignen, die massig Bonuspunkte bescheren. Bit.Trip Beat und Bit.Trip Flux bieten euch jeweils drei Level zum Durchspielen an, wobei ihr sicherlich schon am ersten Level lange knabbern werdet, ehe sich der nächste freischaltet. Bit.Trip Flux unterscheidet sich lediglich dadurch, dass ihr nun den Balken am rechten Bildschirmrand habt und die Beats von links kommen. Zusätzlich fällt auf, dass zwischendurch kleine Bonusbeats dazukommen, die meist schwer zu erreichen sind. Zudem bietet Flux im Gegensatz zu Beat Checkpoints an. Das war aber auch schon alles.
Bit Trip Core ist das nächste Spiel. Ihr steuert diesmal ein Kreuz in der Mitte, das sich selbst nicht bewegen, dafür aber in jede Richtung einen Laser abfeuern kann, um vorbeifliegende Beats zu zerstören. Dabei bleiben die Spielelemente wie schon in Bit.Trip Beat und Bit.Trip Flux gleich. Mit jedem Beat ergänzt ihr die Melodie, die Netherleiste füllt sich bis hin zum kritischen Zustand durch Fehler und durch fehlerfreies Spielen könnt ihr einen Multiplikator erhalten. Diesmal steuert ihr das Spiel mit dem Steuerkreuz, um die Richtung des Laser anzugeben und feuert mit der 2-Taste ab. Zusätzlich verfügt ihr über Bomben, die euch den gesamten Bildschirm einmal freisprengen lassen. Diese sollten gut überlegt und in besonders hektischen Situationen genutzt werden.
Für Bit.Trip Void braucht ihr noch zusätzlich einen Nunchuck-Controller, denn diesmal steuert man einen kleinen schwarzen Fleck, der sich wie das Spiel selbst „Void“ nennt. Void kann sich mit dem Analogstick des Nunchuks frei über den Bildschirm bewegen. Ihr müsst nichts anderes tun, als die vorbeifliegenden schwarzen Beats zu berühren. Weiße Beats jedoch solltet ihr meiden. Der Trick bei der ganzen Sache ist, dass sich der Void-Fleck mit jedem gefressenen schwarzen Beat vergrößert. Dadurch wird er langsam und bewegt sich nun behäbig, was den Spieler recht verwundbar werden lasst. Mit einem Druck auf den A-Knopf kann man den Void aber zum Platzen bringen und er schrumpft auf seine Ausgangsgröße zurück. Warum dann nicht immer gleich zurückschrumpfen lassen? Ganz einfach: Je größer ihr euren Void wachsen lasst, umso mehr Punkte gibt er euch, wenn ihr ihn platzen lasst. Dies ist eine besondere Komponente von Void, denn hier könnt ihr zum ersten Mal selbst entscheiden, wieviel Risiko ihr eingehen wollt. Das gibt dem Spiel eine gewisse taktische Würze. Zusätzlich zu den vorher genannten Spielmechaniken habt ihr nun innerhalb des Levels Checkpoints, bei denen ihr per Continue weitermachen könnt. Das klingt schonmal viel netter als bei den vorherigen Spielen, jedoch werden euch ganz frech alle bisher ergatterten Punkte entzogen und eure Punktzahl beträgt wieder Null.

Bit.Trip Runner und Bit.Trip Fate unterscheiden sich von den bisher genannten Spielen etwas deutlicher. Nun steuert ihr Commander Video in seiner originalen Form. In Runner müsst ihr ganz im Sinne eines klassischen 2D Jump & Runs einen Level bezwingen. Jedoch bewegt sich Commander Video von ganz alleine in hoher Geschwindkeit durch das Level und ihr müsst nur mit Aktionen wie Springen, Ducken und Kicken auf die Anforderungen des Levels eingehen. Berührt ihr ein Hindernis, werdet ihr zum Start zurückkatapultiert und beginnt von vorne. Beim Durchlaufen des Levels könnt ihr zudem Goldbarren einsammeln, die euch zusätzliche Punkte bescheren. Auch zu finden sind rote dreidimensionale Kreuze, die euch beim Einsammeln gleich eine ganze Multiplikatorenstufe höherbringen. Hier zeigen sich die Zusatzeffekte bei jedem Ultra, Mega, Super oder Extra besonders nett. Habt ihr alle Goldbarren in einem Level aufsammeln können, dann erwartet euch ein Bonuslevel, was sehr stark an das Spiel Pitfall auf dem Atari 2600 erinnert. Reduzierter geht es kaum.
Bit Trip Fate erinnert stark an einen klassischen 2D Sidescrolling Shooter wie Gradius. Jedoch ist Commander Video an eine Wellenlinie gebunden und kann sich nur auf dieser bewegen. Ihr steuert Commander mit dem Analogstick des Nunchucks, während ihr den Pointer der Wiimote zum Zielen verwendet. Jeder besiegte Gegner bringt Punkte und ab und zu finden sich Powerups auf der Wellenlinie wieder, welche euren Schuss verändern oder verstärken. Dabei basieren die Power-Ups auf anderen Helden von Indiegames, zum Beispiel dem recht bekannten Meat Boy. Ganz klassisch besitzen die Fate Level auch einen Endboss, der zur Strecke gebracht werden will.
