Review von Oliver Fengkohl (mail) | 15.11.2011
Tests zu Sportspielserien von EA Sports sind eine Sache für sich. Sie versuchen Formulierungen wie „Alle Jahre wieder“ oder „alljährlich“ zu vermeiden und versuchen krampfhaft, jede noch so kleine Erneuerung des aktuellen Ablegers explizit zu erwähnen, um Kenner der Vorgänger beim Lesen nicht zu langweilen. Manchmal jedoch kann selbst das akribische Suchen nach Neuerungen nicht helfen, da die Entwickler scheinbar nur die Saison-Updates des jeweiligen Jahres vorgenommen haben, das Spiel ansonsten aber nicht weiter verändern. Ob das bei FIFA 12 der Fall ist oder ob EA Sports mit seinem Fußball-Aufguss zu überzeugen weiß, verrät euch unser Test.
Ich wäre so gerne Trainer
Ein kurzer Blick ins Menü genügt, um sich heimisch zu fühlen: Vom guten alten Freundschaftsspiel bis hin zu den aus dem Vorgänger bereits bekannten Wii-exklusiven Modi wie Hallenfußball oder Straßenfußball. Diese machen nach wie vor jede Menge Laune, nach Verbesserungen in Form von neuen Match-Typen oder Power-Ups sucht man jedoch vergebens.
Die eine oder andere Erneuerung hat es dann aber doch ins Spiel geschafft. So gibt es nun einen rundum erneuerten Manager-Modus, der sich Sachen Umfang und Spieltiefe mittlerweile mit seinen HD-Vorbildern konkurrieren kann. Das Strukturieren und Analysieren von Trainingseinheiten ist nun ebenso möglich wie das punktuelle Aufwerten eures gesamten Trainerstabes. Dabei dürft ihr natürlich nicht wahllos mit Geld um euch schmeißen, nur sinnvolle Transfers führen euer Team in der Tabelle weiter nach oben. Ein gewisser Herr Felix M. aus W. würde aufgrund dieses Konzeptes den Manager-Modus von FIFA 12 sicherlich nicht anrühren, alle anderen können aber einige spaßige Stunden mit dem Modus verbringen.

Eine weitere Erneuerung stellt der Städtepokal-Modus dar, in dem ihr eure eigene fiktive Kleinstadt sukzessive den Fußball-Olymp erklimmen lasst. Ihr müsst dabei auf dem Spielfeld bestimmte Vorgaben erfüllen, sei es ein Kopfballtor oder ein Diagonalpass, um Archivements in Form von Population zu erhalten. Mit der kontinuierlich wachsenden Bevölkerungsdichte kann euch euer Team immer weiter Gestalt annehmen, um dann schließlich gegen andere Städte im namensgebenden Städtepokal anzutreten. Die Archivements freizuspielen ist teilweise gar nicht so einfach und lässt den ambitionierten Spieler seine Grenzen ausloten. Hat man die Vorgaben letztendlich erfüllt, freut man sich umso mehr über den Bevölkerungszuwachs.
Bumm, Schuss, Tor. Wie immer, oder?
FIFA 12 bietet an Lizenzen alles, was das Fußballherz begehrt. 30 lizenzierte Liegen mit mehr als 12.000 Spielern stehen euch zur Auswahl. Dabei wurde alle Transfers der Saison 11/12 getätigt. So spielt Nuri Sahin nun bei Real Madrid, während Manuel Neuer die Schuhe für den FC Bayern schnürt. Entscheidend ist allerdings auf’m Platz und da hat sich seit FIFA 11 absolut gar nichts getan. Wie gehabt, könnt ihr euch zwischen der Classic-Controller-Variante, der Kombination aus Wiimote und Nunchuck oder der einsteigerfreundlichen Wiimote-Steuerung entscheiden. Die Steuerung mit der Wiimote und Nunchuck geht dabei am besten von der Hand, auf exzessives Wiimote-Schwingen wurde glücklicherweise verzichtet. So passt ihr auch mit dem A-Knopf durch die Reihen, vollendet mit dem B-Trigger und grätscht in der Abwehr mit einer ruckartigen Bewegung der Wiimote. Alles wie gehabt.

