Review von Lars Peterke (mail) | 27.11.2011
Minispielsammlungen gibt es für die Wii wie Sand am Meer. Und offenbar scheint es sogar eine Zielgruppe zu geben, die regelmäßig mit einem neuen Titel versorgt werden will. Und da Wii Play Motion jetzt schon ein Weilchen her ist, kommt neben Go! Vacation jetzt das nächste Minispiel-Sammelsurium zum Weihnachtsgeschäft. Dieses ist verdammt früh dran, wenn man einmal das Setting bedenkt: auch wenn die nächsten Olympischen Sommerspiele erst in einem halben Jahr beginnen, lässt Nintendo schon mal jetzt Mario, Sonic und ihre Kumpanen erneut zum Goldwettstreit antreten. Wir haben uns den Titel angesehen und wollen vergleichen, ob er an die guten Leistungen des ersten Teils heranreicht und ob er aus den Fehlern der Winterspiel-Ausgabe gelernt hat.
Partyspiel durch und durch
Nach einer charmanten und bunten Intro-Sequenz landet man im Hauptmenü, in dem ganz oben der Punkt „Einzelmatch“ steht. Hier könnt ihr allein oder mit Freunden ganz problemlos ein schnelles Spiel starten und gegenseitig eure Rekorde brechen. Dabei habt ihr die Auswahl aus stattlichen 21 Disziplinen. Zusätzlich gibt es noch zehn Traumdisziplinen, die sich meist an normalen Disziplinen orientieren, in ihrer Durchführung aber wesentlich verrückter daherkommen. Zum Bestreiten der Spiele könnt ihr aus insgesamt 20 Charakteren wählen. Wem das nicht reicht, der kann auch mit seinem eigenen Mii antreten, der sich zudem mit vielen freischaltbaren Objekten verschönern und einkleiden lässt.

Jede einzelne Disziplin zu erläutern, würde den Rahmen des Reviews sprengen, doch einige markante Neuheiten sollten hier erwähnt werden. So gibt es neben den klassischen Turn- und Lauf-Disziplinen nun beispielsweise die Disziplinen Fußball, Springreiten, Beachvolleyball oder Badminton. Allgemein wird dadurch ein guter Mix kreiert. Ein paar wenige Sportarten aus dem ersten Teil, wie etwa Bogenschießen, mussten hierfür jedoch Platz machen.
Wählt ihr eine Disziplin aus, werdet ihr im Folgebildschirm direkt nach der Anzahl an Spielern und der gewünschten Teamkonstellation gefragt. Je nach Disziplin könnt ihr im Versus, Team-Versus oder Co-Op gegeneinander oder miteinander antreten. Diese Fragen werden vor jeder Partie gestellt und auch die Charakterauswahl erfolgt jedes Mal auf’s Neue, sodass sich der „Einzelwettkampf“-Modus perfekt für Partyabende eignet, weil hier schnelle Controller- und Spielerwechsel kein Problem sind.
Habt ihr eure Auswahl getroffen, bekommt ihr ganz im Stil von Mario Party die Steuerung erklärt. Die ist nicht immer optimal geschildert, erschließt sich aber schon nach ein, zwei Runden und geht prägnant in Fleisch und Blut über. Ein Großteil der Minispiele kann schon allein mit der Wii-Fernbedienung gespielt werden. Und falls bei einem Spiel nicht alle Spieler parallel, sondern hintereinander antreten, reicht auch eine Fernbedienung für alle. Ansonsten wird der Spieler, der als Nächster an der Reihe ist, durch einen lauten Ton aus seiner Wii-Fernbedienung heraus auf diesen Umstand aufmerksam gemacht. So kann die Partyclique sogar während des Spielens durch die Bude wuseln.
Nix für Solisten
Unsortiertes Absolvieren verschiedener Minispiele klingt für Einzelspieler nicht unbedingt spannend. Leider schafft der zweite Modus mit dem Namen „London-Party“ hier keine Abhilfe. Falls man sich für diesen Menüpunkt entscheidet, findet man sich plötzlich inmitten eines zweitrangigen Mario-Party-Abklatsches wieder. Hier wählt ihr eine Spielfigur, durchstöbert mit ihr eine kleine London-Karte und sammelt Symbole oder sucht Charaktere aus den Mario- oder Sonic-Universum. Diese lassen euch dann verschiedene Minispiele oder Quizrunden absolvieren, für die ihr bei Erfolg Stickermarken sammelt. Diese können nach jeder Runde auf euren Stickerbogen geklebt werden. Wer seinen Bogen zuerst komplett mit Stickern füllt, gewinnt.

Die Idee, einen etwas umfangreicheren Party-Modus in das Spiel zu integrieren, ist generell nichts Schlechtes, blöderweise spielt dieser sich so rudimentär, dass man ihn einmal ausprobiert und dann nie wieder spielt. Junge Fans finden das vielleicht witzig, aber alle anderen werden wohl über die inspirationslose Umsetzung erschrocken sein und lieber die Minispiele separat spielen, da dies wesentlich kurzweiliger ist.