Pixel und Pieptöne, bis der Kopf raucht
Das Spiel wirft euch eine ganze Menge an den Kopf. Es ist nicht leicht zu beurteilen, ob man das nun gut oder schlecht finden soll. Betrachtet man das Spiel als eine Beschäftigung für zwischendurch, dann hat es durchaus seine Reize. Viele Punkte sammelt der Spielfluss, der euch durch Rhythmus und Audio mitzieht. Spielt ihr gut, ergänzt sich das Spiel immer weiter und es ergibt sich ein farbenfrohes Spektakel, das sich besonders gut in der Musik ausdrückt. Von den sechs Spielen kann Bit.Trip Runner etwas länger auf Trab halten. Das mag an den vielen Levels liegen, die man recht gut Stück für Stück abschließen kann. Auch Bit.Trip Beat und Bit.Trip Void wissen zu gefallen - zwei Spiele, die fordern und die Jagd auf Fehlerfreiheit versüßen. Mit Online-Highscorelisten, optionaler Schwierigkeitsgradanpassung und einer Menge Bonuslevel für Herausforderungen bietet euch diese Kollektion ein gutes Paket.

Aber alles was über die Beschäftigung für Zwischendurch hinausgeht, wird mit diesem Spiel nicht mehr befriedigt. Fans von alten Videospielklassiker auf der NES und der SNES fühlen sich wohl nur wenig berührt, wenn es um den Retroaspekt in dem Spiel geht. Man mag es sogar ganz frech Pseudo-Retro nennen. Das könnte daran liegen, dass Bit.Trip euch mit Effekten zuballert. Wer also die absolute Retro-Erfahrung sucht, der sollte lieber nach einem wirklich alten Spiel greifen. Es sei jedoch gesagt, dass die Grafik sehr stimmig und individuell ist. Nichts Herausragendes, aber dennoch interessant. Jedoch kann dieses Effektspektakel auch mal einfach nur stören. Das Spiel fordert bis zur höchsten Konzentration. Wenn dann jedoch bunte Meteoriten oder Hintergründe mit der gleichen Farbe wie die Pixel auftauchen, dann wird es schwierig, möglichst viele Punkte machen zu wollen, da man einfach nichts mehr sieht. Der Soundtrack ist Geschmackssache. Dadurch dass er sich immer erst aufbauen muss, wird er jedoch immer wieder anders erlebt - eine lobenswerte Eigenschaft. Die Musik ist abwechslungsreich und kann durchaus punkten. Aber sie kann auch schnell nerven oder sogar böse Ohrwürmer und Kopfschmerzen verursachen. Wenn ihr den Soundtrack aber mögt, könnt ihr euch auch außerhalb des Spiels daran erfreuen, denn Gaijin legt eine CD mit dem Bit.Trip Soundtrack bei. Eine nette Beilage.Fazit: Für 25 Euro bekommt ihr hier ein tolles Paket aus dem Bit.Trip-Universum geboten, mit dem ihr euch für Zwischendurch die Zeit vertreiben könnt. Das Paket beinhaltet fünfeinhalb Bit.Trip-Spiele, jede Menge Zusatzlevel, Freischaltbares, die Soundtrack CD und Zusatzeinstellungen wie Schwierigkeitsgrad und Online-Highscorelisten. Das Spiel ist sehr herausfordernd und nicht leicht zu knacken, locker-leicht und leger ist es also absolut nicht. Eine deutsche Übersetzung gibt es nicht, was das eigentliche Spiel absolut nicht stört - aber dennoch könnten besonders jüngere Spieler im Zusammenhang mit dem hohen Schwierigkeitsgrad dadurch entmutigt werden. Größter Minuspunkt ist jedoch die fehlende Langzeitmotivation. Die Musik und die Sounds können schnell auf die Nerven gehen und sind absolute Geschmackssache. Wer also nicht viel mit abstrakten pixeligen Darstellungen anfangen kann, der wird mit diesem Spiel nicht glücklich. Alle anderen, die auf Geschicklichkeitsminispiele stehen, greifen beherzt zu.
Von Stefan Finke
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| Wertung für das Spiel Bit.Trip Complete | |
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| 7.4 | Grafik Nette Effekte mit dem Versuch, Retro-Stimmung aufkommen zu lassen. Das gelingt zwar nicht, aber nichtsdestotrotz ist der Stil individuell und hat Charme. | |
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| 8.0 | Sound Der Soundtrack ist abwechslungsreich und toll ins Spiel eingearbeitet. Aber er kann schnell auf die Nerven gehen und sogar schonmal Kopfschmerzen verursachen. | |
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| 7.5 | Steuerung Die Steuerung ist recht genau, jedoch ist es unnötig, die Spielsteuerung auch auf die jeweiligen Menüs anzuwenden. So lässt sich jedes Menü anders bedienen. Viele werden sich zudem statt der Wiimote-Drehsteuerung einfach nur den Analogstick wünschen.
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| 7.9 | Gameplay Spaßig und herausfordernd für Zwischendurch. Leider hält die Motivation nicht lange an, da helfen auch die freischaltbaren Inhalte nicht weiter. Die simplen Spielprinzipe wurden jedoch gut umgesetzt. | |
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| 7.6 | Gesamt (Kein Durchschnitt der Einzelwertungen) | |
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Review: Bit.Trip Complete
HerstellerGaijin Games
GenreGeschicklichkeitsspiel
VersionPAL
Controller-VoraussetzungWiimote, Nunchuck, Classic Controller
Spieler1
SchwierigkeitsgradSchwer
Altersempfehlung
Ab 6 Jahren
60-Hz Modus
Ja
480p Modus
Ja
Widescreen Modus
Ja
DS Connectivity
Nein
Dolby Pro Logic II
Nein
Wifi-Connection
Ja
WiiConnect24 Support
Nein
Releaseerschienen
Preis (€)24.99
Innovationsfaktor
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