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Call of Duty: Modern Warfare 3
Review von Marcel Garling (mail) | 10.01.2012
Man könnte beinahe meinen sie sei eine EA-Sportsimulation, so regelmäßig sind die Abstände, mit denen sich die Call of Duty-Reihe alljährlich die Ehre gibt. Und jedes Jahr sind die Auswirkungen auf die Gamer-Szene gleich stark zu spüren: Die Internetforen überschlagen sich, sofort werden heiße Online-Gefechte ausgetragen und auf dem Schulhof sind die viel zu jungen CoD-Zocker leicht an ihren euphorischen Spielerlebnisberichten zu erkennen. Dieses Jahr hat man bei Activision allerdings noch stärker die Werbetrommel gerührt als sonst, schließlich stand auf dem PC und den HD-Konsolen der ultimative Wettstreit der Ego-Shooter an: Battlefield 3 ist wenige Tage zuvor erschienen und war bereit für den Kampf um den Genrethron. Bei all dem Getöse blieb für eine Fraktion allerdings nicht viel vom PR-Kuchen übrig: Die Wii-Version von Modern Warfare 3 fristet neben den HD-Ablegern geradezu ein unbekanntes Schattendasein, was sich auch schon in den Verkaufszahlen bestätigt hat. Doch ist dieser Umstand überhaupt berechtigt? Ist der Wii-Ableger der laut Verpackungstext „meistverkauften First-Person-Actionspielreihe der Geschichte“ wirklich so schlecht? Um das zu klären, haben wir uns für euch in die Schlacht gestürzt.

Modi über Modi…
Nach dem Einlegen der Disc eröffnen sich im Hauptmenü drei Möglichkeiten: Man kann entweder im Alleingang die Kampagne des Shooters durchspielen, sich im Multiplayer messen oder den neuen Modus „Spezialeinheit“ nutzen, um seine Fähigkeiten weiter zu trainieren. Zunächst widmen wir uns der Kampagne: Diese setzt in ihrer Story direkt da an, wo bei Modern Warfare 2 Schluss war. Da ist es natürlich schade, dass ausgerechnet der zweite Teil der Reihe nie für die Wii umgesetzt wurde, was der Nintendo-Fraktion den Einstieg ganz entscheidend erschwert. Im Grunde geht es darum, dem ultranationalistischen Terroristenführer Makarov das Handwerk zu legen, der schon im Vorgänger ein Gegner war und unter anderem das berüchtigte Flughafenmassaker geplant hatte. Um das zu erreichen, schlüpft man abwechselnd in die Rollen verschiedener Mitglieder der Army-Einheit Delta-Force und schlägt sich durch abwechslungsreich gestaltete Gebiete wie Manhattan, Afrika, Indien oder verschiedene europäische Großstädte. Dabei liefert man sich dann auch mal Schießereien in abstürzenden Flugzeugen, entgleisenden U-Bahn-Waggons oder Unterseebooten. Die actionreiche Aufmachung verleiht dem Einzelspielermodus seinen Reiz, der durch die professionelle deutsche Sprachausgabe und gut programmierte KI weiter gesteigert wird. Wenn man sich gerade durch einen Haufen Autowracks kämpft, während neben einem mal eben der Eifelturm umfällt (natürlich unter viel Geschrei der Kameraden) und wenn man aus der Luft einen Panzer nach dem anderen abschießt, dann weiß man, worauf dieses Spiel seinen Fokus legt. Mit etwa 10 Stunden Spielzeit ist die Kampagne zwar recht schnell durchgearbeitet, wer will, kann sich allerdings noch auf die Suche nach den geheimen Sammelobjekten machen und so wesentlich mehr Zeit mit dem Missionen verbringen.



Doch nun zum eigentlichen Kernstück eines Call of Duty, dem Mehrspielermodus. Was zuerst gesagt werden sollte: Multiplayer findet in diesem Spiel nur online statt, nach Splitscreen- oder Hot Seat-Spielmodi sucht man vergebens, was sehr schade ist und einen großen Minuspunkt darstellt. Übers Internet ist der Ego-Shooter dafür allerdings sehr umfangreich: Auf 16 komplett unterschiedlich gestalteten Karten (von der Wüste bis zur Großstadt ist alles dabei) kann man sich in einem von 10 Spielmodi sowohl im Team als auch einzeln messen. Vom klassischen „Capture the flag“ bis „Abschuss bestätigt“ reicht die Liste, die Abwechslung garantiert. Wer ausführlich spielt, steigt in der Stufe auf und schaltet Titel sowie Abzeichen frei, und wer ein Headset sein Eigen nennt, kann es in den USB-Port der Wii einstecken und so in Verbindung mit seinen Kollegen bleiben.

Ganz genau so faustdick hinter den Ohren hat es auch der Spielmodus „Spezialeinheit“. Man schlägt sich darin entweder alleine oder zu zweit auf einer der Multiplayerkarten durch, auf der immer wieder neue Gegnerhorden in Form von NPCs auftauchen. Diese werden mit jeder neuen Welle schwieriger zu besiegen, und man bekommt es schon bald auch mit Kampfhunden, Helikoptern und Selbstmordattentätern zu tun. In den 30-sekündigen Pausen zwischen den Gegnerwellen kann man sich gegen für Abschüsse verdientes Geld mit Waffen, Sprengsätzen und anderem nützlichen Arsenal versorgen. „Spezialeinheit“ packt den Spieler mit dem altbekannten „Komm, noch EIN Spiel“-Gedanken, man will unbedingt herausfinden, welche Tücken in der nächsten Stufe auf einen gewartet hätten, und ärgert sich, wenn man selbst daran schuld ist, dass das Zweierteam es doch nicht so weit geschafft hat.