Dummerweise gibt es in Mario & Sonic bei den Olympischen Spielen London 2012 nichts Weltbewegendes freizuspielen, da alle Charaktere und Minigames schon von Beginn an verfügbar sind. Lediglich Rubbelkarten erhaltet ihr beim Absolvieren der Disziplinen, die ihr gegen Musikstücke aus verschiedenen Videospielen von Mario und Sonic oder diverse Kostüme für eure Miis tauschen könnt. Zusätzlich gibt es Achievements und Sticker, die ihr in der „London-Party“ sammelt. Diese haben jedoch keinerlei Auswirkung auf das Spiel.
Die Technik: ein Schritt zurück in die richtige Richtung
Beim letzten Ableger der Reihe hatten wir Einiges an Kritik anzumerken, die sich auf die Steuerung des Spiels bezog. Vieles war zu schwammig und die bestimmt gut gemeinte Integration des Balance Boards verschlimmbesserte die Spiele eher. Offenbar haben dies auch die Entwickler eingesehen, weshalb man in der London-Sause kein einziges Spiel für das Balance Board findet. Stattdessen konzentrierte man sich voll und ganz auf Wii-Fernbedienung und Nunchuk und ließ sich auch nicht auf MotionPlus-Spielereien ein, die etwa beim Fechten eine theoretische Bereicherung gewesen wären.
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Die logische Folge: Jedes Spiel lässt sich gut spielen und es bedarf nur wenig Übung, bis man alle Bewegungsgesten kennt. Merkwürdige Aussetzer gibt es nie und falsche Bewegungen haben nicht unmittelbar eine Auswirkung, da alle Bewegungsinteraktionen recht klar voneinander abgegrenzt sind.
Auch in Sachen Präsentation hat man nichts anbrennen lassen. Die Grafik bewegt sich auf einem soliden Niveau und punktet besonders bei den Charakteranimationen, wobei hingegen die Minispiel-Umgebungen einen Tick schöner sein könnten. Dafür versprüht der orchestrale Soundtrack gepaart mit dem schön implementierten Designstil von „London 2012“ ordentlich Olympia-Charme. Und wer mal nicht den vorgegebenen Spielklängen lauschen will, der kann in den Optionen für jede Disziplin eigene Musikstücke auswählen, sofern diese vorher freigeschaltet wurden. Fazit: Ein gesundes Maß an Skepsis war nach dem letzten Teil der Reihe angebracht, doch bestätigt wurde sie glücklicherweise nur in manchen Bereichen. Generell lässt sich über „Mario & Sonic bei den Olympischen Spielen London 2012“ sagen: für Einzelspieler ein durch und durch karger Titel, für zünftige Heimolympiaden in trauter Runde hingegen ein wahres Brett und vielleicht sogar DER Multiplayer-Titel 2011 für die Wii. Die Entwickler haben die Schwächen in der Steuerung ausgemerzt und die neuen Disziplinen wie Fußball oder Beachvolleyball machen richtig Spaß und bringen ein schönes Maß an Abwechselung in das Minispiel-Aufgebot. Bei der Wertung des Spiels wird es daher ein wenig schwierig mit der Objektivität. Ich persönlich hatte ein bis zwei unterhaltsame Stunden mit dem Titel, legte ihn danach aber bereits an die Seite. Zum einen, weil ich keine Lust mehr hatte und zum anderen, weil sofort der Entschluss heranreifte, eine Facebook-Veranstaltung zu erstellen, um das Spiel im Rahmen eines großen Spieleabends gehörig zu zelebrieren. Denn hier zieht der Titel alle Register. Zusammen mit der technisch einwandfreien Umsetzung und der tollen Präsentation kommt der Titel also gut weg und ist unsere klare Kaufempfehlung für alle Wii-Besitzer, die nach überstrapazierter Mario-Kart- und Smash-Bros.-Auslastung auf der Suche nach einem neuen Multiplayer-Kracher sind. Hier ist er.
Von Lars Peterke
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| Wertung für das Spiel Mario & Sonic bei den Olympischen Spielen London 2012 | |
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| 7.8 | Grafik Schöne Charakteranimationen und das tolle „Olympia 2012“-Design punkten, nur die Minispiel-Umgebungen sehen stellenweise nicht sonderlich hübsch aus. | |
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| 8.0 | Sound Olympische Klänge, gewohnt charmant-quietschige Charakter-Sprüche und Ohrwurm-Melodien aus diversen Mario- und Sonic-Videospielen. | |
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| 7.9 | Steuerung Keine unnötigen Spielereien und eine angenehme Reduzierung auf das Wesentliche, wodurch ein leichter Spieleinstieg bei noch genügend vorhandenem Anspruch möglich gemacht wird. | |
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| 8.5 | Gameplay Durch die Bank unterhaltsame und kurzweilige Minispiele, die besonders auf Partys ordentlich Stimmung machen. Für Einzelspieler gibt es bis auf ein paar freischaltbare B-Extras nichts zu entdecken. | |
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| 8.2 | Gesamt (Kein Durchschnitt der Einzelwertungen) | |
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