Doch nicht nur die Steuerung, sondern auch Spielmechanik, Sound und vor allem die Grafik sind identisch zum Vorgänger. Ihr geht weiterhin sehr arcadelastig zu Werke, was wohl bedeutet, dass sich diese Methode frei von zu viel Realismus als Spielmechanik der Wii-Versionen etabliert zu haben scheint. Meint man es also gut mit EA, darf man die Eins-zu-Eins-Übernahme als den endlich getätigten Schritt hin zur Kontinuität bezeichnen, doch bleibt ein ziemlich negativer Beigeschmack, wenn man bedenkt, dass wirklich keine Verbesserungen vorgenommen wurden. In Sachen Passspiel und Spielgeschwindigkeit hätte sicherlich einiges getan werden können, doch sind weit und breit keine Verbesserungen zu erkennen.
Moderner Fußball sieht anders aus
Wie bereits erwähnt, hat sich auch in Sachen Sound und Grafik nahezu nichts getan. Wie schon im letzten Jahr werden die Spiele von Frank Buschmann und Manfred Breuckmann kommentiert, die nun mit einer Hand voll neuer Sätze aufwarten. In Sachen Grafik bleibt auch alles beim Alten: Das Spiel versucht gar nicht erst, den Photorealismus der HD-Kollegen nachzuahmen, sondern konzentriert sich darauf, zur arcadigen Spielmechanik zu passen. Das gelingt ihr mit Spielermodellen im Comic-Look und kräftigen Farben recht gut, doch tat sich das auch schon in FIFA 11. Die matschigen Texturen aus dem Vorgänger wurden allerdings ebenso übernommen. Gerade im 480p-Modus werden die grafischen Schwächen des Titels deutlich.

Ein weiteres Indiz dafür, dass es sich bei FIFA 12 diesmal leider um einen etwas lieblosen Aufguss handelt, ist die Tatsache, dass sämtliche Online-Modi ersatzlos entfernt wurden. Konnte man sich in FIFA 11 noch spaßige Zwei-gegen-Zwei-Duelle im Netz liefern, schaut man als Besitzer des Nachfolgers in die Röhre und muss wohl in diesem Jahr umso mehr neidisch auf die Versionen für die Xbox360 und PS3 blicken.
Fazit: Manchmal fragt man sich schon, ob EA die Wii-Gemeinde wirklich ernst nimmt. Während die HD-Versionen jedes Jahr durch sinnvolle Neuerungen verbessert werden, sieht sich der Wii-Spieler mit einer großen Portion Warmgemachtem konfrontiert. Freute man sich noch im letzten Jahr über die das gelungene Arcade-Gameplay und den Online-Modus, stagniert die Serie in diesem Jahr und in Sachen Online-Modus macht sie sogar einen Rückschritt. Der verbesserte Manager-Modus und der Städtepokal sowie die altbewährten Modi machen natürlich weiterhin Spaß, doch sollte man, wenn man auf die neusten Transfers verzichten kann, zum Vorgänger greifen und dieser Fakt ist ein Armutszeugnis. Braucht ihr allerdings unbedingt die neusten Lizenzen, ist FIFA 12 natürlich immer noch ein grundsolides Fußball-Spiel, welches euch für so einige Stunden zu unterhalten weiß.
Von Oliver Fengkohl
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| Wertung für das Spiel FIFA 12 | |
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| 6.0 | Grafik Netter Comic-Look, der allerdings ein wenig matschig daherkommt. | |
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| 8.0 | Sound Soundtrack und Kommentatoren auf gewohnt gutem Niveau. | |
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| 8.9 | Steuerung Die gelungenen Steuerungsvarianten aus dem Vorgänger wurden komplett übernommen und funktionieren weiterhin tadellos. | |
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| 7.0 | Gameplay Bis auf 1,5 neue Modi ist alles beim Alten geblieben. Das Arcade-Gameplay weiß zu gefallen, doch sind die ausgebliebenen Verbesserungen einfach nur ärgerlich. | |
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| 7.0 | Gesamt (Kein Durchschnitt der Einzelwertungen) | |
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