Der Glanz des Krieges
Nach diesen ausschweifenden Ausführungen zu den Spielmöglichkeiten bleibt jetzt noch zu klären, wie sich das Gameplay im Allgemeinen anfühlt. Und man kann sagen: Auch an dieser Stelle kann das Spiel ganz klar punkten. Man kann entweder mit Wii-FB und Nunchuk (wahlweise eingesteckt in den Wii-Zapper) oder dem Classic Controller steuern. Zahlreiche Einstellmöglichkeiten, wie beispielweise die Drehgeschwindigkeit, Umkehrung der Drehachse oder die Zielhilfe, lassen eine Personalisierung zu und wer möchte, kann auch noch die Tastenbelegungen seinen Vorstellungen gemäß anpassen. Es stehen mehrere Profile zur Speicherung der Einstellungen zur Verfügung, sodass jeder Spieler die für ihn optimale Einstellung finden kann. Das Zielen mit dem Pointer ist anfangs gewöhnungsbedürftig, funktioniert aber und ist durchaus eine ernsthafte Alternative zur klassischen Gamepad-Steuerung. Was beim Spielen negativ auffällt, ist allerdings die Unterscheidung zwischen Freund und Feind. Nicht selten wird der farbig unterlegte Name erst relativ spät angezeigt und man weiß nicht, ob man wirklich schießen soll. Das Fadenkreuz, das sich beim Anvisieren eines Feindes rot färben sollte, tut dies vor allem im Singleplayer nicht immer und führt so teilweise zu nervigen Situationen.
Eine andere Schwäche des Spiels ist auch seine Grafik. Es ist klar, dass der Wii-Port eines HD-Spiels nicht an dessen Grafikpracht herankommt, ein bisschen schöner hätte das Ganze allerdings sehr wohl gestaltet werden können. Das Wasser in diesem Spiel ist weder durchsichtig noch spiegelt es, überhaupt sind Reflexionen und andere Lichteffekte sehr rar gesät, und die Gebäudemodelle sind oftmals mit eher groben Texturen versehen. Der Unschärfeeffekt nach einem Treffer überzeugt, ansonsten wurden viele der Effekte schlichtweg gestrichen. Abgesehen davon aber gleicht die Wii-Version von Modern Warfare 3 den HD-Ablegern wie ein Ei dem anderen. Die Gebäude stehen am selben Platz, die Quicktime-Events sind die gleichen, man bekommt ein vollwertiges MW3-Erlebnis serviert. Das zeigt sich auch im Ton, der trotz der Beschränkungen auf Dolby ProLogic II einen sehr schönen Raumklang liefert. Wenn man eine ordentliche Soundanlage besitzt, sollte man diese für Modern Warfare 3 auf jeden Fall benutzen, denn durch den bombastischen Sound des Krieges wird das Erlebnis wahrhaft intensiver.

Fazit:
Man sollte sich nicht dadurch täuschen lassen, dass sich Call of Duty: Modern Warfare 3 für Wii schlecht verkauft und bei einem gewissen Internethändler kaum Rezensionen dazu verfasst wurden. Die Wii-Version ist ein vollwertiger Ableger des Franchises geworden und braucht sich im Grunde nicht zu verstecken, weder was die Action angeht, noch die Steuerung oder den Online-Mehrspielermodus. Schmerzlich vermisst wird allerdings der lokale Multiplayer, wodurch man sich im Freundeskreis leider mehrere Kopien des Spiels anschaffen muss, um sich zu messen. Die Grafik hätte auch schöner sein dürfen, erfüllt aber ihren Zweck und stört die geniale Atmosphäre nicht, die das Spiel vor allem in der Kampagne aufbaut. Call of Duty: Modern Warfare 3 ist empfehlenswert für jeden Wii-Spieler, der die Online-Herausforderung sucht und keine HD-Konsole besitzt.

Von Marcel Garling
Wertung für das Spiel Call of Duty: Modern Warfare 3
Wertungen Beschreibung
6.0Grafik
Zweckmäßige Darstellung, die mit wenigen Effekten versehen ist.
9.0Sound
Deutsche Sprachausgabe, schöner Raumklang und passende Musikuntermalung lassen den Spieler ins Geschehen eintauchen.
8.5Steuerung
Mit der gut umgesetzen Pointernutzung und der klassischen Gamepadsteuerung mit vielen Einstellmöglichkeiten ist für jeden etwas dabei.
8.5Gameplay
Sowohl der Story-Modus als auch das Belohnungssystem im Multiplayer motivieren, und mit Freunden macht der Shooter gleich doppelt so viel Laune. Schade, dass auf einen Splitscreen-Modus vollkommen verzichtet wurde.
8.4Gesamt
(Kein Durchschnitt der Einzelwertungen)



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